Es kann nur besser werden: Botschafter-Wechsel in der israelischen Auslandsvertretung in Berlin

Der als linker Total-Ausfall und Merkel-Unterstützer aufgefallene israelische Botschafter Issacharoff wird abgelöst von dem erfahrenen Diplomaten Ron Prosor, der als guter Kenner Deutschlands und der deutschen Politik gilt.

Neuanfang: Ron Prosor übernimmt in Deutschland
© WIKIPEDIA

Von Ulrich W. Sahm

Ron Prosor wurde 11. Oktober 1958 in Kfar Saba geboren. Er ist Absolvent des IDF-Bataillonskommandos und erreichte als Offizier in der Artilleriedivision der IDF den Rang eines Majors. Nach einem erfolgreichen Studium der Politikwissenschaft begann seine diplomatische Kariere 1986 als Pressesprecher der israelischen Mission in Westdeutschland. Der redewandte Prosor wurde dann israelischer Chefdiplomat in der UNO und in Großbritannien sowie Leiter des Abba Eban Institute for International Diplomacy an der IDC Herzliya Lauder School of Government, Diplomacy & Strategy. Zudem war Prosor Generaldirektor des israelischen Außenministeriums und politischer Konsul an der israelischen Botschaft in Washington.

Für Prosor bedeutet dieser künftige Posten die Schließung eines Kreises, zumal sein verstorbener Vater in Deutschland geboren wurde:

„Ich bin zutiefst begeistert, als Israel-Botschafter in Deutschland, an den Geburtsort meines Vaters Uri, zurückzukehren. Möge seine Erinnerung ein Segen sein,“ schrieb Ron Prosor auf Facebook, nachdem ihn der israelische Außenminister Yair Lapid zum nächsten israelischen Botschafter in Deutschland ernannt hatte.

Es ist in mehrfacher Hinsicht denkwürdig: Bertold Proskauer, der Großvater des Diplomaten Ron Prosor, diente noch 1933 in der Reichswehr während der Weimarer Republik. Sein Sohn Uri erzählte später, der Vater sei ein deutscher Patriot gewesen. Nur, weil seine Frau die Hasstiraden der Nazis ernst nahm, quittierte Proskauer den Dienst und siedelte nach Palästina. Dort hatte er es schwer, anzukommen. Er wollte weder auf seinen deutschen Pass, noch auf die deutsche Sprache verzichten. Nach der Niederlage der Nazis weigerte sich der alte Proskauer zunächst auch, die Berichte über die Schoah zu glauben. Erst die Filmaufnahmen aus den KZ überzeugten ihn. Bertolds Sohn Uri wurde in Israel Marineoffizier und Diplomat. Er diente dem jungen jüdischen Staat, so wie der Vater noch Deutschland diente. Einem Deutschland, das seine Juden verraten und ermordet hatte. Und nun geht also der Enkel Ron Prosor nach Berlin. „Begeistert“, wie er selbst schreibt. Auch wenn Deutschland inzwischen längst wieder demokratisch wurde, ist Prosors Wille zur Versöhnung alles andere als selbstverständlich. Wir können als Deutsche nur dankbar sein. Dabei kennt er auch die neuere deutsche Geschichte so gut wie wenig andere.

Während seiner Tätigkeit als Sprecher der Botschaft in Bonn erlebte Prosor hautnah die „Wende“ und den Fall der Mauer in Berlin. Er war er einer der ersten israelischen Vertreter, der Beziehungen zu Ostdeutschland aufnahm. Nach der Vereinigung mit Westdeutschland bemühte er sich um die Aufnahme von Beziehungen zu den neuen Bundesländern.

Prosor ist bekannt für seine klare und deutliche Verteidigung der israelischen Positionen. Er veröffentlichte Artikel in der britischen Presse und trat in Fernsehsendungen wie BBC und Sky News auf. Als 16. Botschafter Israels bei den Vereinten Nationen war er Vizepräsident der Generalversammlung (8. Juni 2012) und Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen. Prosor rief die allererste Sitzung der Generalversammlung zum Thema Antisemitismus ein und überwachte die Verabschiedung von zwei Resolutionen zu Unternehmertum und Landwirtschaft, die mit überwältigender Mehrheit angenommen wurden.

Prosor hat sehr klare Positionen im Nahostkonflikt und sieht die Rolle der EU kritisch. Er wirft den europäischen Staaten vor, einseitig einen „palästinensischen“ Staat anzuerkennen und damit die Botschaft auszusenden, dass „die Palästinensische Autonomiebehörde in einer Regierung mit Terroristen sitzen und zur Gewalt gegen Israel aufstacheln kann, ohne dafür einen Preis zu zahlen.“ Darüber hinaus verteidigt Prosor aber auch eine Zweistaatenlösung und fordert die internationale Gemeinschaft auf, „die Palästinenser zu ermutigen, direkte Verhandlungen ohne Vorbedingungen aufzunehmen, um einen historischen Friedensprozess zu erreichen, in dem ein entmilitarisierter palästinensischer Staat den jüdischen Staat anerkennt“. Im „Telegraph“ betonte Prosor 2009 das Versagen der internationalen Gemeinschaft, dem Fundamentalismus und der Gewalt der Hamas gegen „Palästinenser“ und Israelis entgegenzutreten. Er sagte klar, dass extremistische Regime wie die Hamas eine Bedrohung für den Wohlstand und die Stabilität im Nahen Osten darstellen.

Und er schrieb 2012 angesichts der Bedrohung durch den Iran: „Unsere Pflicht ist klar. Es reicht nicht aus, gut zu sein. Wir müssen wissen, was zu tun ist, wenn wir dem Bösen gegenüberstehen.“

 

Die UNO heizt den Konflikt sogar an

In seiner Rede vor der UN-Generalversammlung im November 2014 beschuldigte Prosor die internationale Gemeinschaft, den israelisch-„palästinensischen“ Konflikt anzuheizen, weil sie die Geschichte der Region nicht verstehe. Er klagte die arabischen Staaten für ihre Kriege gegen Israel an und schloss seine Rede mit der Feststellung, dass die internationale Gemeinschaft sich entscheiden müsse, entweder Israel als Nationalstaat des jüdischen Volkes anzuerkennen oder Palästina zu erlauben, den rechtmäßigen Anspruch Israels auf sein Land zu leugnen.

Prosor verurteilt öffentlich auch die brutalen Praktiken der Hamas – von der Inhaftierung von Frauen, die ihren Schleier ablegen, über das Werfen politischer Gegner von Gebäuden bis hin zur Propagierung von Völkermord in Schulen und im Fernsehen, während die Organisation vorgibt, „gemäßigt“ und „reformorientiert“ zu sein. In jedem seiner Kommentare wird die Hamas für ihren Einsatz von Raketenangriffen und den Beschuss mit Handfeuerwaffen kritisiert, bei dem häufig Zivilisten getötet und Gebäude zerstört werden.

Als Israel sich 2016 auf Yom Hazikaron vorbereitete, den Tag, an dem der Staat seine gefallenen Soldaten ehrt, sagte Prosor: „Es ist für Israel und die Palästinenser zu unserem eigenen Besten wichtig, unseren langjährigen Konflikt zu lösen. Die Wahrheit ist jedoch, dass Konflikte in Syrien, Jemen, Ägypten, Bahrain und vielen anderen Teilen des Nahen Ostens nichts mit Israel zu tun haben.“

Und er fuhr fort: „Die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts wird die Verfolgung von Minderheiten in der gesamten Region nicht stoppen, die Unterwerfung von Frauen beenden oder sektiererische Spaltungen heilen. Die Besessenheit von Israel hat Assads Panzer nicht davon abgehalten, ganze Gemeinden platt zu machen.“

In einer Rede, in der es auch um die iranische nukleare Bedrohung, den Siedlungsbau und die „palästinensische“ Weigerung ging, „Israels Existenzrecht als Nationalstaat des jüdischen Volkes anzuerkennen“, wies Prosor Behauptungen zurück, dass Hilfsgüter und zivile Güter nicht in den Gazastreifen gelangen könnten. „Es ist eine einfache Gleichung“, sagte er und stellte fest, dass der Sicherheitsrat keine Raketenangriffe aus Gaza verurteilt habe. „Wenn es in Israel ruhig ist, wird es in Gaza ruhig sein. Aber die Menschen in Gaza werden mit Not konfrontiert sein, solange Terroristen sie als menschliche Schutzschilde benutzen, um Raketen auf israelische Städte herabregnen zu lassen.“

 

850.000 unerzählte Geschichten

Er betonte auch die „850.000 unerzählten Geschichten“ in den vielen Dokumenten, die die Vereinten Nationen über Israel und die „Palästinenser“ geschrieben haben, von Juden, die „in den letzten 64 Jahren aus ihren Häusern in arabischen Ländern entwurzelt wurden. Dies waren lebendige Gemeinschaften, die 2.500 Jahre zurückreichen“, sagte er. „Die Seiten, die die UNO über die palästinensischen Flüchtlinge geschrieben hat, könnten Fußballstadien füllen, aber kein Tropfen Tinte wurde über die jüdischen Flüchtlinge verschüttet.“

Prosor stellte auch klar, dass direkte Verhandlungen „das einzige Werkzeug und der einzige Weg seien, um zwei Staaten für zwei Völker zu schaffen. Es ist an der Zeit, dass dieser Rat (die UN) die Spinnweben alter Illusionen ausfegt – und den Samen für eine wirklich offene Debatte über den Nahen Osten legt“.

„Die Berufung von Prosor nach Berlin signalisiert die Bedeutung der israelischen Beziehungen zu Deutschland und die weitere Stärkung der Zusammenarbeit mit der neuen Regierung in Berlin“, erklärte denn auch Außenminister Lapid. In einem Artikel von „Times of Israel“ heißt es gestern abschließend, dass Lapid kein Wort dazu gesagt habe, wieso der jetzige Botschafter in Berlin, Jeremy Issacharoff, abgesetzt wird. Issacharoff dient in Berlin seit 2017. Dessen Ernennung zum Botschafter in Deutschland führte zu Protesten im israelischen Außenministerium, weil er damals kein Wort Deutsch verstand. Ernennung Prosors wird dagegen als ein deutlich anderes Signal wahrgenommen.

Es wartet viel Arbeit auf den neuen Botschafter Israels in Berlin. „Spinnweben alter Illusionen“ gibt es auch in Deutschland noch genug.

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