Die kalte Republik – Als NS-Opfer zu Bittstellern gemacht wurden

Die überlebenden Buchenwald-Häftlinge, die mit Hilfe der Bricha Haifa erreichten, wurden am 15. Juli 1945 von den Briten verhaftet.© WIKIPEDIA/
Die westdeutsche Demokratie hat sich gegenüber den Überlebenden der NS-Verfolgung lange als kaltherzig und desinteressiert erwiesen. Was als sogenannte „Wiedergutmachung“ firmierte, etwas, was es angesichts des Leid und Elends niemals wirklich geben kann, war häufig nicht mehr als ein bürokratischer Spießrutenlauf – geprägt von Misstrauen, Demütigung und Ablehnung. Während die NS-Täter längst rehabilitiert waren und ihre Pensionen kassierten, wurden die Opfer zu Bittstellern degradiert, diskreditiert und allzu oft erneut entrechtet. Die Historikerin und Antisemitismusforscherin Stefanie Schüler-Springorum erzählt in ihrem Buch „Unerwünscht. Die westdeutsche Demokratie und die verfolgten des NS-Regimes“ von einem moralischen Bankrott im Angesicht des größten Menschheitsverbrechens und davon, wie wenig das Nachkriegsdeutschland aus seiner Geschichte lernen wollte, was sich bis heute in einer antiisraelischen Haltung woke-linker Kräfte hierzulande offenbart. (JR)
Der Holocaust – der Juden- und „Zigeuner“-Mord, die Verfolgung weiterer Opfergruppen wie Homosexuelle oder „Zeugen Jehovas“ – bleibt als monströses staatliches Verbrechen lebendige deutsche Geschichte und das Thema „Wiedergutmachung“ als historisch präzedenzloses Projekt ist nach wie vor aktuell.
Unter deutscher Wiedergutmachungspolitik versteht man staatliche Maßnahmen, durch die die Verfolgten des NS-Staates materiell entschädigt werden sollten. Sie ist ein Teilaspekt der deutschen „Vergangenheitsbewältigung“, ein inzwischen abgenutzter neu-deutscher Terminus. Doch diese Politik war für die westdeutsche Demokratie nach dem Epochenjahr 1945, wie die Historikerin Stefanie Schüler-Springorum auf recht plastische Weise zeigt, von Anfang an „unerwünscht“, wenig populär. Schüler-Springorum wirft einen fokussierten Blick auf jene Frauen, Männer und Kinder, die ohne ihr Zutun, aufgrund ihrer bloßen Existenz, ihrer Verfügbarkeit, ihres sozial oder sexuell devianten Verhaltens, einer Krankheit oder einer als „rassisch“ definierten Zugehörigkeit, verfolgt, versehrt, eingesperrt und ausgebeutet wurden und die ihre geplante Ermordung allein durch Zufall überlebten – als Juden, Sinti und Roma, als „Erbkranke“ und „Asoziale“, als Zwangsarbeiter und als Homosexuelle.
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