Oskar Cohn: Ein Sozialist und Zionist im Kaiserreich und in der Weimarer Republik
Oskar Cohn
0In der Zeit des revolutionären Übergangs vom Kaiserreich zur Weimarer Republik spielte der jüdische Abgeordnete und Jurist Oscar Cohn eine wichtige politische Rolle, zunächst für die Ziele des demokratischen Sozialismus, später für die Belange der Juden. Oskar Cohn passt nicht ohne weiteres in das Schema, in das Historiker gern jüdische Sozialisten pressen. Karl Marx, Rosa Luxemburg oder Karl Singer beispielsweise konnten und wollten partikulare jüdische Interessen nicht anerkennen, da sie sich einem universal-sozialistischen Ideal verpflichtet fühlten. Nicht so Cohn: Seinem Selbstverständnis nach war er beides - Sozialist und Jude nebeneinander, gleichzeitig und gleichberechtigt. Mehr noch: er hatte eine explizit zionistische Seite. (JR)
0„Was Oskar Cohn betrifft, so ist er mir - und nicht mir allein - ein [...] Rätsel geblieben“. So bemüht sich der Stenograph der Repräsentantensitzungen der Jüdischen Gemeinde Berlins in den Weimarer Jahren, Alexander Szanto, um eine Charakterisierung Oskar Cohns, um folgende Begründung für seine Ratlosigkeit nachzuliefern:
„Ein Mann mit einer ruhmreichen Vergangenheit in der deutschen Arbeiterbewegung, [...] tapferer Wortführer der pazifistischen U[nabhängigen] S[ozialdemokratischen] P[artei] (USPD) während des Ersten Weltkrieges, hatte er sich im Laufe der zwanziger Jahre aus dem politischen Leben Deutschlands zurückgezogen und tauchte jetzt hier auf einem Nebengleise, in einer konfessionellen Körperschaft auf. Die wenigen Reden, die er dort hielt, befaßten sich durchweg mit Bagatell-Angelegenheiten. Es war - um ein banales aber treffendes Beispiel aus dem bürgerlichen Leben heranzuziehen - als ob der Direktor eines großen Industriekonzerns plötzlich als Lohnbuchhalter bei einer kleinen Provinzfirma auftauchen würde".
Gewiss war Oskar Cohn (1869-1934) zu seiner politisch aktiven Zeit eine bekannte Persönlichkeit. Durch seine Friedensaktivitäten, seine Tätigkeit als Leiter des deutsch-russischen Handelsbüros und Rechtsbeistand der russischen Botschaft in Berlin besaß er auch international einen Namen. Doch bereits in einem Gedenkartikel aus dem Jahre 1940 wurde bedauert, dass der einmal „meistbesprochene, meistgehasste und meistgeliebte deutsche Politiker“, dessen Bild durch die Weltpresse gegangen war, bereits fünf Jahre nach seinem Tod in Deutschland nahezu völlig vergessen war.
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