Einer, der die irdische Hölle in Bildern festhielt

Am 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnern wir auch an den 120. Geburtstag des jüdischen Künstlers und Lagerinsassen David Olère, der gezwungen wurde im jüdischen Sonderkommando des Lagers zu arbeiten und später die Schrecken des KZ in Bildern festhielt.

David Olère, Selbstbildnis

Von Esther Ginsburg

„Hüte deine Seele, dass du nicht vergisst die Ereignisse, die deine Augen gesehen haben und dass sie dein Herz nicht verlassen all dein Leben lang. Und sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun.“

Dvarim, 4:9-10

 

Weltweit ist David Olère der einzige Künstler, der in den Krematorien von Auschwitz-Birkenau gewesen ist – und überlebte. Er entkam und widmete all seinen Willen und sein Talent der genauen Darstellung dessen, was „seine Augen gesehen haben“. Nach Olères Freilassung wurden seine Gemälde und Zeichnungen zu einer ehrenden Erinnerung an diejenigen, die dem Schicksal des Holocaust nicht entkommen konnten. David Olère war überzeugt, der Welt von ihrem schrecklichen Schicksal erzählen zu müssen.

Olère wurde am 19. Januar 1902 in Warschau in eine jüdische Familie hineingeboren. Sein Vater war Arzt, die Mutter Hebamme. Der junge Künstler, der ein für sein Alter hervorragend entwickeltes Talent besaß, erhielt im Alter von 13 Jahren ein Stipendium und wurde in die Akademie der Schönen Künste in Warschau aufgenommen. Das Studium absolvierte er 1918 und ging nach Deutschland. „Sieben Jahre hat er in Berlin gelebt“, erinnert sich Olères Enkel David. „Er hat am Bauhaus studiert, weil es damals der beste Studienort war.“ Anschließend stellte er seine Holzschnitte in Galerien in München und Heidelberg aus.

Olère wollte in Frankreich leben. Es zog ihn 1923 nach Paris, damals das Mekka der Kunst. Wie viele andere Künstler dieser Zeit, lebte er in der Gegend von Montparnasse, wo er Vertreter der Pariser Schule wie Max Ernst und Amedeo Modigliani kennenlernte. Schnell in die französische Filmindustrie aufgenommen, arbeitete Olère später als Produktionsdesigner, entwarf Bühnenbilder, Kostüme und Plakate für Paramount Pictures, Fox Film und Columbia Pictures und unterrichtete an der Académie de la Grande Chaumière.

1930 heiratete Olère die französische Hutmacherin Juliette Ventura und beide zogen in den Pariser Vorort Noisy-le-Grand, wo ihr einziger Sohn Alexander geboren wurde. 1937 wurde Olère französischer Staatsbürger.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wandte Frankreich eine passive Verteidigung an, als „seltsamer Krieg“ bezeichnet. Anfang 1940 wurde David Olère zum 134. Bataillon der französischen Infanterie in Lons-le-Saunier eingezogen, wurde aber bald demobilisiert und kehrte nach Hause zurück.

 

Leben in Paris mit dem Stern

Derweil startete Deutschland am 10. Mai 1940 eine Offensive gegen Frankreich, und einen Monat später, am 14. Juni, wurde Paris widerstandslos dem Feind übergeben. Zwei Drittel der Landesfläche waren von Nazi-Truppen besetzt. Es begann eine massive Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung. Die Vichy-Regierung erließ eine Reihe von antijüdischen Gesetzen, daraufhin wurde David Olère seine französische Staatsbürgerschaft entzogen. Zu alledem wurde am 3. Oktober 1940 das erste Judenstatut verabschiedet, wonach Juden neben vielen Verboten auch keine Arbeit mehr im Filmgeschäft gestattet wurde. Olère war arbeitslos und musste einen sechszackigen Davidstern und die Aufschrift „Jude“ auf seiner Kleidung tragen.

Am 20. Februar 1943 wurde David Olère bei einer Razzia gegen Juden von der französischen Polizei festgenommen und in das Durchgangslager Drancy am Stadtrand von Paris gebracht. Drancy erlangte bereits zu dieser Zeit eine traurige Berühmtheit als „Auschwitz-Wartezimmer“. Über Drancy wurden 65.000 Juden nach Auschwitz deportiert, von denen 63.000 ermordet wurden, darunter 6.000 Kinder.

Nach einem zweiwöchigen Aufenthalt dort wurde Olère am 2. März 1943 mit dem Transport Nr. 49, der etwa tausend Juden zählte, nach Auschwitz II (Auschwitz-Birkenau) gebracht. Er hatte Glück: Er wurde für die Arbeit ausgewählt, während die anderen Gefangenen noch am selben Tag, kurz nach ihrer Ankunft im Konzentrationslager, in die Gaskammern geschickt wurden. In Auschwitz wurde David Olère als Häftling 106144 registriert. Diese Nummer wird von ihm später in den Zeichnungen und Gemälden angegeben. Er wurde einer speziellen Arbeitsgruppe zugeteilt – dem Sonderkommando, das die Gaskammern leeren und die Leichen zunächst in einem der Bunker, später im Krematorium verbrennen sollte. Die Lebensbedingungen der Angehörigen des Sonderkommandos waren besser als die der sonstigen Häftlinge: Sie bekamen, zum Beispiel, besseres Essen. Die meisten von ihnen wurden später jedoch wie die übrigen Lagerinsassen ermordet. Von den 2.200 Mitgliedern des Sonderkommandos überlebten nur etwa 110.

Das Buch zur Kunst von David Olère

David Olère hatte unglaubliches Glück. Er wurde einer der wenigen Häftlinge von Auschwitz, die die dunklen Räume der Krematorien und Gaskammern betraten und am Leben blieben. Mitglieder des Sonderkommandos wurden regelmäßig alle vier bis sechs Wochen in die Gaskammern geschickt. Um mögliche Enthüllungen zu vermeiden und Zeugen der Massenvernichtung von Juden, so wie die Mitglieder des Sonderkommandos es waren, zu eliminieren, praktizierten die „umsichtigen“ Deutschen im Lager die Beseitigung des alten Sonderkommandos und die Rekrutierung anderer Häftlinge aus den Neuankömmlingen. Laut Erinnerungen der Überlebenden war das Sonderkommando von Auschwitz gezwungen, auch die Leichen seiner „Vorgänger“ im Krematorium zu verbrennen, eigene Verwandte und Freunde, die mit ihnen zusammen angekommen waren, in die Gaskammern zu schicken. Es ist schlicht unmöglich, sich vorzustellen, wie sich diese Menschen dabei haben fühlen müssen.

Olère verbrachte fast zwei schreckliche Jahre in dieser Todeshöhle. Er musste zusehen, wie sich die Opfer in der Schlange vor den „Duschen“ entkleideten, wie Tausende von Leichen der Greise, Frauen und Kinder verbrannt wurden, wie Nazi-„Ärzte“ medizinische Experimente an Häftlingen durchführten, mit welcher sadistischen Grausamkeit die SS-Männer Menschen folterten, Säuglinge quälten. Und all das geschah täglich, zur Musik des Lagerorchesters, das die herzzerreißenden Schreie und das Stöhnen der Opfer übertönen sollte. Nach dem Krieg sagte David Olère, dass ihm auf diesem „Fließband des Todes“ nur seine künstlerischen Fähigkeiten und seine Fremdsprachenkenntnisse geholfen hätten.

 

Die SS-Leute hörten englisches Radio

Die Lagerleitung konnte seine Fähigkeiten erkennen und einsetzen: Die Deutschen ließen den Künstler ihre Briefe und Postkarten gestalten, die sie nach Hause schickten, auf die er Rahmen, Vignetten, Engel und Blumen zeichnete. Skizzen von dem, was er in Auschwitz sah, gelang ihm erst in den letzten Tagen seines Aufenthalts anzufertigen, als die SS-Kontrolle über die Häftlinge schwächer wurde. Außerdem sprach er viele Fremdsprachen: Jiddisch sprach er mit seinen Eltern; während er in Warschau lebte und studierte, lernte er Polnisch und Russisch; sein Aufenthalt in Deutschland bescherte im Deutschkenntnisse, in Paris lernte er Französisch und sprach außerdem auch Englisch. Englischkenntnisse halfen ihm, Übersetzer für die Deutschen im Lager zu werden: Von der Welt und den Nachrichten abgeschnitten, hörten sie das BBC-Radio aus London, um über die Entwicklungen an den Fronten auf dem Laufenden zu bleiben. Olère übersetzte ihnen die Nachrichten. So erfuhr er von der Befreiung von Paris und Straßburg.

Am 7. Oktober 1944 ereignete sich in Auschwitz ein Aufstand des Sonderkommandos. Einige Mitglieder, die erkannten, dass sie zum Tode bestimmt waren, beschlossen, das Krematorium K IV, in dem sie arbeiteten, in die Luft zu sprengen. Die Explosion donnerte um 3 Uhr nachmittags. Zur gleichen Zeit warf das Sonderkommando in einem anderen Krematorium zwei SS-Männer bei lebendigem Leibe in einen brennenden Ofen, tötete mehrere andere, steckte das Gelände in Brand und verließ, einen Zaun mit Stacheldraht durchbrechend, das Lager. Die SS schlug Alarm und erschoss jeden, der sich zufällig in der Nähe der explodierten und brennenden Krematorien befand. Die Flüchtlinge wurden mit Hilfe der lokalen Bevölkerung gefunden, ins Lager zurückgebracht und erschossen. Von den 663 Arbeitern des Sonderkommandos wurden 450 getötet. David Olère gelang es auf wundersame Weise, dem Tod zu entgehen.

Mit dem Anrücken der Roten Armee im Januar 1945 begannen in Auschwitz die Vorbereitungen für einen Evakuierungs-Todesmarsch. Alle noch arbeitsfähigen Häftlinge wurden in verschiedene Konzentrationslager im Westen transportiert. Niemand hatte eine Wahl.

David Olère wurde in das KZ Mauthausen in Österreich eingeliefert. Dort musste er Tunnel in deutschen Militärfabriken graben und später im Lager Melk im Bergwerk arbeiten. Er unternahm fünf erfolglose Fluchtversuche; wurde daraufhin am 7. April 1945 zur Zwangsarbeit in das Lager Ebensee geschickt und dort am 6. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Am Tag seiner Befreiung übergab er die in Auschwitz angefertigten Zeichnungen den Offizieren der US-Armee.

Zu gleicher Zeit erreichte ihn eine schreckliche Nachricht aus Warschau: Alle seine Verwandten wurden ermordet. Am Boden zerstört, mit der von Trauer zerrissenen Seele, in ein „lebendes Skelett“ verwandelt, ging David nach Paris zu seiner Familie, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Die eigene Ehefrau glaubte ihm nicht

Sohn Alexander schrieb später: „Als mein Vater im Juni 1945 nach Hause zurückkehrte, war von ihm außer seinen Augen nur noch wenig übrig. Er war völlig erschöpft. Er konnte nicht essen, weil er seine Zähne verloren hatte.“ „Ich weiß, dass er seine Frau, meine Großmutter, sehr liebte“, erinnert sich sein Enkel David. „Sie war die einzige Person, die nach seiner Rückkehr bei ihm sein konnte. Es war schwierig, mit ihm zu kommunizieren, er zeigte keine Zuneigung oder Aufmerksamkeit. Meine Großmutter war so liebevoll und kümmerte sich so sehr um meinen Großvater! Er musste wie ein Baby gefüttert werden, weil er keine Zähne hatte und sehr wenig aß. Einige Zeit lang bekam er alle zwei bis drei Stunden flüssige Nahrung. Sie war geduldig und hörte ihm aufmerksam zu. Aber zuerst glaubte sie ihm nicht. Sie hielt ihn für verrückt. Sie war sich sicher, dass er schreckliche Dinge sah, glaubte aber nicht, dass seine Geschichten wahr sein könnten. Als andere Zeugen nach einiger Zeit begannen, auszusagen, Beweise zu erbringen – erst dann erkannte sie, dass er nicht verrückt geworden war, dass er die Wahrheit sagte, nur die Wahrheit; dass es keine Halluzinationen waren.“

Es war sein Schicksal, zu leben. Was seinen Verwandten in Warschau oder denen, dort drüben, in Auschwitz, nicht gegeben wurde... Deshalb hatte er, nach Paris zurückgekehrt, nur ein Ziel: Die Erinnerung an die Opfer zu bewahren, der Welt zu erzählen, was geschah und was er mit eigenen Augen gesehen hat, damit das nie wieder geschehen kann. Er traf eine Entscheidung. Er musste zeichnen, was er sah, was ihm in Erinnerung blieb. Denn wer von der Tragödie des Krieges nicht berührt wurde, weiß nichts von der Massenvernichtung der Juden in den Todeslagern. Sie können sich das Unvorstellbare nicht vorstellen: Dass Millionen von Juden in Auschwitz und anderen Vernichtungslagern zu Rauch aus Krematorien wurden.

„Er fand keine Worte, um zu beschreiben, was er sah, obwohl er fünf Sprachen sprach“, sagte Sohn Alexander. Er begann, es zu malen. Mit fotografischer Genauigkeit erstellte er Zeichnungen und Pläne für Krematorien. Zeugnis ablegen: Fast sein ganzes späteres Leben war dem gewidmet; er schilderte, was er in Auschwitz erlebte.

Innerhalb weniger Monate nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde David Olère vom Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa in Louveciennes bei Paris beauftragt, seine Erfahrungen zu dokumentieren, um dieses umfassende Zeugnis zur Manifestation der NS-Verbrechen vorzulegen. Später dankte US-Präsident Eisenhower dem Künstler persönlich für seine historisch bedeutsamen Zeugnisse und seinen Beitrag zum Kampf gegen den Nationalsozialismus.

Einige Jahre nach seiner Rückkehr schuf David Olère nur noch Zeichnungen. Er erstellte eine Serie von etwa 70 Zeichnungen, die später als Grundlage für die schockierenden Ölgemälde dienten. Diejenigen, die diese Hölle nicht überlebten, erscheinen auf seinen Leinwänden als gespenstische Gestalten, als Gesichter der Zeugen, die die dargestellten Szenen beobachten. Bisweilen trat Olère in seinen Bildern selbst auf, einem stillen traurigen Geist gleich, der unmenschliche Szenen erblickt.

Seine Werke stellen alle Stationen des Horrors der „Hölle auf Erden“ dar: Ankunft auf einer Rampe, Selektion, Tod in Gaskammern und Einäscherung der Leichen; Szenen, die niemand fotografieren oder filmen konnte. Die Entschlossenheit, jedes Detail offenzulegen, ist heute von unschätzbarem Wert bei der Untersuchung der Massenvernichtung von Juden während des Holocaust. In den folgenden Jahren übertrug Olère einzelne Szenen seiner Zeichnungen auf die Leinwand und schuf so neue, durch seine Emotionen gefilterte Bilder. Es wurden riesige, schreiende Gemälde geboren, die von traumatischen Erlebnissen geprägt waren.

 

Erblindung

Die Verletzungen, die er im Lager erlitten hatte, führten dazu, dass er mit der Zeit sein Augenlicht verlor. Je schwächer seine Sehkraft wurde, desto größer waren die Formate seiner Bilder. „Er hatte nur ein Auge“, sagt Enkel David. „Das andere hat er im Lager verloren. Also tat er alles mit einem Auge. Er zeichnete Pläne – richtig professionell, wie ein Architekt, mit Maßen und Perspektive. Und ich, ein Kind, durfte ihm dabei zusehen.“ Alexander erinnert sich: „Das Leben in unserem kleinen, bescheidenen Haus in einem Vorort von Paris war nicht einfach. Das Wohnzimmer war wie alle anderen Räume des Hauses auch ein Atelier, und alle Wände bis zur Decke waren mit Zeichnungen, Skizzen und Gemäldeskizzen bedeckt. Er blieb immer noch hinter dem ‚Stacheldraht‘ zurück, und wir draußen konnten ihn durch diesen ‚Stacheldraht‘ nicht erreichen…“

David Olère stellte seine beinahe fotografischen Werke auf der ganzen Welt aus: In Frankreich, in Deutschland – der Heimat des Hitlerismus, in Amerika, wo man wenig vom Krieg wusste. Aber diese Ausstellungen fanden oft in halbleeren Sälen statt, und die Museumskassen hatten kaum etwas davon. Die schrecklichen Szenen, die auf den Leinwänden präsentiert wurden, überwältigten das Publikum, waren bedrückend und lösten bei den Besuchern der Ausstellungen unwillkürlich Entsetzen und Ablehnung aus.

Die Handlung seiner Bilder sei zu grausam, denn die Realität sei ungeheuer grausam gewesen, meint Beate Klarsfeld, deutsche Journalistin und berühmte „Nazi-Jägerin“. „Es gibt keine Fotos von dem Geschehen in den Gaskammern und Krematorien. Aber Olère, der über ein fotografisches Gedächtnis und künstlerisches Geschick verfügte, schaffte es, den ganzen Schrecken dessen, was dort passierte, zu vermitteln. Daher verspürten die Leute, die zu seinen Ausstellungen kamen, Angst.“ „Die Leute wollten sich diese schockierenden Bilder nicht ansehen, und vor allem wollten sie nicht akzeptieren, dass die Bilder echte Ereignisse darstellten“, sagt Alexander. Der Künstler wurde zudem häufiger von Holocaust-Leugnern angegriffen, die oft treue Diener ehemaliger Nazi-Verbrecher waren, die versuchten, ihre Todsünden zu verbergen. Es war ein unerträglicher Schmerz für ihn.“

„Dies trug letztendlich zu seinem Tod als Künstler bei, der sich nicht mit der Welt abfinden konnte, die die Geschehnisse in Auschwitz leugnete, seine Arbeit nicht akzeptierte und sogar seine Ausstellungen boykottierte“, schrieb der französische Historiker, Rechtsanwalt und „Nazi-Jäger“ Serge Klarsfeld über Olère.

David Olère musste mit Verbitterung feststellen, dass sein Werk nicht angenommen wurde und nicht die gewünschte Resonanz fand. Was er für seine Bestimmung, seine Mission in der Nachkriegswelt hielt, konnte er nicht erfüllen. Dies wurde zu seiner persönlichen Tragödie. Das fotografische Malen, was David Olère im Fahrwasser des Lebens hielt, verlor für ihn jede Bedeutung. 1962 hörte David Olère auf zu malen und Zeichnungen und Gemälde zu erstellen. Und er lebte noch mehr als 20 Jahre lang allein mit seinen schmerzhaften Erinnerungen...

An die nächsten Generationen weitergegeben

Olères Werke befinden sich im Invalidendom und im Grand Palais in Paris, im Jüdischen Museum in New York, im Berkeley Art Museum der University of California und in Chicago sowie in der Sammlung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Vormals Olères Witwe, der Sohn und mittlerweile sein Enkel erzählen der Welt weiterhin die Wahrheit über Auschwitz mit seinen in der Nachkriegszeit entstandenen Zeichnungen und Gemälden. 1998 veröffentlichte sein Sohn Alexander in Paris einen Werkkatalog des Künstlers „Witness: Images of Auschwitz“, der Bleistiftskizzen von David Olère, Reproduktionen von Gemälden und Pläne für Krematorien umfasst. 2004 erschien ein Album in deutscher Sprache, vorbereitet von Alexander und David Olère: „Vergessen oder Vergeben“

Die Arbeiten von David Olère haben einen außerordentlichen dokumentarischen Wert: Er war der einzige überlebende professionelle Künstler und Mitglied des Sonderkommandos. Die Gaskammern und Krematorien von Auschwitz wurden nicht gefilmt, und nur Olères Erinnerungen, von ihm in Zeichnungen und Gemälden umgesetzt, geben eine reale Vorstellung davon, was im Todeslager tatsächlich geschah.

Nach Olères Tod wurde seine Arbeit vom Historiker Robert Jan van Pelt als juristischer Beweis für die Expertise in einem Prozess zwischen dem Schriftsteller, Holocaust-Leugner David Irving und der Historikerin Deborah Lipstadt verwendet, um die Existenz der Gaskammer in Auschwitz zu beweisen. Dieser Prozess fand im April 2000 in London statt.

Am 21. August 1985 verließ David Olère im Alter von 83 Jahren diese Welt. Am 19. Januar 2022 hätte er 120 Jahre alt werden sollen. Nach unserer Tradition ist dies die Zeit für das Leben eines Juden. Aber für die Erinnerung gibt es eine solche Frist nicht: Solange sie lebt, lebt ein Mensch... Erinnern wir uns also an David Olère – einen Künstler, einen Kämpfer gegen den Nationalsozialismus und einen mutigen Menschen, der für uns alle die irdische Hölle in seinen Werken festhielt.

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