Fridays for Future auf Kuschelkurs mit der BDS-Hass-Bewegung

Was hat Israel-Hass mit dem Klima-Aktivismus zu tun? Sehr viel, denn beides sind Auswüchse abstruser ideologischer Fanatismen. Luisa Neubauer, die den ehemaligen Präsidenten des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, wegen des Begriffs „Globalismus“ des Antisemitismus bezichtigte, aber Aufrufe zur Vernichtung Israels auf FFF-Veranstaltungen nicht skandalisierte, hat längst ihre Glaubwürdigkeit verloren. (JR)

Eine anti-israelische Haltung ist bei linken Aktivisten oftmals „hip“.© Christine OLSSON / TT NEWS AGENCY / AFP

Von Mirjam Lübke

Im Jahr 2018 wurde die Welt auf Greta Thunberg aufmerksam, die sich aus Angst vor der kommenden Klimakatstrophe zunächst drei Wochen lang vor den schwedischen Reichstag setzte: »Schulstreik für das Klima« verkündete ein selbstgebasteltes Schild, denn Demonstrieren und regelmäßiger Schulbesuch vertragen sich schlecht. Lassen wir einmal dahingestellt, ob Gretas Entdeckung durch einen PR-Spezialisten tatsächlich so »zufällig« geschah, wie es uns die Legende vermitteln will. Fest steht, dass ihre Eltern gut mit den Medien vernetzt sind – oft wurde ihnen der Vorwurf gemacht, ihre Tochter auf unverantwortliche Weise für die eigene Publicity zu missbrauchen.

Es ist grundsätzlich nichts Schlechtes, wenn sich junge Menschen für einen guten Zweck einsetzen, vor allem für den Schutz unseres Planeten. Das rabbinische Prinzip »Tikkun Olam« wird im modernen Judentum häufig auch auf ökologische Themen ausgedehnt, wenn auch nicht explizit auf den Klimaschutz. »Die Reparatur der Welt« - so eine mögliche Übersetzung des hebräischen Begriffs – sieht nicht nur die Vervollkommnung der Welt durch den Menschen vor, sondern auch die Bewahrung des Bestehenden. Allerdings ähnelt die jüdische Sichtweise eher der konservativen »grünen Ökologie« eines Roger Scruton, in der vor allem das individuelle Engagement für den eigenen Lebensbereich im Vordergrund steht – der letztlich aber der Gemeinschaft als Summe aller Aktivitäten zugutekommt: Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen – kein Totalverzicht! – ist Teil davon, der respektvolle Umgang mit Nutztieren, den schon die Thora fordert und damit auch die Verantwortung dafür, das Tier, das einmal auf unserem Teller landet, zuvor artgerecht zu behandeln. Legebatterien und Tikkun Olam vertragen sich nicht gut miteinander.

Allerdings ist Öko-Fanatismus dem Judentum fremd, Tikkun Olam ist ein Prozess und hat nichts mit dem »Wir wollen alles, und zwar sofort!«-Aktivismus der aus Gretas Schulstreik entstandenen »Fridays for Future«-Bewegung zu tun. Auch wenn es in einem gewissen Ausmaß durchaus normal ist, dass junge Menschen bei der Verfolgung ihrer Ziele radikaler im Denken sind, so ist es manchmal vonnöten, ihren Enthusiasmus auszubremsen. Denn sie vergessen gern, dass ihre radikalen Forderungen auch eine radikale Veränderung unserer Lebenswelt zur Folge haben würden, zum Beispiel den Verlust von unzähligen Arbeitsplätzen und damit eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Für diese ist Verzicht dann keine Frage der bewussten Lebensumstellung mehr, sondern bittere Notwendigkeit.

 

Fahrlässige Gefährdung

Auch mit dem Strafrecht nimmt man es nicht so genau: Wenn die sogenannten Aktivisten sich auf der Straße festkleben und damit eventuell auch die Durchfahrt von Krankenwagen verhindern, dann hat das nichts mehr mit Protest zu tun, sondern gefährdet auch jene Menschenleben, die man doch vorgeblich schützen möchte. Auch der Respekt vor fremdem Eigentum lässt zu wünschen übrig: FFF-Seelenverwandter »Extinction Rebellion« machte sich im deutschen Anti-Braunkohle-Protest bereits an den Baggern des Betreibers zu schaffen, und Luisa Neubauer, die »deutsche Greta« sorgte für einigen Aufruhr, als sie über das Sprengen von Pipelines räsonierte – natürlich rein satirisch, wie sie im Nachhinein behauptete.

Im Zuge ihres Weltrettungsaktivismus entdeckte Greta Thunberg allerdings bereits ein neues Betätigungsfeld für sich, bei dem es auch bei gutem Willen schwerfällt, einen Zusammenhang mit der Veränderung des Weltklimas zu erkennen. Lassen wir einmal dahingestellt, ob der Klimawandel nun menschengemacht ist oder nicht, sicherlich wird er nicht durch ein Land von der Größe Hessens verursacht, das sich zudem eher durch High-Tech-Innovation als durch Schwerindustrie auszeichnet. Auch wenn es schon Vorwürfe aus dem Iran gab, Israel verhindere, dass es dort regne, kamen selbst die Geistlichen in Teheran bislang nicht auf die Idee, den jüdischen Staat für die allgemeine Klimaerwärmung verantwortlich zu machen. Genau genommen äußert auch Greta Thunberg diesen Vorwurf nicht, aber über einige argumentative Klimmzüge schafft sie es dann doch, einen Zusammenhang herzustellen. Das Schlagwort heißt »Klimagerechtigkeit«, diese bedeute, eine allgemeine Verantwortung für die Menschenrechte zu übernehmen. Womit wir beim Dauerthema der »Palästinenser« angelangt wären. Denn egal, wie es um die Menschenrechte in anderen Teilen der Welt bestellt ist, auch um die von »palästinensischen« Gastarbeitern in arabischen Staaten, interessant wird es für Linke aller Couleur erst dann, wenn eine Beteiligung Israels vorliegt.

 

Schulterschluss mit BDS

Hat Greta Thunberg sich eventuell während ihrer Schulstreiks mit dem israelischen Mietrecht vertraut gemacht? Wir erinnern uns: Im Mai 2021 nahmen die Hamas und ihre Anhänger die Räumung einiger Häuser im Stadtviertel »Sheikh Jarrah« zum Anlass für Ausschreitungen in Jerusalem und beispiellose Raketenattacken auf den Süden Israels. Der auch in Deutschland kaum hinterfragte Vorwurf lautete, die israelischen Behörden hätten die Hausbewohner gewaltsam auf die Straße gesetzt. Vergessen wurde dabei gern, dass es sich bis 1948 um ein jüdisches Stadtviertel gehandelt hatte und die rechtmäßigen Besitzer der Häuser von der jordanischen Armee vertrieben worden waren. Um eine sozialverträgliche Lösung zu finden, entschied ein israelisches Gericht zugunsten des Wohnrechts der arabischen Familien. Diese sollten allerdings als eine Art Schadensersatz an die Nachfahren der ehemaligen Besitzer Miete zahlen. Da diese Mieten nicht besonders hoch angesetzt waren, funktionierte das auch eine Weile – bis die Hamas entschied, die Regelung verletze die Ehre der arabischen Bewohner. Es geschah das, was überall auf der Welt passiert, wenn jemand monatelang seine Miete nicht begleicht: Die Räumung wurde zunächst angedroht und dann durchgeführt. Greta Thunberg kümmerten diese rechtlichen Details nicht – sie teilte unhinterfragt die Tweets der BDS-Aktivistin Naomi Klein.

BDS und Fridays for Future zogen dabei nicht zum ersten Mal an einem Strang, auch in Deutschland kam das mehrfach vor. Im Mai 2020 bezeichnete die FFF-Ortsgruppe Rhein-Sieg Israel als »Apartheids-Staat« und postete ein »Free Gaza«-Foto dazu. In ihrem Tweet wurde weiterhin behauptet, Israel sei für die Ermordung von Millionen »Palästinensern« verantwortlich. Ein Narrativ, das vor allem in linken Kreisen weit verbreitet ist und sogar schon von prominenten SPD-Politikern wie Siegmar Gabriel übernommen wurde. Den Beweis dafür bleibt man üblicherweise schuldig, als handele es sich um eine unverrückbare Tatsache. Zwar gab es vom Dachverband eine halbherzige Entschuldigung, man »respektiere selbstverständlich das Existenzrecht Israels«. Luisa Neubauer, die ebenso beweislos Hans-Georg Maaßen des Antisemitismus bezichtigte, weil er das Wort »Globalismus« benutzt hatte, schwieg hingegen zur Verbrüderung ihrer eigenen Bewegung mit den Israel-Hassern. Das änderte sich auch nicht, als es im Oktober 2020 zu einer weiteren Entgleisung kam: FFF setzte sich auf einer Demonstration in Frankfurt dafür ein, die Migranten aus dem brennenden griechischen Flüchtlingscamp Moria aufzunehmen. Organisiert wurde die Aktion von der sogenannten »Migrantifa«, deren Aktivistin ihre Rede mit »Yallah Intifada – Palestine will be free, from the river to the sea« abschloss – einem eindeutigen Aufruf zur Vernichtung Israels. Auch in diesem Fall tat sich »Fridays for Future« mit einer Distanzierung schwer. Auch Luisa Neubauer schwieg erneut. Wagt man es nicht, sich der von Greta Thunberg vorgegebenen Leitlinie zu widersprechen, oder ist es FFF einfach egal? Hauptsache laut, Hauptsache Klima? Oder folgt man kritiklos der linken Mode, dass als »Israel-Kritik« getarnter Antisemitismus eine berechtigte Sache sei?

Vielleicht liegt es auch daran, dass andere Themen sowohl Greta Thunberg als auch die Fridays for Future Bewegung aus den Medien ein wenig verdrängt haben. Auch wenn die Energiewende in aller Munde ist, müssen gerade jetzt schnelle politische Lösungen her. Wenn die »Aktivisten« dann aber die Gaza-Karte ziehen, um sich wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, dann ist das nicht nur geschmacklos, sondern zeigt generell, wie weit man bereit ist, sich für seine Ziele zu radikalisieren. Vielleicht sollten Greta und Luisa sich auch einmal damit beschäftigen, dass die Hamas im Zuge ihrer Ausschreitungen auch immer wieder Naturschutzgebiete in Südisrael durch Brandsätze angriff – das klingt nicht nach einem geeigneten Verbündeten für Umwelt- und Klimabelange.

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