Israelisches Krebshunde-Projekt revolutioniert Früherkennung

Uri Bakemann mit seiner „Krebsschnüfflerin“ Fibi.© Jürgen Th. Mülle

Der israelische Hundetrainer Uriel Bakeman bildet Hunde dafür aus, Krebs zu erschnüffeln, und zwar, wenn der Tumor noch im Anfangsstadium ist. Das Hundeprojekt wird wissenschaftlich begleitet und hat großes Zukunftspotential. Die vierbeinigen Krebs-Schnüffler haben bereits eine Erfolgsquote von über 95 Prozent. (JR)

Von Jürgen Th. Müller

Fibi ist 15 Monate alt und bereits eine erfahrene Krebs-Schnüfflerin. Sie riecht nur kurz an den Masken, in die die möglicherweise Erkrankten mindestens fünf Minuten lang geatmet haben. Fibi markiert sofort die Probe, die von einem Krebspatienten stammt. Verschiedene Studien belegen, dass Krebshunde eine Erfolgsquote von über 95 Prozent haben. Wenn sie Krebs riechen, hat die betreffende Person mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich einen bösartigen Tumor.

Fibi wurde von einem erfahrenen Hundetrainer ausgebildet: Uriel Bakeman ist seit Jahrzehnten im Geschäft. In Südisrael bringt der 67-Jährige Hunden bei, Krebs zu erkennen. „Eine Einheit von Testhunden besteht aus drei Tieren. Wir testen mit drei Hunden und vergleichen ihre Ergebnisse. Falls sie sich nicht einig sind, bringen wir sechs Hunde her“, erläutert er.

Die Vierbeiner müssen sich konzentrieren. Das ist anstrengend, deshalb schnüffelt jeder höchstens zweimal am Tag jeweils 20 Minuten lang. Die Hunde können unterschiedliche Krebsarten riechen. Am erfolgreichsten sind sie bei Brustkrebs, hier liegen sie fast immer richtig. Uri Bakeman setzt große Hoffnungen in seine Vierbeiner: „Das Interessanteste ist, dass die Hunde Krebs zum frühest möglichen Zeitpunkt erkennen können. Wenn die Medizintechnik der westlichen Welt Krebs findet, ist das oft ein Tumor, der schon mehrere Jahre lang gewachsen ist. Die Hunde erkennen Krebs auch dann, wenn der Tumor noch sehr jung ist. Deshalb können viele Betroffene geheilt werden, ohne dass schwerwiegende belastende medizinische Maßnahmen notwendig sind.“

 

Wissenschaftler: Großes Potenzial

Das Hundeprojekt wird wissenschaftlich begleitet. Federführend ist die aus Deutschland stammende jüdische Ärztin Prof. Dr. Evelyne Yehudit Bischof. Die Harvard-Absolventin forscht und unterrichtet in New York, Basel und Shanghai. Sie hält viel von dem neuen medizinischen Ansatz: „Unsere Hypothese ist, dass es eine relativ gute positive Validität gibt. Das heißt, dass die Befunde, wo die Hunde das auch riechen konnten, dann in der Tat auch positiv sind, was immer das auch für eine Erkrankung ist. Aber wenn es negativ ausfällt, dann heißt das aber nicht, dass der Patient nichts hat.“

Noch immer verstehe man den Riechsinn der Hunde nicht vollständig. Der sei nicht auf Krebs begrenzt: „Es gibt Berichte von anderen Gruppen in anderen Ländern in Asien, wo die Hunde auch spezifisches mentales Verhalten von Menschen identifizieren konnten, Aggression, Depression und weiteres.“ Vermutlich sind die Hunde auch in der Lage, Alzheimer und Parkinson frühzeitig zu erkennen. Uri Bakeman trainiert seine Hunde bereits entsprechend.

 

Einfacher Atemtest für viele Krankheiten

Betreut werden die Hunde von Uris Assistent Itamar Bitan. Der 24-Jährige hat bei der Armee in einer Einheit gedient, die Spürhunde einsetzt. Er ist davon überzeugt, dass das Potenzial der Hunde noch längst nicht vollständig genutzt wird: „Unsere Langzeit-Vision ist, dass es einen kleinen, einfachen Atemtest geben wird für die unterschiedlichsten Krankheiten, nicht nur Krebs. Wir haben einen Fünf-Jahres-Horizont: Jeder kann dann die Test-Sets in seiner örtlichen Apotheke kaufen, und die werden dann zu uns geschickt und von den Hunden auf ein breites Krankheitsspektrum untersucht.“

Die israelischen Krebsschnüffel-Hunde haben große Erwartungen geweckt – bei Forschern und Ärzten ebenso wie bei all jenen Menschen, die auf die Früherkennung von Krankheiten hoffen.

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