Durch das Jüdische Jahr

Ein kalendarisches Nachschlagewerk für den jüdischen Alltag sowie für die jüdischen Fasten- und Feiertage, welches die Bedeutung der „Architektur der Zeit“ im Judentum erklärt.

Von Dr. Nikoline Hansen

Es gibt Bücher, die einem fehlen würden, wären sie nicht geschrieben worden. „Durch das jüdische Jahr“, konzipiert und geschrieben von der Rabbinerin Dalia Marx und übersetzt von Rabbinerin Ulrike Offenberg, ist so ein Buch. Es ist ein Buch, das einen täglich begleiten kann, oder wöchentlich zum Schabbat oder auch nur monatlich, wenn jeweils der neue jüdische Monat beginnt, um sich dann zeitnah mit den Eigenheiten des jeweiligen Monats und seiner Fasten- und Feiertage vertraut zu machen. Es eignet sich sowohl zum Lesen in einem Stück um die Ordnung des jüdischen Jahres besser verstehen zu lernen als auch um immer wieder darauf zurückzugreifen und das Wissen so zu vertiefen oder neue Aspekte zu lernen und gegebenenfalls anzuwenden. So schreibt die Autorin in ihrer Einführung, in der sie auch den Aufbau der einzelnen Kapitel und die zugrunde liegende Intention beschreibt: „Ich wünsche mir, dass dieses Buch in der Nähe des Esstisches oder neben dem Bett, in der Gemeinde, in Kulturzentren, in der Synagoge oder im Büro, im Bücherregal zu Hause oder im Wanderrucksack, im Handschuhfach oder auf dem Lehrertisch seinen Platz finden wird.“

Nun ist dieses Buch in der deutschen Ausgabe eindeutig etwas zu groß und zu schwer für einen Wanderrucksack oder das Handschuhfach. Aber es ist prächtig anzusehen, einfach illustriert und in großer Schrift gedruckt, so dass es wunderbar leicht zu lesen ist. Es kann als Nachschlagewerk dienen und es sollte definitiv nicht im Bücherschrank stehen sondern zum Schmökern immer griffbereit sein – egal ob am Ess- oder Wohnzimmertisch. So kann es einen durch das Jahr begleiten – gerade in Zeiten, wo es nicht immer möglich ist eine Synagoge aufzusuchen. So ist es ein idealer Begleiter durch das jüdische Jahr und die jüdischen Traditionen der Jahrhunderte. Und es ist tatsächlich so wie die Autorin es sich wünscht: „Man kann das Buch von Anfang bis Ende lesen oder an einem bestimmten Monat einsteigen und über die Feiertage und Ereignisse zu ihrer Zeit lesen. Ich erwarte nicht, dass Sie mit all meinen Ausführungen einverstanden sind, im Gegenteil: Ich würde mich freuen, wenn sie in Ihnen eigene Gedanken auslösen und Sie ermuntern, zu vielen weiteren Reisen in alte und neue, ferne und nahe Gebiete aufzubrechen.“

Was dieses Buch auszeichnet? Rabbinerin Offenberg erklärt in ihrem Vorwort zur deutschen Ausgabe, welche Bedeutung die „Architektur der Zeit“ für das Judentum hat: „Der jüdische Jahrkreis ist unser Haus, in dem wir gemeinsam leben, doch unsere Räume sind nicht identisch gestaltet. Wie wir Schabbat und Feiertage begehen, ist nicht alleine eine Frage von „orthodox“, oder „liberal“, „religiös“ oder „säkular“. Viele Traditionen spielen dabei eine Rolle – Überlieferungen in der Familie, lokale Bräuche, regionale Küche, Zeitgeist, die Kultur der nichtjüdischen Umgebung, Abgrenzungen und Übernahmen. Das Buch von Rabbinerin Dalia Marx vermittelt einen Einblick in die Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten unseres Zuhauses in diesem Jahreskreis, sie lässt den Reichtum jüdischer Traditionen erahnen und weitet unseren Blick über Engführungen von „Richtig/Falsch“ oder „Erlaubt/Verboten“ hinaus. Das lädt uns ein, den jüdischen Kalender zu entdecken und uns selbst in diesem Haus einzurichten.“

Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, außer dem Wunsch, dass das Buch eine breite Leserschaft finden und ein tieferes Verständnis für das Wesen des Judentums gerade auch in Deutschland wecken möge. Das Buch wurde für die deutsche Ausgabe nicht nur übersetzt, sondern auch gründlich überarbeitet und editiert.

 

Dalia Marx: Durch das Jüdische Jahr

Aus dem Hebräischen übersetzt und bearbeitet von Rabbinerin Ulrike Offenberg

Hentrich & Hentrich 2021, 384 Seiten, Hardcover, 100 Illustrationen, ISBN: 978-3-95565-422-1

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