Queer und antisemitisch: Hass-Demo gegen Israel während des Christopher Street Days

Obwohl Israel und besonders Tel Aviv im Gegensatz zu den schwulenfeindlichen Araber-Staaten einer der sexuell freiesten Orte der Welt ist, sind große Teile der Queer-Bewegung antisemitisch und solidarisieren sich irrsinnigerweise mit ebenso judenfeindlichen wie homophoben Regimen.

Hass auf Israel unter dem Regenbogen...© Paul Möllers

Abermals kam es jetzt in Berlin und München zu sogenannten „antiimperialistischen“ Kundgebungen, die unter dem Deckmantel von „LGBTQI*“-Aktivismus Parolen gegen Israel und Propaganda der antiisraelischen Boykottbewegung BDS verbreiteten (JR).

Von Paul Möllers

Die Zahl der zu diesem Zweck neugegründeten „Bündnisse migrantischer Aktivisten“ wird immer unübersichtlicher, das Hauptziel bleibt jedoch Israel – im Namen von „Antikolonialismus“ wird gegen das angeblich „rassistische Siedlerprojekt Israel“ demonstriert. Am 24. Juli fand nun in Berlin eine „Internationalistische Queer Pride for Liberation“ statt, auf der laut Ankündigung „radikal queere Communities“ für „Free Palestine“ und „Gegen Antisemitismus“ und „Islamophobie“ kämpfen sollten. Die Veranstalter, das Bündnis „Berlin Queers Against Racism and Colonialism (QuARC)“, verstehen sich als Gegenposition zum angeblichen „Mainstream-CSD“, dem „Christopher Street Day“. Das eigentliche Ziel des Aktivismus offenbart sich aber schon im vorab veröffentlichten „Awareness Statement“ der doch eigentlich für lesbisch-schwule Interessen stehenden Demo:

„Es gibt keine Befreiung für uns ohne die Befreiung der Palästinenser:Innen“.

Zu diesem Zweck kooperiert man mit Gruppen wie „Migrantifa“ und einem eigens gegründeten „Jüdischen antifaschistischen Bund“, Gruppen, die schon im Mai in Berlin an in Gewalt eskalierenden „migrantisch geführten Demonstrationen“ teilnahmen – die Jüdische Rundschau berichtete.

„Queer Pride“-Demo – Eindrücke vor Ort

Ein Besuch der Kundgebung am Startpunkt in Neukölln erlaubt dann erstaunliche Einblicke: Die Mehrheit der Transparente auf dieser „Queer Pride“ genannten Veranstaltung fordert „Free Palestine“ und „Boycott Israel“, prangert eine angebliche „Apartheid“ in Israel an. Dazu hört man „Free Free Palestine!“-Gesänge. Kaum verwunderlich, dass ein Paar, das mit dem Rad vorbeifährt, nach wenigen Augenblicken überzeugt ist, es handele sich um eine „Palästinenser-Demo“. Man solidarisiert sich also auf Transparenten mit „Comrades“ (Genossen) in Kolumbien und Brasilien – und lässt dabei Staaten wie Brunei, Iran, Nigeria und Saudi-Arabien völlig außer Acht, obwohl Homosexuellen dort sogar die Todesstrafe droht. Auch die Feindlichkeit von Hamas und Fatah gegenüber Homosexuellen bleibt unerwähnt. Und noch mehr Widersprüche fallen auf: Einige Roma-Frauen mit Baby laufen kurz mit, sie betteln um Geld, bleiben erfolglos. Auch die steigende Zahl der Angriffe auf Homosexuelle in Berlin selbst ist kein Thema für die Demonstranten.

...und queere Propaganda für das arabische Konstrukt „Palästina”.© Paul Möllersr

Nach einer Weile meint man, alles gesehen zu haben, es wiederholt sich: „Boycott Israel“, „No Pride in Israeli Apartheid“, „Fuck family values“, zweisprachig auf Arabisch und Deutsch, und „Destroy the Cis-tem“ ist auf Plakaten zu lesen. Die „Teilnehmenden“ sind sich ziemlich ähnlich, „hip“ und „queer“, einige arabisch aussehende Leute, einige Südamerikaner, Brasilianer, sind darunter sowie Frauen, die für verfolgte Ägypterinnen „auf TikTok“ streiten, einige Barbusige, mit oder ohne abgeklebte Nippel, auch Lesben mit Kampfhunden. Die Regenbogenfahne ist eher seltener zu sehen, es dominieren „Progress Flags“ und „Trans Pride Flags“, die „inklusiven“ Flaggen also, die sogenannte „Non-Binäre“ und diverse Geschlechter umfassen sollen, dabei aber offensiv gegen Feministinnen alter Schule gerichtet sind. Diese nennt man verächtlich „TERFs“, „trans-ausgrenzende radikale ‚Feminist:innen‘“ – in Anführungszeichen – und verbittet sich ihre Teilnahme. Dabei wenden sich diese traditionellen Feministinnen nur gegen die Übernahme durch aggressiv auftretende „Trans-Aktivisten“, die z.B. drohen, biologische Frauen aus dem Sport zu verdrängen.

Aggressiv werden Demo-Teilnehmer gegen Berichterstatter des „Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus“ (JFDA), das regelmäßig über Antisemitismus auf Kundgebungen aller politischen Richtungen informiert. Über Lautsprecher werden die Teilnehmer aufgewiegelt, die JFDA-Mitarbeiter bedroht, an der Dokumentation gehindert. Im Nachgang veröffentlichen die beteiligten Organisationen sogar einen „Fahndungsaufruf“ mit Fotos der Mitarbeiter.

 

Kultur-Clash im „migrantischen“ Berliner Kiez

Nach Angaben der Polizei sollen 5.000 Menschen demonstriert haben, die Veranstalter geben 10.000 an. Eine Frau mit Kopftuch war nicht darunter, soweit man sehen konnte – dabei ist doch eine prominent auf dem Demo-Plakat abgebildet. Der Demonstrationszug führt dann an der Kreuzberger Mevlana-Moschee vorbei, zwei bärtige Männer kommen gerade heraus. Es sind Tschetschenen, sie sprechen wenig Deutsch. Ich frage sie nach der Moschee und dem Namen. „Mevlana“ sei ein Frauenname, vielleicht hätte die Frau oder Tochter des Geldgebers so geheißen, erklärt einer von ihnen. Ob es im Koran vielleicht an einer Stelle um eine Mevlana gehe? Nein, sagt er.

Nun ist der Name „Mevlana“ aber doch bekannt, er bedeutet laut Wikipedia auf Arabisch und Türkisch „unser Herr, unser Meister“ und ist „ein religiöser Titel für angesehene islamische Gelehrte bzw. religiöse Oberhäupter, die meist Absolventen einer Madrasa oder einer anderen islamischen Schule sind.“ Dementsprechend gibt es viele Moscheen dieses Namens und gerade diese Moschee ist nicht unbekannt: Es gab Meldungen von einem Verdacht auf Corona-Hilfe-Betrug und Verbindungen zur Milli Görüs, von Hasspredigern und einem Video mit Nina Mühe, der kürzlich verstorbenen „Schwester“, die bei „Inssan e.V.“ aktiv war und mit Farid Hafez bei „CLAIM“ zusammenarbeitete (siehe Jüdische Rundschau, „Der 1-Millarde-Euro-Deal“). Auch an Jahrestreffen der „Muslimische Jugend in Deutschland“ (MJD) nahm sie teil. Die MJD wurde in der Vergangenheit vom Verfassungsschutz erwähnt wegen des Verdachts Verbindung zur Muslimbruderschaft zu haben.

Die Moschee werde besucht von Sunniten, Schiiten kämen dort nicht hin, erzählt der Tschetschene weiter. Dann macht er eine Pause – er sei nicht Allah, Allah entscheide natürlich, aber: Schiiten würden nicht wie Sunniten glauben, sie würden z.B. nur drei Mal am Tag beten, nicht fünf Mal. Sie wären auch Muslime, aber… anders.

Sein Begleiter bittet ihn dann, mich zu fragen, wer da drüben demonstriere. Ich fange an aufzuzählen, „Es sind queere Leute“ – er schaut verständnislos. Ich füge hinzu „Schwule, Lesben, Transmenschen, Bisexuelle“ – „Oh, nein!“, er wehrt ab mit den Armen und sagt: „Nicht meine!“. Schnell entfernen sie sich.

 

Der angeblich „strukturelle Rassismus“ und die „Islamophobie“

Am Kottbusser Tor kommen mir drei indisch aussehende Leute entgegen mit Regenbogenfahnen, auf der „Queer Pride“-Demo waren sie aber nicht. Sie wollen wissen, um was es sich handelt bei der Demo, deren Ausläufer gerade an uns vorüberziehen. Als ich erkläre, wogegen demonstriert wird, u.a. „gegen Islamophobie“ und „gegen Kolonialismus“, lacht einer der Männer: „Ich bin Muslim und gay!“ Er habe seine Heimat Bangladesch verlassen, denn dort würde man wegen Texten, die z.B. nur rein platonische Liebe zwischen Männern beschreiben, schon ermordet werden. Hier arbeite er jetzt an seinem Master-Abschluss. Angesichts der Aussicht, mit einer Machete zerhackt zu werden, kann ich gut nachvollziehen, dass man Bangladesch verlässt. Er erzählt daraufhin von einem einheimischen Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft in Bangladesch, der brutal ermordet wurde – wegen seines Engagements für die Belange von Homosexuellen. Er möchte irgendwann wieder zurück in seine Heimat, man müsse dort offener werden – auch wenn es bedeute, dafür verfolgt zu werden. Er scheint zwiegespalten. Verständlich. Ich frage sie, ob sie in Europa mit Islamophobie oder Rassismus konfrontiert gewesen seien. Sie verneinen.

 

Widersprüche – Der Regenbogen spricht nicht jeden an

Der Rückweg führt über den U-Bahnhof Alexanderplatz. Die Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe fahren nun wieder ohne Regenbogen-Beklebung, auf den Bahnsteigen laden aber noch Aufkleber ein zum „Queer einsteigen“. Die Kampagne steht wohl für den „Regenbogen-Kapitalismus“, den die „Queer Pride“-Aktivisten ablehnen. Der Weg zum Ausgang ist ebenfalls beklebt mit langen bunten Bahnen. Zwei Mädchen gehen vor mir auf diesem Regenbogen-Weg. Sie sehen arabisch aus, sind etwa 14 Jahre alt – die jünger aussehende macht schnell einen Satz, geht dann ostentativ neben dem „LGBTQI*“-Weg. Sie sehen sich an, müssen glucksen.

So geht also der Berliner „Pride Month“ zu Ende – und die immer offener zu Tage tretenden Widersprüche dieses Aktivismus werden weiterhin von Politik und auch den meisten Medien beschwiegen. Dafür sorgen auch von der Bundesregierung geförderte Aktivisten wie die „Neue Deutsche Medienmacher*innen“ (NDM). Nach den Plänen der Integrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz sollen NDM nun „Medienhäuser und journalistische Ausbildungsstätten beraten“, in ihrem „Nationalen Aktionsplan Integration“ ist die Rede von „Diversitätsstrategien“. Dabei ist die Stoßrichtung der NDM bekannt, es geht um „antimuslimischen Rassismus“ und „Israelkritik“, dafür steht auch jemand wie der Journalist Malcolm Ohanwe. Er nahm ebenfalls an einer ähnlichen Kundgebung in München teil, wieder ging es um BDS-Parolen, der Veranstalter „Palästina spricht“, dessen Motto „Für ein freies Palästina vom Fluss bis zum Meer“ ist, dankte Ohanwe ausdrücklich für „Unterstützung vor Ort und über die Sozialen Medien“. Ohanwe selbst geht dabei auch zum Angriff über: Ziel ist nun Aras Nathan gewesen, der u.a. aktiv beim Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist. Ohanwe unterstellte ihm, zu den „Pseudo-Juden“ zu gehören, „die einfach nur gelangweilte Kartoffeln sind die Palästinenser und Araber hassen“. Er bezeichnet das als „Jewfishing“. Ohanwe war bereits tätig für Deutschlandfunk, SWR und BR und darf nun trotz solcher wiederholten Ausfälle mit seinem Freund Marcel Nadeem Aburakia den gemeinsamen Podcast „Kanackische Welle“ über „FUNK“, dem Netzangebot von ARD/ZDF, einem größeren Publikum vorführen. Ohanwe bezeichnet sich als „Afro-Palestinian“, Aburakia gibt „Palästina“ als sein „Herkunftsland“ an, seine Mutter ist Bayerin – er klagt aber als „arabischer Mensch“ über den „Alltagsrassismus“ der Deutschen.

Man kann das als Testballon betrachten – um auszuloten, wie weit staatlich geförderte Aktivisten wie die „Neuen Deutschen Medienmacher*innen“ gehen können, um „Israelkritik“ und das Narrativ vom angeblich strukturell rassistischen Deutschland, vom „kolonialistischen“ Israel unter die von ihnen so genannten „Mehrheits-Menschen“ zu bringen und ihre Forderungen nach Quoten und „Repräsentation“ durchzusetzen. Jede Erwähnung einer „Staatsräson“ wird so jedoch zu einer hohlen Phrase.

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