Tel Aviver Nächte bleiben lang – auch die Corona-Pause wird daran nichts ändern

Die fünf besten Clubs in Israels Party-Metropole im Überblick

Nachtschwärmerinnen in Tel Aviv© YEHUDA RAIZNER, AFP

Von Tina Adcock

Auf was freut man sich als deutsche Studentin an der Tel Aviv University – neben dem Privileg seinen Abschluss an einer der weltbesten Universitäten abschließen zu dürfen und Wissen von Professoren aufsaugen zu können – am meisten? Richtig, auf das Meer, die Sonne, das großartige Essen und die unvergesslichen Nightlife-Erlebnisse in einer Stadt, die, wie man so schön sagt, nie zu schlafen scheint.

In diesem Artikel möchte ich, trotz und vielleicht auch gerade wegen des Coronavirus-Wahnsinns, einige meiner Lieblingsclubs vorstellen und somit das Licht auf ein Leben jenseits von Krankheit, Krisen und Konflikten lenken, das man in Tel Aviv wie in keiner anderen Stadt im Nahen Osten zu feiern versteht. Also Le Chaim und Yallah Habibis – los gehts!

 

1) HaHoog Hazfoni

Diese Bar ist direkt am Haupteingang der Tel Aviv University im Stadtteil Ramat Aviv gelegen und bietet, neben einem entspannten Ambiente zwischen Palmen, Lichtern und stets gut gelauntem Personal, auch zwischen den Vorlesungen einen beliebten Treffpunkt für eine kalte Limonade, oder auch ein Alexander-Bier, sowie wirklich gutes Essen.

Doch am Abend erwacht die Bar erst richtig zum Leben und bietet für Studenten sogenannte Armband-Angebote, die, vor allem für Tel Aviver Preise, wirklich günstig sind. Für etwas über 70 Schekel kann man den ganzen Abend Weine, Bier und einige Mixgetränke genießen. Meine Empfehlung: Die hausgemachte Limonade mit Minze und Arak. Wer es gerne härter mag, kann ein Armband für etwas über 90 Schekel erwerben und dann den ganzen Abend auch Tequila u.ä. zu sich nehmen. Sollte man zu speziellen Anlässen vorbei schauen wollen, wie ich dies mit meinen Mitbewohnern und Freunden zu Silvester getan habe, dann lohnt es sich einen Tisch vorab zu reservieren, da die meisten Studenten zum einen die Nähe zum Wohnheim und natürlich das Flair der Bar hoch schätzen, und es fast immer voll ist. Dieser Fakt hindert allerdings weder die Gäste, noch die Mitarbeiter daran, die ganze Nacht durchzutanzen und zu singen. Gerade für Studenten, die noch relativ neu in Israel sind und noch nicht viele Kontakte geknüpft haben, lohnt es sich einen Abend in der Studentenbar zu verbringen, da es dort nicht allzu lange dauert, bis man sich ganz in das Gefüge aus Tanz, guter Laune und Umarmungen einfügt.

 

2) Kuli Alma

Der für mich beste Club in Tel Aviv ist das Kuli Alma, welches im Süden von Tel Aviv gelegen ist. Nirgendwo sonst kann man das New York von Israel in einer Nussschale so kennenlernen, wie in dem von außen eher unscheinbar wirkendem Club. Sobald man ihn jedoch betritt, wird man vom Florentiner Charm der Umgebung aufgesogen. Das Essen ist vorzüglich, vor allem die verschiedenen Pizzen sind einen Bissen wert. Die Preise sind für Clubs in Tel Aviv normal und meine persönliche Empfehlung ist: Heidelbeer-Eistee mit Vodka – köstlich!

Sollte man mit seinen Freunden einen Clubabend planen, lohnt es sich auf der Website der Location vorbeizuschauen, da zahlreiche und vor allem unterschiedliche Konzerte und DJs dem Club ihre Aufwartung machen. Es findet sich dort in jedem Fall alles von Elektro bis Hip Hop und auch die wechselnden Kunstausstellungen, an denen man leichtfüßig vorbeitanzt, sind erwähnenswert, weil dadurch, trotz mehrmaligem Besuch, die Location immer wieder ein wenig anders aussieht. Selbst die stillen Örtchen sind ein künstlerischer Höhepunkt und musikalisch eine Abwechslung, da dort immer guter alter Rock’n Roll abgespielt wird, der an die Zeiten der Großeltern und den Aufbaut von Israel erinnert.

 

3) Der Flohmarkt in Jaffa

Wer es nach den ganzen Tanzerlebnissen ein wenig ruhiger angehen will (aber hoffentlich nicht zu sehr, denn dann ist Jerusalem eher the place to go), findet tagsüber auf dem sogenannten „Flea Market“ in Jaffa den geeigneten Platz. Dort werden in guter alter Nahost-Markt-Manier die verschiedensten Sachen zum Verkauf angeboten. Von Nahrungsmitteln über Schmuck bis zu Gewürzen ist hier alles zu finden. Dies lohnt sich vor allem für Studenten, da die Nahrungsmittel zumeist wesentlich billiger sind als in den israelischen Supermärkten, und man eine Fülle an jüdischen und arabischen Händlern antrifft, an denen man seine sprachlichen Fähigkeiten und Verhandlungsmethoden unter Beweis stellen kann. Kleine Erfolgserlebnisse spornen den studentischen Geist an, und so begann es einer meiner Lieblingsmärkte zu werden, nachdem ich erfolgreich auf Arabisch (was ich im Rahmen meines Masters in Middle Eastern Studies an der Tel Aviv University erlernte) eine Halskette reduziert gekauft hatte und – weil ich mich so sehr bemüht habe den Akzent exakt zu treffen – die zweite Halskette geschenkt bekam. Nahost-Friedenspolitik im Alltag.

Doch zurück zum Nachtleben auf dem Flohmarkt. Am Wochenende werden am Abend alle Ladentheken im wahrsten Sinne des Wortes hochgeklappt und die Stände verwandeln sich in kleine Bars, in denen man wunderbar Barhopping, also das Trinken eines Getränks und dem anschließenden Weiterziehen in die nächste Bar, betreiben kann. In jeder Location gibt es eine neue Spezialität zu entdecken, neue Leute kennenzulernen, neue Musik zu genießen und eine neue Hookah- (hier auch als Shisha bekannt) Sorte zu probieren. Vor allem Freitagabend gilt dieses Areal als Vorbereitung für die Clubs. Der Spruch „In Jerusalem wird gebetet, in Haifa wird gearbeitet und in Tel Aviv wird gefeiert“, hat viel Wahres in sich.

 

4) The Block

Dieser Club ist mitten im Herzen von Tel Aviv gelegen und ist sowohl riesig als auch berühmt für seine Techno- und House-DJs. Wer seinen Herzschlag also der elektronischen Tanzmusik verschrieben hat, ist hier genau richtig. Die Beats spiegeln allerdings auch ein wenig die Preise wieder, denn die Getränke rangieren eher im höheren Kreditkartenbereich, auch wenn sie zugegebenermaßen natürlich auch nicht am hochwertigen Alkohol sparen.

Die DJs rangieren von lokalen bis zu internationalen Größen, und mein kanadischer Mitbewohner, der mich mehr oder weniger zu einem Besuch genötigt hat, lag mit einer Sache richtig – der Club ist immer angenehm gefüllt, aber nicht überfüllt und die Stimmung ist so gut, dass selbst ich die halbe Nacht durchgetanzt habe.

 

5) Lima Lima Bar

Wer, wie ich, lieber seine Hüften zu Hip Hop und auch Reggaeton schwingt, der ist im Lima Lima Club genau richtig. Hier sind nicht nur die Purim-Parties legendär, sondern jeder Besuch bietet ein Erlebnis in Bezug auf die Sefardi-Szene in Israel und deren unterschiedliche Musikrichtungen, Drinks und Stimmungen. Vor allem im Bereich Reggaeton habe ich in Tel Aviv bisher keinen anderen Club gefunden, der derart verschiedene Künstler dieser Sparte präsentieren kann. Auch mit der Cocktailkarte kann das Lima Lima glänzen – vor allem südamerikanische und spanische Spezialitäten werden hier angeboten und die Qualität ist muy bien. Die Preise rangieren zwischen normal und leicht gehoben, was angesichts der guten Musik, dem außergewöhnlichen Ambiente und den stets gutgelaunten Mitarbeitern durchaus zu verkraften ist.

Alles in allem kann ein Artikel nicht reichen, um die zahlreichen Locations in Tel Aviv würdig zu präsentieren. Vor allem als deutsche Studentin ist man immer wieder über die Entspanntheit und die gute Laune der Angestellten überrascht, egal zu welcher Uhrzeit und egal in welchem Zustand sich die Gäste befinden. Die DJs, ob Residents oder Gäste, sind niemals genervt, wenn man sie doch einmal um das Abspielen eines Lieblingslieds bittet, und die Geselligkeit der Israelis bietet nicht nur die Gelegenheit neue Freunde zu gewinnen, sondern auch zu erkennen, dass Israel nicht nur Konflikt, Krieg und Anspannung ist, sondern viel mehr das Leben an sich zu feiern versteht. Der Nahostkonflikt? Der spielt in der israelischen Party-Szene keinerlei Rolle und das ist auch gut so. Es wird getanzt, diskutiert, umarmt und zusammen getrunken, was das Zeug hält und somit ist es nicht nur ein besonderer Platz um Spaß zu haben, sondern auch um sich eventuell bestehender Vorurteile zu entledigen und neue, vielleicht vormals ungeahnte, Freundschaften zu knüpfen.

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