Israel als Vorreiter für das Krankenhaus der Zukunft: Roboter und Künstliche Intelligenz unterstützen die Mediziner
Ein Roboter empfängt am Eingang des Ichilov-Hospitals Patienten und Besucher.© J. MÜLLER
Das „Tel Aviv Souravsky Medical Center“ setzt auf modernste Technik. Das Haus gilt als eines der fortschrittlichsten weltweit. Ein Roboter nimmt die Patienten in Empfang und führt sie durch die digitale Patientenaufnahme. Damit werden bürokratische Schritte effizienter gestaltet und es bleibt mehr Zeit für die medizinische Versorgung durch die Ärzte. (JR)
„Wo möchten Sie hin? Was kann ich für Sie tun?“ Der Empfang an der Pforte des Ichilov-Hospitals ist sehr freundlich. Doch es ist kein Mensch, der sich um die Patienten und Besucher kümmert, sondern ein Roboter. Er kommuniziert über seinen Bildschirm. Sie haben Hunger und möchten etwas zu essen kaufen? Sie suchen die Toilette? Den kürzesten Weg zur Notaufnahme? Der Roboter erklärt nicht etwa den Weg dorthin, sondern er führt und begleitet die Besucher. Er kennt sich in Israels zweitgrößtem Krankenhaus bestens aus. Sensoren sorgen dafür, dass er unterwegs mit niemandem zusammenstößt.
Im „Tel Aviv Souravsky Medical Center“, wie das Krankenhaus offiziell heißt, setzt man auf modernste Technik. Das Haus gilt als eines der fortschrittlichsten weltweit. Es verfügt über knapp 1500 Betten. 5500 Menschen arbeiten hier, jedes Jahr werden rund 400.000 Patienten versorgt. Wichtig ist der Krankenhausleitung der Abbau von Bürokratie. Deshalb hat man eine digitale Patientenaufnahme eingerichtet.
Digitaltechnik ersetzt Formulare
Formulare sollen aus dem Klinikalltag verschwinden. In der digitalen Notaufnahme lässt der Besucher zunächst seinen Ausweis einscannen. Das System vergleicht das Passbild mit der Person, die davor steht. Damit wird sichergestellt, dass niemand unter einer falschen Identität aufgenommen wird. Am Ende erhält man einen Barcode. Normalerweise würde der Patient jetzt von einer Pflegekraft untersucht. Aber das sei nicht mehr nötig, erläutert Professor David Zeltser, der Leiter der Notaufnahme: „Unser neues System ersetzt die Krankenschwester und das, was diese nun tun müsste. Vom Wartebereich aus gehen die Patienten zur Untersuchungsstation. Sie scannen den Barcode, den sie vorher bekommen haben. Dann ermitteln sie den Sauerstoffgehalt in ihrem Blut, die Pulsfrequenz, ihre Temperatur und den Blutdruck. All diese Parameter werden direkt in unser Computersystem übermittelt und in der digitalen Patientenakte gespeichert. Die Schwester muss keine Zeit opfern für diese technischen Angelegenheiten.“
Das hört sich einfach an. Für medizinische Laien hält die Selbstuntersuchung aber einige Hürden bereit. Deshalb gibt es Videos, die jeden einzelnen Schritt ausführlich erläutern. Die wenigsten haben Erfahrung, wie sie beispielsweise die Sauerstoff-Sättigung ihres Blutes messen sollen. Außerdem müssen Hygiene-Standards eingehalten werden. Zudem ist das System noch in der Testphase, oft braucht der Computer ziemlich lange, bis er die Ergebnisse anzeigt.
Hospital setzt auf Künstliche Intelligenz
Professor Zeltser hat Pläne, um Notfälle künftig schneller zu erkennen und ihre Versorgung zu beschleunigen: „Wir entwickeln eine Künstliche Intelligenz. Jeder Patient, der in die Notaufnahme kommt, muss eingestuft werden. Es geht darum, ob es sehr dringend oder weniger dringend ist, auf einer Skala von eins bis fünf. Das wird bisher von einer Schwester erledigt. Wir arbeiten gerade an einem Algorithmus. Der Patient gibt beispielsweise ein: Ich komme wegen Kopfschmerzen, die haben dann und dann begonnen und sind so und so stark. Dann vergibt das System die Einstufung.“
Die Stationen zur Selbstuntersuchung werden demnächst erweitert. Der Professor ist davon überzeugt, damit auf dem richtigen Weg zu sein. Die gesamte Software stammt aus Israel und wurde im Ichilov-Hospital entwickelt und getestet. So sehe die Zukunft der Medizin aus. Zeltser: „Wir werden nicht in der Lage sein, den Service in dem Umfang, den wir heute haben, künftig ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz anzubieten. Für eine wirklich gute Medizin brauchen wir Künstliche Intelligenz. Wir müssen sie weiterentwickeln, damit sie den Ärzten hilft, Entscheidungen zu treffen und die Untersuchungsergebnisse wie Bluttests, Röntgenaufnahmen oder Computer-Tomografien zu bewerten. Wir setzen künstliche Intelligenz schon heute bei CT-Aufnahmen des Kopfes ein. Das System teilt sofort mit, ob es dort eine Blutung gibt oder nicht.“
Sorgen müssten sich die Patienten deshalb nicht machen: Die moderne Technik sei nur ein Werkzeug, versichert Professor Zeltser – so wie die Kasse im Supermarkt, an denen Kunden ihre Waren selbst abrechnen. Die letzte Entscheidung im Krankenhaus treffe auch in Zukunft der Arzt.
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