Vom Misstrauen zur Freundschaft: Eldad Beck über die wechselhaften Beziehungen zwischen Österreich und Israel

Mit kaum einem westlichen Land hat Israel zwischen 1970 und Anfang 2000 so viele Krisen erlebt wie mit Österreich. Es sei an dieser Stelle an die pro-arabische Haltung des linken SPÖ-Kanzlers Bruno Kreiskys erinnert. Doch heute befinden sich die Beziehungen auf einem Allzeithoch. Österreich ist unter der Führung der bürgerlichen ÖVP viel israelfreundlicher geworden als Deutschland, sagt der israelisch-österreichische Journalist Eldad Beck im Interview. Der heute in Wien lebende Autor hat sich in einem soeben auf Hebräisch erschienenen Buch mit der Geschichte der wechselvollen Beziehungen - von Kaiser Franz Joseph I. bis in die Gegenwart - beschäftigt, das den treffenden Titel „Späte Versöhnung“ trägt. (JR)

Von Mag. Stefan Beig

Mit keinem westlichen Land hat Israel zwischen 1970 und Anfang 2000 so viele Krisen erlebt wie mit Österreich. Doch heute befinden sich die Beziehungen auf einem Allzeithoch. „Österreich ist viel israelfreundlicher geworden als Deutschland“, sagt der israelisch-österreichische Journalist Eldad Beck im Interview. Das sei vor allem Bundeskanzler Sebastian Kurz zu verdanken. Der heute in Wien lebende Autor hat sich in einem soeben auf Hebräisch erschienenen Buch mit der Geschichte der wechselvollen Beziehungen - von Kaiser Franz Joseph I. bis in die Gegenwart - beschäftigt, das den treffenden Titel „Späte Versöhnung“ trägt. Im Interview spricht der Autor über die Ursachen der früheren Verstimmungen, die Besonderheiten des österreichisch-jüdischen Verhältnisses, die Revolution" unter Kurz und die Veränderungen in der österreichischen Gesellschaft. Beck kritisiert den ehemaligen jüdischen und sozialdemokratischen Bundeskanzler Bruno Kreisky und die fehlende Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus der Linken.

 

Sie haben viele Jahre sowohl in Deutschland als auch in Österreich gelebt. Sind Ihnen Unterschiede im Verhältnis zu Israel und zum Judentum aufgefallen?

Ich bin mit einer falschen Vorstellung nach Deutschland gekommen, wo ich insgesamt 22 Jahre gelebt habe. Zuerst dachte ich, Deutschland hätte seine Vergangenheit viel besser aufgearbeitet als Österreich. Nun habe ich das Land wirklich von innen kennen gelernt, und irgendwann habe ich angefangen, mich in Österreich wohler zu fühlen, weil man hier weiß, mit wem man es zu tun hat. Die Leute verstecken ihre Meinung nicht, sondern sagen direkt, was sie denken, ob es angenehm ist oder nicht. In Deutschland spüre ich überall Heuchelei: Die Leute wiederholen die gleichen Mantras, mehr aus Pflichtgefühl als aus Überzeugung. Das merkt man besonders beim Thema Israel und Judentum.

Natürlich gibt es Deutsche, die meinen, was sie sagen. Aber das ist eine sehr kleine Gruppe, und genau mit der haben es Israelis oft zu tun, wenn sie es mit Deutschland zu tun haben. Deshalb glauben sie, dass ganz Deutschland so denkt. Doch es gibt einen großen Unterschied zwischen den politischen Eliten in Deutschland und dem Volk.

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