BDS-Veranstaltung in der Evangelischen Hochschule Freiburg
Bei der Auswahl ihrer Gäste sollte die EHF genauer hinsehen© WIKIPEDIA
„Verschlossene Räume – Wo ist der Schlüssel“ war der bizarre Titel einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Diskursräume ermöglichen – Kontroversen aushalten“ der Freiburger EH. Zum Thema „Israel-Palästina-Konflikt“ wurden auch BDS-Vertreter eingeladen. Pro-israelische Stimmen waren allerdings vom Podium ausgeschlossen. (JR)
Die Evangelische Hochschule Freiburg (EHF) sorgte Anfang Mai dafür, dass die Antisemiten-Truppe von „Palästina spricht“ nach dem Brüllen judenfeindlicher Hassparolen von Freiburg bis Berlin, nun auch in einer kirchlichen Einrichtung ungestört Propaganda betreiben konnte.
„Verschlossene Räume – Wo ist der Schlüssel“ war der bizarre Titel der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Diskursräume ermöglichen – Kontroversen aushalten.“
Dazu lud die EH zum Thema „Israel-Palästina-Konflikt“ sechs BDS-Leute zum geschlossenen Stuhlkreis der antisemitischen Israelboykott-Bewegung ein. Pro-israelische Stimmen waren vom Podium ausgeschlossen, was fehlte, war die Kontroverse. Die Stadt im Breisgau ist seit einem Jahr im Begriff, der südliche Außenposten von Islamofaschisten, Israelhassern und Vernichtungsfanatikern zu werden.
Dabei hatte 2019 der Bundestag den Beschluss gefasst, Unterstützern der antisemitischen BDS-Kampagne, deren oberstes Ziel die Vernichtung Israels ist, weder staatliche Unterstützung noch die Nutzung von Steuerzahlern finanzierter Räume mehr zu gestatten. Auf dem Klageweg wird nun sukzessive in Städten und Kommunen, der sich kurzzeitig in der Krise befindenden Judenfeindschaft, weit Tür und Tor geöffnet, denn schließlich ist der Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft längst angekommen. Die verhinderten „Israel-Abschaffer“ trafen sich zur Konsolidierung gemeinsamer Werte: Thema „Meinungsfreiheit.“ Dazu lud die Evangelische Hochschule Freiburg (EHF) Anfang Mai nur „BDS-Experten“, einer davon ein Vertreter von „Palästina spricht“.
Gott bewahre die Evangelische Kirche davor, Judenfeinde, Israelhasser und Terrorbefürworter durch unangenehme Fragen stören zu lassen.
Beim Versuch „Verteidigung der Meinungsfreiheit“, dem „Diskurs um Israel/Palästina in Deutschland“ und bei ihrem Begehren „einen offenen Diskurs und das Teilen unterschiedlicher Perspektiven anregen“ zu wollen, so in der Ankündigung, hat die EHF dabei aber im Sumpf ihres selbst gestalteten Anti-israel-Kultes den Schlüssel für den Ausgang nicht mehr gefunden.
Auf der Straße brüllte „Palästina spricht“ bereits im Mai 2021 in Freiburg seine „Perspektive“ heraus, spricht seitdem abermals dem einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten das Existenzrecht ab und solidarisiert sich mit antisemitischen Terrorregimen wie Hamas und Hisbollah. Evangelischerseits sah die Freiburger Hochschule sich nun berufen, Vertretern und Freunden dieser radikal-antisemitischen Truppe eine exklusive Propagandaveranstaltung zu gewähren, die jede projüdisch-israelische Gegenposition vermied.
Letztes Jahr hatte die EHF ein kontroverseres Podium anberaumt, das sogar jüdische Stimmen erlaubte. Aber man glaubt es kaum: die BDS-nahe Gruppe von „Palästina spricht“ sagte kurzfristig ab, sodass die Hochschule die ganze Sache platzen ließ, da sonst nur jüdische Stimmen zu Wort gekommen wären.
Im jüngst angesetzten Podium sympathisierten alle sechs mit der einschlägig bekannten BDS-Bewegung an. So ließ die EHF, auf der Suche nach dem ominösen „Schlüssel für verschlossene Räume“, „Fachleute“ auf dem Gebiet des Israelhasses komplett unter sich brillieren und schafft so freie Diskussionsräume, für die Königsdisziplin selbsternannter „Experten“: der Dämonisierung und Delegitimierung Israels. Freedom of speech ist für die EHF, wenn die Initiatoren der unlängst am 1. Mai 2022 in Berlin stattgefundenen Sprechchöre von „Palästina spricht“ mit dem etwas plakativen Motiv „Scheißjude und Drecksjude“ unbehindert durch sinnloses Hinterfragen in der Freiburger Hochschule kultiviert plaudern dürfen.
Die chronische Haltung der Evangelischen Kirche
Die Evangelische Kirche hat ein klares Antisemitismus-Problem, wenn sie so etwas zulässt. Denn die EHF rechtfertigt die Podiumszusammenstellung so: „Auf dem von einem Journalisten moderierten Podium sprechen Expert*innen und politische Aktivist*innen. Sie bringen also aus unterschiedlichen Fachgebieten ihre Expertise ein“, die Hochschule wolle „eine offene Gesprächskultur“ praktizieren und „Dialog“ zulassen, so Rektorin Renate Kirchhoff und weist den Vorwurf der Einseitigkeit zurück.
Angesichts der braunen Geschichte der Evangelischen Kirche ist nichts daran verwunderlich. Selten war der Dialog unter deutschen Experten so offen voreingenommen, faktenungetrübt und einseitig wie in der BDS-Veranstaltung in der EHF. Außer vor rund 80 Jahren, bei der freiwilligen Gleichschaltung der NSDAP-hörigen Deutschen Evangelischen Landeskirche unter Reichsbischof Ludwig Müller, gleich nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Um Faktenfreiheit zu schaffen, diente sich die Evangelische Kirche damals leidenschaftlich im „Dritten Reich“ den Nazis an.
Der gemeinsame Feind von Kirche und Politik war: Jesus der Jude. Kurz entschlossen gründete man zur Abschaffung von Tatsachen am 6. Mai 1939 im thüringischen Eisenach das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“, getragen von 11 deutschen evangelischen Landeskirchen, die sich zur Finanzierung zusammentaten – ganz ohne Zwang durch den NS-Staat. Landesbischof Ludwig Müller (später Reichsbischof) posierte unterm Hakenkreuz mit dem Hitlergruß bereits im September 1933 bei der Eröffnung der Nationalsynode in Wittenberg.
Das evangelische „Entjudungsinstitut“ sollte Glaube und Kirche von allem Jüdischen befreien, alles ausmerzen, was jüdisch ist im Christentum: aus dem kirchlichen Leben, den Gottesdiensten, den Gemeinden, dem Unterricht sollten alle Elemente der jüdischen Tradition getilgt werden. Es ging um die Reinigung – die Entjudung – der Heiligen Schrift, später um die Auslöschung des Judentums als Ganzes.
Die Evangelische Kirche hat sich derart schuldig gemacht, den Hass gegen Juden tief in die Herzen der Gesellschaft hinein zu pflanzen und mit Selbstverständlichkeit eine Theologie praktiziert, die Auschwitz mitermöglicht hat. Sie war eine nationalsozialistische Kirche gewesen, die mit Elan, einer unglaublichen Akribie und in der vollen Überzeugung höchst wissenschaftlich vorzugehen, um nachweislich zu zeigen, dass Jesus keinerlei jüdische Wurzeln habe.
Der Antijudaismus als Grundpfeiler der protestantischen Theologie setzt seine Tradition jahrhundertealter Judenfeindschaft heute fort, geboren aus einem einzigen Grund: man kommt einfach mit dem Gedanken nicht klar, dass die Juden zuerst da waren. Denn Jesus kann kein Jude gewesen sein und Israel eben auch kein jüdischer Staat. Unerträglich ist es diesen Gesellen, dass das Christentum von einem Juden begründet wurde, die christliche Religion in der jüdischen Religion wurzelt, wie eben der noch später entstandene Islam. Je unbestreitbarer, desto unerträglicher sind Fakten für Judenhasser auch heute noch.
Wie in der Politik, in der Verwaltung und in der Justiz haben auch in den Kirchen nach 1945 die alten Eliten in Deutschland wieder Führungsrollen übernommen. Die Politisierung der Evangelischen Kirche hat bis heute nicht aufgehört und nach dem Hass auf Juden nun mit Israel seine Perspektive nie gewechselt.
Zum alten Selbstbewusstsein zurückgekehrt sitzen also sechs BDS-ler und mixen gemeinsam einen Giftcocktail aus altbekanntem und neugebrautem Judenhass in einer kirchlichen Einrichtung. Mit den Experten-Forderungen „From the river to the sea - Palestine will be free“ und „Scheißjude – Drecksjude“, wird 80 Jahre nach den ebenso brauchbaren Erfahrungen mit dem hauseigenen Entjudungsinstitut und dem nicht ganz erfolgreichen Ausmerzen der Juden weltweit nun die Auslöschung Israels im Fokus bewahrt: denn diese Meinungsfreiheit ist für Protestanten Freiburgs ein hohes Gut.
Der Podiumsgast und „Raum-Einkläger“ für die antiisraelische Boykottbewegung BDS, Lothar Zechlin, bringt die Sache für die EHF auf den Punkt. In seinem Blog titelt er: „Auf Antisemitismus (oder das, was manche dafür halten) kommt es bei der Meinungsfreiheit nicht an. Mit seiner erfolgreichen Klage, nach der nun BDS staatliche Räume in München nutzen darf, ist der deutsche Steuerzahler der „Sugar-Daddy“ dafür.
BDS ist ein politischer Akteur, agiert gegen die Koexistenz von Juden und Muslimen in einem israelischen Staat und sieht sich sogar Einverstanden mit Gewalt und Terror, samt dem Ziel Israel, den einzigen jüdischen Staat, von der Landkarte zu tilgen.
Die „Entjudung“ der Evangelischen Kirche
Der Jenaer Theologe Walter Grundmann, Leiter des „Entjudungsinstituts“, war überzeugter Nationalsozialist und auch ein militanter Antisemit. In seiner Schrift über „Das religiöse Gesicht des Judentums“ von 1942 schrieb er: „Der Jude muss als feindlicher und schädlicher Fremder betrachtet werden und von jeder Einflussnahme ausgeschaltet werden.“
Walter Grundmann: „Die Entjudung des religiösen Lebens als Aufgabe deutscher Theologie und Kirche“
Die großangelegte „Entjudung“, war das Ziel, um jüdische Begriffe aus dem Neuen Testament zu entfernen: Jesus sollte als Gegner des Judentums erscheinen und nicht auch noch selbst als Jude. Entjudete Bibeln, entjudete Gesangbücher. Mit seinem enthusiastischen „Entjudungsinstitut“ zur Befreiung der Christen vom Juden Jesus, hat der Protestantismus einen entscheidenden und exklusiven Beitrag zur Vernichtung der europäischen Juden geleistet.
Die Fatah von Mahmud Abbas hat 2020 ein Lied veröffentlicht, in dem dazu aufgerufen wird, Jerusalem „von den Juden zu befreien“, „Jerusalem zu erlösen“ und den „Friedhof der Juden vorzubereiten“, wie Mena-Watch (Der unabhängige Nahost-Thinktank) berichtete.
Der stellvertretende Minister für religiöse Stiftungen der Hamas, Abdallah Jarbu, erklärte: „Juden sind fremdartige Bakterien, sie sind Mikroben ohne Beispiel auf dieser Welt. Möge Gott das schmutzige Volk der Juden vernichten, denn sie haben keine Religion und kein Gewissen! Ich verurteile jeden, der glaubt, eine normale Beziehung mit Juden sei möglich, jeden, der sich mit Juden zusammensetzt, jeden, der glaubt, Juden seien Menschen! Juden sind keine Menschen, sie sind kein Volk!“
Aus den Betroffenheitsexperten, die zur alljährlichen Kristallnacht alle fleißig, Graben, Recherchieren, Stolperstein-Polieren und Diskutieren, um sich der Einzigartigkeit der deutschen Geschichte zur vergewissern und sich damit über die eigene Bedeutungslosigkeit hinwegzutrösten, haben ihr Schoa-Business restrukturiert. Sie retten heute die Meinungsfreiheit von Muslimen die „Drecksjude und Scheißjude“ rufen und auf der Berlin-Demo am 1. Mai 2022 kritische Journalisten der BILD entfernen ließen, die sie ebenfalls als „Drecksjuden“ bezeichneten. In dieser Funktion arbeitete „Palästina spricht“ erfolgreich mit der Berliner Polizei und ließ auch jüdische Journalisten entfernen.
Die „Wiederjudmachung Deutschlands“ (wie der von mir verehrte Eike Geisel schrieb) ist vollbracht. Die „christlich-jüdische Verbrüderung“ findet in bombensicheren Ghettogemeinden statt und bald ist keine mehr ohne eigenen Judenreferenten, man nennt ihn heute auch Antisemitismusexperten. Aus den einstigen „Vernichtungsexperten“ sind unter Glanz und Gloria der letzten Jahrzehnte die „Expert*innen und politische Aktivist*innen“ auf dem Gebiet der „Boykott, Desinvestment und Sanktion- Fraktion geworden – jeder davon ein potentieller Fachmann. Unter der Schirmherrschaft der EHF wird die Entgrenzung der Banalität des Guten entfacht: Was Antisemitismus ist, bestimmen deutsche Fachgrößen. Auf deren historische Expertise kommt es eben an.
Jedem Menschen müsste die rigide, frauenfeindliche, homophobe und vor allem die rassistische Israel-Politik von Hamas, Iran, der Hisbollah und ihrer „Palästina spricht“ Freunde auffallen – nicht so den Experten der EHF, obwohl Gaza und viele arabische Länder um Israel längst „judenrein“ sind. Oder gerade weil? Vielleicht wird Freiburg deshalb gerade zum Hotspot von Antisemiten, Israelhassern und Terrorverstehern.
Denn der Freiburger Martin Horn (parteilos) bewies unlängst, dass er wahrlich ein Oberbürgermeister des „gesunden Menschenverstands“ ist, der sich nur dann fachmännisch über Demonstrationen echauffiert, wenn sie nicht von gewaltbereiten Islamofaschisten kommen. Wird in seiner Stadt von muslimischen Judenhassern auf Arabisch gefordert, die „Juden zu Schlachten“, wird der Holocaust von Muslimen relativiert, der jüdische Staat dämonisiert und delegitimiert, schweigt Horns gesunder Menschenverstand hartnäckig.
Die Stadt genehmigte im Mai 2021 eine Demo. Der Anlass dafür war der Raketenterror gegen die israelische Zivilbevölkerung, mit zu diesem Zeitpunkt rund tausend auf Israel abgefeuerte Raketen. „Palästina spricht“ brüllte auf dem Platz der Alten Synagoge, im Herzen der Stadt Freiburg, den Schlachtruf: „Chaybar, Chaybar ya Yahud“ (ein arabisch-islamischer Schlachtruf, in voller Länge: „Chaybar, Chaybar, ya Yahud, Jaish Muhammad sa yaud“. Zu Deutsch: Ihr Juden Chaibars (zu Zeiten Mohammeds eine von Juden besiedelte Oase), das Heer Mohammeds wird zurückkehren. Im Jahr 628 wurde der jüdische Stamm von Chaybar von Mohammed und seinem Heer angegriffen und fast völlig ausgelöscht. Frauen und Kinder wurden versklavt – Anm.d.Red.). Sie schrien nach einem Palästina „from the river to the sea” – forderten also die Auslöschung Israels.
Ich erinnere mich noch deutlich an das Gefühl, beim Anblick des grölenden Mobs: So müssen sich die Juden nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland gefühlt haben, als sie damals die Mordaufrufe auf den Straßen ihrer deutschen Heimat hörten und die ihnen galten. Zwischen hunderten hasserfüllten Männern stand ein Einpeitscher, der die Schlachtaufrufe vor- und dem alle anderen nachbrüllten. Der braune Mob hat in Deutschland einen Wiedergänger gefunden: Der Nationalsozialismus unserer Zeit ist der judenhassende, gewalttätige Islamofaschismus.
Die Freiburger Partei „JUPI“ sprach im offiziellen Amtsblatt der Stadt Freiburg vom Mai 2021 von „offen zur Schau gestelltem Antisemitismus.“ Es wurden Schilder gezeigt, die insinuieren sollen, dass Israel vorsätzlich Kinder töte und so die antisemitische Ritualmordlegende fortgesetzt. Außerdem sah man Plakate, die von einem angeblichen Genozid an der „palästinensischen“ Bevölkerung handeln, direkt neben einem Schild, welches die Situation der „Palästinenser“ mit der Shoa gleichsetzt. Das relativiere die Verbrechen der Nazis und erfülle den Tatbestand der Volkverhetzung. BDS mache auf seiner Homepage unmissverständlich klar, dass sie den jüdischen Staat Israel zerstören wollen. „Hier reiht sich die letzte Demonstration von Palästina Spricht mit ein“, so die im Stadtrat Freiburgs sitzende Partei. Man sah Flaggen, die eine Nähe der Gruppierung zur radikalislamischen Terrormiliz Hamas und Hisbollah zeigten, sodass die Fraktion juristische Konsequenzen forderte. Von einer „brandaktuellen, gefährlichen Ideologie, die das friedliche Zusammenleben“ bedrohe, ist die Rede.
Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Freiburg (DIG) hatte sogar einen offenen Brief an Martin Horn gerichtet. Sie baten um Solidarität mit dem unter Raketenbeschuss stehenden Israel, der Partnerstadt Tel-Aviv und den in Deutschland lebenden Juden: „Keine Antwort vom Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn“ war der Titel der Sendung vom 17. Mai 2021 auf Radio Dreyeckland.
Der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn sprach jedoch im SWR- Interview vom Januar 2022 nach einer Anti-Corona-Maßnahmen-Kundgebung von „Corona-Leugnern und Leugnerinnen,“ die wie „Spaltpilze in der Gesellschaft“ wirkten. Er sähe eine Radikalisierung, die „alle Grenzen überschritten hat“ und forderte ein „hinschauen und benennen“ statt „wegzuschauen.“ Er appellierte mit Betroffenheitsmine an „den gesunden Menschenverstand“ und forderte eine „gesellschaftliche Gegenbewegung.“ Auf der Demo habe es ein Plakat gegeben, dass die Polizeikräfte mit KZ-Wächtern gleichgestellt haben soll. Es steht außer Frage, dass solche Vergleiche abscheulich und vollkommen inakzeptabel sind. Martin Horn schwieg aber, als eine Horde gewaltbereiter Muslime in seiner Stadt zur Tötung von Juden aufriefen und gegen Israel hetzten. Er schwieg, als Holocaust-Relativierungen von muslimischen Judenhassern kamen, die mit Nazi-Vergleichen den Holocaust und Israels Demokratie verhöhnen. Er schwieg, als die Polizei nichts dagegen unternahm und völlig passiv zuschaute, als gewaltbereite arabische Holocaustleugner im Chor zu Hunderten judenfeindliche Parolen grölten.
Wer schweigt, stimmt zu. Wer schweigt, ist ein Mitläufer. Wer schweigt, macht sich mit Judenhassern gemein. Denn wie predigte Steinmeier in seiner Funktion als Bundespräsident: „Wer auf den Straßen den Schulterschluss mit Rechtsextremisten sucht, aber auch wer nur gleichgültig neben Neonazis, Fremdenfeinden und Antisemiten herläuft, wer sich nicht eindeutig und aktiv abgrenzt, macht sich mit ihnen gemein.“ Wie verhält es sich hier mit Martin Horn und den Islamofaschisten auf den Straßen Freiburgs?
Der gesunde Menschenverstand von Martin Horn verbietet ihm vermutlich, überhaupt Stellung zu offen zur Schau gestelltem Antisemitismus in seiner Stadt zu beziehen, eine Gegenbewegung hält er hier nicht für notwendig.
Oder ist es ein Schulterschluss ohne jegliche roten Linien von Freiburgs Politik und Kirche mit Hetzern, Antisemiten, Holocaustleugnern und Islamofaschisten?
Simone Schermann ist in Haifa geboren und wuchs in der jüdischen Gemeinde Frankfurt auf. Sie studierte Neuere und Neueste Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie ist heute freischaffende Historikerin und forscht zum Thema Theodor Herzl. Sie ist Vorsitzende im Deutsch-Israelischen Arbeitskreis (Ettenheim), der sich für Israel und das Judentum in Deutschland einsetzt.
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