„Unternehmen Barbarossa“: Fußballjubel in Berlin, Kugelhagel an der Ostfront

Zuschauertribüne während des Endspiels um die deutsche Fußballmeisterschaft 1941 gegen Rapid Wien© WIKIPEDIA/ Bundesarchiv, Bild 183-2004-1001-503 / CC-BY-SA 3.0

Am Morgen, als die Wehrmacht in die Sowjetunion einmarschierte, begann für Hunderttausende Juden der Todesmarsch in ihre Vernichtung. Die Terror-Maschinerie lief auf Hochtouren: Erschießungen in Wäldern, Massaker an Flussufern, verbrannte Gemeinden – geplant, protokolliert, vollstreckt. Und während im Osten jüdische Familien ausgelöscht wurden, feierte das Berliner Olympiastadion ein Fußballfinale, als wäre nichts geschehen. Diese erschütternde Gleichzeitigkeit von Massenmord und Meisterschaft entlarvt die deutsche Volksgemeinschaft – jubelnd, verdrängend, bereitwillig. (JR)

Von Jewgeni Berkowitsch

Fußballfieber am Morgen des Überfalls

Am 22. Juni 1941, einem sonnigen Sonntagmorgen, überschritten mehr als drei Millionen deutsche Soldaten die Grenze zur Sowjetunion. Damit begann die größte militärische Invasion der Geschichte: Hitlers Plan "Unternehmen Barbarossa" trat in Kraft. Es war der Auftakt zu einem erbarmungslosen Vernichtungskrieg, der Millionen Menschenleben kosten sollte. Das Deutsche Reich befand sich bereits seit fast zwei Jahren im Krieg. Belgien, Norwegen, Dänemark, Luxemburg und Frankreich waren von der Wehrmacht besetzt, Polen war 1939 unter Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt worden. Doch obwohl der Krieg das Leben in Europa dominierte, schien der Alltag in vielen Teilen Deutschlands fast unverändert weiterzulaufen. Die Kriegsrealität war an der Heimatfront noch nicht vollends angekommen, und viele Menschen lebten weiterhin in einer Scheinwelt des Friedens, wie sie von der nationalsozialistischen Propaganda konstruiert wurde.

Ein Beispiel für diese Realitätsverdrängung war die deutsche Fußballmeisterschaft. Während im Osten ein beispielloser Angriffskrieg anlief, blickte die Öffentlichkeit gespannt auf das Endspiel im Berliner Olympiastadion. Am Abend des 22. Juni 1941 trafen dort der FC Schalke 04 und Rapid Wien aufeinander. Die Saison 1940/41 war die zweite, die unter Kriegsbedingungen ausgespielt wurde. Die Ereignisse an den Fronten hatten bisher nur geringe Auswirkungen auf den Spielbetrieb. Die Struktur des Turniers blieb fast unverändert. Die Mannschaften spielten zunächst in regionalen Ligen, die nun "Klassen" genannt wurden, um sich von britischen Bezeichnungen abzugrenzen. Mit der Ausweitung des Deutschen Reiches nach Westen und Osten wurden neue Sportgaue eingeführt. Elsass, Danzig-Westpreußen und Teile des besetzten Polens nahmen erstmals teil. Die jeweiligen Sieger der Klassen spielten in Gruppenphasen gegeneinander; die Gruppensieger bestritten die Halbfinalspiele.

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