Berufungsprozess um gewalttätigen Judenhasser: Das jüdische Opfer ist auf einem Auge blind

Wenn es um Israel und Judentum geht, werden sogar Mahnwachen attackiert© Arif ALI / AFP

Der syrisch-stämmige Aram A. verletzte im September 2021 bei einer Mahnwache für Israel und gegen Antisemitismus in Hamburg einen jüdischen Mann so schwer, dass dieser nun auf einem Auge erblindet ist. Der islamische Angreifer hatte sich von den Israel-Fahnen provoziert gefühlt und pöbelte lauthals zusammen mit seinem Bruder: „Scheiß Israel“, „Scheiß Juden“ und „Free Palestine“. Vom Opfer daraufhin angesprochen, ging er brutal auf den 60-Jährigen los, der nun arbeitsunfähig und auf Erwerbsminderungsrente angewiesen ist. Trotz dieses antisemitischen Sachverhalts wurde Aram A. ausschließlich wegen schwerer Körperverletzung lediglich zu einer 16-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Auch diese milde Strafe erscheint dem 18-jährigen Juden- und Israelfeind noch zu hoch. Er hat Einspruch gegen das Urteil erhoben und auf Notwehr plädiert. Pikantes Detail in der Personalie von Aram A. ist dazu, dass er eine Schauspielrolle im Film „Evolution“ hatte, der bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde und in dem es um eine Familie von Holocaust-Überlebenden geht. Darin spielte der Judenhasser ausgerechnet „Ali“, der in einer Berliner Schule einen jüdischen Schüler mobbt und gegenüber seinem Klassenkameraden auch gewalttätig wird. (JR)

Von Birgit Gärtner

Am 21. März 2023 begann vor dem Landgericht Hamburg der Berufungsprozess im Falle Aram A. Der inzwischen 18-jährige Berliner mit syrischen Wurzeln war Anfang August 2022 wegen schwerer Körperverletzung zu einer Jugendstrafe von 16 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Ihm wurde zur Last gelegt, Michael T. (Name von der Redaktion geändert), Teilnehmer einer Mahnwache gegen Antisemitismus und pro Israel, am 18. September 2021 in der Hamburger Innenstadt so schwer verletzt zu haben, dass dieser auf dem rechten Auge erblindet ist. Gegen das Urteil legte sowohl die Staatsanwaltschaft Berufung ein als auch der Angeklagte. Ersterer war das Urteil zu mild, Letzterer sieht sich zu Unrecht der schweren Körperverletzung beschuldigt, da er aus Notwehr gehandelt habe, wie sein Verteidiger sagte. Das Urteil stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Den 18. September 2021 wird Michael T. in seinem ganzen Leben nicht vergessen: Gemeinsam mit seiner damals fast 80jährigen Mutter nahm er an einer Mahnwache unter dem Motto "Mahnwache für Israel - Gegen Antisemitismus".

Die Beteiligten der Mahnwache wollen indes nicht nur gegen Antisemitismus protestieren, sondern ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat zum Ausdruck bringen. Ein Anliegen, das auch Michael T. und seine Mutter teilen. Bei der Mahnwache kommen Israel-Flaggen und Fähnchen zum Einsatz, so dass die Solidarität mit Israel nicht übersehbar ist.

 

Das Opfer ist auf einem Auge erblindet

An jenem 18. September 2021 kam die syrisch-stämmige Familie A. aus Berlin des Wegs: Mutter A. mit ihren Kindern, eine Tochter und zwei Söhne. Das Quartett hatte laut Bild in Hamburg Verwandte besucht und war auf dem Weg zum Bahnhof, um die Heimreise anzutreten.

Von der Pro-Israel-Mahnwache fühlten sich die beiden Jungs, damals 14 und 16 Jahre alt, so sehr provoziert, dass sie sich der Gruppe laut pöbelnd näherten und diese mit ihren Handys filmten. Dabei fielen Worte wie „Scheiß Israel“, „Scheiß Juden“, „Free Palestine“ und „ich fick Deine Mutter“. Michael T. ging auf die Gruppe zu, laut Zeit, um „die Jugendlichen zur Rede stellen“ zu wollen. Das Blatt schreibt weiter:

"Es gab kein Wortgefecht, keinen Dialog. Der Täter schlug direkt und unvermittelt zu", erinnert sich der Zeuge. Danach habe der Schläger auch Personen bedroht, die dem Opfer zu Hilfe eilen wollen.

„Schlug unvermittelt zu“ bedeutet einen Faustschlag in das Gesicht von Michael T., bei dem sowohl Nasen- als auch Jochbein brachen und seine Brille zerstört wurde. Splitter des Brillenglases bohrten sich in das rechte Auge, einer davon verletzte einen Sehnerv so sehr, dass er nie wieder wird sehen können. Für Michael T. hat das dramatische Konsequenzen, nicht nur gesundheitlich, sondern auch sozial: Bis zu jenem Tag arbeitete er in einem Elektro-Fachgeschäft, dieser Tätigkeit kann er seither nicht mehr nachgehen. Bis zum 30. November 2022 bekam er eine befristete volle Erwerbsminderungsrente beiwilligt. Ursprünglich wollte er am 1. Dezember 2022 seine alte Tätigkeit wieder aufnehmen; doch nach mehreren Operationen war klar, dass er auf dem rechten Auge blind und erwerbsunfähig bleiben wird. Bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters erhält er statt des erhofften Gehalts die Erwerbsminderungsrente als befristete Dauerrente. Das bedeutet finanzielle Einbußen von monatlich mehrere Hundert Euro. Zu dem Trauma kommen nun auch Existenznöte. Gemeinsam mit seiner Anwältin Canan C. Yüksel verklagt Michael T. Aram A. auf 100.000 Euro Schadensersatz.

Im Verfahren im Sommer 2022 entschuldigte Aram A. sich bei Michael T. Doch dieser äußerte Bild gegenüber erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Angeklagten:

„Aber ernst gemeint schien mir das nicht. Er hat gegähnt, bei Aussagen von Zeugen den Kopf geschüttelt und den Kopf sogar auf den Tisch gelegt. Das sagt ja wohl alles!“

 

Israelhass als Familientradition

Der Anwalt von Aram A. plädierte schließlich für Freispruch für seinen Mandanten, da dieser in Notwehr gehandelt habe. So sieht es auch die Mutter von Aram A.. Die Version von Michael T. bezeugen andere Kundgebungsteilnehmer. Fakt ist: Michael T. ist schwer geschädigt, nicht Aram A., der drei Mal die Woche boxt und zum Karate-Training geht, seitdem er acht Jahre alt ist. Das erklärt auch, wieso der an sich schmale Jugendliche mit einem Faustschlag eine solche Verletzung verursachen konnte.

Dieser schlagkräftige Jugendliche fühlte sich bedroht? Von einem 60jährigen? Selbst wenn das stimmen sollte, wirft sein Verhalten Fragen auf:

Warum hat er Michael T. nicht gewarnt, dass er Kampfsportler sei?

Warum musste er so hart zuschlagen? Nachdem er sein halbes Leben lang Kampfsport ausübt, musste ihm die Wirkung seines Schlages bewusst sein.

Und – die Frage aller Fragen: Warum musste er überhaupt zuschlagen, hätte es Weglaufen nicht auch getan? Wäre das in einer vermeintlichen Bedrohungssituation nicht die naheliegendste Reaktion?

In dem Verfahren stand die Aussage der Familie A. gegen die mehrerer Kundgebungsteilnehmer. Das führte letztlich zu der Verurteilung des Jugendlichen; allerdings zu einer verhältnismäßig milden Strafe, gemessen an den Konsequenzen für den Geschädigten.

Für die Version der Kundgebungsteilnehmer spricht auch die politische Einstellung der Familie A.: Nicht nur Aram A., sondern auch seine Mutter ist Israel gegenüber feindlich eingestellt, macht daraus keinen Hehl und soll die Hisbollah unterstützen sowie mitunter an Israel feindlichen Demonstrationen teilnehmen. Es wäre sehr interessant, herauszufinden, ob die Familie sich beispielsweise auch am Al-Quds-Marsch beteiligte.

 

Den Judenhasser „authentisch“ gespielt

Eine der Kundgebungsteilnehmerinnen machte Fotos von den Jugendlichen, die Mutter von Aram A. bestätigte später der Polizei gegenüber, dass darauf ihre zwei Söhne und ihre Tochter zu sehen seien.

Ein Foto des Tatverdächtigen kursierte recht schnell im Internet – und dann wurde die Angelegenheit vom virtuellen Tratsch in sozialen Medien zum real Crime: Jemand fand heraus, dass es einen jungen Mann gibt, der dem Tatverdächtigen stark ähnelt und bei der Agentur „Kokon“ als Schauspieler Aram A. geführt wird. Die virtuelle Gerüchteküche brodelte. Wie sich heraus stellte, spielte der dem Tatverdächtigen stark ähnelnde Schau spieler in dem Film „Evolution“ mit, der im Juni 2021 bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere feierte. Google verriet mir dann, was für ein Film das ist: Die Geschichte einer jüdischen Familie vom Holocaust bis in die Gegenwart, bei der Regisseur Kornél Mundruczó Biographisches einfließen ließ.

Die Agentur entfernte nach dem Bild-Bericht Aram A. aus ihrer Kartei – und es war klar: Der Tatverdächtige ist der junge Schauspieler. Dorothea Trebs, Leiterin von „Kokon“, attestierte ihm schauspielerisches Talent. Doch möglicherweise ist das von der Agentur gepriesene schauspielerische Talent ja auch darin begründet, dass er seine Aversion gegen Juden nicht spielen musste...

 

Die Reaktionen: Reine Lippenbekenntnisse

Alle zeigten sich erschüttert: Dorothea Trebs, Jan Krüger vom Filmverleih „Port au Prince“, Albert Wiederspiel, Leiter der Hamburger Filmfestspiele, im Rahmen derer der Film gezeigt wurde, wie die Hamburgerin Silke Opfer herausfand, und Regisseur Kornél Mundruczó.

Vorgeführt wurde der Film dennoch – einen Tag vor der nächsten Mahnwache. Diese wurde vor dem Film mittels eines Flugblatts angekündigt, welches an die Kinogänger verteilt wurde. Albert Wiederspiel ließ es sich nicht nehmen, persönlich in Begleitung seines Mannes, dem Schauspieler Gustav-Peter Wöhler, anderntags bei der Kundgebung zu erscheinen. Dort stieß ihm die offen zur Schau gestellte Solidarität mit Israel sauer auf. Er – selbst Jude – war davon ausgegangen, dass ganz allgemein gegen Antisemitismus demonstriert werde. Offenbar hat er ein – vorsichtig formuliert – kritisches Verhältnis zu Israel und fühlte sich anscheinend hintergangen.

Albert Wiederspiel kann selbstverständlich zu Israel stehen, wie er möchte. Nur: Der Angriff erfolgte nicht nur aufgrund eines Protestes gegen Antisemitismus, sondern wegen der offen zur Schau gestellten Solidarität mit Israel als jüdischem Staat. Die Gruppe wurde zunächst verbal attackiert, weil Israel-Flaggen und Fähnchen zur Schau gestellt wurden. Deshalb wurde Michael T. krankenhausreif geschlagen. Logischerweise waren dann auch bei der nächsten Kundgebung zwei Wochen nach dem brutalen Angriff Israel-Fahnen im Spiel. Das hätte Albert Wiederspiel wissen müssen, denn darauf wurde in dem Flugblatt hingewiesen, dass vor dem Kino verteilt worden war.

 

Rührselige Lovestory

Die verhaltene Reaktion des Regisseurs Kornél Mundruczó wird vielleicht deutlicher, wenn wir uns mal mit dem Inhalt des Films beschäftigen. Silke Opfer beschrieb diesen folgendermaßen auf ihrem Facebook-Profil:

«„Evolution“ ist ein Film, der aus drei Episoden besteht. In der ersten sieht man Sowjetische Soldaten, die zwanzig Minuten lang einen Raum ausfegen, reinigen, schrubben. Sie reden nicht, man hört nur die Geräusche ihres Tuns. In den Ritzen des Gemäuers finden sie zunächst einzelne Haarsträhnen, sie ziehen immer mehr und immer größere Haarbüschel, nasse, miteinander verwobene Haarbüschel aus dem Mauerwerk. Irgendwann hört man ein Kind schreien, es ist die erste Stimme, die man in diesem Film hört, sie suchen das Kind und bergen es aus einem Schacht unter der Erde, sie gehen hinaus und man sieht jetzt, dass sie sich im Lager Auschwitz- Birkenau befinden, dieses Kind hat die Gaskammer überlebt. Soldaten fahren mit dem Kind im Arm auf einem Panzer fort, damit endet diese Episode.

Der zweite Teil spielt in der Küche der Überlebenden, sie ist nun eine alte Frau, die mit ihrer erwachsenen Tochter redet, die nach Dokumenten sucht, um ihre jüdische Identität nachzuweisen. Die Mutter, auch schon ein wenig dement, wehrt sich dagegen, will aus ihrer Geschichte keinen „Vorteil” ziehen, ich meine, sie zieht hier auch eine Parallele zu Israel, sie wirft dem Land genau dies vor. (Anmerkung: dieser Teil war auf Ungarisch mit englischen Untertiteln. Mein Englisch ist so schlecht nicht, die Untertitel gingen aber sehr schnell, also für mich manchmal zu schnell, und ich geben zu: ich habe nicht alles verstanden)

Den dritten Teil aber habe ich sehr gut verstanden, er spielt in Berlin, die Schauspieler reden deutsch. Jonas, ein jüdischer Junge, soll für die Schule eine Laterne basteln, eine Martinslaterne. Die Mutter übernimmt diese Aufgabe und bastelt eine Chanukka- Laterne. Am Tag, als die Kinder die Laternen mitgebracht hatten, gibt es ein Feuer in der Schule, irgendjemand hat die Channuka- Laterne angesteckt und die ganze Episode beginnt mit der Evakuierung der Schule.

Man sieht die Kinder auf einen gegenüberliegenden Rasen laufen, man sieht, wie Jonas mit einer Mitschülerin, die die Haare kurz geraspelt hat, nach Hause geht. Er fragt sie, wo denn ihre blauen Haare seien, sie antwortet, Ihr Vater mochte das nicht und habe sie abgeschnitten.

Auf diesem Nachhauseweg wird Jonas angegriffen, der Angreifer ruft „Scheiß Jude”, der Schauspieler des Angreifers ist jener Aram Ahmadi, der vor drei Wochen in Hamburg auf der Mönckebergstraße einen Juden, der an einer Israel- Mahnwache teilgenommen hatte, krankenhausreif geschlagen hat. Das Mädchen biegt irgendwann in einen Hof ein und man sieht, wie sie sich ihr Kopftuch umbindet. Dass sie wohl dazu gezwungen wird, es zu tragen, wird nicht weiter thematisiert. Am nächsten Tag findet der große Martinsumzug der Schule (in Berlin!) statt. Jonas und Yasmin - so heißt das muslimisches Mädchen - fühlen sich sichtlich unwohl, verlassen den Zug, laufen an einen Kanal, setzen sich dort nieder und küssen sich.

Conclusio dieser Erzählung: Juden werden an Schulen in Berlin von der christlichen Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen und haben die Möglichkeit, sich mit ihren muslimischen Mitschülern zu verbünden. Moslems und Juden sind hier gleichsam Opfer. Das ist so dermaßen realitätsverweigernd, dass einem echt die Spucke weg bleibt. Seit Jahren werden jüdische Schüler nicht nur in Deutschland in der Schule von ihren muslimischen Mitschülern gemobbt, verachtet, ausgegrenzt und angegriffen. Das Problem heißt auch hier wieder: Islam, immer mehr jüdische Schüler verlassen staatliche Schulen, um auf eine jüdische Schule zu gehen, wenn nicht die Familie ganze auswandert.»

Musliminnen und Muslime leiden also genauso unter antimuslimischen Rassismus wie Jüdinnen und Juden unter Antisemitismus. Vor allem muslimische Mädchen, die von ihrer Familie/Community unter den Hijab gezwungen werden und sich vor lauter Scham die Haare abrasieren. Vor allem aber würde ein solches Mädchen einen ungezwungenen Umgang mit gleichaltrigen Jungs pflegen und sich auf eine Liaison mit einem Juden einlassen … 

 

Das politische Hamburg blieb einfach zuhause

Die Kölnerin Malca Goldstein-Wolf reagierte auf den Übergriff, indem sie ihre Community zu einem Schweigemarsch unabhängig von der Mahnwache nach Hamburg mobilisierte. Auch dabei wurde reichlich Flagge gezeigt – wieder die mit dem Magen David – jedoch unabhängig davon, ob die Beteiligten jüdischen Glaubens waren oder nicht, und egal, wie sie zum Staat Israel stehen.

Es beteiligten sich auch einige Iranerinnen und Iraner an dem Schweigemarsch, die kurdische Gemeinde stellte die Ordner. Nur das politische Hamburg blieb vorsorglich zuhause. Als einziger offizieller Politiker nahm der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries an dem Marsch teil. Zwei grüne Bürgerschaftsabgeordnete betonten, als Privatperson gekommen zu sein. Ansonsten blieb das – rot-grün geprägte – politische Hamburg einfach weg. Die Politikerinnen und Politiker, die Parteimitglieder, die tapferen Kämpferinnen und Kämpfer „gegen Rechts“, gegen Rassismus, die Friedensbewegten, die Gewerkschaften – sie alle bleiben einfach weg. Auch hielt es der Senat nicht für nötig, sich öffentlich zu dem Vorfall zu positionieren, von den einzelnen Fraktionen ganz zu schweigen.

 

Verbale Attacken seitens junger Muslime gehören zum Begleitprogramm der Mahnwache

Die Pro-Israel-Mahnwache findet grundsätzlich unter Polizeischutz statt. Wobei „Polizeischutz“ ein großes Wort ist: Bei jeder Anmeldung wird Polizeischutz beantragt, am Ende wird ein Beamter abgestellt. Oder eine Beamtin, die entsprechend ideologisch geprägte Jugendliche wie Aram A. ganz sicher nicht ernstnehmen – oder von der sie sich ganz besonders herausgefordert fühlen würden.

Die letzte Mahnwache fand am 4. März 2023 statt, jenem Samstag, an dem Hamburg bundesweit für Schlagzeilen sorgen sollte: Das Modeunternehmen Reternity hatte in sozialen Medien angekündigt, in der Hamburger Innenstadt Kleidung verschenken zu wollen. Diesem Aufruf waren Medien zufolge und zur großen Überraschung des Unternehmens rund 400 Menschen gefolgt. Daraufhin wurde die Verschenkaktion noch vor ihrem eigentlichen Beginn abgebrochen. Das führte – gelinde gesprochen – zu Unmut unter den potentiellen Nutznießern der Aktion.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass der gesamte Bereich, an der die Aktion stattfinden sollte, voller Menschen war. Das bedeutet, es müssen weitaus mehr gewesen sein. Was nirgendwo thematisiert wurde: Auf den Aufnahmen sind fast ausnahmslos Männer zu sehen – junge Männer mit dem berühmten Migrationshintergrund. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn die ganze Sache nicht völlig aus dem Ruder gelaufen und es zu Randale und Verletzungen gekommen wäre. Ein Großaufgebot der Polizei musste ausrücken, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.

Etwa eine Handvoll dieser enttäuschten jungen Männer mit vermutlich muslimischem Hintergrund entdeckte die Pro-Israel-Mahnwache, postierte sich in Sichtweite und pöbelten rum. Die Teilnehmer der Mahnwache fühlten sich bedroht, der eine Beamte vor Ort vermittelte ihnen nicht eben ein Gefühl von Sicherheit. Es dauerte etwa eine Stunde, bis einige der Polizeibeamten, die in die Innenstadt gerufen worden waren, sich um die jungen Männer kümmerten.

Augenzeugenberichten zufolge gilt „blöd angequatscht“ zu werden mittlerweile als Begleitprogramm der Mahnwache. Fast immer sind es muslimische Jugendliche oder junge Männer, die ihren Judenhass nicht im Zaume halten können. Ein unhaltbarer Zustand. Deshalb versteht sich die Mahnwache nicht als Bekenntnis zum Judenstaat Israel, sondern als Bekenntnis zur Demokratie. Alle, die für Demokratie und Menschenrechte einstehen – körperliche Unversehrtheit (nicht nur von Juden und Frauen), Meinungs- und Versammlungsfreiheit – sind aufgerufen, sich an der Mahnwache zu beteiligen. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Freitag, dem 12. Mai 2023, von 13 – 15h vor dem Hamburger Rathaus. Geladene Gäste sind der Erste Bürgermeister Hamburgs, Peter Tschentscher (SPD), Vertreter der CDU Hamburg und der jüdischen Gemeinde; Gastredner ist der Publizist und Buchautor Alex Feuerherdt.

Sehr geehrte Leser!

Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:

alte Website der Zeitung.


Und hier können Sie:

unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen

in der Druck- oder Onlineform

Unterstützen Sie die einzige unabhängige jüdische Zeitung in Deutschland mit Ihrer Spende!

Werbung


Alle Artikel
Diese Webseite verwendet Cookies, um bestimmte Funktionen zu ermöglichen und das Angebot zu verbessern. Indem Sie hier fortfahren, stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu. Mehr dazu..
Verstanden