Jüdische Kulturtage in Berlin: Mehr als nur ein Lichtblick

Dr. Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, mit Milena Rosenzweig-Winter, Geschäftsführerin Jüdische Gemeinde zu Berlin, und Dr. R. Korenzecher, Herausgeber der Jüdischen Rundschau (v.l.n.r)
Zum 37. Mal fanden in Berlin die Jüdischen Kulturtage statt. Vom 12. bis zum 22. September zeigte die deutsche Hauptstadt, dass trotz aller judenfeindlichen Widrigkeiten jüdische Kultur immer noch einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Unter dem Motto „Or“, zu Deutsch Licht, präsentierte Intendant Avi Toubiana mehr als 40 Veranstaltungen. Unter den Künstlern waren auch die israelische Sängerin und Schauspielerin Shiri Maimon, der Musiker David Bolzer und der hervorragende jüdisch-amerikanische Stand-up-Comedian Elon Gold. (JR)
Zum 37. Mal fanden in Berlin die Jüdischen Kulturtage statt. Vom 12. bis zum 22. September zeigte die deutsche Hauptstadt, dass trotz aller judenfeindlichen Widrigkeiten jüdische Kultur weiterhin floriert. Unter dem Motto „Or“, zu Deutsch Licht, präsentierte Intendant Avi Toubiana mehr als 40 Veranstaltungen. Toubiana wurde einem breiteren Publikum übrigens bekannt, als er mit seinem Bruder David bis ins Jahr 2012 im Berliner Quatsch Comedy Club sowie im Admiralspalast auftrat. Mit dem Stück „Mord im Panini-Express“, in dem die beiden insgesamt 18 Charaktere spielten. Seit dem Jahr 2022 ist Avi nun Intendant der Jüdischen Kulturtage in Berlin.
Von der israelischen Sängerin und Schauspielerin Shiri Maimon bis zum Stand-up-Comedian Elon Gold, dem Musiker David Bolzer oder dem beeindruckenden Street-Art-Künstler Benzi Brofman: Die Bandbreite an kultureller Vielfalt war gegeben. Besonders das Werk von Brofman, das im Hof der Synagoge Rykestraße ausgestellt wurde, beeindruckte die Besucher nachhaltig. Die Tage zeigten, dass das Judentum voller Lebendigkeit ist. Und Kultur, wie die Künstler vom 12. bis zum 22. September gezeigt haben, ist außerordentlich lebendig. Auch Filmproduktionen wurden in den zehn Tagen in der deutschen Hauptstadt vorgestellt.
Sicherlich ein Höhepunkt für die Freunde von Indie-Rock war die Band Jane „Bordeaux“.
„Wir haben wahrscheinlich in unserer Heimat in jeder Bar und in jedem Club gespielt“, betont Talmon lachend. Nun spielten sie in Berlin, was vor wenigen Jahren noch undenkbar war. Für die Jüdischen Kulturtage machten die Musiker eine Ausnahme: „Mein Großvater stammt aus Berlin“, verrät Talmon. „Ich liebe die Stadt und freue mich sehr, dass wir unsere Musik im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Berlin vorstellen können und die Songs gemeinsam mit dem Publikum singen.“ Auch das Motto sagte der Band zu. „Wenn Menschen mit der heilenden Kraft der Musik zusammenkommen, sind sie ein Licht füreinander. In meinen Augen sind Einheit und Brüderlichkeit das Licht, das die größte Dunkelheit vertreibt.“

Herausgeber der Jüdischen Rundschau, Dr. Rafael Korenzecher, mit dem jüdischen Kaufmann und Hauptsponsor der Kulturtage Michael Bob.
Folgerichtiges Motto in einer zunehmend dunklen Zeit
Zum Abschluss der Kulturtage wurde es noch einmal emotional. Eine neue Torarolle wurde zeremoniell vollendet. Nach den knapp 80.000 bereits verfassten Worten brachte ein Schriftgelehrter am Bebelplatz die fehlenden neuen Buchstaben auf das Pergament. Gäste wie Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sowie der Kultursenator von Berlin und CDU-Mitglied Joe Chialo nahmen an der Zeremonie teil. Auf der Torarolle befinden sich die Namen der 1.200 Menschen, die am 7. Oktober von den Hamas-Schlächtern getötet wurden. Es bleibt eine Symbolik, aber eine wichtige – eben weil dieser Anschlag so präzedenzlos war –, um die Namen der Opfer zu ehren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Damit jeder weiß, dass so etwas nie wieder passieren darf.

Dr. Rafael Korenzecher mit dem jüdischen Comedian Elon Gold.
Der Bebelplatz ist für die Abschlussveranstaltung nicht zufällig gewählt worden. Am 10. Mai 1933 hatten deutsche Studenten auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, Bücher zahlreicher Autoren und Autorinnen als „undeutsches“ Schrifttum verbrannt. Im Zuge dessen verbot die Reichsschrifttumskammer zahlreiche Werke jüdischer Autoren.
Mit der Vollendung der Torarolle dort wolle man nun Licht bringen, bekundete Avi Toubiana gegenüber dem SPIEGEL. Daher ist das Motto „Or“ nur ein folgerichtiges Motto in einer zunehmend dunkleren Welt, nicht nur, aber auch für Juden.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen

in der Druck- oder Onlineform

Werbung