Stalin und die Juden: Zum 70. Todestag des sowjetischen Diktators

Bild vom 5. März 1953 auf der Titelseite der sowjetischen Zeitung Prawda, die den Tod von Joseph Stalin verkündigt.© AFP
Josef Stalin hegte eine große Abneigung und ein tiefes Misstrauen gegenüber den Juden, da er ihnen unterstellte, Agenten des Auslandes und des Klassenfeindes zu sein. Anfang der 1930er Jahre begann man in der Sowjetunion die Juden aus dem Partei- und Staatsapparat zu entfernen und sie durch "national-russische" Kader zu ersetzen. Im Zuge der politischen Säuberung kam es zu Schauprozessen und Hinrichtungen. In den Jahren 1947-1948 spielte Stalin die "Nahost-Karte" aus, indem er die Gründung eines jüdischen Staates unterstützte. Er wollte damit vor allem Englands Position im Nahen Osten schwächen, auch in der Hoffnung, im zionistisch-sozialistischen Israel der Gründungszeit, einen Verbündeten für seinen kommunistisch-imperialen Machtanspruch zu finden. (JR)
Stalins Haltung gegenüber den Juden, seine Politik in der "Judenfrage" gibt noch immer Anlass zu unterschiedlichen Einschätzungen. Es gibt die Meinung, Stalin sei nicht antisemitisch gewesen und seine antijüdische Politik sei das Ergebnis pragmatischen Kalküls. Eine andere, weiter verbreitete Ansicht besagt, dass Stalin ein unverhohlener Antisemit wie Hitler war und eine "Endlösung" für die Juden der UdSSR vorbereitete. Beide Ansichten scheinen unter Extremen zu leiden. Für eine ausgewogene Beurteilung muss man Stalins Haltung gegenüber den Juden und der Judenfrage während seiner gesamten politischen Tätigkeit betrachten.
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Josef Wissarionowitsch Dschugaschwilli (Stalin) wurde 1878 in Gori in eine arme georgische Familie hineingeboren und erhielt lediglich eine religiöse Ausbildung in einer Religionsschule und einem theologischen Seminar. Er war von einem rebellischen Geist beseelt und schloss sich bald dem revolutionären Flügel der russischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei, den Bolschewiki, an, deren Führer Wladimir Iljitsch Lenin war. Die Partei selbst und der bolschewistische Führer Lenin waren beide internationalistisch eingestellt und verurteilten den Antisemitismus scharf. Wie in einigen biografischen Werken über ihn erwähnt, konnte Dschugaschwilli schon in den ersten Jahren seiner politischen Tätigkeit seine Abneigung gegen die Juden, seine politischen Gegner, nicht verbergen. Im Jahr 1905 sagte er in einer Rede vor georgischen Arbeitern in Batumi scherzhaft: "Lenin ist empört, dass Gott ihm solche Genossen wie die Menschewiki geschickt hat. In der Tat, was für ein Volk!". Und 1907 brachte Stalin in seinem Artikel über den Londoner Kongress der RSDLP (1907) eine humorvolle Bemerkung eines der Delegierten über die Tatsache, dass "die Menschewiki, die jüdische Fraktion sei und die Bolschewiki, die wirklichen Russen" seien und "es uns, den Bolschewiki, daher nicht schaden würde, ein Pogrom in der Partei zu organisieren.
Der gebürtige Jude und Bolschewik Jakow Michailowitsch Swerdlow, der mit Stalin im sibirischen Exil lebte, beschuldigte ihn einmal des Antisemitismus, wofür der Ehrenhof der Exilanten den künftigen Führer der UdSSR tadelte.
Doch nach der Machtergreifung der Bolschewiki im Jahr 1917, Stalin wurde Volkskommissar für Nationalitäten, unterstützte er in seiner Position das hebräischsprachige Theater Habima, das von der Schließung bedroht war.
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