Vor 530 Jahren: Die Vertreibung der Juden aus Spanien
Mit dem Alhambra-Edikt des katholischen Königspaares Isabella und Ferdinand waren die spanischen Juden unter Androhung der Todesstrafe gezwungen, zum Christentum zu konvertieren oder ihr Land zu verlassen. 1492 markierte somit das Ende der jüdischen Blütezeit in Europa bis zur Neuzeit. (JR)
Mehr als 100.000 Juden verließen Spanien nach dem Granada-Dekret© WIKIPEDIA
Vor 530 Jahren, am 3. Nisan 5252 (31. März 1492), unterzeichnete das spanische Königspaar Isabella und Ferdinand einen Erlass über die Vertreibung der Juden aus Spanien. So endete die Reconquista Spaniens – die Rückeroberung Iberiens von den Muslimen - durch die christlichen Könige und die Vereinigung Spaniens zu einem einheitlichen Königreich. Bemerkenswerterweise wurde die Reconquista zum größten Teil mit dem Geld von Don Isaak ben Juda Abarbanel finanziert, einem Philosophen, Torah-Gelehrten, dem ehemaligen Finanzminister des Königreichs. Die tausendjährige Geschichte der Judenverfolgung auf der Iberischen Halbinsel wurde durch das Exil beendet.
Sie begann mit der Eroberung dieses Teils des Römischen Reiches durch die Westgoten und der Judenverfolgung im frühen Mittelalter – es waren Pogrome, Raubüberfälle und Zwangsbekehrungen zum Christentum. Die muslimische Übernahme von Iberia brachte zunächst eine Atempause – und sogar einige Jahrhunderte des goldenen Zeitalters des iberischen Judentums. Die Juden wurden zum „Volk des Buches“ erklärt und hatten zwar den Status einer ungläubigen Minderheit, genossen jedoch eine lange Zeit eine relativ privilegierte Stellung. Die Situation änderte sich mit dem Erfolg der Reconquista – der Befreiung durch die Armeen der nördlichen christlichen Königreiche; insbesondere zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Angesichts der Niederlagen durch vorrückende Christen riefen die muslimischen Herrscher Spaniens die Berberdynastie der Almohaden, die Ungläubigen gegenüber unnachgiebig war, zur Hilfe. Sie dehnten ihre Macht auf das muslimische Iberien aus und begannen, die Juden zu verfolgen, wobei sie ihnen drei Möglichkeiten gaben: Exil, Übertritt zum Islam oder Tod. Viele Juden flohen, einige konvertierten zum Islam. Und nach der Niederlage der Berber und dem Fall der letzten Festung - Granada – glaubten sie sich unter Christen in Sicherheit.
Dies war allerdings verfrüht. Nach dem Erfolg der Reconquista stellten die Christen den Juden ebenfalls die Bedingungen: Taufe oder Tod. Etwa die Hälfte der spanischen Juden – mehr als 100.000 – konvertierten zum Christentum. Aber selbst diese neuen Christen, genannt Marranos, weckten kein Vertrauen bei christlichen Monarchen und der Kirche. Viele heirateten verdächtigerweise nur untereinander und zogen es vor, sich nicht mit den "ursprünglichen" Christen zu mischen und waren außerdem erfolgreicher im Handel, was noch mehr Schwierigkeiten mit ihrer Umgebung verursachte.
Die Inquisition begann ihr Werk, entzündete ihre Feuer, jedoch musste das Problem aus Sicht der Christen aus der Welt geschaffen werden.
So wurde das Granada-Dekret von Isabella und Ferdinand erlassen. Den verbliebenen Juden, die von Anfang an nicht zum Christentum konvertierten, wurde befohlen, entweder dies zu tun oder sie mussten, wie auch die meisten „unzuverlässigen“ Marranos, innerhalb von vier Monaten das Land - sowie ihren gesamten Besitz – zurücklassen: somit waren sie gezwungen, ihr Hab und Gut für fast nichts zu verkaufen. Ein Teil der Juden - etwa 40.000 - konvertierte zum Christentum. Aber mehr als 100.000 verließen Spanien. Die meisten gingen nach Nordafrika, nach Marokko. Aufgrund der dort herrschenden Hungersnot lehnten jedoch viele Städte die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Einige von ihnen fielen Sklavenhändlern in die Hände, die meisten verstreuten sich über die Maghreb-Länder und bildeten die jüdischen Gemeinden in Marokko, Algerien, Libyen und Tunesien. Der andere Teil landete im Osmanischen Reich. Sultan Bayezid II. schickte ihnen sogar seine Flotte und bemerkte spöttisch: "Die christlichen Könige Spaniens sind ihren größten Reichtum - die Juden - zu meinen Gunsten losgeworden." Der Sultan brachte die Juden nach Thessaloniki und Izmir, so entstanden die Gemeinden in der Türkei, Griechenland und auf dem Balkan. Die dort geborenen Juden sind Sephardim, Nachkommen von Verbannten aus Spanien.
Ein anderer Teil, der aus Spanien Vertriebenen landete in Portugal, aber nur fünf Jahre später standen sie vor der gleichen Wahl. Die aus Portugal Geflüchteten gründeten Gemeinden in Südamerika, vor allem in Brasilien, in portugiesischen und niederländischen Kolonien.
Die Vertreibung aus Spanien war die bedeutendste und tragischste aller jüdischen Exile in Europa, die ihren Anfang bereits im 10. Jahrhundert in England nahmen, sich mit wiederholten Vertreibungen aus Frankreich fortsetzten - und so ging es weiter bis zur Flucht des europäischen Judentums nach Polen im 15. Jahrhundert. Die traurige Odyssee endete mit der Ansiedlungsgrenze in Russland, was durch die Pogrome des 19. Jahrhunderts zur zionistischen Bewegung führte. Zum Höhepunkt der Vertreibungen wurde der Holocaust...
Wir müssen unser Land Israel und unsere Tradition schätzen und schützen. Denn außerhalb seiner Grenzen hat sich in den vergangenen 530 Jahren die Lage der Juden wenig verändert.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform
Werbung