Hitlers „Mein Kampf“ – Wie ein Pamphlet den Holocaust vorbereitete (Teil II)

Das Buch „Mein Kampf“ trieft vor Rassenwahn und radikalem Antisemitismus. © ARASH SADEGHIAN / ANADOLU AGENCY / ANADOLU VIA AFP
Vor 100 Jahren erschien mit Hitlers „Mein Kampf“ die wohl folgenreichste Hetzschrift gegen Juden des 20. Jahrhunderts – sprachlich eine echte „Schutthalde“, politisch die Blaupause für den eliminatorischen Antisemitismus und den Krieg gegen die Werte der Zivilisation. „Mein Kampf“ ist zugleich Autobiografie, ideologisches Programm und Anleitung zur Machtergreifung – eine Collage aus Rassenmythen, mörderischen Antisemitismen und der Forderung nach einem sogenanntem „Lebensraum“ im Osten. Obwohl bibliothekarisch heute oft nur in gesicherten „Giftschränken“ zugänglich, blieb das Pamphlet trotz stilistischer Armseligkeit eine ideologische Zündschnur mit tödlicher Wirkung für mehr als sechs Millionen durch die Nazis brutal ermordete Juden. (JR)
1944 erschien die vorläufig letzte Ausgabe von „Mein Kampf“. Da waren die Amerikaner längst in der Normandie gelandet und auf dem Vormarsch, der Krieg war an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt und hatte sich zu Ungunsten Deutschlands gewendet; deutsche Städte lagen in Schutt und Asche, die Menschen kämpfen ums Überleben. An der Heimatfront interessierte sich in Zeiten von Lebensmittelkarten niemand mehr so recht für das Buch des „Führers“. So beschäftigte sich auch der Flüsterwitz im Dritten Reich mit Hitlers Schrift. Darin erzählte man sich, dass „Mein Kampf“ nur noch auf der Kleiderkarte erhältlich sei, „da es zu den Spinnstoffen“ gehöre.
Hitler selbst hat sein Buch als stilistisch missglückt bezeichnet und als „Phantasien hinter Gittern“ abgetan. Wenn er geahnt hätte, dass er einmal Reichskanzler werden würde, hätte er „Mein Kampf“ nicht geschrieben, sagte Hitler gelegentlich. Reine Koketterie! Gleichzeit allerdings deutete er an, dass nur solche taktischen oder stilistischen Überlegungen den Vorbehalt begründeten: „Inhaltlich möchte ich nichts ändern“. Und er war stolz auf sein Werk und verschenkte es gern mit persönlicher Widmung.
„Eine Welle von Erstaunen, Wut und Bewunderung“ werde nach der Publikation „durch die deutschen Lande gehen“, hatte Rudolf Heß, später Hitlers Stellvertreter, beim Erscheinen des Hitler-Buches prophezeit. Doch davon konnte zunächst nicht die Rede sein. Das Buch, Startauflage 10 000 Exemplare, verkaufte sich nur schleppend. Erst 1929/30 entwickelte sich „Mein Kampf“ zum Bestseller, bis es – von 1933 an – zur Bibel der Deutschen wurde. Mit seinen 12 x 18,9 cm hatte das Buch tatsächlich das übliche Bibelformat.
Sie können diesen Artikel vollständig in der gedruckten oder elektronischen Ausgabe der Zeitung «Jüdische Rundschau» lesen.
Vollversion des Artikels
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Hier können Sie
die Zeitung abonnieren,
die aktuelle Ausgabe oder frühere Ausgaben kaufen
oder eine Probeausgabe der Zeitung bestellen,

in gedruckter oder elektronischer Form.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform

Werbung














