Umweltterror in Israel

Müllberge oder Reifen anzuzünden, wenn der Wind in Richtung israelischer Siedlungen weht, ist zum beliebten Werkzeug des arabischen Umweltterrors geworden. Der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll lädt deutsche Grünen-Abgeordnete auf seine Terrasse ein, um Zeuge dieser bislang von keinem Öko-Aktivisten gerügten Luftverschmutzung zu werden. (JR)

Arabische Kinder brennen Müll in Gaza ab© AFP

Von Chaim Noll

Manchmal sehe ich sie von meiner Dachterrasse: schwarze Rauchsäulen in der judäischen Wüste, ein paar Kilometer nördlich von meinem Haus. Dann weiß ich, dass sie dort wieder Berge von Autoreifen verbrennen oder ein paar Wracks abfackeln oder die Müllkippen, die sie zufällig immer auf der Seite ihres Dorfes aufhäufen, wo die nächste jüdische Siedlung liegt. Dann denke ich an die Müllberge in bestimmten Gegenden von Paris und anderswo in Europa. Eine neue Art Terror.

Wir haben ihn lange ignoriert. Wie man ihn auch in Europa ignoriert. In der Zeichensprache der Verursacher ist es einer der stärksten Ausdrücke ihrer Missachtung, darüber steht vielleicht noch das Werfen mit Schuhen oder Vergewaltigung. Der Müll ist zugleich Ausdruck ihrer Misere: Die ständig einen eigenen Staat fordernde „Palästinensische“ Autonomie-Behörde unter Führung ihres „Präsidenten“ Abbas hat es in mehreren Jahrzehnten üppiger Versorgung mit internationalen Hilfsgeldern nicht geschafft, eine funktionierende Müllabfuhr zu organisieren, geschweige denn Müllentsorgung oder -aufbereitung. Wie in alter Zeit wird, was man aus dem Weg haben möchte, ins nächste Tal gekippt, die Abwässer werden in den nächsten vorbeifließenden Bach geleitet, möglichst so, dass es den Ausblick aus einer nahegelegenen jüdischen Stadt oder Siedlung gründlich verdirbt. Und dass, wenn man bei günstigem Wind Großverbrennungen veranstaltet, der schwarze, beißende Qualm in deren Richtung zieht oder der Gestank aus den verseuchten Gewässern.

Fortschrittliche Menschen wissen es schon lange: Palästina brennt. Es brennt vor Leidenschaft in seinem Freiheitskampf, es brennt vor gekränkter Ehre, es brennt, um Zeichen gegen die Besatzung zu setzen. Soweit die bekannten Assoziationen. Um die alltäglichen Brände, die spontane Müllentsorgung, die katastrophale Umweltverschmutzung hat sich bisher außer den vollgequalmten jüdischen Nachbarn niemand gekümmert. Ihre Klagen, ihre Foto-Dokumentationen und Abwasser-Messungen fanden kaum Beachtung, denn es handelt sich bei den Betroffenen um die derzeit meist verachteten Juden der Welt: die sogenannten „Siedler“.

Daher überrascht es, wenn ausgerechnet J Street, eine als Siedler-feindlich bekannte, sich selbst als „linksliberal“ bezeichnende jüdische Lobby-Organisation, deren Mitglieder und Sponsoren zumeist in den USA leben, plötzlich Interesse an diesem Missstand zeigt. Die Organisation hat, wie israelische Medien berichten, gleich zehn von ihr bei den letzten Wahlen finanziell unterstützte demokratische Kongress-Abgeordnete dazu bewegen können, in die sogenannte „Westbank“ zu reisen und sich dort mit Vertretern israelischer Siedler-Organisationen zu treffen. Die Abgeordneten sind selbstverständlich alle „links“ und stehen den israelischen Siedlungen ablehnend gegenüber. Sie erwiesen sich aber bei diesem Besuch als ernsthaft interessiert und sehr umgänglich. Ein Siedler lud sie sogar zum Kaffee in sein Haus ein und zeigte ihnen von der Terrasse die Monster-Müllkippe am Dorfrand der benachbarten arabischen Ortschaft. Wie meist brannten dort auch an diesem Tag einige Müllhaufen oder aufgehäufte Autoreifen und gaben der Luft über der jüdischen Siedlung den bekannten würzigen, einzigartigen Geruch.

Ich vermute, J Street hat den Abgeordneten begreiflich machen können, dass die Luft nicht in den Siedlungen stehen bleibt, sondern mit Wind und Wetter in Bewegung ist, was bedeutet, dass die giftigen Partikel und Gase dieser Brände auch beliebte Touristen-Orte der amerikanischen Linken wie Tel Aviv oder Jerusalem verpesten. Dass Luft keine Grenzen kennt, auch nicht die von den Friedensaktivisten sorgsam gehütete „Demarkationslinie“ zwischen der „Westbank“ und „proper Israel“. Dass die seit Jahren ignorierte Vergiftung und Verschmutzung des Elements, das wir alle zum Atmen brauchen, allgemein und übergreifend ist. Oder, noch beunruhigender, dass auch die „Palästinenser“ unter der ungesunden Luft leiden müssen.

„Der internationale Ansatz, automatisch Sympathie und Nachsicht mit den Arabern zu zeigen“, erklärte der zum Kaffee besuchte Siedler seinen Gästen, „ermutigt nur zu weiterer Vergiftung dieser wertvollen Gebiete im Mittleren Osten. Statt Israel ständig daran zu hindern, diese Landschaften zu entwickeln, solltet ihr uns dabei helfen. Denn jedermann muss auf diesen verräucherten Straßen fahren, ganz gleich, ob er Jude ist oder Araber.“ Ein einfacher Gedanke. Die überraschende Offenheit der um das Wohl der „Palästinenser“ besorgten Kongress-Abgeordneten, diesen Gedanken zu berücksichtigen, hat mich auf den Einfall gebracht, es auch einmal mit ihren deutschen Kollegen zu versuchen.

Ich wohne am Rand der „Westbank“, etwa fünfhundert Meter vom berühmten „Zaun“ entfernt, gerade noch „auf der richtigen Seite“, doch der Gestank der Brände oder des mit Abwässern verseuchten Wadi Hebron ist bei günstigem Wind gut wahrnehmbar und die in den Himmel qualmenden Müllhaufen in der Wüste bieten von meiner Terrasse ein eindrucksvolles Bild. Ich spreche hiermit eine Einladung aus, gerichtet an umweltbewusste deutsche Politiker, vor allem an Abgeordnete der regierenden Grünen: Besuchen Sie mich auf eine Tasse Tee oder Kaffee in meinem Haus in der judäischen Wüste und sehen Sie selbst, wie Palästina brennt.

Meine Einladung kommt von Herzen und ist ganz ernst gemeint. Sie sorgen sich weltweit um die Sauberkeit der Luft, Sie können nicht schlafen, wenn sie an das Schicksal der unterdrückten „Palästinenser“ denken, Sie fühlen sich aber auch für Israels Sicherheit verantwortlich – Sie sind daher genau die Richtigen, darauf Einfluss zu nehmen, was mit Ihren großzügig gespendeten Hilfsgeldern geschieht. Ob sich davon nicht vielleicht doch eine palästinensische Müllabfuhr bezahlen lässt.

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