Süddeutsche Zeitung: Antisemitismus seit mehr als 70 Jahren
Immer wieder fällt die Süddeutsche Zeitung mit antisemitischen Entgleisungen auf. Der aktuelle Fall um eine hakennasige Karikatur des auf jüdische Wurzeln zurückgreifenden ukrainischen Präsidenten Selenskyi ist nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich kann die Zeitung aus München auf mehr als 70 Jahre gedruckten Judenhass zurückblicken. Ob Karikaturen, üble Auschwitz-Vergleiche, Nazi-Sprech in Leserbriefen oder antisemitische „Israelkritik“: Die SZ ist fast immer dabei.
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Einigen Lesern, die bereits 1949 Zeitung lasen, dürfte es bei dem Namen „Adolf Bleibtreu“ schaudern. Bei diesem Pseudonym handelte es sich um den Verfasser eines Leserbriefs, den die Süddeutsche Zeitung (SZ) abdruckte und damit eines der erschreckendsten, aber auch eindrücklichsten Beispiel in Sachen Judenhass in sogenannten Qualitätsmedien an den Tag legte. Was war passiert?
Alles begann mit einem Leitartikel des damaligen leitenden Redakteures für Politik, Wilhelm Emanuel Süskind. Der Text erschien kurz vor der ersten Bundestagswahl im August 1949 mit dem Titel: „Judenfrage als Prüfstein“. Dort plädierte er, dass man die wenigen zurückgekehrten jüdischen Flüchtlinge, nicht vergraulen, sondern „halten“ sollte.
Jedoch argumentierte Süskind nicht etwa damit, dass diese Juden zurück in ihre Heimat kehren sollten, von der sie flohen oder von der sie deportiert wurden. Sein Kalkül war perfider. Für ihn war der Jude das Gegenstück eines deutschen „Wir“, wodurch sich der Deutsche separieren konnte.
„Ungewöhnlich starker Widerhall“ aufgrund von lupenreinem Judenhass
Süskind bezog sich in seinem Text auf den Schwarzmarkt an der Möhlstraße in Bogenhausen. Hier handelten viele jüdische Flüchtlinge, was ihm und viele Anwohner ein Dorn im Auge gewesen war. Und so forderte Süskind von seinen deutschen Landsleuten, "dass wir - moralisch - eine besondere Rücksicht und Zartheit den Juden gegenüber walten lassen wollen, auch wenn der einzelne Jude Rücksicht und Zartheit nicht herausfordert. Dass wir - intellektuell - unser Urteil nicht bestimmen lassen von Fehlern einzelner Juden und auch nicht von Fehlern, die das ganze Volk in seiner Durchgezüchtetheit besitzen mag." Purer Antisemitismus, ausgerechnet von der progressiven Süddeutschen Zeitung? Das geht.
Die Formulierung kam nicht von ungefähr, war doch Süskind bis 1945 Autor für verschiedene NS-Gazetten gewesen, unter anderem die „Krakauer Monatshefte“ und „Die Literatur“. Nach der Veröffentlichung gab sich die SZ ob der vielen Leserreaktionen verwundert. Der Artikel habe „ungewöhnlich starken Widerhall gefunden", schrieb sie. "Wir veröffentlichen von den äußerst verschiedenartigen Leserbriefen einige besonders charakteristische." Rückblickend ist die Verwunderung der Redaktion selbst verwunderlich, wenn man sich den Tonfall Süskinds betrachtet.
Ein Leser betonte gleich zu Beginn, er habe "viele Jahre unverhältnismäßig viele jüdische Freunde gehabt", warnte aber, dass die "gesetzliche Bevorzugung" der jüdischen Schwarzhändler an der Möhlstraße "Blüten treibt, auf die als Erwiderung der Antisemitismus immer mehr vordringt". Juden tragen also selbst die Schuld am Judenhass. Auch diese antisemitische Äußerung fand den Weg in die Printausgabe.
Eine Entschuldigung, die wenig hilft
Ein anderer schrieb, die Deutschen griffen gegen den Missstand des Markts wohl nicht ordentlich durch, weil sie "innerlich Auschwitz gegen Möhlstraße aufrechnen" würden. Auch diese Worte wurden bedenkenlos gedruckt.
Und dann folgte Adolf Bleibtreu: „Geht doch nach Amerika, aber dort können sie euch auch nicht gebrauchen, sie haben genug von diesen Blutsaugern. Ich bin beim Ami beschäftigt, und da haben verschiedene schon gesagt, dass sie uns alles verzeihen, nur das eine nicht, und das ist: dass wir nicht alle vergast haben, denn jetzt beglücken sie (die Juden) Amerika ... Sie können sich darauf verlassen, dass ich alles tun werde, um recht viele Amis aufzuklären. Ich versichere Ihnen, dass ich kein Nazi war, aber ich bin ein 100%iger Deutscher. Ich gehöre zu den sogenannten 'Stillen im Lande' und die Flüsterpropaganda ist mehr wert als 100 Zeitungen ..."
Zwar entschuldigte sich der Chefredakteur, der sich zu dem Zeitpunkt im Ausland befand, doch abgedruckt ist abgedruckt. Es handelte sich auch nicht um eine Panne, oder ein Missgeschick. Und es war auch kein Einzelfall.
Übler Auschwitz-Vergleich 2013
So zeichnete der SZ Karikaturist Dieter Hanitzsch 2018 Benjamin Netanjahu mit abstehenden Ohren, einer langen, krummen Nase und dicken Lippen; allesamt antisemitische Klischees. In der Hand hält der damalige Premierminister eine Rakete mit Davidsstern. Optisch ähnelt er der Sängerin Netta, die in diesem Jahr den Eurovision Song Contest gewonnen hatte. Damit fand der Wettbewerb im Jahr darauf in Israel statt. In einer spontanen Reaktion auf ihren Sieg kündigte Netta an, die Show würde in Jerusalem stattfinden. Dies wiederholt Netanjahu in der Karikatur: „Nächstes Jahr in Jerusalem“. im Hintergrund ist der Schriftzug der Veranstaltung zu sehen, der Buchstabe „v“ von „Eurovision“ wurde durch einen Davidsstern ersetzt. Raketen mit Davidstern und judenfeindliche, optische Klischees sind die Reaktionen auf den Sieg einer Jüdin in einem Musikwettbewerb.
Alles nur tragische Einzelfälle? Nein. Im Jahr 2013 versank der Mainzer Hauptbahnhof in Chaos, da sich einige Bahnmitarbeiter auf einmal krankgemeldet hatten. Wie die SZ auf diese Meldung reagiert, kann man ohne weiteres als „unglaublich“ bezeichnen. »Um die richtigen Weichen zu stellen, braucht die Bahn Personal«, heißt es dort, darüber ist ein Foto von verwaisten Gleisanlagen zu sehen. Bei der Abbildung handelt es sich um die Gleise im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, im Hintergrund sind deutlich Stacheldraht und Wachtürme zu sehen.
„Doppelter Standard“ wenn es um Israel geht
„Will die Süddeutsche Zeitung uns mitteilen, dass damals, als es noch genügend Personal gab und alles vorschriftsmäßig nach Plan lief, die Weichen richtiggestellt wurden?“, fragte sich damals die Jüdische Allgemeine völlig zurecht. Verantwortliche Redakteurin war übrigens Franziska Augstein, die Schwester von Jakob Augstein, der bereits aufgrund von „antisemitischen Verunglimpfungen“ vom Simon - Wiesenthal - Center bereits gelistet wurde.
Auch im Thema „israelbezogener Antisemitismus“ fühlt sich die SZ pudelwohl. Als 2018 Israel von iranischen Revolutionsgarden von Syrien aus mit zwanzig Raketen angegriffen wurde, wehrte sich der attackierte jüdische Staat und zerstörte die entsprechenden mobilen Abschussrampen.
So wird nicht etwa der Aggressor Iran für die Eskalation verantwortlich gemacht, sondern Israel selbst: “Israel greift duzende iranische Stellungen im Iran an“. Neben „Dämonisierung“ greift hier vor allem „doppelter Standard“ aus der „Drei D-Regel“. Wie kann es der jüdische Staat nur wagen, sich zu verteidigen? Mit kaum einem anderen Land würde die SZ so umgehen.
Antisemitismus gehört zur DNA der SZ
Bei all den Vorfällen wirkt der aktuelle Fall fast wie betriebliche Routine, die sich die Zeitung aus München zu gerne annimmt. Die Karikatur vom Mai dieses Jahres zeigt einen überlebensgroßen und untersetzten ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der mit boshaftem Gesichtsausdruck, eng stehenden Augen, Hakennase und stechendem Blick das Weltwirtschaftsforum (WWF) in Davos aus dem Hintergrund dominiert. Unter ihm sitzen die Teilnehmer des WWF wie Schachfiguren. Darunter ist zu lesen: „Präsident in Davos“. Einerseits die antisemitischen, optischen Klischees, die bei der SZ längst zum guten Ton gehören. Und andererseits ein Selenskyi, der Jude ist, den sie als Strippenzieher skizzieren, der kriegslüstern, übermächtig und hinterlistig die Fäden in der Welt zieht. Ein klassischer antisemitischer Stereotyp.
So gesehen hat sich von 1949 bis heute, nichts geändert. In geübter Regelmäßigkeit entschuldigen sich Verantwortliche der Süddeutschen Zeitung für judenfeindliche Entgleisungen.
Judenhass bleibt der ewige Bazillus, der auch, oder gerade nicht vor linksbürgerlichen Gazetten Halt macht. Die SZ vergeht sich, immer und immer wieder. Antisemitismus gehört zur DNA der Münchner Zeitung.
Geändert hat sich das in den 47 Jahren, seit Süskind und Adolf Bleibtreu, nicht.
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