Kollateralschäden der „bunten Vielfalt“ oder die schnelle Gewöhnung der Deutschen an die vorwiegend islamische Gewalt

Vor wenigen Jahren noch waren Axt-Angriffe und Autoramm-Attacken in Deutschland nahezu unbekannt und undenkbar – heute erregen sie kaum noch die Gemüter zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen.

Von Thilo Schneider

„Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel. Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Das Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden. Eine Einwanderungsgesellschaft zu sein heißt, dass sich nicht nur die Menschen, die zu uns kommen, integrieren müssen“.

(Aydan Özoguz, stellvertretende SPD-Vorsitzende und Flüchtlingsbeauftragte 2015)

Können Sie sich noch an den 14. Juli 2016 erinnern? An diesem Tag fuhr Mohamed Lahouaiej Bouhlel mit einem LKW die „Promenade des Anglais“ in Nizza im Auftrag seines Gottes entlang und pflügte durch knapp 500 Menschen, die nicht mehr wollten, als ihren Feierabend genießen. Am 19. Dezember 2016 wiederholte sich mit Anis Amri das Geschehen auf dem Weihnachtsmarkt des Breitscheidplatzes in Berlin. Beide Vorfälle dürften Ihnen noch im Kopf sein. Am 22. März 2017 fuhr ein gewisser Khalid Massood mit einem gemieteten Hyundai Tucson in eine Menschenmenge auf der Westminster Bridge in London, mit nur zwei Toten war man in England glimpflich bedient, der Vorfall geriet schnell in Vergessenheit. In Stockholm gab es einen gleichartigen Anschlag mit „nur“ fünf Toten und „nur“ vierzehn Verletzten am 7. April 2017. Diesmal war der Täter ein Usbeke, auch hier reklamierte der IS die Tat für sich. Ohne die Recherche zu diesem Artikel wäre ich nicht mehr auf diesen „Vorfall“ gekommen. Einen im wahrsten Sinne des Wortes „Trittbrettfahrer“ gab es dann am 19. Juni 2017, diesmal fuhr ein Engländer mit seinem Lieferwagen gezielt in eine Gruppe von Muslimen. Auch dieses Ereignis ging etwas unter, es gab „nur“ einen Toten. Mit etwas Glück und gutem Gedächtnis ist Ihnen aber noch der 17. August 2017 im Kopf, da fuhr ein Marokkaner einen LKW in eine Menschenmenge in Barcelona. Da es hier immerhin 14 Tote und über 100 Verletzte gab, dürfte es hier bei einigen Lesern „klingeln“. Auch hier hatte der IS seine Finger im Spiel.

Nizza, Berlin, London, Limburg, Stockholm, Barcelona

Im Jahr 2018 war es dann in Europa bezüglich Attentaten mit Fahrzeugen recht ruhig. Am 8. Oktober des letzten Jahres kam es schließlich in Limburg zu einem „Vorfall“ mit einem Syrer, der einen LKW kaperte und mehrere Fahrzeuge rammte, bevor er von zufällig anwesenden Jungpolizisten aus dem Fahrerhaus gezerrt wurde. Dieses Attentat ging schnell unter, es wurde kaum berichtet und wenn, dann immer mit dem Hinweis, dass es sich bei dem Täter eigentlich um einen „Mann“ handelt, bei dem „der Bundesstaatsanwalt in jede Richtung ermittelt“. Ein Ereignis, kaum noch der Rede wert, es gab ja auch keine Toten, sondern lediglich ein paar Verletzte. Das Fahrzeug als Waffe ist in unserer gesellschaftlichen Realität als übliches Lebensrisiko angekommen. Dafür hat jedes Kindergartenfest die Betonpoller, die es an der Grenze zu den deutschen Nachbarländern nicht geben darf. Mit anderen Worten: Wir haben uns an entsprechende Meldungen gewöhnt. Im Zweifelsfall ist der Täter immer ein „psychisch gestörter Mann“ und davon laufen augenscheinlich jede Menge herum.

„Alle müssen sich darauf einlassen und Veränderungen annehmen“, sagt Frau Özoguz, auch, wenn diese „Veränderungen mitunter schmerzhaft sind.“ Vor allem für die Leute, die einen Abendspaziergang machen oder einen Glühwein trinken möchten.

Am 18. Juli 2016 fuhren Touristen aus Honkong mit dem Zug von Rothenburg ob der Tauber nach Würzburg. Im Zug begegneten sie einem minderjährigen und unbegleiteten Flüchtling, der sie völlig unvermittelt mit einem Beil angriff. Der Vorgang ging damals durch die Presse, weil er neu und spektakulär war. Der Täter wurde auf der Flucht von einem SEK-Kommando erschossen, seine Identität wurde nie öffentlich. Die Sozialprognose war gut, er hatte eine Lehrstelle in einer Bäckerei in Aussicht.

Der kurz darauf stattgefundene Sprengstoffanschlag von Ansbach durch Mohammed Daleel am 24. Juli 2016 mit einem Toten und fünfzehn Verletzten war kaum noch eine Meldung wert und ist daher auch nicht merk-würdig.

Axtmorde, deren Täter stets „ein Mann“ ist, der gelegentlich „einen deutschen Pass hat“ oder „deutscher Staatsangehöriger“ ist, gab es seitdem zu Hauf, in ganz vielen unterschiedlichen Städten mit mehr oder weniger unterschiedlichen Motiven. Wer bei Google die Begriffe „Axt“ und „verletzt“ oder „getötet“ in die Suchfunktion eingibt, erhält ein Panoptikum des Grauens. Berichtet wird mittlerweile allerdings nur noch regional, meist handelt es sich bei den Taten um die Bereinigungen ungeklärter „familiärer Beziehungen“ oder um einfaches, frustriertes Ausrasten einzelner oder selbstradikalisierter Täter. Opfer kann so ziemlich jeder werden, wenn er nur zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

Der Terror ist in der Provinz angekommen

Der „falsche Ort“ sind dabei mittlerweile kleine Dörfer oder Marktflecken wie Hoppstädten (273 Einwohner) oder Nandlstadt (5318 Einwohner), deren Namen Sie noch nie gehört oder gelesen haben. Diese Taten tauchen auch nur noch bei Tiefenrecherchen auf und sind bestenfalls „von regionalem Interesse“, auch wenn der Axttäter von Hoppstädten von der Polizei erschossen wurde. Beide Vorfälle stammen aus dem Herbst 2019 und Sie haben noch nie davon gehört. Es gab keine Toten. Unstimmigkeiten mit Äxten zu klären, scheint mittlerweile festes Repertoire Schon-länger-hier-Lebender und Neu-Hinzugekommener zu sein. Da findet sich dann der Axthieb eines Irakers in das Gesicht eines Autofahrers, dem er vor das Fahrzeug gesprungen war, nur noch im hinteren Teil der lokalen Abendzeitung München. Gleich neben der Werbung für das kostenlose Girokonto der Ersten Parkbank – gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

Wer gerade keine Axt zur Hand hat, der arbeitet zur Klärung offener Diskussionsfragen gerne mit einem Messer oder einer Machete, die etwas exklusiveren und traditionelleren Diskutanten benutzen das exotischere Samuraischwert, um ihre überraschten Gegenüber niederzustrecken und längere Argumentationen abrupt zu beenden. Und wer von alldem gar nichts hat, der kann seine Mitmenschenskinder ja immer noch die Rolltreppe hinunter oder vor die einfahrende Bahn treten oder schubsen. Dazu muss mittlerweile nicht einmal ein wenigstens dünner Grund vorliegen.

Sicher bemerkt der ein oder andere Leser, wie dieser Artikel immer weiter in einen süffisanten, fast zynischen Ton abgeglitten ist. Weil ich – und weil die Leser selbst – sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass derartige Taten geschehen. Jeden Tag. Der Tod der Bridget Driscoll am 17. August 1896 war eine Sensation. Denn sie war die erste Person, die von einem Auto überfahren wurde. Heute sind wir es gewohnt, einen gewissen Prozentsatz an Toten und Verletzen im Straßenverkehr hinzunehmen und Meldungen über Unfälle interessieren uns überhaupt nur noch, wenn es unüblich viele Verletze gab oder, siehe oben, ein Fahrzeug als Waffe benutzt wurde. Und so wird es auch mit Axt-, Messer- und Machetenmorden sein. „Nun sind sie eben da“ und sind Teil unseres Lebens geworden. Kollateralschäden des „Aneinander Gewöhnens“. Nur darf der Nachwuchs nach wie vor gewarnt werden, zu einem Betrunkenen ins Auto zu steigen. Vor allzu intimem Kontakt mit „Neu-Hinzugekommenen“ zu warnen, gilt als rassistisch. Wahrscheinlich passiert ja auch nichts. Wie bei dem betrunkenen Autofahrer auch.

Ich bin weder Psychologe, noch Kriminalexperte. Ich für meinen Teil vermute, dass hinter all diesen Portionen an Wahnsinn in Wahrheit das Bedürfnis vieler Menschen steckt, endlich „wahrgenommen“ zu werden. Sich Gehör zu verschaffen. Es genügt nicht mehr, auf der Straße oder im Internet herum zu pöbeln, das kann jeder, nein, in die Abendnachrichten schafft es nur, wer sich ein Gewehr bastelt und an einer Synagogentüre als „Endgegner“ scheitert oder in einer Shisha-Bar wild um sich ballert. Nur hierfür gibt es noch die mediale Aufmerksamkeit, die sich die Hassenden wünschen. Und es geht um die Bilder, die erzeugt werden. Ob es nun traurige Kinderkulleraugen an der türkisch-griechischen Grenze oder die berühmten „Pallywood“-Streifen mit gestellten und erlogenen Angriffe seitens des IDF auf arme und harmlose „Palästinenser“ sind. Immer höher, weiter, schneller und grausamer muss die Tat sein, um überhaupt mediale Aufmerksamkeit zu finden. Es wäre schön, wir alle wollten weniger berühmt und weniger abgebrüht sein. Wir kämen besser miteinander aus. Ganz ohne irgendein „Zusammenleben“ aushandeln zu müssen.

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