Zwei Zwei-Staaten-Lösungen: Indien und Israel, Pakistan und „Palästina“ im Vergleich
Auf dem indischen Subkontinent wurde zur selben Zeit eine Zwei-Staaten-Lösung umgesetzt, als sie in Eretz Israel erst geplant war. Ein Blick auf den vollkommen gescheiterten islamischen Failed State Pakistan lässt deutlich erahnen, welchen Weg ein islamischer Staat „Palästina“ gegangen wäre und gehen würde.
Indien wurde 1947 in einen hinduistischen und einen moslemischen Teil (Pakistan) geteilt.
Die Idee einer Teilung als Antwort auf ethnische, nationale und konfessionelle Konflikte entwickelte sich zum ersten Mal aus den neuen Diskussionen um Ethnizität, Nationalität und Staatsbürgerschaft während und unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg. Der Zusammenbruch der alten mitteleuropäischen und osmanischen Imperien und die Entstehung neuer Vorstellungen vom Nationalstaat brachten ein wesentliches Paradoxon zum Vorschein: das Aufkommen neuer antikolonialer Nationalismen und eines gewaltigen Diskurses über nationale Souveränität genau zu dem Zeitpunkt, als die Macht, die Autorität und der Ehrgeiz des britischen und des französischen Imperiums ihren Höhepunkt erreichten. Die zahlreichen Verträge der unmittelbaren Nachkriegszeit (Versailles, St. Germain, Trianon, Sèvres und Lausanne), die vielen Minderheitenverträge mit Osteuropa und die Mandats-Vereinbarungen des Völkerbundes, unter denen ein Großteil des Nahen Ostens für die nächsten drei Jahrzehnte regiert werden sollte, artikulierten gemeinsam eine neue Vision. Diese trug sowohl den Stempel des nationalistischen Diskurses als auch der imperialen Ambition, mit der unausgesprochenen Absicht, den ersteren einzudämmen und die letztere auszuweiten.
Diese Abkommen förderten den ethnischen Separatismus als zentralen Aspekt der nationalen Selbstbestimmung, während sie gleichzeitig Kontinuitäten und sogar Erweiterungen der französischen und insbesondere der britischen imperialen Macht schützten und verschleierten. Es kam zum Bevölkerungsaustausch zwischen zwischen Griechenland und der Türkei, aber auch zu neuen Grenzen und Kategorien von „Minderheit“ und „Mehrheit“ in Polen, Rumänien und anderen ehemaligen habsburgischen und russischen imperialen Territorien.
Nach 1945 schien die Teilung von früher britisch beherrschten Gebieten eine schnelle und effiziente Exit-Strategie zu bieten, die auch die verlockende Möglichkeit eines fortgesetzten Einflusses von Großbritannien in Aussicht stellte. Es wurden zwei weitere Teilungen vorgeschlagen und in Indien und im Heiligen Land auch umgesetzt.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Auf den ersten Blick gibt es Ähnlichkeiten: Beide Gebiete waren unter britischer Kolonialherrschaft. Die 1947/48 neu entstandenen Staaten Indien und Israel sind heute mehrheitlich nicht-muslimisch und pluralistische Demokratien. Beide Teilungen führten zu Gewalt, die ein Flüchtlingsproblem und einen Bevölkerungsaustausch zur Folge hatte.
Historisch gesehen waren Hindus – wie die Juden im Nahen Osten und in Nordafrika, unter dem Islam Dhimmis, d.h. Untergebene, die gezwungen waren, die Dschizya-Steuer zu zahlen – aber ihr eigenes Kastensystem beibehielten. Doch während die Teilung Indiens eine vereinbarte zwischen allen Parteien war, stimmten die Araber der Teilung des Heiligen Landes nicht zu.
Die britische Kolonialherrschaft war auch deswegen in Indien so erfolgreich, weil sie das Prinzip divide et impera (teile und herrsche) praktizierte. In indischen Eisenbahnstationen gab es Wasserhähne für „Hindus“ und für „Muslime“ und seit 1909 wurde die religiöse Trennung auch bei Wahlen berücksichtigt. Doch es gab viele Gemeinsamkeiten zwischen Hindus und Muslimen, zum Beispiel eine gemeinsame Sprache.
Indien erlebte während des Zweiten Weltkriegs eine Hungerkatastrophe. 1946 kam es zu einem Aufstand der indischen Flotte und der indischen Polizei sowie zu vielen lokalen Aufständen und Streiks, doch sehr selten wurde Gewalt gegen Briten geübt. 1946 gab es Wahlen und zum ersten Mal durften auch Frauen daran teilnehmen. Die Muslim-Liga – die sich für Pakistan, für das „Land der Reinheit“ einsetzte – war dabei erfolgreich.
In Indien lebten um 1945 389 Millionen Menschen mit fünfzehn offiziellen Sprachen, 24 regionalen und 23 örtlichen Sprachen sowie rund 700 Dialekten. Die indische Nation war im Entstehen. Dasselbe sollte später für eine pakistanische Nation gelten, deren Zugehörigkeit bezeichnenderweise religiös (islamisch) definiert werden musste.
Muslime beginnen mit Massakern in der Gegend von Kalkutta
Am 16.August 1946 hatte die muslimische Provinzregierung in Kalkutta einen Feiertag der „direkten Aktion“ ausgerufen. Drei Tage später gab es wenigstens 4.000 Tote und über 10.000 Verletzte. Es brachen in dieser Zeit die schlimmsten Unruhen zwischen Hindus und Muslimen aus. Jinnah, der Führer der Muslim-Liga hatte zuvor die Massen emotionalisiert, er ging so weit und nannte die Kongresspartei „faschistischen Großrat“. Der Bürgermeister von Kalkutta setzte noch eins drauf: „Wir Muslime hatten die Krone und regierten. Verliert nicht den Mut, nehmt ein Schwert. Oh Kafir! Dein Scheitern ist nahe und ein größeres Massaker wird geschehen.“ Es kam zunächst zu einem grauenvollen Pogrom gegen Hindus. Dann reagierten Hindu-Nationalisten und massakrierten Muslime.
Am 15. Oktober 1946 erhielt das bengalische Kongress-Büro ein Telegramm aus der Stadt Noakhali, mehr als 300 km östlich von Kalkutta:
„HÄUSER MASSENHAFT NIEDERGEBRANNT. HUNDERTE ZU TODE VERBRANNT. HUNDERTE ANDERWEITIG GETÖTET. ANZAHL HINDU-MÄDCHEN MIT MOSLEMS ZWANGSVERHEIRATET UND ENTFÜHRT ALLE HINDU-TEMPEL UND BILDER GESCHÄNDET. HILFLOSE FLÜCHTLINGE KOMMEN IN DEN BEZIRK TIPPERA GOLAM SARWAR ANFÜHRER STACHELT MOSLEMS AN, HINDUS AUS NOAKHALI AUSZUROTTEN.“
Eine Delegation der Kongresspartei kam zu spät, um die Lage dort zu beruhigen. In ihrem Bericht stellte sie fest, dass 5.000 Hindus massakriert wurden, dass es zu Massenkonvertierung von Hindus kam, die gezwungen wurden Rindfleisch zu essen, Kühe wurden an öffentlichen Plätzen geschlachtet, Geschäfte wurden geplündert, die Hindu-Tempel geschändet. Nur tausende von Soldaten und Polizisten sowie die RAF konnten die Ruhe wiederherstellen.
Es kam zu Racheaktionen der Hindus gegen Muslime. Gandhi warnte in seiner Zeitung Harijan: „Wir sind noch nicht mitten in einem Bürgerkrieg, aber wir nähern uns einem“.
Im Frühjahr 1947 vereinbarten Briten, die indische Kongresspartei und die Moslemliga, die Teilung Indiens. Nicht einmal ein Dutzend Personen haben das Schicksal von 400 Millionen Menschen entschieden. Dazu gehörten der britische Vizekönig Mountbatten, Gandhi, der Führer der indischen Kongresspartei und der spätere Ministerpräsident Jawahrlal Nehru sowie Mohammed Ali Jinnah, der vorgab, die fast 100 Millionen Muslime zu vertreten und Pakistan gründete.
Am 3. Juni 1947 wurde die Teilung von den Medien verkündet. Da sehr viele Menschen Analphabeten waren, erfuhren die meisten die Nachricht aus dem Radio.
Bevölkerungsaustausch mit 15 Millionen Umsiedlungen
Mitte August 1947 ging fast ein Jahrhundert britischer Herrschaft zu Ende und die Muslime, Hindus und Sikhs feierten ihre Unabhängigkeit und die Tatsache, dass sie von nun an in zwei Staaten leben würden.
Lediglich drei Monate zuvor hatte man noch nichts geahnt von einer Teilung, geschweige denn von den Grenzen zwischen den beiden Staaten Indien und Pakistan. Während dieses Vierteljahres wurde die Radcliffe-Linie, die Grenze zwischen beiden Staaten gezogen, die bis heute gültig ist.
Das Ende der britischen Kolonialherrschaft besiegelte die Teilung des indischen Subkontinents in die unabhängigen Staaten Indien und Pakistan. Für fast 15 Millionen Menschen auf beiden Seiten der neuen Grenze bedeutete dies Umsiedlung, Flucht und Vertreibung. Dieser Bevölkerungsaustausch wurde in vielen Fällen von Gewalt und Massakern begleitet, denen mehr als eine Million Menschen zum Opfer fielen, obwohl es zur Teilung kam, um gerade dies zu verhindern.
Die Teilung hat tiefe Wunden sowohl in der indischen als auch in der pakistanischen Gesellschaft hinterlassen. Es ist sicher kein Zufall, dass beide Staaten nicht das Genfer „Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge“ von 1951 und das Protokoll 1967 unterzeichnet haben, obwohl beide Staaten seit 1947 viele Millionen Flüchtlinge aufgenommen hatten.
Das Heilige Land
Im britischen Mandatsgebiet Palästina, wurde eine Teilung erstmals 1937 vorgeschlagen. Der gegen Juden und Briten gerichtete arabische Aufstand von 1936-1939 veranlasste die Briten die Möglichkeit einer Teilung zu erkunden. Die Furcht vor einem herannahenden Krieg in Europa hatte viel mit der Dringlichkeit des britischen Wunsches zu tun, dem arabischen Aufstand ein Ende zu setzen und im Nahen Osten ein sicheres Hinterland zu haben. Deswegen wurde die Idee einer Teilung schnell wieder fallengelassen.
Im Juli 1922 wurde die Verpflichtung der Balfour-Deklaration zur Ansiedlung von Juden durch ein Dokument des Völkerbundes ratifiziert, das den Wortlaut der Erklärung in das Rechtsinstrument aufnahm, das Großbritannien die verbindliche Autorität über das Heilige Land verlieh. Ein paar Monate später billigte der Völkerbund ein zusätzliches britisches Memorandum, mit dem das Mandatsgebiet auf das Land zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer beschränkt und von einem neu geschaffenen Transjordanien getrennt wurde.
Der Text des Mandats behielt einige ältere osmanische Praktiken der kommunal strukturierten politischen Verwaltung bei, indem er einzelnen Gemeinden den Unterhalt von Schulen und religiösen Einrichtungen wie Waqfs gestattete und die staatliche Anerkennung religiöser Feiertage garantierte. In Anerkennung und unter Einbeziehung der Balfour-Deklaration erklärte der Völkerbund: „Die Mandatsverwaltung ist dafür verantwortlich, das Land unter solche politischen, administrativen und wirtschaftlichen Bedingungen zu stellen, die die Errichtung der jüdischen nationalen Heimstätte, wie sie in der Präambel festgelegt ist, und die Entwicklung von Selbstverwaltungsinstitutionen sicherstellen, sowie für die Wahrung der bürgerlichen und religiösen Rechte aller Einwohner, ungeachtet ihrer Rasse und Religion.“
Unter der Mandatsherrschaft genoss der Jischuv eine Reihe von kollektiven Rechten und Privilegien, eine anerkannte interne gesetzgebende Versammlung, hebräische Schulen und Förderung der hebräischen Sprache.
Der Jischuv machte sich mit britischer Ermutigung sofort an die Arbeit, um neue vorstaatliche Institutionen der Selbstverwaltung zu entwickeln, die durch die neue britische Militärbesetzung Palästinas ermöglicht und vom Völkerbund unterstützt wurden.
Aus Sicht der arabischen politischen Elite war die Balfour-Deklaration von Anfang an grundsätzlich illegitim – ebenso wie die Trennung des Mandatsgebietes von Syrien, die Abtrennung Transjordaniens, die britische Militärbesetzung und das Mandat selbst. Es kam zu anti-jüdischen Pogromen 1921, 1922 und 1929, die von Muslimen begangen wurden. Dabei spielte der Mufti von Jerusalem, Amin el Husseini, eine wichtige Rolle.
Die Teilung als Mittel für den Frieden
1936 kam es zu einem zu einem weit verbreiteten und organisierten arabischen Aufstand. Die britische Regierung setzte eine königliche Kommission ein, die die Ursachen der Unruhen untersuchen und eine Empfehlung für die zukünftige britische Palästina-Politik abgeben sollte. Der konservative Politiker und ehemalige Staatssekretär für Indien, Robert Peel, leitete die Kommission, die im November in Palästina eintraf und mehrere Monate damit verbrachte, das Land zu bereisen und prominente Mitglieder der zionistischen und arabischen politischen Eliten zu interviewen sowie die Situation mit lokalen britischen Regierungsbeamten zu besprechen. Im Jahr 1937 veröffentlichte die Kommission ihre Ergebnisse in einem fast vierhundertseitigen Bericht, der die zunehmend gewalttätigen und feindseligen Bedingungen vor Ort detailliert beschrieb und eine Lösung vorschlug: die Teilung Palästinas in einen separaten arabischen und einen jüdischen Staat. Dieses spezielle Schema kombinierte die Prinzipien der Teilung und des Transfers.
Im Großen und Ganzen akzeptierten die Delegierten des zionistischen Kongresses das Prinzip der Teilung und ermächtigten die Führung, die Verhandlungen mit der Absicht fortzusetzen, schließlich ein günstigeres Abkommen zu erreichen. Aber es gab auch Gegner der Teilung innerhalb des zionistischen Lagers, darunter der Führer der Revisionisten, Wladimir (Ze'ev) Jabotinsky, dessen Einwände gleichermaßen auf seinem Bekenntnis zu den zionistischen Ansprüchen auf das gesamte historische Palästina, einschließlich Transjordanien, und seiner Besorgnis über die Folgen eines international sanktionierten „Transfers“ für die gefährdeten jüdischen Gemeinden in Ost- und Mitteleuropa beruhten.
„Vom jüdischen Standpunkt aus“, erklärte er, „ist [der Transfer] nichts weniger als ein Verbrechen. Während die Königliche Kommission über den ‚lehrreichen Präzedenzfall‘ (d.h. die Vertreibung von mehr als einer Million Griechen aus der Türkei) schwafelt, werden wir Zeuge eines weiteren Falles, in dem sie mit Begriffen spielt, von denen keines ihrer Mitglieder eine Ahnung hat.“
Unter den Arabern im Heiligen Land erregte der Teilungs- und Transfervorschlag sofortigen und unerbittlichen Widerstand. Als die Wut und die Revolte zunahmen, begann die britische Regierung ihre Position zu überdenken und schickte eine weitere Untersuchungskommission, die Woodhead-Kommission, die die Idee der Teilung schließlich aufgab.
Erst ein Jahrzehnt später, in einem ganz anderen internationalen und lokalen Kontext, wurde die Idee der Teilung wieder aufgenommen. Am 14. Februar 1947 kündigte die überforderte und erschöpfte britische Regierung – die mit jüdischen Milizen konfrontiert war, die Anschläge gegen britische Ziele in Palästina verübten – ihre Absicht an, sich zurückzuziehen. Außenminister Bevin erklärte im Parlament am 18. Februar 1947: „Wir können weder den Plan der Araber noch den der Juden akzeptieren oder unsere Lösung durchsetzen.“ Die nach dem Krieg verarmten Briten brauchten den Verbündeten USA. Dort aber konnte man nicht verstehen, weshalb die Briten, die Einwanderung der überlebenden Juden mit dem Einsatz von fast 100.000 Soldaten behinderten.
Die Frage der Aufteilung des Heiligen Landes wurde an die neugegründeten Vereinten Nationen (UN) übergeben, als natürlicher Nachfolger des Völkerbundes, der das ursprüngliche Mandat ausgearbeitet hatte. Die Idee der Teilung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Anliegen der Weltdiplomatie.
In Indien gab es auf beiden Seiten keine Begeisterung für die Teilung: Sie war eine britische Lösung („Teile und herrsche selbst“) für die wachsenden Unruhen und unsäglichen Gräueltaten vor Ort.
Die (Hindu-)Kongresspartei wollte einen Staat mit gleichen Rechten für alle. Der „Vater“ des neuen muslimischen Staates, Muhammed Ali Jinnah, wollte ein föderales Indien mit Machtteilung und Autonomie für Provinzen mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit wie Punjab und Bengalen. Selbst als die Teilung unmittelbar bevorstand, zögerten Grenzstaaten mit Hindu-Mehrheiten wie Hyderabad mit dem Beitritt zu Indien. Eine gemeinsame Sprache, Kultur und verwandtschaftliche und Handelsbeziehungen überwogen die Unterschiede in der Religion.
Die Gewalt war durch die Araber gewollt
Im Gegensatz dazu waren Juden und Araber unterschiedliche Völker. Viele Juden gaben ihren Traum von einem jüdischen Staat auf beiden Seiten des Jordans nur widerwillig auf und akzeptierten die UN-Resolution 181, die einen jüdischen und einen arabischen Staat im westlichen Palästina vorschlug. Während die Hindus in Indien eine demographische Mehrheit genossen, waren die Juden eine prekäre Minderheit mit dem verzweifelten Bedürfnis, Herr ihres eigenen Schicksals zu sein.
Es gibt einen weiteren entscheidenden Unterschied: Hindu- und Moslem-Führer in Indien waren bestürzt über die zunehmend barbarischen Tötungen zwischen Muslimen und Hindus, während arabische Führer in vielen Fällen absichtlich zur Gewalt gegen Juden aufriefen. Mitte August 1947 drohte Fauzi al-Qawuqji – der bald zum Kommandanten der Freiwilligenarmee der Arabischen Liga, der Arabischen Befreiungsarmee (ALA) ernannt wurde, sollte die Abstimmung der UNO nicht im Sinne der Araber ausfallen „werden wir einen totalen Krieg beginnen. Wir werden morden und alles was in unserem Weg steht, sei es Englisch, Amerikanisch oder Jüdisch beseitigen.“ Andere Araber drohten mit einem „Heiligen Krieg“, der in einen „Dritten Weltkrieg“ münden könnte.
Unterschiedliche Behandlung der Flüchtlinge
Der erzwungene Massenexodus von Juden aus arabischen Ländern, die keinen Anteil am Krieg von 1948 hatten, war eine staatlich sanktionierte kollektive Bestrafung von nicht kämpfenden Bürgern. Es war, als ob Muslime in den Vorstädten von Paris oder Sikhs in London verfolgt und zur Flucht gezwungen wurden, nur weil sie dieselbe Religion wie Muslime oder Sikhs in Indien teilten.
Wenn es um Flüchtlinge geht, ist auch die Teilung des Heiligen Landes eine unvollendete Angelegenheit. Während sowohl Indien als auch Pakistan den Austausch von Flüchtlingen akzeptierten, nahm nur Israel jüdische Flüchtlinge auf, während das „palästinensische“ Flüchtlingsproblem von der arabischen Seite absichtlich vernachlässigt wurde. Die „palästinensische“ Führung hält den Konflikt aufrecht, indem sie sich an ihr „Rückkehrrecht“ nach Israel selbst klammert.
Die muslimischen Forderungen nach einem eigenen Staat in Pakistan und dem Gebiet von Bengalen (die ehemalige pakistanische Region Bangladesch, die heute ein eigener Staat ist) führten zur größten Flüchtlingsbewegung des 20. Jahrhunderts und zu drei großen Kriegen seit der Unabhängigkeit. Diese Forderungen nähren bis heute die Hoffnung auf eine eventuelle Abspaltung Kaschmirs von Indien. Es war Mahatma Gandhi zusammen mit der Führung der Kongresspartei (größtenteils Hindus) und einigen wenigen muslimischen Gemäßigten, die vergeblich für eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Gemeinschaften und einen unabhängigen, geeinten und säkularen Staat Indien predigten.
Sie wurden schließlich von Extremisten verschmäht, die nichts Geringeres als die Herrschaft über einen Teil des Landes mit muslimischer Mehrheit akzeptieren konnten, um den britischen Kolonialismus zu ersetzen.
Dies entsprach der gleichen Argumentationslinie, die die unnachgiebige Weigerung der Araber in Palästina bestimmte. Sie wollten die Idee einer Teilung nicht akzeptieren, eine Minderheit in einem jüdischen Staat zu werden oder sogar eine jüdische Minderheit mit nationalen Rechten in einem vereinten Palästina zu tolerieren, sowie die implizite Drohung, dass Muslime unter die Herrschaft von Nicht-Muslimen geraten könnten. Im Falle Palästinas war die Vorstellung, dass die verachteten Juden das Gleiche tun könnten, sogar noch abstoßender als die Vorstellung, dass die Hindus dies in einem ungeteilten Indien tun würden.
Pakistans gebrochenes Versprechen des Minderheiten-Schutzes
In beiden Fällen hat die Teilung zu einem Ungleichgewicht auf beiden Seiten der Trennungslinie geführt. Israel und Indien sind heute wirtschaftlich aufstrebende pluralistische Demokratien, während Pakistan und die Palästinensische Autorität (PA) von schlechter Regierungsführung sowie Missachtung von Minderheiten gekennzeichnet sind. Israels Bevölkerung ist trotz jüdischer Masseneinwanderung zu mehr als 20 Prozent arabisch (1948 waren es 13 Prozent). Der Gazastreifen wird von der Terrorgruppe Hamas, einer Filiale der ägyptischen Moslembrüder regiert, wo es kaum Christen gibt. Die PA hat seit über 15 Jahren keine Wahlen mehr abgehalten, und auch dort nimmt die christliche Bevölkerung weiter ab.
Pakistan wurde von einer Reihe von Militärdiktaturen regiert; islamistische Gruppen werden in Pakistans Stammesgebieten geduldet. Obwohl Jinnah hoch und heilig den Schutz der Minderheiten versprach, sind nur mehr ca. zwei Prozent der Bevölkerung Hindus, und sowohl Christen als auch schiitische Muslime haben schwer zu leiden.
Für diesen beklagenswerten Zustand kann man kaum die Briten oder den Kolonialismus verantwortlich machen.
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