Heinz Galinski: „Ich habe nicht überlebt, um zu schweigen“

Heinz Galinski vor dem Jüdischen Gemeindezentrum Berlin (Januar 1967)© WIKIPEDIA

Vor 110 Jahren wurde Heinz Galinski in Westpreußen geboren. Er überlebte den furchtbaren Schrecken des Nationalsozialismus, der in Deutschland und Europa wütete und glaubte nach dem Holocaust wieder an ein jüdisches Leben im Nachkriegsdeutschland. In seine Amtszeit fiel die Einwanderung und die Integration Tausender Juden aus der Sowjetunion nach Deutschland. Heinz Galinski war zweimal Vorsitzender des Zentralrats der Juden und Zeit seines Lebens der jüdischen Sache verbunden. (JR)

Von Esther Ginsburg

Heinz Galinski, dieser streng aussehende, kleine Mann mit großer Brille wurde „das Gewissen des jüdischen Volkes“ genannt. Er ging durch alle Ebenen der Nazi-Hölle, verlor geliebte Menschen und war ein aktiver Teilnehmer an der Wiederbelebung der Demokratie im Nachkriegsdeutschland, ständiger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er glaubte an die Zukunft des jüdischen Lebens in Hitlers Land, als die meisten daran zweifelten. Auf seine Initiative und mit seiner direkten Beteiligung hin begann die Einwanderung sowjetischer Juden in die Bundesrepublik Deutschland. Er war immer der erste, der den Kopf gegen Extremismus jeglicher Art erhob, wenn die Rechte von Juden und anderen Minderheiten verletzt wurden, wofür er von Gegnern angegriffen und bedroht wurde. Auch nach seinem Tod wurde sein Andenken zweimal geschändet - der Grabstein wurde von Neonazis gesprengt.

Heinz Galinsky wurde am 28. November 1912 im damaligen Westpreußen Marienburg als einziges Kind einer streng religiösen jüdischen Familie geboren. Sein Vater Albert besaß ein kleines Textilgeschäft. Als schwerverletzter Veteran des Ersten Weltkriegs leitete er den Ortsverband der Kaiserlichen Vereinigung jüdischer Frontsoldaten sowie eine Reihe anderer jüdischer öffentlicher Organisationen, die das Leben der jüdischen Gemeinde Marienburgs prägten.

In den frühen 1930er Jahren breitete sich die antijüdische Stimmung auf Betreiben der Nazis im ganzen Land aus. „Eines der unbegreiflichen Ereignisse meiner Jugend“, erinnerte sich Heinz, „war, dass meine Klassenkameraden, mit denen ich in Marienburg befreundet war, mich plötzlich wie einen Ausgestoßenen behandelten, aus dem Nichts, nur wegen meines Judentums.“

1933 fand Heinz nach Abschluss der Handelsschule eine Anstellung in Rathenow. Zu dieser Zeit waren Hitler und seine Anhänger bereits an der Macht. „Es gab keinen Zweifel mehr“, erinnerte sich Galinsky, „die neuen Zeiten brachten eine Zunahme antisemitischer Manifestationen gegenüber den Juden mit sich, obwohl die Willkür und Tyrannei des Nationalsozialismus noch nicht begonnen hatten.“ Die weitgehende „Arisierung“ von Betrieben führte zum Verlust von Arbeitern im Dorf. Heinz und sein Vater verloren ihre Arbeit, der Laden ging in den Besitz einer „wahrhaft arischen“ Familie über.

Trotz allem, was geschah, war sein Vater, der seine Gesundheit in den Kämpfen um die deutsche Heimat opferte, bis zu seinen letzten Tagen absolut sicher, dass das „braune Gespenst“ bald verschwinden würde und dass er, ein ehemaliger behinderter Veteran, und seine Familie nichts zu befürchten hatten.

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