Verrat an den vitalen Interessen Israels: AfD schlägt enge Zusammenarbeit mit dem Iran vor
War die Israel-Freundlichkeit der AfD bislang nur Heuchelei?© Screenshot Twitter
Die AfD betonte auf Bundesebene noch bis vor kurzem plakativ ihre Unterstützung für Israel. Besonders die vorgetragene islamkritische Haltung und die affichierte Solidarität mit den jüdischen Opfern islamischer Attacken, haben angesichts des Israel-Diffamierungskurses des etablierten linken und grünen Establishments nicht wenige Juden dazu bewegt, in dieser Partei, trotz aller Bedenken, eine politische „Alternative“ für die Verbesserung der prekären Situation der Juden in Deutschland zu sehen. Doch nun setzt sich die AfD in der Energiepolitik für eine Zusammenarbeit mit dem Iran ein und mahnt vor einem „Zündeln“ Israels. Offensichtlich ist die AfD bereit, dem Terror-Regime der Mullahs Geld zu geben. Geld, das unzweifelhaft gegen jüdisches Leben eingesetzt werden würde. Damit schlägt auch die AfD ganz eindeutig den anti-israelischen Kurs ein, den die etablierten Parteien bereits seit Langem gehen. (JR)
Seit Jahren beobachte ich den relativen Aufstieg, und hoffentlich sehr bald auch den Niedergang, der AfD.
Ich kann nachvollziehen, wie es sein kann, dass eine faschistische und antisemitische Partei in der heutigen deutschen Realität von einem Teil der Bevölkerung tatsächlich als Alternative wahrgenommen wird.
Wie so oft in der Geschichte ist es die Angst, die Menschen ins rechtsextreme Lager abdriften lässt.
Angst vor illegaler Einwanderung.
Angst vor radikalen Islamisten.
Angst vor der “jüdischen Weltverschwörung”.
Angst vor Massenschlägereien in Schwimmbädern.
Und zuletzt auch Angst davor, dass die Russen einem den Energiehahn zudrehen werden und man diesen kommenden Winter nicht heizen kann.
Die AfD, wie andere faschistische Parteien weltweit, spielen mit den Angstgefühlen der Menschen. Ängste, die ich als in Berlin aufgewachsener Mann, teilweise verstehen kann und die von den nicht-faschistischen Parteien hätten stärker angegangen werden sollen. Da jedoch andere Parteien viele der Ängste von Teilen der Bevölkerung unter den Teppich gekehrt haben, nutzen hochrangige AfD-Politiker das entstandene Vakuum immer wieder aus und stellen sich als Retter der Nation dar.
An manchen Orten bedauerlicherweise sogar mit Erfolg.
Von Anfang an wurde immer wieder betont, dass es sich bei der AfD um eine legitime Partei handeln würde. Spätestens jedoch als Thüringens Topp-AfD Mann Björn Höcke Anfang 2017 sagte: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat" wusste ich, dass diese Partei höchstproblematisch ist.
Diese Partei lässt zu, dass ihre Funktionäre Dämme brechen.
Dinge, die man sich aufgrund der deutschen Nazi-Vergangenheit, bis vor kurzem nicht getraut hätte laut auszusprechen, werden heute nicht nur offen ausgesprochen, sondern man erntet dafür auch noch jubelnden Applaus.
Als dann Alexander Gauland im Juni 2018 verkündete: "Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte", wurde mir einmal mehr klar, dass diese Partei nicht wählbar ist.
Seitdem hat die AfD versucht ihr Image zu verbessern. Hat hier und da in den eigenen Reihen aufgeräumt, zumindest nach außen hin, und hat immer wieder betont, sie sei die einzige deutsche Partei, die ein wahrer Freund des jüdischen Staates Israel ist.
Denn während alle andere Parteien Israel angeblich nur kritisieren würden, stünde die AfD felsenfest hinter Israel.
Bullshit!
Es ist für mich unerklärlich, wie es sein kann, dass auf diese billige Propaganda sogar eine Handvoll Alibijuden hereingefallen sind und die “Juden in der AfD” gegründet haben.
Denn auch ein Blick in die aktuelle AfD-Landschaft beweist, dass Höcke und Gauland keine Ausnahme in der AfD darstellen. Im Gegenteil. Es deutet alles darauf hin, dass wir es mit einer durch und durch faschistischen und antisemitischen Partei zu tun haben.
Sympathien mit dem Iran
Vor gut einem Monat erst wurde bekannt, dass der AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré aus dem Milieu bekannter rechtsradikaler Holocaustleugner und antisemitischer Verschwörungsideologen stammt. Anders lässt sich nicht erklären, wie sein Name und damaliger Wirkungsort auf einer Solidaritätsbekundung mit dem bekannten Neonazi und Holocaustleugner Horst Mahler aus dem Jahr 2004 auftaucht.
Und falls all das dem einen oder der anderen immer noch nicht ausreicht, um die AfD als eindeutig faschistisch und antisemitisch einzuordnen, dem empfehle ich die Machenschaften von AfD-Mann Roger Beckamp, Vorsitzender der Deutsch-iranischen Parlamentariergruppe, zu beobachten. Um ein Beispiel zu zitieren: Am 24. August veröffentlichte er die folgende Aussage auf Twitter “Das Atomabkommen mit dem Iran ist in greifbarer Nähe und damit mehr Sicherheit und Prosperität für die ganze Region, auch zum Vorteil Deutschlands. Ich hoffe nur Saudis und Israel zündeln nicht wieder”.
Den Tweet löschte er wenige Stunden darauf, als Dutzende empörte Twitter-Benutzer, unter anderem ich, einen Screenshot seines Tweets veröffentlichten und ihn für seine Worte kritisierten.
Meine Twitter-Reaktion am 9. September war die folgende: “Kann man sich nicht ausdenken: Hier twittert ein AfD-Mann davon, wie der jüdische Staat angeblich “zündeln” würde, und das iranische Mullah-Regime wird als deutsche Rettung dargestellt. Ich nehme an Roger Beckamp ist auch der Meinung, dass damals die Juden “gezündelt” hätten…krank!”
Eine Partei, die so tut als sei sie ein großer Freund der Juden und Israels, sollte weder Holocaustleugner- noch Israels Erzfeind, die islamische Mullah-Diktatur im Iran, unterstützen.
Besonders jetzt, wo nach dem Mord an die junge kurdische Iranerin Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei, Massenproteste im Iran stattfinden, sollte sich die deutsche Politik, ja auch die Opposition, klipp und klar auf die Seite der unterdrückten Bevölkerung stellen.
Dass AfD-Politiker sich stattdessen für ein stärkeres Mullah-Regime aussprechen, spricht Bände.
Denn nicht nur das somit die AfD beide Augen zudrückt bei Misshandlung, Vergewaltigung und Mord der eigenen iranischen Bevölkerung, man scheint zudem auch absolut kein Problem damit zu haben, dass die Übeltäter, bzw. die Mullahs und ihre Revolutionsgarden, mehr Geld in die Hände bekommen. Geld, dass teilweise in regionalen Terror vis a vis Israel und anderen Widersachern investiert wird, und ihnen helfen wird, schlussendlich auch näher an eine Atombombe zu kommen.
Atomabkommen hin oder her.
Also, worin spiegelt sich eine wahre Freundschaft wider? Ganz bestimmt nicht, indem gemeinsame Sache mit dem Feind deines Freundes gemacht wird.
Für mich steht fest, dass die AfD kein Freund der Juden und des jüdischen Staates ist.
Die AfD ist auch kein Freund der deutschen Gesellschaft, der deutschen Erinnerungskultur, der deutschen Willkommenskultur und somit auch nicht ein Freund der Zukunft Deutschlands.
Arye Sharuz Shalicar ist ein deutsch-persisch-israelischer Politologe, Abteilungsleiter in der israelischen Regierung, ehemaliger Sprecher der IDF und Schriftsteller. Sein neues Buch “Schalom Habibi - Zeitenwende für jüdisch-muslimische Freundschaft und Frieden” ist am 1. Oktober erschienen.
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