Deutsche Staatsräson: Wenn es um Israel geht, geht es auch um deutsche Identität
Daniel Marweckis Buch „Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson.“ ist eine fundierte Studie zur deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte, die durch ihre glasklare Analyse und zugleich unprätentiöse Sprache besticht. Im Gegensatz zur Selbsterzählung der deutschen Israelpolitik als Geschichte von Moral, Wunder und Versöhnung ist sein Blick härter, abgründiger und deswegen klarer. (JR)
Von wem stammt das folgende Zitat? „Unsere Hilfe steht unter der Maxime, die deutsche Regierungsvertreter, die alle Fraktionen des Bundestages immer wieder deutlich gemacht haben“. Und dann: „Die gesicherte Existenz Israels liegt im nationalen Interesse Deutschlands, ist somit Teil unserer Staatsräson“.
Bei diesem Satz könnte der Leser sich zunächst an Angela Merkel erinnert fühlen an einen Satz, den sie in der Chagall-Halle der Knesset am 18. März 2008 verkündete und ausführte, die Sicherheit Israels sei für sie als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar und ergänzte, die historische Verantwortung Deutschlands sei „Teil der Staatsräson meines Landes“. Mit diesem Diktum wiederholte Merkel das, was der deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dreßler, drei Jahre zuvor wortgleich geäußert hatte. Diese Richtigstellung erfährt man aus Daniel Marweckis „Absolution“, eine Studie zur deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte, die durch ihre glasklare Analyse und zugleich unprätentiöse Sprache besticht. Im Gegensatz zur Selbsterzählung der deutschen Israelpolitik als Geschichte von Moral, Wunder und Versöhnung ist sein Blick härter, abgründiger und deswegen klarer.
Beziehung als „Tauschgeschäft“
Marwecki ist ein international vernetzter Historiker und Politikwissenschaftler, der in Bremen, Magdeburg und Montpellier studiert, bei einer deutschen NGO in Jerusalem gearbeitet und in Hong Kong gelehrt hat. Sein hier in Rede stehendes Buch fußt auf seiner Dissertation, die unter dem Titel „Germany and Israel. Whitewashing and Statebuilding“ 2020 erschienen ist. Diese Überschrift bringt seine zentrale These auf den Punkt, die lautet: Die deutsch-israelischen Beziehungen verstehen sich im Kern auf ein „Tauschgeschäft“, bei dem Deutschland für den begangenen Judenmord Absolution und Israel all das erhielt, was es brauchte, um seinen Staat aufzubauen – Wirtschaftsgüter, Waffen, Finanzhilfe. Daniel Marwecki versucht in seiner Untersuchung mit seinen historischen Kenntnissen, den mythischen Schleier zu lüften, der deutscherseits auf die Beziehungen mit Israel gelegt wird. Sein Buch erzählt eine Geschichte, die Israel und die Nahostregion, Deutschland und seine Gesellschaft gleichermaßen berührt. Seine Quellen schöpft er u.a. aus Bundestagsprotokollen und dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes.
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