Keine Bühne für Roger Waters und seinen Judenhass

Roger Waters im September 2022 in Los Angeles
© KEVIN WINTER / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Der bekennende Israel-Hasser und Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters darf nun doch nicht in Frankfurt auftreten. Nach lautstarkem Protest aus Politik und Gesellschaft sagte die Stadt Frankfurt und die hessische Landesregierung, beide Gesellschafter der Messe Frankfurt, das Konzert in der Festhalle ab. Roger Waters ist ein in der Wolle gefärbter notorischer Antisemit. Seit 2006 unterstützt er vehement die israel- und judenfeindliche BDS-Bewegung, hetzt gegen Israel und stellt sogar Künstler-Kollegen, die im jüdischen Staat auftreten, an den öffentlichen Pranger. (JR)

Von Julian M. Plutz

Die Menge tobt und jubelt, als das übergroße Warzenschwein in die Commerzbank-Arena, heute “Deutsche Bank Park” einfliegt. Denn die routinierten Fans von Roger Waters “The Wall"-Show wissen: Gleich dürfen sie das aufgeblasene Tier zerstören, auf dem allerhand Symbole angeheftet sind: Logos von Unternehmen wie Shell oder Mercedes. Aber auch faschistische und kommunistische Symbole so wie Kreuze und Davidsterne, erblickt man auf dem tierischen Flugobjekt. Waters und seine Crew schießen in Militäruniform auf das Schwein, bis es in sich zusammenfällt.

Dass der künstlerische Wert dieser Aktion in die sprichwörtliche Nussschale passt, ist das eine. Doch dass es im Jahr 2013, fast 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz-Birkenau in Deutschland möglich ist, erschreckt dann doch. Ein Land, das in seiner geschichtlichen Aufarbeitung die Vergangenheit in einem weltweit einmaligen Stolz nach vorne treibt, leistet sich immer wiederkehrende Fauxpas, wenn es um den modernen, aktuellen Judenhass geht. Ob eine Documenta, die zwar künstlerisch überschaubare Werke präsentiert, die gleichzeitig aber vor Antisemitismus nur so triefen, als würde der Stürmer-Zeichner Philipp Ruprecht höchst persönlich den Bleistift geführt haben, oder bei Roger Waters.

 

Auf den Vorwurf der Judenfeindlichkeit reagiert Waters judenfeindlich

Und so wundert es kaum, dass das Land, das sich einen antisemitischen Antisemitismusbeauftragten leistet, auch Konzerte wie die von Roger Waters duldet. Maschinengewehrkugeln auf Davidsterne? Kein Problem für Roger Waters. Als ihn der stellvertretende Vorsitzende des Simon-Wiesenthal-Center, Rabbi Abraham Cooper, als “bekennenden Antisemiten” bezeichnete, reagierte der Musiker angefasst. Auf seiner Facebook-Seite betonte er, er fühle sich durch den Vorwurf des Antisemitismus persönlich beleidigt, und weist darauf hin, dass er in seiner Show außer dem Davidstern auch das Kreuz und den Halbmond verwendet. Sein Argument: die Symbolik des Davidsterns in „The Wall“ richte sich gegen die Politik des Staates Israel, eines Staates, „der Apartheid praktiziert, sowohl innerhalb seiner eigenen Grenzen also auch in den Gebieten, die er seit 1967 besetzt und kolonisiert hat“.

Anders gesagt: Auf den Vorwurf, er sei ein Judenfeind, reagiert er judenfeindlich. Unter dem Deckmantel der Israelkritik kommen längst die perfidesten Antisemitismen hervor, die man sich vorstellen kann. Apartheid fand in Südafrika statt, nicht in Israel. In einem Land, indem rund 20 Prozent der Staatsbürger Araber sind, gleiche Rechte genießen und sogar mit einer Partei in der Knesset vertreten sind von Apartheid, also die Segregation von Rassen, zu sprechen, ist im höchsten Maße unredlich. Es berührt zwei von drei Faktoren des “3D-Tests”. Dämonisierung und Doppelter Standard.

Lieberbergs perfide Rechtfertigung

Pikant hierbei: Die Agentur, die dieses Konzert organisierte, gehört dem Juden Marek Lieberberg. „Die Marek-Lieberberg-Konzertagentur distanziert sich ausdrücklich von zweifelhaften, verunglimpfenden Metaphern, sieht jedoch keine Möglichkeit, in das Recht auf künstlerische Freiheit einzugreifen,” teilte das Unternehmen der Stuttgarter-Zeitung kurz nach dem Konzert mit. Keine Möglichkeit? Wohl eher kein Willen. Der Sohn von Holocaustüberlebenden legt eine erstaunliche moralische Flexibilität an den Tag. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.

So kritisierte Lieberberg im Jahr 2018 die Absage eines Konzertes des Musikers Roger Waters im Juni 2018 durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, nachdem bekannt geworden war, dass er die judenfeindliche Boycott, Divestment and Sanctions Bewegung unterstützt. Lieberbergs Forderung damals klang zunächst einleuchtend. Im Rolling Stone Magazin meinte er zwar, Waters Aussagen seien bedenklich. Dennoch forderte er eine Trennung von künstlerischer Arbeit und privater Meinung. Wer will da schon widersprechen?

Liebermanns Strategie ist perfide. So versucht er, Waters, einer der Kampagnenführer judenfeindlicher Boykottaufrufe zu einem unschuldigen Opfer umzudeuten. Das tut er, indem er in den Raum stellt, es handelt sich um Cancel Culture. Doch das ist nicht der Fall. Wenn der Opernstar Anna Jurjewna Netrebko nicht auftreten darf, weil sie Russin ist, so ist das ein himmelschreiender Skandal von Cancel Culture. Doch wenn ein Künstler auf der Bühne eine judenfeindliche Performance darbietet, dann geht es eben nicht um die Trennung von künstlerischer Arbeit und privater Meinung. In dem Fall ist die Kunst schlicht judenfeindlich. Oder würde Lieberberg auch den Antisemitismus bei der letzten Documenta verteidigen?

 

„Roger Waters ist in Hessen nicht willkommen“

Doch wer den Musikagenten kennt, der weiß, dass seine Haltung Programm hat. Immer wieder wurde Lieberberg für seine Unterstützung für Xavier Naidoo kritisiert. So initiierte er im Jahr 2015 in der FAZ eine krude Solidaritätsanzeige, nachdem der Mannheimer Sänger an der Teilnahme des Eurovision Song Contest im darauffolgenden Jahr ausgeschlossen wurde. So sei Naidoo mitnichten ein Antisemit, dafür warf er den Kritikern “Heuchelei”, “blinden Hass” und “Hetze” vor. Opfer-Täter-Umkehr vom Feinsten. Lieberberg stilisiert sich als Kronzeuge für Judenhasser. Mazel tov!

Zehn Jahre später wollte Waters wieder in Frankfurt auftreten. Dieses Mal in der Festhalle auf dem Messegelände. Doch immerhin regte sich aus der Politik bereits Monate zuvor Widerstand gegen das Konzert und das mit Erfolg: Die Stadt Frankfurt und die hessische Landesregierung, beide Gesellschafter der Messer Frankfurt, sagten das Konzert ab. Auch der Unions Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters in der Mainmetropole positioniert sich klar: “Roger Waters ist mit seinem antisemitischen Weltbild in Hessen nicht willkommen." Er ist ein schlimmes Beispiel für aggressiven, israelbezogenen Antisemitismus.

 

Nick Cave als löbliche Ausnahme im Musikbetrieb

Auch in München regt sich Widerstand. Am 21. Mai soll der Waters in der Olympiahalle auftreten. Heftigen Gegenwind bekam der Pink-Floyd-Mitbegründer von seinem ehemaligen Bandkollegen David Gilmour und seiner Partnerin. So schrieb sie auf Twitter unmissverständlich: “Leider bist du antisemitisch bis ins Mark. So sei Waters ein Putin-Apologet und ein "lügender, diebischer, heuchlerischer, steuervermeidender, Playback singender, frauenfeindlicher, neidzerfressener Größenwahnsinniger". Gilmour teilte den Post und schrieb: "Jedes Wort ist nachweislich wahr."

Und so scheint es, dass der Druck auch aus der Musikszene auf Waters steigt. Einer der prominentesten Kritiker ist der Australier Nick Cave. „Wenn man in Israel spielt, erlebt man eine Art öffentliche Demütigung von Roger Waters und Co. Und niemand möchte öffentlich beschämt werden“, sagte der Künstler, wie Israelnetz berichtete.

„Deswegen ist es einfacher, Israel zu vergessen. "Ich denke, zu meiner Schande habe ich das für vielleicht 20 Jahre gemacht.“ Israel habe für Konzerte angefragt, doch Cave habe abgelehnt.

Im Jahr 2014 erhielt er einen Brief von dem englischen Musiker und BDS-Unterstützer Brian Eno. Dieser bat Cave, eine Liste „Künstler für Palästina“ zu unterschreiben, den auch Waters unterzeichnete. Dies lehnte der Australier ab, spielte aber gleichzeitig weiterhin nicht in Israel. „Das fühlte sich für mich feige an.“ So entschied er sich nach längerem Abwägen für Auftritte in Tel Aviv. „Letztendlich gibt es zwei Gründe, warum ich hier bin“, erklärte er weiter „Einer ist, dass ich Israel und die Israelis liebe. Der andere ist, einen grundlegenden Standpunkt zu beziehen gegen jeden, der versucht, Musiker zu zensieren und mundtot zu machen. Also kann man in gewisser Weise sagen, BDS hat mich dazu gebracht, in Israel zu spielen.“

Eine Größe, von der Waters, aber auch Lieberberg weit entfernt sind.

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