Die Poesie der Steine – Fotografien jüdischer Lebenswelten in der Liebermann-Villa

Hélène Binet, Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin, Deutschland, 
November 2021, digital c-print


Es sind Häuser, die von Sehnsucht, Aufbruch und Zugehörigkeit erzählen – erbaut von jüdischen Familien, die in Europa endlich Heimat fanden. Ihre Villen und Landhäuser spiegeln den Stolz einer Zeit, in der Bildung, Kunstsinn und Weltoffenheit den gesellschaftlichen Aufstieg begleiteten. Die Schweizer Architekturfotografin Hélène Binet spürt diesem Glanz vergangener Tage nach und fängt in ihren Bildern die leise Melancholie jener Orte ein, die einst Lebenswelten des Judentums waren. In der Berliner Liebermann-Villa werden ihre Aufnahmen nun gezeigt – als poetische Reise durch Europas jüdisches Erbe und die Erinnerung daran, was schon einmal verloren ging und doch weiterlebt, aber schon wieder vom Untergang, dieses Mal von islamischer Zuwanderung, protegiert von woker, grün und linker Politik sowie Medien, bedroht ist. (JR)

Von Marie Wilke

In England waren sie populär: die Landhäuser. Als es auch Juden dort erlaubt war, ab den 1830er Jahren Land zu besitzen, kamen prächtige Herrenhäuser dazu. Sie repräsentierten den Status, den sie in der Gesellschaft errungen hatten, sowie gleichzeitig ihre Integration in der Gesellschaft. Die University of Oxford hat mit dem Jewish Country House Projekt solche Landsitze aufgespürt und ganz Europa miteinbezogen, darunter Italien, Frankreich, Tschechien und Deutschland. Auch die Liebermann-Villa am Wannsee reiht sich darin ein. Die Fotografin Hélène Binet hat den Auftrag erhalten, einige Juwelen dieses europaweiten architektonischen Erbes zu portraitieren. Dabei ging es darum, den speziellen Charakter der Häuser hervorzukehren, anstatt bloße Dokumentararbeit zu leisten. Impressionen dieser Häuser in Schwarzweiß und Farbe sind nun in der Ausstellung „Vision und Illusion“ in der Liebermann-Villa zu sehen.

 

Das „Jewish Country House“

Der Begriff ‚Jewish Country House’ ist hier weit gefasst: Es geht um Häuser, die Juden entweder gebaut, umgebaut oder besaßen. Interessanterweise war bei all den Bauten kein jüdisches Spezifikum auszumachen, nicht einmal eine Mesusa. Den Anfang macht hier das fürstliche Waddesdon Manor in Buckinghamshire, wo die Ausstellung bereits im Sommer zu sehen war. Während die Kuratorin Juliet Carey dort bei ihrem Arrangement der Bilder ähnliche Motive aus verschiedenen Anwesen zusammenbrachte, beispielsweise florale Ornamente, setzt die Kuratorin Viktoria Krieger hier auf Örtlichkeit und schafft so eine spannende Entdeckungsreise durch Europa.

Das zwischen 1874 und 1889 errichtete Waddesdon Manor ist dem Baron Ferdinand de Rothschild zu verdanken, ein Bankier und Politiker, der seine Liebe zu Frankreich damit sichtbar machte. Es hat das Antlitz eines Schlosses, das den Renaissance-Stil eines französischen Chateaus zum Vorbild hat – so wie sie entlang der Loire zu finden sind. Das imposante Anwesen, umgeben von fast 50ha Land, sollte seinen hochrangigen Gästen Erholung bieten und seine reiche Kunst- und Antiquitätensammlung samt französischen Möbeln des 18. Jahrhunderts zur Schau stellen. Seine Affinität zu Frankreich ist vermutlich auf seine Geburtsstadt Paris zurückzuführen, obwohl seine Eltern österreichischer bzw. englischer Herkunft waren. 1957 übergab die Familie Rothschild das Haus dem National Trust, um es zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Fotos zeigen kunstvolle Detailansichten von Türmchen, Dächern und Säulen. Um sich ein Gesamtbild des Hauses mit seinen 240 Zimmern zu verschaffen, sei die Webseite desselben bzw. ein Besuch zu empfehlen.

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