Antizionismus und Gewalt: Ausschreitungen arabischer Kundgebungen an israelischen Universitäten

Gegendemonstration der „Im Tirtzu“-Bewegung zur jährlichen „Nakba-Show“ an der Universität Tel Aviv.

Infolge des Todes der Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu-Akleh in Jenin schwappten der Hass und die Hetze der „palästinensischen“ Propaganda-Sender auf israelische Hochschulen über. In Jerusalem, Tel Aviv, Haifa und Beer Sheva kam es zu Demonstrationen, auf denen zunächst „Gerechtigkeit für Shireen“ gefordert wurde, dann aber zügellose Hassparolen gegen den Staat Israel und Rufe nach „Rache“ skandiert wurden. Bisher hat keine Hochschule eine Stellungnahme, geschweige denn eine Verurteilung der Vorgänge verfasst, obwohl die Ausschreitungen sogar Verletzte auf jüdischer Seite zur Folge hatten.

 

Von Yonatan Shay

 Die jüngste Terrorwelle in Israel legte auch die Situation an den israelischen Hochschulen offen. Diejenigen der arabisch-israelischen Studenten, die Israel nicht als jüdischen und demokratischen Staat akzeptieren, betätigen sich als antizionistischer Block an den Hochschulen und nutzen hierfür die ihnen dort zur Verfügung gestellte Bühne, um die Propaganda und die Hetze der arabischen Parteien in der Knesset sowie der „Palästinensischen“ Autonomiebehörde zu verbreiten.

Das Phänomen arabischer Hetze und Gewalt gegen Juden an israelischen Hochschulen ist zwar nicht neu, allerdings hat es mit der weit verbreiteten Nutzung sozialer Netzwerke in den letzten Jahren ein bisher nicht für vorstellbar gehaltenes Ausmaß erreicht. Hass-Posts gegen Juden und Israel, die Unterstützung von Terroristen, Boykottaufrufe gegen den jüdischen Staat und die Identifikation mit „Märtyrern“, also Terroristen, die von israelischen Sicherheitskräften neutralisiert oder festgesetzt worden sind, haben ihren Weg aus dem Netz in die israelischen Hochschulen gefunden – meist sind die Urheber derartiger Äußerungen Araber.

 

Schwache Regierungskoalition

Seit der Operation „Guardian of the Walls“ in Gaza sowie der Ausschreitungen von Arabern innerhalb Israels im Mai 2021, in deren Rahmen Juden in Israel (!) gelyncht und Dutzende Synagogen verbrannt worden sind, haben sich sowohl die Anzahl als auch die Qualität antizionistischer Vorfälle an den israelischen Hochschulen erheblich verschlimmert und die israelfeindliche Atmosphäre ist an den führenden Universitäten des Landes häufig deutlich spürbar.

Die Hauptfaktoren, die zu dieser Situation geführt haben, sind Feindseligkeit gegenüber dem jüdischen Staat seitens einiger – meist selbsternannter – Vertreter des arabischen Sektors in Israel und die Ermunterung durch die Ausschreitungen im Mai 2021, aber auch die Schwäche des Staates, der dem Phänomen nicht entschlossen und kompromisslos begegnet. Besonders die aktuelle Regierung Israels begegnet dem gefährlichen Phänomen nur zögerlich und halbherzig, wohl nicht zuletzt deshalb, weil ihr Bestand von einer islamistischen Partei (Ra’am), die Teil der Regierungskoalition ist, abhängt. Die Folge war die jüngste Terrorwelle in Israel, der 19 Israelis – darunter ein drusischer sowie ein arabischer Polizist und 2 Flüchtinge aus der Ukraine – zum Opfer fielen. Begleitet wurde die Terrorwelle durch eine beispiellose Hasspropaganda in den sozialen Netzwerken, die sich ihren Weg zu den israelischen Hochschulen bahnte. Antiisraelische Schmierereien, das Herunterreißen israelischer Flaggen, das Schwenken der Fahne der „Palästinensischen“ Autonomiebehörde, terrorverherrlichende Gesänge und der Ruf nach „der Befreiung Palästinas mit dem Blut“ konnten in großer Zahl beobachtet werden. All dies sind Feindseligkeiten, deren Ausführung sich arabische Israelis seit der Staatsgründung (bis jetzt) nie getraut haben.

 

Kaum Konsequenzen an den Hochschulen

Israels akademische Einrichtungen bewiesen leider einmal mehr, dass sie diesem Phänomen hilflos gegenüberstehen. Bei fast jeder Hetzveranstaltung arabischer Studenten gegen Israel und zugunsten von Terroristen war die Reaktion der Institutionen ähnlich: Zuerst Ignoranz, und erst nach der Aufdeckung der Fälle in den sozialen Netzwerken und in den Medien ein sehr lascher Aufruf an Dozenten und Studenten, "die Stimmung zu beruhigen und einen respektvollen Umgang zu pflegen". Manchmal wurden einige der für die Hetze verantwortlichen Studenten zu „klärenden Gesprächen“ geladen, doch darüber hinaus

geschah nichts. Im Gegenteil: Gerade in Fällen, in denen jüdische Studenten versuchten, gegen die Aufstachelung und Ermutigung zu Gewalt zu protestieren, wurden implizite oder explizite Drohungen von akademischen Mitarbeitern speziell gegen diese Studenten, die Verantwortung übernahmen und den Fall meldeten, gerichtet. Dies geschah, da der Fall nicht an die Medien und an die Öffentlichkeit durchsickern und der Ruf der akademischen Institution erhalten bleiben sollte. Das direkte Ergebnis war der Fortbestand und sogar die Stärkung der Aufstachelung und Unterstützung des Terrorismus durch israelisch-arabische Studenten.

 

Gewalt gegen israelische Demonstranten

Am 15. Mai 2022 organisierte die „Im Tirtzu“-Bewegung (die größte und einflussreichste zionistische Bewegung in Israel und Wirkungsort des Verfassers dieser Zeilen) eine Gegendemonstration zur jährlichen „Nakba-Show“ am Eingang der Universität Tel Aviv. Im Tirtzu war bekannt, dass arabische Studenten mit PLO-Flaggen eintreffen und versuchen würden, gegen vorbeikommende jüdische Studenten zu hetzen und möglicherweise sogar körperliche Gewalt anzuwenden. Im Tirtzu bereitete sich wochenlang auf dieses Ereignis mit Schildern und Flyern vor, welche den Mythos der „Nakba“ entlarven. Die Polizei war mit verstärkten Kräften vor Ort, aber niemand erwartete, dass die „Nakba-Show“ der arabischen Studenten sehr schnell in gewalttätige Aktionen gegen Aktivisten unserer Bewegung und denjenigen Studenten, die sich unserem Protest anschlossen, umschlagen würde. Als Reaktion auf die PLO-Flagge wurden auf der israelischen Seite der Demonstration viele israelische Flaggen geschwenkt.

Schließlich durchbrachen drei arabische Studenten eine Polizeisperre, welche die beiden Demonstrationen voneinander trennte, und fingen an, die jüdischen Studenten zu schlagen, die israelische Fahnen schwenkten.

Diese gewalttätige Aktion führte zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen den drei Studenten und den Sicherheitskräften und Polizisten, die versuchten, sie zu stoppen.

Dies gelang ihnen jedoch nicht sofort, sodass einige jüdische Studenten und Aktivisten teils erhebliche Verletzungen davontrugen.

Die drei arabischen Studenten der Universität Tel Aviv wurden festgenommen: Sie heißen Rami Khatib, Ahmad Jabarin und Nimer Abu-Ahmed und sind in antizionistischen Gruppen an der Universität aktiv.

Dieser Vorfall, der sich im Herzen von Tel Aviv ereignete, der ersten hebräischen Stadt der Neuzeit, schlug in ganz Israel hohe Wellen und scheint das Fanal gesetzt zu haben, das der breiten Öffentlichkeit in Israel die Augen öffnete und die Gefahr, die durch die antizionistische Hasspropaganda arabischer Studenten ausgeht, schmerzlich ins Bewusstsein rief. Nachdem diese Gefahr lange nicht ernst genommen worden war, gab es, wohl auch unter dem Eindruck der Fotos von verletzten jungen Studenten, eine dringliche Sitzung der Knesset.

(Der Autor dieser Zeilen war einer der Verletzten und hat die arabische Gewalt hautnah miterlebt.)

Umso skandalöser ist die Tatsache, dass nur wenige Tage nach den gewalttätigen Ausschreitungen in Tel Aviv eine weitere „Nakba-Show“, bei der gegen Israel gehetzt und palästinensische Terroristen verehrt wurden, stattfand. Doch nicht nur in Tel Aviv, sondern auch an der Universität Ben-Gurion in Beer Sheva wurde in aller Öffentlichkeit Terrorverherrlichung betrieben. Die Veranstaltung wurde nicht verboten, da sich die Universitätsleitung auf die „akademische Meinungsfreiheit“ sowie die Akzeptanz „anderer Nationalflaggen“ berief (die Flagge der „Palästinensischen“ Autonomiebehörde ist in Israel, wie etwa die Hamas-Flagge, nicht verboten). Shai Rosengarten, Leiter der Studenten and Aktivisten Abteilung der "Im Tirtzu"-Bewegung, reagierte auf die jüngsten Ereignisse in Tel Aviv und in Be’er Sheva wie folgt: „Es ist unfassbar, dass Studenten an einer Universität im Herzen Israels gegen den Staat Israel und gegen Juden hetzen. Es ist eine Schande, dass die Universitäten von Tel Aviv, Beer Sheva und die israelische Polizei eine solche Veranstaltung, in deren Rahmen Menschen angegriffen wurden, überhaupt zugelassen haben.“

Bereits aus mehreren akademischen Einrichtungen in Israel gab es im vergangenen Jahr Berichte über Studenten, die Angst haben, die Hochschule zu besuchen, weil arabische Studenten Juden auf dem Campus terrorisieren und bei Vorlesungen über den Holocaust in Europa fluchen und lachen, wie es etwa vor einem Jahr am Safed College im Norden Israels und an der Hebräischen Universität Jerusalem geschehen ist. Die israelische Regierung muss eine klare Politik diktieren, um die Anstiftung und Unterstützung für den „palästinensischen“ Terrorismus in der Wissenschaft zu beseitigen.

Es müssen Instrumente geschaffen und vor allem auch angewendet werden, mit denen die sofortige Verweisung von antisemitischen und terrorverherrlichenden Studenten, die an solchen Aktionen beteiligt sind, ermöglicht und sogar zwingend erforderlich wird. In der aktuellen Situation ist es überdies besonders wichtig, eine Beschwerde- und Anlaufstelle für Studenten einzurichten, die sich während ihres Besuchs auf dem Campus bedroht und eingeschüchtert fühlen.

Das Schweigen der israelischen Universitäten verstärkt nur das Phänomen und führt dazu, dass der nächste gewalttätige Überfall nur eine Frage der Zeit sein wird.

 

Über den Autor:

Der Politikwissenschaftler Yonatan Shay studierte Internationale Beziehungen und Diplomatie an der IDC Herzliya. Sein Masterstudium absolvierte er an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach seinem Studium leistete er sein Praktikum im Deutschen Bundestag und AJC Berlin ab. Heute arbeitet er als Abteilungsleiter bei "Im Tirtzu", die größte zionistische Graswurzelbewegung Israels und betreut innerhalb seiner Tätigkeit auch die Hasbara/Israel-Advocacy Desk. Yonatan Shay ist der ehemalige Gesandter der Jewish Agency for Israel in Süddeutschland und arbeitete auch als Medienanalyst bei dem israelischen Government Press Office.

 

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