Wie die Linke den Islam lieben lernte -Teil I

Obwohl viele Positionen der Linken mit dem Islam kollidieren, ist die Judenfeindlichkeit ein gemeinsamer Nenner© YING TANG NurPhoto NurPhoto via AFP

Im Hinblick auf die Gewalttaten durch den fundamentalen Islam ist die deutsche Linke nicht nur auffallend zurückhaltend, sondern ebnet den reaktionären Islamverbänden, deren Protagonisten und Akteurinnen aktiv den Weg in alle Bereiche unserer Gesellschaft und diffamiert jedwede Kritik am Islam und den Verbänden als „rassistisch“. Ein – entscheidender – Grund, warum ausgerechnet der Teil der Gesellschaft, der sich für besonders progressiv hält, nicht gegen die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus, dem damit verbundenen Scharia konformen Lebensstil und in diesem Zusammenhang einhergehenden und bestehenden Menschenrechtsverletzungen revoltiert, ist, dass sie der abgrundtiefe Hass auf Israel, im Grunde „die Juden“, und platter Anti-Amerikanismus verbinden. Islamische Fundamentalisten wurden und werden ohne Sinn und Verstand und entgegen jeglicher Erfahrung als Verbündete im Kampf gegen den Imperialismus gesehen. Hinzu kommt, dass auch die Nationalsozialisten in Wirklichkeit vom Inhalt her eine linke Partei waren – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – wie viel links muss man im Namen noch haben? Die NSDAP war eine Prekariats-Partei, die besonders vom Neid auf Juden lebte, zudem eine große Bindung zum ebenfalls judenfeindlichen Islam (Juden-Hasser und Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini) pflegte und sogar islamische Mitglieder in der brutalen Mordorganisation der SS hatte. (JR)

Von Birgit Gärtner

Am 25. Oktober jährt sich zum 15. Mal ein denkwürdiges Ereignis: Die gewaltsame Verhinderung der Vorführung des Films „Warum Israel?“ des französisch-jüdischen Filmemachers Claude Lanzmann. Zum ersten Mal seit 1945 wurde in Deutschland die Vorführung eines jüdischen Films verhindert – und zwar von Linken, deutschen und migrantischen Linken, die ihrem Judenhass als „Israelkritik“ verpackt freien Lauf ließen.

Zwei Generationen nach Ende des Holocaust, der fabrikmäßigen Vernichtung jüdischen Lebens, galt die Zufluchtsstätte für alle verfolgten Jüdinnen und Juden weltweit als „imperialistisches Bollwerk“, ein „Kolonialprojekt“, in dem die eingewanderten und von der „Ostküste“ gesteuerten einst Verfolgten ihrerseits mit „den Palästinensern“, sprich den Einheimischen und somit rechtmäßigen Eigentümern von Grund und Boden, umsprangen, wie die Nazis einst mit ihnen. Wenn nicht schlimmer. Mindestens aber hatte sich in den Augen der Akteure das zionistische Projekt zu einem Apartheidsstaat nach südafrikanischem Vorbild entwickelt, in dem nicht Schwarze, sondern „die Palästinenser“ diskriminiert, verfolgt und ermordet wurden.

Die Reaktion in der Restlinken auf die „antizionistische Aktion“ war sehr verhalten, mit kritischen Stimmen wurde härter umgegangen als mit den wackeren „Antizionisten“, deren Aktion vielen zwar für über das Ziel hinausgeschossen erschien, die ihnen aber irgendwie auch aus dem Herzen sprach.

Nicht wenige dieser wackeren „Antizionisten“ hatten nach dem 7. Oktober 2023 ihre große Stunde.

 

Was ist passiert?

Am 25. Oktober 2009 sollte im „B-Movie“, einem kleinen selbstverwalteten Kino im Hamburger Stadtteil St. Pauli, der Film „Warum Israel?“ (im Original „Pourquoi Israel?) von Claude Lanzmann vorgeführt werden; initiiert von der Gruppe „Kritikmaximierung“, die in dem sogenannten „antideutschen“ Spektrum verortet wurde. Das Kino war Teil eines im Rahmen des Häuserkampfs in den 1980er Jahren erkämpften Kulturzentrums, agierte allerdings autonom, beide, „B-Movie“ und „Internationales Zentrum“, wurden eigenständig verwaltet, sie waren lediglich in demselben Gebäude untergebracht und teilten sich die Toiletten.

Im „Internationalen Zentrum B5“, kurz „B5“ war die antiimperialistische und internationalistische Szene zuhause. „Die Antiimps“ sind grob gesprochen ein Relikt aus der Zeit des Linksterrorismus in Deutschland, diejenigen, die die Inhaftierten unterstützen und sich bis heute positiv auf die RAF beziehen. In der B5 trafen sich verschiedene Gruppierungen, die reihum abends für den Betrieb des B5-Cafés sorgten, eine der in der linken Szene weit verbreitete „VoKüs“, sprich Volksküchen, in denen günstig Essen und Getränke angeboten wird. Zu diesen Gruppierungen gehörte die „Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen“, das „Anti-Imperialistische Antikriegs-Bündnis“, die „Kurdistan-Solidarität“, die „Palästina-Solidarität“, die „Sozialistische Partei des Iran“ (SPI), „SOL“ eine von jungen Türken determinierte sozialistische Jugendgruppe, türkische und lateinamerikanische Gruppierungen sowie eine Gruppe Asylsuchender aus Togo.

Die „Kurdistan-Solidarität“ wurde vorher nicht in das Vorhaben eingeweiht und distanzierte sich anschließend davon. Als einzige B5-Gruppe, außer der Gruppe Asylsuchender aus Togo, die den Raum ausschließlich als Treffpunkt nutzte und an dem politischen Geschehen des Zentrums nur im Hinblick auf antirassistische Aktionen, z. B. für ein Bleiberecht, involviert war.

Das Kino hatte einen separaten Eingang und einen Zugang zum „Internationalen Zentrum“, über den die Toiletten im Keller erreichbar waren. Der Weg zum WC führte vorbei an offenen Räumlichkeiten des „Internationalen Zentrums“, in denen Treffen abgehalten, Plakate und Transparente gemalt und Materialien aufbewahrt wurden. Die Toiletten waren zudem über eine Kellertreppe vom Hof direkt vor dem Eingang des Kinos zugänglich, allerdings führte auch dieser Weg durch die vom „Internationalen Zentrum“ genutzten Räumlichkeiten.

Da die Internationalisten offenbar weniger mit Cineastinnen als mit einem Spähtrupp des Mossad rechneten, beschlossen sie, „den Antideutschen“ den Zugang zu verwehren, damit diese keinen Einblick in ihren Arbeits- und Lagerbereich bekämen. Nicht nur zu den Toiletten, sondern statt z.B. ein Dixi-Klo als Alternative zu bestellen und den gemeinsamen Keller vorübergehend zu verriegeln, entschieden sie, die Filmvorführung zu verhindern. Es wurde ein „israelischer Checkpoint“ auf dem Weg zum Kino errichtet, den zu überwinden nicht einmal den Betreibern des „B-Movies“ erlaubt wurde. Dieser „Checkpoint“ sollte den Gästen des Kinos „palästinensische“ Realität vor Augen führen, die in dem Lanzmann-Film schlicht ignoriert werde. Die potentiellen Gäste des Kinos wurden beschimpft, bepöbelt, bespuckt und tätlich angegriffen. Ein älterer Aktivist zog seinen Gürtel aus der Hose, um damit Menschen zu traktieren. Außerdem wurden die Gäste gefilmt. So sollte festgehalten werden, wer da in die Heiligen Hallen des Zentrums eindringen wollte. Wer mit diesem „Belastungsmaterial“ von der Richtigkeit und Wichtigkeit des Handelns überzeugt werden sollte, war zu dem Zeitpunkt indes unklar.

 

„Warum nicht Israel“

Zu der Aktion wurde ein Flugblatt verteilt mit der Überschrift „Warum nicht Israel“, was genau das aussagen sollte, was der Titel suggeriert: Weg mit Israel. In dem 4-seitigen Flugblatt, das sofort nach der Aktion aus dem Verkehr gezogen wurde, hieß es, der Film verschweige „die Tatsache, dass der Staat Israel auf den Trümmern von 500 arabischen Städten und Dörfern entstanden ist und ca. 700.000 PalästinenserInnen aus ihrer Heimat vertrieb“. In der Westbank werde „vom israelischen Staat und Rechtsradikalen mit Schusserlaubnis weiter Siedlungen aufgebaut.“ Ein Film, der das Thema Israel behandele und das gesamte Ausmaß der Besatzung und Vertreibung unerwähnt ließe, könne „niemals die Antwort geben, was Israel wirklich ist. Der Film suggeriert, dass Israel nur eine Zufluchtstätte der Juden vor dem Antisemitismus sein, aber verschweigt, dass Israel zugleich die Existenzberechtigung der PalästinenserInnen untergräbt.“

Claude Lanzmann wird darin als Kriegshetzer verunglimpft, der Film als „Kriegspropaganda“, der Gruppe „Kritikmaximierung“ attestiert, dass sie „eindeutig aus dem rassistischen Spektrum der Antideutschen kommt“, was ihre Filmauswahl bestätige.

Theodor Herzl habe in seinem Buch „Der Judenstaat“ die Parole vom „Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ 1886 „erfunden“ und den „Kolonialmächten die Errichtung eines ´Vorpostens`“ angeboten. „Theodor Herzl ging es nicht um Fragen des Glaubens, sondern ausschließlich um die rücksichtslose Durchsetzung ideologischer und strategischer Belange. Auf dem 1. Zionistischen Weltkongress in Basel wird Palästina zum Zielgebiet kolonialer Einwanderung erklärt.“ England habe sich nach der Auflösung des Osmanischen Reiches der zionistischen Bewegung als „Schutzmacht“ angeboten und als Kolonialmacht „die schleichende Eroberung Palästinas durch die Zionisten“ gefördert.

Zur Begründung der Anti-Lanzmann-Aktion hieß es in dem Flugblatt:

„Wir sehen es als unsere Aufgabe an, der menschenverachtenden Hetze der `Antideutschen` hier und jetzt entgegenzutreten. Wo wir linke, antifaschistische und alternative Freiräume gegen sie verteidigen können, ist das unsere Pflicht als emanzipatorische Menschen. Wir können und werden nicht tolerieren, dass Menschen Kriegspropaganda und rassistische und islamophobe Hetze verbreiten. Darum steht Ihr heute vor einem inszenierten israelischen Checkpoint, wie es sie in Palästina zu Hunderten gibt. Natürlich können wir den Horror nicht in seiner Gänze darstellen, wenn z. B. Krankenwagen nicht durchgelassen werden und darum Menschen verrecken müssen.“

Der Film entstand um 1970, Claude Lanzmann bereiste damals Israel und fragte Jüdinnen und Juden, warum sie in Israel lebten, aus welchen Gründen sie eingewandert seien. Wie sich später herausstellen sollte, interessierte er sich auch für die damals in Israel gerade aufkommende kontroverse Debatte über die Siedlungspolitik. Der Film wurde infolge der Verhinderungs-Aktion nicht nur in Hamburg vermutlich häufiger gezeigt und hatte weltweit ein größeres Echo als bei seiner Entstehung Anfang der 1970er. Lanzmann zeigt darin ein sehr widersprüchliches Israel und sehr unterschiedliche Motivationen von Jüdinnen und Juden, sich in Israel niederzulassen, oder auch auszuwandern, die mitunter auch mit Spott bedacht wurden. Der Film ist alles andere als ein unkritisches Loblied auf Israel, geschweige denn „Kriegshetze“, Lanzmann trägt lediglich dem Umstand Rechnung, dass überall auf der Welt Jüdinnen und Juden Israel als sicheren Hafen in der Not betrachten. Das hat sich seit 1970 nicht geändert – im Gegenteil zu dem Zeitpunkt wanderten wieder sehr viele z. B. aus Europa aus. 

 

Fusion des abend- und des morgenländischen Judenhasses

Vorbereitet wurde die Aktion von den erwähnten Gruppierungen des „Internationalen Zentrums B5“ und der „Tierrechtsaktion Nord“ (TAN), eine eher weniger „international“ aufgestellte Tierrechtsgruppe, die einzig der „Antizionismus“ mit dem „Internationalen Zentrum B5“ verband.

Mehrheitlich wurde der antizionistische Schutzwall von Migranten aufgebaut und gewaltsam verteidigt. Das sei erwähnt, nicht um sagen, guckt mal, die Deutschen waren das gar nicht, sondern rein deutsche Gruppierungen hätten sich das zu dem Zeitpunkt nicht getraut. Der als „Antizionismus“ getarnte Israelhass wurde hinter den Interessen „der PalästinenserInnen“ versteckt, die zu vertreten die Aktivisten sich anmaßten. Deshalb wurde die „Kurdistan-Solidarität“ im Vorfeld auch außen vorgelassen, weil diese ausschließlich aus Deutschen bestand, die alle ihre politischen Wurzeln im Kampf gegen alte und neue Nazis hatten und eine solchen Bruch mit den Traditionen des Antifaschismus zumindest zu dem Zeitpunkt nicht mitgetragen hätten.

Die Anti-Lanzmann-Aktion war sozusagen das erste Mal, wo hierzulande der abendländische und der morgenländische Antisemitismus öffentlichkeitswirksam miteinander fusionierten, dabei den lateinamerikanischen mit einbezog und der Israelhass, im Grunde Judenhass, sich gewaltsam Bahn brach. Die Aktion zeigte, wie kompatibel die abend- und die morgenländische Spielart des Judenhasses, deklariert als „Antizionismus“, sind. Die Kurdistan-Solidarität distanzierte sich anschließend öffentlich von der Aktion und zog nicht nur deswegen aus dem „Internationalen Zentrum B5“ aus. Allerdings wurden die Differenzen schnell beigelegt und gemeinsamen Aktionen durchgeführt, z. B. im Rahmen der Rojava-Solidarität.

 

Die Filmvorführung fand doch noch statt – mit persönlicher Begleitung von Polizeibeamten.

Das Kino wollte die Aktion nicht stehen lassen und plante eine zweite Aufführung für den 13. Dezember 2009. Begleitend wurde eine Demonstration gegen das „Internationale Zentrum B5“ aus dem „antideutschen“ Spektrum organisiert. Statt an dem Tag die Rollläden runter zu lassen, die Demo zu ignorieren, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, fuhr das „Internationale Zentrum B5“ erneut groß auf: Boxen wurden vor dem Zentrum platziert, aus denen laute Musik dröhnte, Trillerpfeifen sorgten ebenfalls für Lärm, die Teilnehmenden der Demo wurden lautstark beschimpft und mit Gesten wie geballte Faust bedroht. Die Polizei richtete letztlich eine Sperrzone zwischen Zentrum und Demo ein, die Kinogäste wurden durch ein Polizeispalier ins Kino geleitet. Dabei wurden sie erneut beschimpft und gefilmt. Es sei noch einmal wiederholt: Die Besucherinnen und Besucher des Kinos, die einen Film eines berühmten jüdischen Regisseurs schauen wollten, wurden von wutschnaubenden und gewaltbereiten Linken bedroht, nicht von gewaltbereiten Neonazis.

 

Kritische Stimmen wurden zum Schweigen gebracht

Das Feuer blieb allerdings auch aus: Die Aktion hatte ein weltweites Echo – nur in der (Hamburger) Linken passierte … nichts. Mit wenigen Ausnahmen jedenfalls. Im Nachhinein wurde aus dem gewaltsamen Übergriff auf potentielle Kinobesucherinnen und -besucher ein Angriff „der Antideutschen“ gegen die internationalistisch aufgestellte B5, letztlich ein Akt des Rassismus, weil die – vorwiegend weißen – „Antideutschen“ es nicht ertragen könnten, dass sich Migrantinnen und Geflüchtete eigenständig organisierten. Diese Darstellung wurde dankbar aufgegriffen und ist als Legende in die Annalen der Linken eingegangen. Jedenfalls des Teils, der sich heute primär dem „Antizionismus“ und „antimuslimischen Rassismus“ widmet.

Das „Hamburger Forum“, die organisierte Friedensbewegung in Hamburg, hat die Ereignisse weitestgehend unkommentiert an sich vorbei ziehen lassen – bis Anfang 2010 der nächste Ostermarsch anstand. Das „Internationale Zentrum B5“ war Teil des erweiterten Kreises um das Friedensbündnis und es war Sitte geworden, dass sowohl ein Vertreter des „Internationalen Zentrums B5“ als auch der „Karawane der Flüchtlinge und MigrantInnen“ beim Ostermarsch einen kurzen Redebeitrag hielten. Diese Tradition wurde 2010 fortgesetzt und somit das „Internationale Zentrum B5“ ganz offiziell wieder in den Schoß der Hamburger Linken aufgenommen und jede kritische Debatte über die Anti-Lanzmann-Aktion war damit hinfällig. Einer der SOL-Aktivisten war später federführend in die Vorbereitungen der Proteste anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg 2017 involviert. An diesen Protestaktionen beteiligten sich auch ein Teil derer, die die Anti-Lanzmann-Aktion seinerzeit kritisierten. Somit ist sie sozusagen aus dem kollektiven Gedächtnis der Linken ausradiert worden. 

 

Brüder und Schwestern im Geiste des Antizionismus

Eigentlich ist Religionskritik die fürnehmste Aufgabe der Linken. Eigentlich. Denn im Hinblick auf den fundamentalen Islam ist die deutsche Linke nicht nur auffallend zurückhaltend, sondern gerade der Teil der Gesellschaft, der sich für besonders progressiv hält, ebnet den reaktionären Islamverbänden, deren Protagonisten und Akteurinnen den Weg in alle Bereiche unserer Gesellschaft und diffamiert jedwede Kritik am Islam und den Verbänden als „rassistisch“, „antimuslimischer Rassismus“ heißt das Zauberwort, „islamophob“ oder auch schlicht „rechts“.

Ein – entscheidender – Grund, warum ausgerechnet der Teil der Gesellschaft, der sich für besonders progressiv hält, nicht gegen die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus, dem damit verbundenen Scharia konformen Lebensstil und den damit einhergehenden Menschenrechtsverletzungen revoltiert, ist, dass sie der abgrundtiefe Hass auf Israel, im Grunde „die Juden“, und platter Anti-Amerikanismus verbindet. Islamische Fundamentalisten wurden und werden als Verbündete im Kampf gegen den Imperialismus gesehen.

Das – nicht zu Unrecht – kritische Verhältnis der Linken zum Verfassungsschutz trägt auch zu dieser ungewöhnlichen Allianz bei. „Menschenrechtsanwalt“ Hans-Eberhard Schultz erläuterte in der Tageszeitung „Neues Deutschland“ im Januar 2013, dass er es als seine Aufgabe betrachte, salafistische Vereinigungen vor staatlicher Verfolgung zu verwahren. Das „Konstrukt von Verfassungsschutz und anderen Geheimdiensten“, demzufolge Salafismus als geistiger Nährboden für Terrorismus begriffen werde, sei „wissenschaftlich unhaltbar und politisch gefährlich“. Er schrieb:

„Daneben wird das kostenlose Verteilen von Exemplaren des Korans angeprangert, wobei das Sicherheitsrisiko kaum größer sein dürfte als das beim Verteilen von Schriften der Zeugen Jehovas oder anderer Bibelmissionare. Begleitet wird das von reißerisch aufgemachten Fernseh-´Dokumentationen`, in denen sich Eltern darüber sorgen, dass ihre volljährigen Kinder durch ´Salafisten-Moscheen` von ihnen entfremdet werden. Damit wird die Gefahr an die Wand gemalt, dass Jugendliche einer Gehirnwäsche unterzogen, im Nahen Osten zu Dschihadisten ausgebildet und als Terroristen zu uns zurückgeschickt werden.“ 

Außerdem zeichnet beide, Linke und islamische Fundamentalisten, die Akzeptanz von Gewalt zur Durchsetzung politischer Interessen aus – und ein problematisches Verhältnis zur vermeintlichen Sexualität von Kindern. In der Linken zumindest in den 1970/1980er Jahren. Ein guter Teil der damaligen Protagonisten dieser angeblichen sexuellen Befreiung sitzen heute in Funktionen, von denen die Akteurinnen des islamischen Fundamentalismus profitieren. Dazu gehört auch „Menschenrechtsanwalt“ Schultz.

Hinzu kommen persönliche Befindlichkeiten wie die eigene Betroffenheit von einem Vermummungsverbot, wenn wie z. B. in Österreich ein Verhüllungsverbot in der Öffentlichkeit erlassen würde. Gerade Linke aus der autonomen Szene identifizieren sich mit den Hijab-Protagonistinnen, stilisieren diese zum Opfer, meinen im Grunde aber sich selbst.

Wie es so weit kommen konnte, wird in Teil II erläutert: Antisemitismus als roter Faden in der Geschichte der Nachkriegs-Linken

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