Bizarre deutsche Willkommenskultur: Migrationshintergrund als Qualifikationsmerkmal

Bisher haben etwa 14 Prozent der Mitarbeiter im Hannoveraner Rathaus einen Migrationshintergrund.
© THOMAS KIENZLE / AFP

Hannover will jede dritte neue Stelle mit Migranten besetzen. Ungeachtet der Qualifikation möchte die niedersächsische Landeshauptstadt die Quote um jeden Preis erfüllen und „mehr Mitarbeitende mit Migrationsbiografie“ nachweisen. Bereits Beschäftigte sollen nun sogar freiwillig ihre „Einwanderungshistorie“ offenlegen. (JR)

Von Daniel Weinmann/reitschuster.de

In wohl keinem anderen Land dieser Welt genießen Einwanderer einen so hohen gesellschaftlichen Stellenwert wie hierzulande. Während die illegalen Einreisen auf einen neuen Rekord zusteuern, schlägt die Stadt Hannover ein neues Kapitel im Buch der bundesdeutschen Willkommenskultur auf.

Die niedersächsische Landeshauptstadt will – man könnte es kaum gender-gerechter ausdrücken – „mehr Mitarbeitende mit Migrationsbiografie“. „Wir 2.0“, nennt sich der neue Integrationsplan der Stadt Hannover. Dort leben nach Angaben der Verwaltung zurzeit 39,2 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund im beschäftigungsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren. In der Verwaltung liegt deren Zahl aber nur bei 14 Prozent.

Grund genug, die Quote zu erhöhen. Mehr noch: Um die Migranten auch genug zu würdigen, enthält „Wir 2.0“ auch den Vorschlag, migrantische Unternehmen auszuzeichnen.

 

Das Grundgesetz scheint überflüssig geworden

Mit der Bezeichnung „Menschen mit Migrationsbiografie“ sind nach Angaben der Verwaltung nicht nur Menschen gemeint, die eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit haben und/oder im Ausland geboren sind. Sie umfasst Eingewanderte und deren Kinder, also Menschen, die entweder selbst in einem anderen Land als Deutschland geboren wurden oder die von Eltern abstammen, von denen mindestens ein Elternteil in einem anderen Land als Deutschland geboren wurde.

„Als Einwanderungsstadt ist Hannover geprägt von den Menschen aus aller Welt. Diese Vielfalt trägt ganz wesentlich zu einer offenen Stadtgesellschaft bei“, unterstreicht der grüne Oberbürgermeister Belit Onay, „es ist mein Anspruch, dass wir gemeinsam dafür Sorge tragen, dass alle Hannoveraner hier gut, gerne und frei von Diskriminierung leben und diese Stadtgesellschaft gleichberechtigt mitgestalten können.“

Die integrationspolitische Sprecherin der SPD, Hülya Iri, sekundierte: „Heute ist ein historischer Tag, weil wir eine neue Zeit beginnen, da wir eine Teilhabe ermöglichen für Menschen, egal welcher Herkunft.“

Das Grundgesetz scheint obsolet geworden, denn dort steht in Artikel 33: „Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.“ In Zeiten der offenen Grenzen und überbordenden Gutmenschentums ticken die konstitutionellen Uhren hierzulande offensichtlich anders.

 

Mehr Ergebenheit gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund geht nicht

Die Väter der Verfassung würden sich angesichts der heutigen Herausforderungen im Grabe umdrehen, das Problem bei der Umsetzung der Migrantenquote im Hannoveraner Rathaus ist Realsatire pur: Die Landeshauptstadt weiß nicht einmal, wer von ihren Mitarbeitern einen Migrationshintergrund hat. Bislang wird nur die Staatsbürgerschaft erfasst. Nun sollen alle Mitarbeiter der Landeshauptstadt angeben, ob sie über eine Einwanderungshistorie verfügen. Hannover hofft, durch diesen Bauerntrick die Quote nach oben zu treiben.

Die Umfrage ist – welch Gnade – freiwillig. Um möglichst viele Antworten zu erhalten, will der Oberbürgermeister diese Aktion fast hündisch ergeben höchstselbst mit „motivierenden Botschaften“ begleiten. Mehr Ergebenheit gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund geht kaum.

Alexander Lambsdorff sieht dies kritisch: „Liebe Kollegin, was passiert denn mit den anderen 2/3? Sind die für Bio – Deutsche reserviert? Das Ganze ist evident verfassungswidrig, wenn ich unser #Grundgesetz richtig verstehe“, twitterte der stellvertretende Vorsitzender der FDP-Fraktion. Die Grünen-Politikerin Filiz Polat verweist auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien. Darin habe man sich auf mehr Vielfalt geeinigt: „Eine ganzheitliche Diversity-Strategie mit konkreten Fördermaßnahmen, Zielvorgaben und Maßnahmen für einen Kulturwandel.“

Dieser Kulturwandel ist nur eine Facette dieser auf ihr Gutmenschen-Image bedachten Politik, die auch noch den kläglichen Rest des einstigen Wohlstands dieses Landes in Gefahr bringt.

 

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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