Die westeuropäische Geldhilfe für subversive und israel-feindliche NGOs im Land der Juden

Der Autor Tuvia Tenenbom beleuchtet bei einer Lesung aus seinem Buch „Allein unter Juden“ das schädliche Wirken von israelfeindlichen und mit dem arabischen Terror sympathisierenden NGOs aus Westeuropa und sogar aus Israel selbst (JR).

Tuvia Tenenbom© Andrée Möhling

Von Dr. Nikoline Hansen

Können Bücher politisch etwas bewirken? Die Antwort lautet „ja“, wenn der Autor Tuvia Tenenbom heißt und einen Bestseller schreibt. Tuvia Tenenbom ist Journalist und Schriftsteller mit Leib und Seele – und er versteht es, den Finger in die Wunde zu legen, die Antisemitismus heißt.

Am 13. Juli stellte Tenenbom auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. Auszüge aus seinem Buch „Allein unter Juden“ vor, in dem es schwerpunktmäßig um europäische Geldflüsse zur Unterstützung der „palästina“-freundlichen NGOs in Israel geht. In der Tat – die im Buch geschilderten ehrlichen Stellungnahmen von Mitarbeitern dieser NGOs oder ihrer israelischen Freunde sind bemerkenswert. Besonders bedrückend: Reisen nach Israel dienen nicht immer dem Abbau von antisemitischen und israelfeindlichen Vorurteilen. Im Gegenteil, sie können diese geradezu bestätigen, wenn die entsprechende Auswahl an israelischen Gesprächspartnern getroffen wird.

 

Einige Israel-Touristen kommen, um sich in ihrem Hass auf Israel bestätigen zu lassen

Als Beispiel diente eine Passage aus Tenenboms Buch, in der er eine Reise der italienischen Friedensorganisation „Casa per la Pace Milano“ beschreibt. Diese Reise wurde von der Europäischen Kommission finanziell unterstützt. Warum, fragte Tenenbom die verantwortliche Reiseleiterin, organisiert die italienische Friedensorganisation Reisen nach Israel? Die Antwort: „Israel missachtet und bricht das Völkerrecht, hält von ihm unterzeichnete Abkommen nicht ein, respektiert die Menschenrechte nicht und ist eine Besatzungsmacht“. Erneute Frage: Trifft das nicht auch auf andere Länder zu? Die Antwort lautet Ja. Und doch ist Israel das einzige Land, in das die Organisation Reisen anbietet.

Tenenboms Gesprächspartnerin ist sich in dieser Hinsicht ihrer israelfeindlichen Haltung bewusst – und sie bittet daher darum, dass die Veröffentlichung erst nach ihrer Abreise erfolgt, denn sie befürchtet sonst ausgewiesen zu werden: „Die Israelis würden mich des Landes verweisen, wenn sie wüssten…“, zitiert Tenenbom aus dem Gespräch.

Erschreckend, dass dabei gerne auch Holocaustvergleiche benutzt werden. Ein israelischer Reiseführer erklärt der Gruppe: „In Israel werden heute Afrikaner in Konzentrationslager gesteckt“ – womit er die illegalen Einwanderer aus dem Sudan und Eritrea meint. Und selbst die Gedenkstätte Yad Vashem muss als Plattform für diese Art der bösartigen und relativierenden Propaganda herhalten. So erzählt der israelische Reiseführer seinen Zuhörern dort: „Die Palästinenserbehörde exekutiert heute viele Menschen auf Befehl Israels“ und „Ich habe 200, 300 Palästinenser festgenommen, manchmal auch kleine Kinder, und manchmal schlug ich sie zusammen und warf sie auf einen Laster“. Solche Aussagen treffen auf offene Ohren – und sie verfestigen gerade an diesem Ort Zerrbilder, die nicht der Wahrheit entsprechen. Es ist angenehm, die eigenen Verbrechen relativiert zu sehen. Europäer sind für diese Art der Bestätigung ihres Israelbilds dankbar. In Europa ansässige Organisationen, die sich in derart in Israel tätigen NGOs engagieren, sind neben „Misereor“, „Brot für die Welt“ und dem „Internationalen Roten Kreuz“ etwa auch die „Rabbis for Human Rights“.

 

Als „Tourist“ durch die eigene Heimat

Tuvia Tenenbom erzählt seine Geschichten als Entdeckungsreise – und wie ein Tourist macht er Station. 55 Stationen hat er dabei in Israel dokumentiert, Episoden aus seinem halbjährigen Aufenthalt in Israel. Stationen, die er oft getarnt als Tourist absolvierte. Dabei war Israel mal seine Heimat, ehe es ihn nach New York verschlug. Geboren wurde Tuvia Tenenbom 1957 in Bnei Berak, einer kleinen Stadt nordöstlich von Tel Aviv. Sie hat eine der höchsten Bevölkerungsdichten und zählt zu den ärmsten Orten in Israel mit vorwiegend ultraorthodoxen und antizionistisch eingestellten Bewohnern. Tenenboms Vater war Rabbiner. Er selbst wurde mit 17 Jahren aus der Gemeinde ausgeschlossen und ging nach New York, wo er 1994 mit seiner Ehefrau das „Jewish Theater of New York“ gründete. Seine Karriere als Buchautor begann 2011 mit der Dokumentation „I sleep in Hitler’s room. An American Jew visits Germany“, das 2012 im Suhrkamp-Verlag auf Deutsch mit dem Titel „Allein unter Deutschen“ erschien. „Allein Unter Juden“ ist sein zweites Buch, das 2014 nach dem Erfolg des ersten Buches vom Suhrkamp-Verlag angeregt und finanziert wurde, wie Tenenbom in seinem Vorwort schreibt.

Tenenbom war zu Gast bei Jochen Feilcke von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Eigentlich erzählen schon die Überschriften der Stationen im Wesentlichen die Quintessenz, die Tenenbom in den Berichten dokumentiert. So lautet die Überschrift der 1. Station „Was passiert, wenn die weibliche Seite Gottes, der Sohn Gottes und der Gesandte Gottes eine sexy junge Deutsche treffen, die den Arabern hilft, weil sie die Juden liebt?“. Dabei nimmt er den Leser mit auf seine Entdeckungsreisen. Er hält sich strikt an die Aussagen seiner Gesprächspartner, die er nach auszugsweiser Wiedergabe der Schilderung der Begegnungen in einer Quintessenz in knappe Worte fasst. So wie in diesem Beispiel, in dem er die Teilnahme an einer Filmvorführung in der Al-Quds-Universität in Jerusalem beschreibt:

„Als der Film zu Ende ist, erklärt uns ein Professor das Wesen des Zionismus – für den Fall, dass der Film an Deutlichkeit zu wünschen übrig ließ: ‚Der Zionismus ist eine kolonialistische, rassistische Ideologie. Anders kann man das nicht erklären.‘ Dank der großzügigen Finanzierung der EU, die praktisch alles hier fördert, habe ich heute zweierlei gelernt: Die Israelis haben Jesus gekreuzigt, und die Juden sind brutale Kreaturen.“

Besonders macht das Buch von Tuvia Tenenbom ein knapper dokumentarischer Schreibstil und ein bewusster Blick von außen, die sich zu einer Art bissigem Sarkasmus verbinden. Dabei wirken die geschilderten Szenen teilweise einfach unglaubhaft. Um sicher zu gehen, dass er dadurch keine Probleme bekommt, lässt er die Interviews mit Video dokumentieren. Die Gesprächspartner wissen das und sind mit der Verwendung des Materials einverstanden. Dabei verpackt er diese real erlebten Ausschnitte durch geschickte Aneinanderreihungen und erhellende Kommentare im Buch so handlich, dass sie sich wie ein Krimi lesen und amüsant erscheinen – wenn einem das Lachen nicht im Halse steckenbleiben würde.

 

Bestseller in Israel

Tenenbom ist ein großartiger Autor, der fasziniert und sein Publikum zu fesseln weiß. Nicht umsonst wurde sein Buch deshalb in Israel zum Bestseller. Und die dokumentierenden Videos taten dann ein Übriges, den Wahrheitsgehalt der Berichte zu belegen. Während es in Deutschland nicht gelang, aufgedeckte Missstände zu beseitigen, wurde in Israel in der Folge das sogenannte Transparenzgesetz erlassen, mit dem NGOs gezwungen werden ausländische Geldflüsse offenzulegen. Das zeigt: Der Einsatz hat sich gelohnt. Wer etwas über den Antisemitismus in der Welt erfahren möchte, dem seien die Bücher von Tenenbom ans Herz gelegt. Er hat ein ausgeprägtes Gespür dafür, Menschen ihre Gedanken über Juden und Israel zu entlocken. Das Lesen lohnt sich – man erfährt viel.

 

Tuvia Tenenbom: Allein unter Juden. Eine Entdeckungsreise durch Israel. Mit Fotos von Florian Krauss, Jan Sulzer und Isi Tenenbom. Aus dem Englischen von Michael Adrian

Suhrkamp Verlag Berlin 2014, ISBN 978-3-518-46684-1 , € 10

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