Entebbe: Als linker Juden-Hass deutsche und arabische Terroristen einte

Die israelische Eliteeinheit konnte 102 der überwiegend jüdischen Geiseln befreien. 
© WIKIPEDIA/ Government Press Office (Israel)

Am 27. Juni 1976 war ein Airbus der Air France in Tel Aviv mit dem Ziel Paris gestartet. Bei dem Zwischenstopp in Athen bestiegen linksextreme deutsche und arabische PFLP-EO-Terroristen das Flugzeug und entführten es nach Uganda. Auf dem Entebbe International Airport wurden die jüdischen von den nicht-jüdischen Passagieren, wie einstmals in Nazi-Deutschland, diesmal durch linke, deutsche, der RAF-nahestehende Terroristen selektiert. Die jüdischen Passagiere wurden mit Einverständnis des damaligen ugandischen Machthabers Idi Amin als Geiseln behalten. Am 4. Juli und damit am 200. Jahrestag der Unabhängigkeit der USA konnte die israelische Eliteeinheit Sayeret Matkal 102 Menschen und damit nahezu alle Geiseln lebend befreien. Unter den Opfern der außergewöhnlichen und heldenhaften israelischen Befreiungsaktion war auch der Kommandant der Einsatzgruppe Yoni Netanyahu, Bruder des gegenwärtigen Ministerpräsidenten Israels Benjamin Netanyahu. (JR)

Von Redaktion Jüdische Rundschau

Die Entführung des Air-France-Flugs 139 am 27. Juni 1976 durch ein „palästinensisch“-deutsches Terrorkommando markiert ein Schlüsselereignis der Nachkriegsgeschichte. Unter den Entführern befanden sich neben Mitgliedern der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP-EO) auch zwei Angehörige der westdeutschen Revolutionären Zellen (RZ), Brigitte Kuhlmann und Winfried Böse. Die Maschine mit 258 Passagieren wurde von Tel Aviv über Athen nach Paris entführt und landete schließlich in Entebbe, Uganda, wo die Geiseln über eine Woche lang festgehalten wurden – unter Duldung und Unterstützung durch den ugandischen Diktator Idi Amin.

 

Selektion der Passagiere

Das besonders perfide Moment der Entführung war die selektive Aufteilung der Geiseln. Auf Geheiß der deutschen Entführer wurden jüdische und israelische Passagiere von den übrigen getrennt – ein Akt, der selbst bei Holocaust-Überlebenden unter den Geiseln entsetzliche Erinnerungen an die „Selektionen“ der NS-Zeit hervorrief. Flugkapitän Michel Bacos, ein Veteran der freien französischen Streitkräfte, entschloss sich demonstrativ, bei seinen jüdischen Passagieren zu bleiben – aus moralischem Anstand, wie er betonte. Die internationale Reaktion auf die Entführung fiel bemerkenswert zwiespältig aus: Während Israels späktakuläre Militäraktion zur Befreiung der Geiseln weltweit Bewunderung hervorrief, übten die Vereinten Nationen scharfe Kritik – allerdings nicht an den Entführern, sondern an der israelischen Souveränitätsverletzung gegenüber Uganda.

Besonders brisant: Die aktive Beteiligung deutscher Linksterroristen an einem Akt, der in seiner Durchführung antisemitische Züge trug. Die Tatsache, dass Deutsche im Jahr 1976 wieder damit befasst waren, Juden auszusondern, löste später eine Debatte über den latenten Antisemitismus im linken Spektrum der Bundesrepublik aus.

Moralische Entgleisung

Doch bis heute existieren Kräfte, die das antisemitische Element der Entebbe-Entführung leugnen oder relativieren. In Publikationen, die die „Legende von Entebbe“ zu entkräften suchen, wird versucht, den linken Antizionismus von der Nähe zum Antisemitismus zu reinigen – meist durch Auslassung oder Umdeutung wesentlicher Tatsachen. Die Geiseln seien lediglich nach Staatsangehörigkeit oder Sicherheitsbedenken getrennt worden, heißt es dort. Die jüdischen Namen auf den Listen und der Kontext der Aussonderung werden dabei ignoriert.

Entebbe war mehr als eine spektakuläre Geiselnahme mit dramatischer Rettung: Es war ein historischer Spiegel, der der bundesdeutschen Linken ihre moralische Entgleisung vor Augen führte. Die Beteiligung deutscher Linksterroristen an einem de facto antisemitischen Gewaltakt offenbarte, wie tief ideologischer Antizionismus mit klassischem Judenhass verschmelzen kann – ein Befund, der bis heute nicht an Relevanz verloren hat, angesichts einer Linken, die erneut mit islamistischen Kräften paktiert und den Hass auf Israel salonfähig macht. Die Aufarbeitung von Entebbe bleibt damit eine offene Wunde – und ein Prüfstein für jede politische Bewegung, die behauptet, gegen Faschismus zu kämpfen.

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