Die Apartheidslüge: Yoseph Haddad – ein arabischer Kämpfer für Israel

Yoseph Haddad ist israelischer Araber, der sich freiwillig den Streitkräften anschloss und schließlich Offizier und Kommandeur bei den Golanis, einer der angesehensten und schlagkräftigsten Kampfeinheiten der gesamten Truppe, wurde. Als Araber war er Vorgesetzter und Kommandeur jüdischer Soldaten. Seine Armeelaufbahn zeigt, dass die von links und grün betriebene Diffamierung Israels als Apartheids-Staat durchweg üble Propaganda ist. 2006 wurde Haddad im Libanon-Krieg von einer Rakete der Hisbollah schwer verletzt. Heute setzt er sich für die Verständigung zwischen den verschiedenen Volksgruppen in Israel ein. (JR)

Yoseph Haddad ist einer der bekanntesten arabischen Unterstützer des Staates Israel. Er sagt, was er denkt, und lässt sich selbst von Morddrohungen nicht einschüchtern.
© Yasmine Ouldammar / Fokus Jerusalem

Von Jürgen Th. Müller

JERUSALEM – Yoseph Haddad wurde 1985 in Haifa geboren, der wichtigsten israelischen Stadt mit einer gemischt jüdisch-arabischen Bevölkerung. Aufgewachsen ist er in Nazareth, der größten arabischen Stadt des Landes. Die beiden Städte haben ihn geprägt. Als Jugendlicher ist er oft mit dem Bus zurück nach Haifa gefahren, um dort mit Kumpels Fußball zu spielen, in einer Mannschaft aus Juden, Christen, Muslimen und Drusen. „Wir haben uns alle gleich gefühlt, gleichberechtigt, auf einer Ebene“, berichtet er, „wir waren einfach alle Israelis.“ Die jungen Kicker besuchten sich gegenseitig, lernten ihre Familien kennen, staunten über die unterschiedlichen Religionen und Traditionen. „Ich habe meine Jugend in einer gemischten Kultur verbracht“, fasst er diese Jahre zusammen. So sei in ihm die Vorstellung gereift, wie die israelische Gesellschaft aussehen könnte und sollte.

Freiwillig zum Militär

Yoseph Haddad entschloss sich, zum Militär zu gehen. Für einen Araber eher ungewöhnlich, für ihn eine Selbstverständlichkeit: „Das ist die israelische Verteidigungsarmee, nicht die jüdische“, stellt er klar. Eine Wehrpflicht gibt es dennoch nur für Juden und drusische Männer. Christen und Muslime sind nicht verpflichtet, die Uniform zu tragen. Für Yoseph war es klar, dass er sich als Freiwilliger den Streitkräften anschließen würde: „Die Armee beschützt alle Einwohner Israels.“ Wenn Terror-Organisationen wie die Hamas oder die Hisbollah Israel attackierten, griffen sie alle an.

Sechs Wochen vor Beginn seines Wehrdienstes im Jahr 2003 betrat eine „palästinensische“ Selbstmordattentäterin das Restaurant „Maxim“ in Haifa, das gemeinsam von christlichen Arabern und Juden betrieben wurde – ein Symbol der Co-Existenz. Die Terroristin sprengte sich und das Restaurant in die Luft. 21 Israelis kamen ums Leben, 51 wurden verletzt, Araber und Juden. „Terrorismus unterscheidet nicht nach dem Glauben. Wenn Du Israeli bist, bist Du ein Ziel für Terroristen“, unterstreicht Haddad. Vor diesem Hintergrund trat er seinen Militärdienst an.

Der engagierte junge Araber machte rasch Karriere bei den Streitkräften – er wurde Offizier und Kommandeur bei den Golanis, einer der angesehensten und schlagkräftigsten Kampfeinheiten der gesamten Truppe. Als Araber war er der Vorgesetzte und Kommandeur jüdischer Soldaten: „Das erscheint Außenstehenden unglaublich.“ Seine Armeelaufbahn zeige, so Yoseph Haddad, dass das Gerede über Israel als Apartheids-Staat einfach nur unsinnig sei.

Von der Hisbollah schwer verwundet

Zwei Monate vor Ende seines Wehrdienstes wurde seine Einheit in den Zweiten Libanonkrieg geschickt. Er verlor sieben Kameraden und drei seiner Kommandeure. Vier Tage, bevor im August 2006 ein Waffenstillstand in Kraft trat, entdeckte die Hisbollah seine Einheit. Sie feuerten mit einer Rakete auf ihn, die ihn aber knapp verfehlte. Sie explodierte wenige Meter von ihm entfernt, Yoseph wurde schwer verletzt. Sein rechter Fuß wurde fast abgetrennt, sein linker Fuß hatte eine riesige Wunde. Splitter sorgten für Verletzungen am ganzen Körper. Er wurde medizinisch erstversorgt und schnell in ein israelisches Krankenhaus gebracht. „Die besten Ärzte behandelten mich, jüdische und arabische Ärzte“, berichtet er. Seine physische und psychische Rehabilitation dauerte ein ganzes Jahr. Heute sind ihm die Wunden von damals nicht mehr anzusehen.

Yoseph Haddad studierte Politikwissenschaften und wurde Geschäftsführer eines Marketing-Forschungsunternehmens in Tel Aviv. Vor vier Jahren gab er den gut bezahlten Job auf, „weil ich etwas für meine Gesellschaft und für mein Land tun wollte.“ Er habe es nicht mehr ertragen zu sehen, wie Israel in den Medien und in sozialen Netzwerken schlecht gemacht und wie über diesen Staat gelogen werde. Er gründete die Organisation „Gemeinsam füreinander einstehen“, die Brücken zwischen den einzelnen Volksgruppen baut. Sein Ziel: Die arabische Minderheit näher an die israelische Gesellschaft zu bringen. Yoseph Haddad spricht heute bei Konferenzen im In- und Ausland und ist häufiger Gast im israelischen Fernsehen, wo er in hebräischen, arabischen und englischen Sendungen zu Gast ist. Weil er arabische Politiker offen kritisiert, wird er immer wieder persönlich beleidigt und bedroht. Über sein Privatleben schweigt er. Die israelische Presse hat vor einigen Monaten berichtet, dass er und die aus Los Angeles stammende israelische Influencerin Emily Schrader (30) ein Paar sind.

Interview mit dem pro-israelischen arabischen Aktivisten Yoseph Haddad:„Die Scheinheiligkeit gegenüber Israel ist kaum zu ertragen“

Yoseph Haddad nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist Araber und scheut sich nicht, arabische Politiker öffentlich ebenso scharf zu kritisieren wie die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Er bemängelt, dass Araber mit israelischer Staatsbürgerschaft in Ämtern und Behörden unterrepräsentiert sind. Für seine provokanten Aussagen erhält er Drohungen von Extremisten beider Seiten. Jürgen Th. Müller hat Yoseph Haddad für die Jüdische Rundschau (JR) in Jerusalem interviewt. Das Gespräch wurde in englischer Sprache geführt und vom Autor übersetzt.

JR: Sie haben die Israel-Boykottbewegung BDS scharf kritisiert. Warum? Die setzen sich doch für ihre arabischen Landsleute ein.

Haddad: Das ist kompletter Blödsinn. Die BDS-Bewegung schadet den Palästinensern mehr als dass sie ihnen nutzt oder ihnen hilft. Was ist denn der Beweggrund von BDS? Sie wollen Israel boykottieren, um Lösungen für die Palästinenser zu erreichen. Aber ihnen ist nicht klar, dass sie dadurch den Palästinensern mehr Schaden zufügen als den Israelis. Schauen Sie sich doch einmal die „Schwarze Liste“ der Vereinten Nationen an. Da sind rund 100 Firmen in Israel und dem Westjordanland aufgeführt, mit denen man keine Geschäfte machen soll. Wenn man nachschaut, welchen Anteil die Palästinenser an den Beschäftigten in diesen Firmen haben, dann stellt sich heraus, dass mehr als 85 Prozent der Arbeitnehmer Palästinenser aus dem Westjordanland sind. Diese Unternehmen zu boykottieren bedeutet, Palästinenser zu boykottieren und es ihnen somit unmöglich zu machen, ihre Familien zu versorgen.

Israelische Soldaten kehren 2006 aus dem Libanon zurück. Yoseph Haddad wurde als Offizier im Kampf gegen die Hisbollah schwer verletzt. 
© Moshe Milner / GPO Israel National Photo Collectionr

Als dieser Bericht erschien, ging ich zur Barkan-Fabrik im Westjordanland. Ich habe dort Palästinenser gefragt, was sie davon halten. Sie konnten anonym bleiben. Alle sagten: Die Leute bei den Vereinten Nationen und diejenigen, die diesen Bericht geschrieben und veröffentlicht haben, die haben keine Ahnung, wie viel Schaden sie damit bei uns anrichten. Einige brachen vor mir in Tränen aus. Das ist der erste Teil meiner Antwort. Der zweite Teil: BDS möchte die gegenwärtige Situation gar nicht auflösen. Überlegen Sie mal: Was würde passieren, wenn dieser Konflikt beendet würde? Dann würde man ja BDS nicht mehr brauchen. Aber wenn BDS überflüssig wird, was passiert dann mit all den Beschäftigten? Mit den Leitern, mit dem Management, die jährlich Hunderttausende Dollar verdienen? Die haben ein unglaubliches Leben mit dem Budget, das sie erhalten. Plötzlich gäbe es keine Notwendigkeit mehr für diese Summen. Das ist der Grund, warum BDS niemals etwas tun wird, um den Konflikt zu beenden. Sie möchten den Konflikt und damit ihr Budget am Leben erhalten, und sie sind bereit, dafür zu lügen. Und das ist genau das, was sie tun. Deshalb entlarven wir sie immer wieder.

JR: Gibt es aus demselben Grund heute noch sogenannte Flüchtlingslager?

Haddad: Schauen Sie mal, was gerade in der Welt passiert. Wenn es da einen Flüchtling gibt, ist es die erste Mission der UN, ihn da unterzubringen, wo er sich gerade aufhält. Es geht darum, dass er sich wohl fühlt, eine Arbeit findet und ein Teil des jeweiligen Landes wird. Es gibt nur einen einzigen Teil der Vereinten Nationen, der nicht so handelt. Das ist UNRWA, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge. Die erhalten gewaltige finanzielle Mittel, um ihre Agenda umzusetzen. Die besteht darin, mehr und mehr Flüchtlinge zu produzieren. Diese palästinensischen Flüchtlinge sind die einzigen auf der Welt, die ihren Status vererben. Das bedeutet, wenn jemand der Sohn eines Sohnes eines Geflüchteten ist, gilt er immer noch als Flüchtling. Und ich frage Sie: Wenn Sie das Wort ‚Flüchtling‘ hören, denken Sie dann auch an Milliardäre, die halb Israel kaufen könnten? Das ist doch völliger Unsinn! Ich will das nicht akzeptieren. Die Heuchelei der Welt, wenn es um diese Frage geht, ist unglaublich. Aber das ist der Weg, um den Konflikt aufrecht zu erhalten. Das ist das, was sie wollen und was sie tun! Es ist sehr wichtig, das aufzudecken, und deshalb bin ich sehr dankbar für diese Frage. Ich hoffe, dass die Menschen es eines Tages verstehen werden: BDS, UNRWA und andere anti-israelische Organisation auf dieser Welt haben kein Interesse daran, den Konflikt zu beenden. Hören Sie doch, welche Slogans die rufen: „From the river to the sea, Palestine will be free“ („Vom Fluss – gemeint ist der Jordan – bis zum Meer wird Palästina frei sein“, Anmerkung der Redaktion). Das heißt, es gibt keinen Platz für Israel, um weiter zu existieren.

JR: Solche Parolen lernen die „palästinensischen“ Kinder doch schon in der Schule. Haben Sie das vor Antisemitismus strotzende arabische Unterrichtsmaterial auch auf dem Schirm?

Haddad: Die Vereinten Nationen und die Europäische Union bezahlen diese Schulbücher! Es gibt darüber mehrere Studien. Die Scheinheiligkeit der Vereinten Nationen setzt sich fort, das sehen wir nicht nur in diesem Bereich. Israel, dieser kleine Staat, wird öfter verurteilt als der gesamte Rest der Welt zusammen! Jede verantwortungsbewusste Person würde doch sagen: Komm schon, es ist doch offensichtlich, dass die Vereinten Nationen voreingenommen sind. Das ist der Grund, warum ich jede Gelegenheit wahrnehme, um darüber zu sprechen, sei es in New York bei der UN oder in Genf. Ich sehe jedem bei den Vereinten Nationen in die Augen und sage sehr klar, was ich über sie denke: Sie sind scheinheilig und voreingenommen. Manchmal lügen sie, und diese Lügen haben Konsequenzen für uns, die Juden und Araber hier in Israel. Ihnen ist nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten.

JR: Sie beklagen den einseitig negativen Blick auf Israel und die mangelnde Bereitschaft, den israelisch-„palästinensischen“ Konflikt zu lösen. Aber wie könnte eine solche Lösung aussehen? Hört man die Politiker weltweit, von US-Präsident Joe Biden bis zum deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, gibt es nur einen Weg zum Frieden: die Zwei-Staaten-Lösung. Ein unabhängiger Staat Palästina, der friedlich mit seinem Nachbarn Israel zusammenlebt. Wie stehen Sie dazu?

Haddad: Die Lösung dieses Konflikts wird nicht von den Vereinten Nationen kommen, auch nicht von der Europäischen Union, von den USA oder aus Qatar. Die Lösung wird von den arabischen Israelis kommen! Von den arabischen Israelis, die hier im Land leben. Zwei Millionen arabische Bürger, die sind die Lösung - wenn wir in der israelischen Gesellschaft vollständig integriert sind. Heute gibt es in den israelischen Ämtern weniger als ein Prozent Araber. Es sollten mindestens 20 Prozent sein. Wir stellen ja 20 Prozent der Bevölkerung. Ich möchte, dass in jeder einzelnen Behörde die israelischen Araber mit 20 Prozent vertreten sind. Sie dienen der arabischen Gesellschaft im Land und dem Staat Israel. Übrigens, in einigen Bereichen haben wir bereits unglaublich viel erreicht. Ich sage ihnen ein Beispiel: Wir stellen ein Fünftel der Bevölkerung, aber 30 Prozent der Ärzte. 50 Prozent der Apotheker im Land sind Araber. Das ist großartig! Aber ich möchte mehr. Es gibt sehr viele Erfolgsgeschichten in der arabisch-israelischen Gesellschaft. Wir könnten die Schlüsselrolle spielen in den Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern.

Der damalige israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu bei einer Rede vor den UN-Vollversammlung. Seit Jahrzehnten wehrt sich Israel vergeblich gegen die ständigen Verurteilungen im Namen der Weltgemeinschaft. © Avi Ohayon / GPO Israel National Photo Collectionr

Ja, die Lösung ist eine Zwei-Staaten-Lösung. Aber um diese zu erreichen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Die erste: Die Hamas muss verschwinden! Sie ist eine Terrorgruppe, die ganze Hamas. Die zweite: Die Palästinensische Autonomiebehörde muss damit aufhören, Terror zu unterstützen. Es gibt eine aktuelle Untersuchung, die zeigt, wie viel Geld die Autonomiebehörde an die Familien von Terroristen bezahlt, die Israelis umbringen. Ich sage Ihnen ein Beispiel: Wenn ein Terrorist zu zehn bis zwanzig Jahren Haft in einem israelischen Gefängnis verurteilt wird, weil er einen Anschlag begangen hat, bezahlt die Autonomiebehörde seiner Familie jeden Monat 10.000 Schekel. Muss er 20 Jahre oder länger einsitzen, wird dieser Betrag noch höher. So unterstützt man Terrorismus! Die Botschaft an die Palästinenser lautet: Wenn Du einen Anschlag verübst, wirst Du dafür bezahlt. Die dritte Voraussetzung: Israel muss als demokratischer jüdischer Staat anerkannt werden. Im Bildungsbereich müssen diese ganzen hasserfüllten Bücher entfernt werden. Die Kinder müssen zu Toleranz, Liebe und Frieden erzogen werden. Wir müssen über Jerusalem reden. Jerusalem ist für Israel keine Verhandlungsmasse! Wir müssen realistisch sein, und das müssen wir auch den Palästinensern sagen. Wenn all das verwirklicht ist, können wir über zwei Staaten sprechen.

JR: Es gibt israelische Politiker, die eine Ein-Staaten-Lösung bevorzugen.

Haddad: Und was dann? Lassen Sie uns mal annehmen, wir entscheiden uns für einen gemeinsamen Staat. Dann gibt es zwei Optionen: Entweder wir werden tatsächlich ein Apartheids-Staat, und die ganzen Anti-Israel-Organisationen haben einen Grund zum Feiern. Oder man gibt den Palästinensern im Westjordanland und in Gaza das volle Wahlrecht. Wenn man das tut, ist das das Ende für den jüdischen und demokratischen Staat Israel. Sobald diese Araber hier die Kontrolle übernehmen, gibt es keine Demokratie mehr. Das möchte ich nicht erleben.

JR: Vielen Dank für Ihre klaren Worte!

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