Eine Woche voller Antisemitismus
Tradierten Antisemitismus hat es im Nachkriegsdeutschland immer gegeben. Nun aber wird die Taktzahl antisemitischer Vorfälle aus anderer Richtung – von unseren Medien vorsätzlich einzelfallrelativiert – immer dichter: Innerhalb kürzester Zeit versucht der WDR eine arabische Antisemitin zu engagieren, in Hamburg wird ein Jude von ebenfalls arabischen Jugendlichen zusammengeschlagen und ein Araber plant einen Anschlag auf die Synagoge in Hagen (JR).
Nemi El-Hassan hatte jahrelang gut Lachen: Das journalistische und politische Milieu Deutschlands hat der Islamistin und Israel-Hasserin viele Türen geöffnet.© www.walterkaufmannfilm.de
Mitte September kam der Skandal um die Beinahe-WDR-Wissenschaftsmoderatorin Nemi El-Hassan zu Tage. Die Ärztin und Journalistin, die mit dem Youtube-Format „Datteltäter“ – damals noch Hijab-tragend – bekannt wurde, sollte die Wissenschaftssendung „Quarks“ beim WDR moderieren. Dank „Bild“ ist bekannt geworden, dass sie 2014 am antisemitischen Al-Quds-Marsch teilgenommen und in einem Video den Dschihad verharmlost hat.
Der WDR setzte nach lautstarken Protesten, ob eine Frau, die dem Islamismus und Antisemitismus zumindest nahestand, in eine Sendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört, vorerst die Zusammenarbeit mit ihr aus. Viele, vornehmlich aus dem linken Spektrum, kritisieren diese Entscheidung, da sich El-Hassan von Antisemitismus distanziert hat und die Vorfälle schon mehrere Jahre her sind.
Wenn man sich jedoch die aktuellen Social-Media-Auftritte der Journalistin anschaut, sieht man, dass sie sich noch im Mai dieses Jahres zumindest stark antiisraelisch äußerte. So schrieb sie zu einer Zeit, in der der Judenhass schamlos und offen auf deutsche Straßen getragen wurde:
„Ich habe auch geschwiegen, wenn Freundinnen völlig unreflektiert nach Tel Aviv gefahren sind, um einen Sommer voller Leichtigkeit und Partys zu verbringen. Wenn sie zurückkehren und mir von ihren Trips erzählen, dann denke ich an meine Mutter, die als Jugendliche von israelischen Soldaten angeschossen wurde.“
Diese Zeilen klingen doch sehr nach BDS, der antiisraelischen und antisemitischen Boykottbewegung, also dem modernen „Kauft nicht bei Juden!“ Es wird auch das „palästinensische“ Narrativ des aggressiven israelischen Soldaten, der auf unschuldige „palästinensische“ Kinder schießt, bedient. Ein Narrativ, welches in Deutschland vielleicht wegen der Ritualmordlegende im Christentum gut ankommt. Nemi El-Hassan stellt auch jetzt auf ihrem Instagram-Profil nochmals klar: „still standing with Palestine“.
Antisemitische Drohungen gegen Lehrer
Dr. Meron Mendel, der Leiter der Anne-Frank-Bildungsstätte, sieht im Skandal um El-Hassan einen Fall von Cancel Culture gegen muslimische Frauen und findet es verständlich, dass sie als Nachkomme „palästinensischer“ Flüchtlinge kein Israelfan sei. Dies mache sie aber nicht zur Antisemitin.
Wozu sich Dr. Mendel bisher aber noch nicht geäußert hat, ist der möglicherweise geplante Anschlag auf die Synagoge von Hagen zu Jom Kippur, dem Versöhnungstag der Juden. Die Hintergründe und wie konkret der Plan zum Anschlag war, sind noch unklar. Jedoch hat ein 16-jähriger Syrer aus einer Familie, die sich in der salafistischen Szene bewegt, in einem Chat die Absicht geäußert, eine Bombe in der Synagoge hochgehen zu lassen. Dieser Chat wurde von einem ausländischen Geheimdienst bemerkt und die Information an die deutschen Behörden weitergeleitet. Gäbe es nicht so aufmerksame ausländische Nachrichtendienste, hätte dies womöglich ein Super-GAU mit Ansage werden können.
An einem Gymnasium in München wurden gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen antisemitische Drohungen gegen Lehrer an Tafeln vorgefunden, so dass der Unterricht vorerst aus Sicherheitsgründen nicht stattfindet.
Währenddessen wurde in Wuppertal der Heimat-Preis der Stadt für die Jahre 2020 (wegen Corona) und 2021 verliehen. Der Oberbürgermeister der Stadt, Uwe Schneidewind, betonte:
„Die von der Jury ausgewählten Preistragenden leisten hervorragende Arbeit für unsere Stadt. Sie und viele weitere engagierte Menschen tragen dazu bei, dass Wuppertal liebens- und lebenswert ist. Ihr ehrenamtlicher Einsatz macht Wuppertal zu etwas ganz Besonderem. Daher ist es mir eine große Ehre, dieses herausragende Engagement mit dem Heimat-Preis zu würdigen.“
Ein Preisträger, der offenbar dafür sorgt, dass Wuppertal „liebens- und lebenswert“ bleibt, ist der „Palästinensische Freundschaftsverein Wuppertal e.V.“. Dieser Verein ist nicht nur der Initiator vieler antiisraelischer Demos und Kundgebungen, sondern hat auch einige Veranstaltungen im Mai dieses Jahres organisiert. Auf einem Einladungsflyer ist der Umriss Israels in „palästinensischen“ Motiven abgebildet. Ein Zeichen, dass man sich gegen das Existenzrecht Israels ausspricht. Es geht nicht um Verhandlungen oder (nur) um Siedlungen, sondern darum, Israel von der Landkarte zu tilgen.
Grüner Bürgermeister von Wuppertal ehrt Israel-Feinde
Auf ihrer Website schreibt der Verein, dass die Zielsetzung die Stärkung des Dialogs in drei Richtungen ist: „der Palästinensisch-deutsche Dialog, der Palästinensisch-palästinensische Dialog und der Palästinensisch-arabische Dialog.“ Von jüdisch oder israelisch steht da nichts. Auf den Fotos ihrer Kundgebungen tragen fast alle Teilnehmer das schwarz-weiße „Palästinenser“-Tuch, die Kufiya. Einige Experten schreiben die schwarz-weiße Kufiya der Fatah (eine Fraktion der PLO) bzw. ihren Sympathisanten zu. Fest steht, dass es kein Symbol für Frieden ist. Es ist ein Kleidungsstück von Flugzeugentführern, Terroristen und Antisemiten. Und dann bekommt ein solcher Verein einen mit 5.000 Euro dotierten Preis in Wuppertal.
Ich muss zugeben, die letzte Woche hat mich als junge Jüdin in Deutschland mehr als nur nachdenklich gemacht. Habe ich hier in Deutschland auf lange Sicht überhaupt noch die Möglichkeit auf ein „normales“ Leben in Sicherheit, ohne meinen Glauben, meine Kultur und meine Zugehörigkeit zu Israel verstecken oder verheimlichen zu müssen?
Während dieser Diskussionen und Debatten über Antisemitismus äußern einige Politiker und Journalisten, dass Juden hier in Deutschland willkommen sein müssen. Diese Aussage ist bestimmt nicht böse gemeint, aber offenbart die Denkweise vieler Deutscher. Denn ich will nicht willkommen geheißen werden, schließlich bin ich hier nicht zu Gast. Ich bin hier geboren und hatte nie eine andere Staatsbürgerschaft als die deutsche.
Das größte Problem ist jedoch der grassierende, brandgefährliche islamistische Antisemitismus auf der einen und die (linken) Deutschen, die ihn nicht sehen und bekämpfen wollen, auf der anderen Seite. Dies beweist auch die Causa El-Hassan. Denn ein weiterer Skandal ist, dass es erst die „Bild“ brauchte, um diese Gesinnung aufzudecken. Da es vermutlich ein Praktikant mit Internetzugang innerhalb weniger Minuten geschafft hätte, diese Informationen zu beschaffen, muss man davon ausgehen, dass es dem WDR egal war, mit wem er zusammenarbeitet, solange die Sache nicht im medialen Rampenlicht war und ein schlechtes Licht auf den gesamten Sender geworfen hat.
Es gibt aber keinen guten und schlechten Judenhass, oder doch?
Dass wir durch die Zuwanderung aus arabischen Ländern auch einen erheblichen Antisemitismus zum bereits hier vorhandenen zusätzlich eingeschleppt haben, darauf deuten auch die Vorgänge in Hagen leider eindrucksvoll hin. Junge Menschen, die hier in Sicherheit und auf Kosten dieser Gesellschaft leben und sich gleichzeitig mit Bombenbauern des IS austauschen. Diese Entwicklung ist auf lange Sicht existenzbedrohend – für Juden, aber auch für alle anderen, die nicht der Lebensweise des Islamismus entsprechen. Uns wurde eine Armee von unbekannter Mannesstärke ins Land geholt, die jederzeit und überall aktiv werden kann, um Juden, aber auch unsere westliche Lebensweise insgesamt durch Gewalt und Terror zu bekämpfen. Diese unbequemen Wahrheiten will keiner hören. Während alle entschieden rechtem Antisemitismus entgegentreten wollen, ducken sich nun viele weg. Es gibt aber keinen guten und schlechten Judenhass, oder doch?
Ich möchte kurz auch die Rolle der jüdischen Gemeinschaft in diesem Geschehen betonen. Man muss dazu sagen, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen den Juden in Gremien und öffentlichkeitswirksamen Positionen und dem Großteil der jüdischen Gemeinschaft gibt. Während weit über 90 Prozent der in Deutschland lebenden Juden entweder selber oder über ihre Eltern aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen, sind die öffentlichkeitswirksamen und damit auch bei der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft als „jüdische Meinung“ wahrgenommenen Amtsträger fast ausschließlich deutsch-deutsche Juden oder linke Israelis wie Dr. Meron Mendel. So ganz repräsentativ ist die jüdische Meinung also nicht.
Die kürzlich von vielen jüdischen Verbänden (aber nicht allen!) unter der Schirmherrschaft des Zentralrats der Juden veröffentlichte Erklärung gegen die AfD wurde in zahlreichen Medien erwähnt. Kritik und verschiedene politische Meinungen sind ein Grundsatz einer freien demokratischen Gesellschaft. Aber solche verbalen Hetzjagden gehören sich jedoch meiner Meinung nach nicht. Interessant ist, dass die „Jüdische Allgemeine“, deren Herausgeber wiederum der Zentralrat der Juden ist, in ihrer jüngsten Printausgabe vom 15.09.2021 Wahlwerbung für die Linkspartei abdruckt. Also Werbung für eine Partei, deren Politiker es schon mehrmals auf die Liste der Antisemiten des Simon-Wiesenthal-Center geschafft haben, eine Ehrung, die bisher noch keinem AfD-Politiker zuteil wurde. Auch im Fall El-Hassan war es nicht nur Dr. Mendel, der sich schützend vor die Journalistin stellte. Dr. Josef Schuster erwähnte im ersten Satz seiner Stellungnahme, dass man im Zuge dieser Debatte auch eine zunehmende Islamfeindlichkeit beobachten würde.
Jüdische Bürger haben in Deutschland keine unabhängige und starke Stimme
Ich will nicht pessimistisch klingen, aber wir leben in einem Land, in dem es einen starken muslimischen und linken Judenhass gibt, sowie auch rechte Antisemiten. Gleichzeitig gibt es hier aber viele Menschen, die Ressentiments gegen Juden und Israel ignorieren, akzeptieren und tolerieren, solange er keine schlechte Presse macht wie beim WDR, oder sie sogar auszeichnen wie in Wuppertal. Jüdische Bürger haben in Deutschland keine unabhängige und starke Stimme, die wirklich jüdische Interessen vertritt und auf die sich jeder Jude verlassen kann. Es fällt mir inzwischen schwer zu glauben, dass es ein ernsthaftes Bestreben der deutschen Mehrheitsgesellschaft ist, „Antisemitismus entschieden entgegenzutreten“. Bei der Politik könnte dies, gerade jetzt vor den Wahlen, auch die einfache Rechnung sein, dass sich Muslime zahlenmäßig stärker auf Wahlergebnisse auswirken als Juden.
Diese Woche ist der letzte Weckruf für alle gewesen, die das Problem, das dieses Land mit Judenhass hat, noch nicht ernstgenommen haben. Karl Lagerfeld hat sich bereits vor einigen Jahren sehr intelligent und vorausschauend geäußert „Selbst, wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen“ – und er scheint recht zu behalten.
Wenn Politik und Gesellschaft sich jetzt zurücklehnen und Hagen mit „ist ja nichts passiert“ vergessen und verdrängt wird, dann wäre dies erneut ein kardinaler Fehler und ein klares Zeichen gegen jüdisches Leben in Deutschland. Die deutsche Gesellschaft muss nun eine Entscheidung treffen: ob sie für Sicherheit und ein Leben in Würde für Juden einstehen und dieses bedingungslos verteidigen will oder ob Deutschland eine kunterbunte Republik nach Vorstellung der „Sozialromantiker“, wie Ralph Giordano sie bereits vor 11 Jahren beschrieb, bleiben und werden soll. Aber keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung!
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