"Der Rabbi und der Kommissar – Fremde Götter" von Michel Bergmann

Rabbi Henry Silberbaum ermittelt wieder, zusammen mit seinem Freund, Polizeikommissar Berking. Diesmal verschlägt es den Rabbi in die Schweizer Alpen, zu einem Guru…doch plötzlich steht er selbst unter Mordverdacht. Die Krimi-Reihe besteht aus insgesamt zehn Bänden, die sich an den zehn Geboten orientieren. Nach „Du sollst nicht begehren“ und „Du sollst nicht morden“ trägt der dritte Krimi den Titel „Fremde Götter“. (JR)

Von Filip Gašpar

Er ist zurück! Rabbiner Silberbaum und sein enger Freund, Polizeikommissar Berking von der Frankfurter Polizei, kehren zurück, um ihren dritten Fall zu lösen. Dieses Mal schickt sie der Drehbuchautor und Schriftsteller Michel Bergmann in eine Geschichte, die im Jahr 2021 begann. Die Krimi-Reihe orientiert sich an den zehn Geboten, besitzt ein Koscher-Zertifikat ausgestellt vom Rabbiner Julian-Chaim Soussan und erscheint im Heyne-Verlag. Dabei bleibt sie ihrem Hauptschauplatz, Frankfurt am Main, treu, und Bergmann, der in Frankfurt aufgewachsen ist, lässt seine persönliche Expertise mit einfließen.

Die Krimi-Reihe besteht aus insgesamt zehn Bänden, die sich an den zehn Geboten orientieren. Nach „Du sollst nicht begehren“ und „Du sollst nicht morden“ trägt der dritte Krimi den Titel „Fremde Götter“.

 

Lang gehütete Geheimnisse…

In diesem neuen Fall sieht sich Rabbi Henry Silberbaum mit Vaterschaftsfragen und einer Schweizer Sekte konfrontiert, während er bereits genug Trubel in seiner jüdischen Gemeinde in Frankfurt hat. Obwohl er seinem Vorgesetzten versprochen hat, sich nicht mehr in mögliche Kriminalfälle einzumischen, wird er vom Friedhofsgärtner Abi Sternlieb gebeten, ihm bei der Lösung eines Geheimnisses zu helfen. Sternlieb, zeugungsunfähig seit seiner Geburt, kann nicht der Vater seiner erwachsenen Tochter sein. Natürlich bricht für Sternlieb eine Welt zusammen, da er eine Bilderbuchehe führt und auch seine Tochter Stella über alles liebt. Die Geschichte zeigt, dass man den Menschen ihre Vergangenheit nicht an der Nasenspitze ansieht.

Als Rabbi Henry Silberbaum erfährt, dass Sternliebs Frau bevor sie ihn geheiratet hat, früher Anhängerin einer Sekte im Jura war, reist er selbst dorthin, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. In den Schweizer Alpen trifft er auf den selbst ernannten Guru, mit dem er einen heftigen verbalen Schlagabtausch über die Existenz über Gott und Vergangenheit sowohl des Gurus als auch einiger Mitglieder führt. Dabei stellt sich nicht nur heraus, dass der Guru ein waschechter Antisemit alter Schule ist, der auch noch offen damit umgeht, sondern auch, dass an der Sekte natürlich nicht alles koscher ist. Handelte der Guru mehr als nur aus Nächstenliebe, nutzte er seine Stellung und die schwache mentale Verfassung jüngerer Sektenmitglieder aus, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen? Ist er der Vater von Stella Sternlieb oder vielleicht noch ganz anderer Kinder? Fragen, auf die Rabbi Silberbaum und andere gerne eine Antwort bekommen würden. Doch dem Rabbi wird schnell deutlich gemacht, dass er nicht erwünscht ist, nicht weiterschnüffeln solle und besser schnell wieder abreise.

 

Unter Mordverdacht

Problematisch wird es, als der Sektenführer tot aufgefunden wird und der Rabbi plötzlich selbst als Hauptverdächtiger unter Verdacht steht. Wer hat ein Motiv? Wer wird das beträchtliche Vermögen der Sekte erben?

Zum Glück kann er auf die Unterstützung seines Freundes, des Kommissars, zählen.

Michel Bergmann, 1945 in Riehen bei Basel als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge geboren, hat bereits mit seinen Büchern „Machloikes“ und „Die Teilacher“ gezeigt, wie geschickt er deutsche und jüdische Themen zu einer literarischen Symbiose verweben kann. Sein Film von 2017, „Es war einmal in Deutschland“, mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, basiert auf den genannten Büchern.

Auch im dritten Band dieser Krimireihe um den Rabbi und den Kommissar macht es großen Spaß, den lebhaften Rabbi Silberbaum als unerschrockenen Freizeitermittler zu begleiten und dabei viel über jüdisches Leben und jüdischen Humor zu erfahren. Neben der Lösung des Mordes, lernt der Leser auch weiter die Figur des Rabbis kennen und auch dessen, gelinde gesagt, turbulentes Privatleben. Silberbaum führt eine Fernbeziehung mit Zoe, einer New Yorker Jüdin, die Deutschland nicht mag und dann ist da auch seine Kollegin Esther Simon. Man darf gespannt sein, was die kommenden Bände bringen. Es ist erfreulich zu hören, dass diese Krimireihe verfilmt werden soll.

 

Michel Bergmann: „Der Rabbi und der Kommissar: Fremde Götter“. Heyne, München 2022, 272 S., 13 EUR

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