Das Ende der Tachana Merkazit: Tel Avivs Busbahnhof wird geschlossen

Schön war er nie – aber einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes, bei seiner Eröffnung 1993 sogar der größte Busbahnhof der Welt und ein wichtiger Teil der israelischen Geschichte. Nun wird der Busbahnhof, der sogar ein jiddisches Theater beherbergte, wegen mangelhaftem Brandschutz abgerissen.

Der Busbahnhof ist ein wichtiger Umsteigeplatz für die zahlreichen Soldaten des Landes.
© SIMON AKSTINAT

Von Ulrich W. Sahm

Der Tel Aviver Busbahnhof muss am 5. Dezember seine Tore schließen. Das hat das Amtsgericht von Tel Aviv beschlossen. „Ich glaube nicht, dass es angemessen ist, den Betrieb des Objekts ohne Genehmigung fortzusetzen, wenn die Weigerung der Feuerwehr und des Rettungsdienstes so nachdrücklich und erheblich ist“, schrieb Richter Benyamin Hirschel-Doron in seiner Entscheidung.

In dem Drehpunkt des Busverkehrs in Israel gibt es 400 Läden mit brennbaren Materialien, jedoch ohne angemessene Brandschutzvorkehrungen. Deshalb haben Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste und das Gesundheitsministerium vor Gericht auf eine Schließung des Busbahnhofs gedrängt.

Eine der Haupthallen
© SIMON AKSTINAT

Architektonisch gilt das riesige Gebäude im Süden von Tel Aviv als „weißer Elefant“. Es handelt sich um den weltweit zweitgrößten Busbahnhof der Welt. Auf dem Weg zu den Tausenden Überlandbussen, die auf mehreren Etagen dort andocken, können die Passanten nicht nur jegliche Waren einkaufen, sondern auch ein Kino oder Ausstellungen und ein Jiddisch-Museum besuchen. In einem verlassenen Tunnel gibt es sogar eine geschützte Fledermauskolonie.

Der Busbahnhof befindet sich in einem Gerichtsverfahren, nachdem er keine Betriebsgenehmigung erhalten hat. Um die Lizenz zu erhalten, mussten die Eigentümer des Bahnhofs die entsprechenden Genehmigungen der Feuerwehr und Rettungsdienste einholen und deren Anforderungen erfüllen.

Doch die Eigentümer habe keine Anstrengungen unternommen, um die Genehmigungen zu erhalten, und nun ist die Stadtverwaltung verpflichtet, das Gebäude gemäß dem Gerichtsbeschluss zu schließen. Die Schließung hätte eigentlich schon 2016 durchgesetzt werden müssen. Das riesige siebenstöckige Gebäude steht heute schon teilweise leer.

Niemand kann vorhersehen, wie nach der Schließung des zentralen Busbahnhofs der Busverkehr in Israel abgewickelt werden soll. Zwar gibt es noch den „alten“ Busbahnhof rund um das große Gebäude, doch handelt es sich hier um enge geschäftige Gassen, die wohl kaum die riesige Menge großer Überlandbusse aufnehmen können. Alternativen gibt es keine.

In Israel gibt es eine Eisenbahn, doch die ist störanfällig und hat sich noch längst nicht als das übliche Transportmittel wie etwa in Deutschland durchgesetzt.

Anfang des Monats kündigte Verkehrsministerin Merav Michaeli an, dass der zentrale Busbahnhof von Tel Aviv bis 2023 geräumt werden solle. Sie erklärte, dass der Busbahnhof „in erheblichem Maße eine Umwelt-, Gesundheits- und Verkehrsgefährdung darstellt.“

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