Traumatisierung durch Trennung - Briefe an Walter Kaufmann 1939–1943

Letzte gemeinsame Ferien der Familie Kaufmann, Sally, Johanna, Walter Kaufmann, Domburg/Niederlande, August 1937 (Foto: Privatarchiv Walter Kaufmann)


Gemeinsam mit der Universität Lille richtete die Universität Potsdam, Institut für Jüdische Studien und Religionswissenschaft, im Rahmen eines DFG-Projekts „Jüdisches Film und Kulturerbe“ am 16. und 17. Juni 2025 im Berliner Literaturforum des Bertold-Brecht-Hauses eine zweitägige international besetzte Tagung über Leben und Werk des jüdischen Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Walter Kaufmann (1924-2021) aus. Mit der Tagung wollten die Veranstalter zum einen einer sehr beeindruckenden Biografie Aufmerksamkeit schenken, zum anderen ein vielfältiges Werk anhand ausgewählter Lektüren und Analysen in den Mittelpunkt stellen. Es war eine Wiederentdeckung seiner jüdisch-deutsch-australischen Biografie und eine Re-Lektüre seiner vielfältigen Texte. Unser Autor PD Dr. L. Joseph Heid hielt den Eröffnungsvortrag - über die Briefe, die Walter Kaufmann zwischen 1939-1943 von seinen Eltern erhielt - den wir nachfolgend auszugsweise abdrucken. (JR)

Von L. Joseph Heid

[…] Walter Kaufmann, geboren am 19. Januar 1924 in Berlin, gestorben ebenda am 15. April 2021. Er wurde 97 Jahre alt. Welch ein Leben!

Die Eltern von Walter Kaufmann, das sind Johanna Kaufmann und Dr. Sally Kaufmann, von den NS-Behörden mit Berufsverbot belegt, gewesener Anwalt und Notar, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Duisburgs. Sally Kaufmann wurde von der Gestapo gezwungen, als „Agent der eigenen Vernichtung“, wie es Dan Diner einmal formuliert hat, bei der Auflösung der Gemeinde und ihrer Mitglieder mitzuwirken.

Es ist nach dem November-Pogrom des Jahres 1938 für die Eltern Kaufmann – Sally Kaufmann wird für einige Wochen als sogenannter Schutzhäftling nach Dachau deportiert - ein Gebot der Stunde, dass Sohn Walter so schnell wie möglich Deutschland verlassen soll. Mehr als 10 000 jüdische Kinder und Jugendliche aus dem sogenannten Großdeutschen Reich werden zwischen Dezember 1938 und dem Kriegsbeginn im September 1939 mit Kindertransporten nach Großbritannien gebracht – und somit gerettet. Einer davon ist Walter Kaufmann, der an seinem 15. Geburtstag am 19. Januar 1939 vom Duisburger Hauptbahnhof aus seine Reise nach Großbritannien antritt. Zu einem erhofften Wiedersehen mit den Eltern sollte es nie mehr kommen.

Insgesamt 144 Poststücke haben die Eltern ihrem Sohn Walter zukommen lassen; Briefe und Karten, die uns einen Eindruck aus der bedrückenden Situation der Familie Kaufmann zwischen Hoffnung und Verzweiflung unter den obwaltenden Umständen nationalsozialistischer Gewaltherrschaft vermittelt. Es sind Nachrichten, die sie im Zeitraum vom 19. Januar 1939 bis zum 24. Juni 1943 ihrem Sohn Walter zunächst nach „Otterden near Faversham“ zusenden, dann (ab Sommer 1940) in die unwirtlichen Gefangenenlager Hay und Tatura im Südwesten bzw. Nordwesten Australiens, versenden.

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