Namen von Antisemiten weg von den Straßenschildern! – Aber nicht alle?

Ein Dossier listet rund 290 Straßen und Plätze in Berlin auf, die Namen „mit antisemitischen Bezügen“ tragen. Allerdings werden Namen wie Karl Marx vom selben linken Milieu geschützt, das zeitgleich den Juden Moses Mendelssohn als Straßenpaten verhindert.

Von Peter Hahne

Bin ich jetzt auch noch Antisemit? Oder nur ein harmloser Mitläufer? Coronaleugner, Impfverweigerer, Neurechter, verschwurbelter Verschwörungstheoretiker und irritierender Fakenews-Verbreiter bin ich ja schon. Ganz zu schweigen vom alten weißen Mann, der die Segnungen des Gender-Gagas zu leugnen wagt. Ich habe sogar letzte Woche das Verbrechen begangen, dem Kollegen Boris Reitschuster ein witziges Interview zu geben, das inzwischen Kultcharakter hat. Der erfolgreichste Gesundheitsminister seit Adam und Eva hat wohl recht: „Es wird viel zu verzeihen geben!“

Doch eines ist unverzeihlich: Ich hielt, in der Nachfolge von Bundespräsident Roman Herzog und Wolf Biermann, 2010 die traditionelle „Hoffmann-von-Fallersleben-Rede“ auf Schloss Corvey. Organisiert von Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey, bei dessen Ahnen der Schöpfer des Deutschland-Liedes Bibliothekar war. Dessen erste Strophe „aufgrund ihres aggressiven Nationalismus und revanchistischen Gehalts nach dem NS verboten wurde“, heißt es in einer neueren „akademischen Forschungsarbeit“, deren Autor ich durch Nennung nicht auch noch adeln möchte.

Nein, meint der Kulturjournalist Matthias Nikolaidis richtig. Sogar Wikipedia wisse, dass die ersten beiden Strophen weder geschützt noch verboten sind; das Absingen könne jedoch zu „negativen Reaktionen“ führen. Noch klarer das Bundesverfassungsgericht 1990: Das ganze Lied darf gesungen werden. Punkt. Nationalhymne ist allerdings die schöne dritte Strophe.

Der „Forscher“ wider den Antisemitismus brilliert zudem gleich mit einem Bataillon von Straßennamen, die jetzt alle verschwinden müssen. Von Adenauer über Goethe und Luther bis Wagner gehört alles auf den Index. Man fragt sich: Was und wer bleibt eigentlich noch ungeschoren von diesem Furor der deutschen Gründlichkeit? Und was dieser „Forscher“ nicht bedacht hat: Diese unsere beliebteste Tugend wird doch gerade durch die erste Strophe des Deutschland-Liedes klug besungen. Überall heißt es doch: Deutschland, Deutschland, über alles…

 

Weltmeister der Hochmoral

Als Weltmeister der Hochmoral beansprucht Deutschland doch seit 16 Jahren die Führer-Rolle: Klima, Corona, Gender, Migration, Kernkraft-Ausstieg etc. pp. An deutschem Wesen soll die ganze Welt genesen. Auf in den Abgrund! Darin hat Deutschland doch Erfahrung. Besser kann man die erste Strophe Fallerslebens doch gar nicht in die Tat umsetzen. Ein Stanford-Professor, also ein ernstzunehmender Forscher der Zeitgeschichte, sagte mir vor ein paar Wochen in Kalifornien: „Angela Merkel sets the tone that Joe Biden should dance to.“ Joseph Haydn lässt also grüßen!

Was noch wenig „erforscht“ ist: Man sollte schleunigst den Begriff „Deutschland“ tilgen, ist er doch untrennbar mit dem Holocaust verbunden. Die ruhmreiche CDU macht es doch bereits beispielhaft vor und spricht statt von Deutschen von den „schon länger hier Lebenden.“ Dummerland schlage ich vor, denn aus dem Land der Dichter und Denker war doch längst das der Richter und Henker geworden. Die Bücher von Goethe oder Luther? Verbrennen! Darin hat Dummerland doch Erfahrung. Besser die Werke von Baerbock und Giffey in den Schulen lesen lassen und damit einen Bogen zur Physik schlagen: Wie funktioniert ein Kopiergerät?

Noch eine kleine Empfehlung an die Flugzeug-Gegnerin im Vielflieger-Ministerium: Man kann ganz einfach den Kampf gegen den Antisemitismus mit dem gegen die Klimakatastrophe verbinden. Das Kfz-Kennzeichen von Hamburg ist natürlich Ansporn für jeden Nazi, dorthin zu ziehen: HH. Fehlt nur noch die nachfolgende Zahl 88. Also verbiete man im Säuberungswahn nicht nur das Kennzeichen, sondern auch gleich das Auto. Und schon ist die Luft rein.

 

Klima-Schädlinge wenigstens von Straßenschildern tilgen

Natürlich darf es keine Diesel-, Porsche-, Benz- oder Siemens-Straßen mehr geben. Wenn diese vielleicht auch keine Antisemiten waren, aber doch wenigstens Klima-Schädlinge, die es auszumerzen gilt. Wobei mir einfällt, dass es im Hochsauerland ein Städtchen gibt, natürlich CDU-regiert, wo man seinen Hund bei der Steuer als „divers“ anmelden kann.

Ja, wer konnte ahnen, dass George Orwells „1984“ so schnell Realität würde in einem Land, das zumindest noch auf Länder- und Kommunalebene mehrheitlich von CDU/CSU (mit)regiert wird: „Jede Aufzeichnung wurde vernichtet oder verfälscht, jedes Buch überholt, jedes Bild übermalt, jedes Denkmal, jede Straße und jedes Gebäude umbenannt, jedes Datum geändert. Und dieses Verfahren geht von Tag zu Tag und von Minute zu Minute weiter. Die geschichtliche Entwicklung hat aufgehört. Es gibt nur noch eine unabsehbare Gegenwart, in der die Partei immer recht behält.“

Ach so, die Partei… Da wundert es, dass dem „Forscher“ in seinem Weltbeglückungsprogramm neuer Straßennamen entgangen ist, dass es auch so etwas wie Karl-Marx-Straßen gibt. Einen größeren Antisemiten in seiner aktuellen geschichtlichen Bedeutung hat es kaum gegeben. Die Stadt Trier ließ sich 2018 eine 5,50 Meter hohe Karl-Marx-Statue von der chinesischen Diktatur schenken, Wuppertal eine Engels-Statue vom gleichen Absender. Der Aufschrei ist mir entgangen, ganz im Gegenteil, man hat sich arg gefreut und artig bedankt.

Im Jahr 1862 zum Beispiel schrieb Marx an Engels: „Der jüdische Nigger Lassalle, der glücklicherweise diese Woche abreist, hat [...] 5000 Taler in einer falschen Spekulation verloren. Der Kerl würde eher das Geld in den Dreck werfen, als es einem ‚Freunde‘ zu pumpen, selbst wenn ihm Zinsen und Kapital garantiert würden.“ Noch Fragen?

 

Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz

Apropos Dummerland: 2013 ging es um den Platz vor der Akademie des Jüdischen Museums. Man wollte gern Moses Mendelssohn aufs Straßenschild setzen. Eine späte Ehrung für einen Mann, der die jüdische Kultur in Deutschland wie kein anderer geprägt hat. Bis 1786 lebte er in Berlin. „Nichts da,“ fauchten die Furien aus der zuständigen Bezirksversammlung Friedrichshain-Kreuzberg. Befreit von Bildung und (in diesem Fall besonders notwendiger) Sensibilität walzte der Gender-Wahn den armen Moses nieder.

Kompromiss: Aufs Straßenschild sollte der Doppelname Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz. Da könne man auch gleich den Willy-Brandt-Flughafen (so heißt das Milliardengrab BER offiziell) „Ruth-und-Brigitte-Seebacher-und-Willy-Brandt-Flughafen-Berlin-Brandenburg“ nennen, lästerte der einstige Maoist und jetzige NS-Experte Götz Aly. Für die CDU hatte der Kompromiss jedoch „viel Weisheit“. Fromet sei schließlich eine hochgebildete Frau gewesen. Ach!

Ich kommentierte damals in der „Bild am Sonntag“: Nun hat man die Frau endlich wieder dort, wo man sie weghaben wollte – als Anhängsel ihres Mannes, „die ihm zeitlebens den Rücken freihielt“, wie es in den Annalen verzeichnet ist. Dumm gelaufen also. Die alles entscheidenden Grünen der Öko- und Gutmenschen-Schickeria, weniger in Geist und Bildung bewandert als in Champagner- und Modemarken, waren zutiefst erschrocken über die ätzenden Zeilen des alten weißen Mannes und ersannen einen neuen Vorschlag. Der hatte es in sich: Die Feministin Rahel Varnhagen! Von 1771 bis 1833 lebte sie in Berlin. Endlich eine Frau, und nur eine Frau. Kein Mann und kein Anhängsel, lieber Herr Hahne.

 

Wenn Dummheit sich mit Ideologie paart

Herr, schick Hirn! Denn ein Blick in den Lebenslauf (eine gewisse Annalena hat da doch Erfahrung) zeigte: Die gute Frau war zwar als Jüdin geboren, doch im Laufe ihres Lebens konvertierte sie zum christlichen Glauben und ließ sich taufen. Toll, ätzte jener alte weiße Hahne: Das ist doch mal ein echtes Zeichen direkt vor dem Jüdischen Museum, das die Herzen höherschlagen lässt. Dann sollte man den Platz vor der Zentrale der „Grünen“ gegenüber der Charité doch gleich in Otto-Schily-Platz umbenennen. Sozusagen in einem Abwasch.

Und die Moral von der Geschicht´: Das kommt davon, wenn Dummheit sich mit Ideologie paart und mit seltenem Sendungsbewusstsein unter das dumme Volk gestreut wird.

Zum Schluss ein paar praktische Vorschläge gegen praktizierten Antisemitismus: Die unsägliche 16-jährige CDU/CSU-„Tradition“ beenden, in der UNO immer wieder zum Nachteil Israels abzustimmen. Oder ein Beispiel an Karl Lagerfeld (2017) nehmen und endlich den eingewanderten Antisemitismus stoppen: „Selbst, wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“

Und was dem Zentralrat der Juden wohl noch nicht aufgefallen ist: Es soll tausende fest organisierter militanter Antisemiten und Israel-Hasser geben, die ihrem Koran als Handlungsanweisung folgen. Von den Schulhöfen mit dem „Jude, Schwuler, Christ“-Stigma ganz zu schweigen. Es gibt also noch viel zu tun jenseits des Cancel-Culture-Circus.

 

Von Bestseller-Autor Peter Hahne gerade neu erschienen: „Nicht auf unsere Kosten. Aufstand gegen Lug und Trug der Eliten“ (Quadriga-Taschenbuch, Euro 10,00)

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