Israelischer Botschafter auf politischen Abwegen: Die Issacharoff-Beck-Affäre
Dass die Botschaft Israels alles andere als ein Unterstützer der israelischen Regierungspolitik ist, war spätestens seit dem Amtsantritt von Botschafter Jeremy Issacharoff bekannt.
Jeremy Issacharoff (links), Eldad Beck© John MACDOUGALL / AFP
Nun hat der immerhin noch zu Loyalität gegenüber seinem Land verpflichtete Botschafter Israels in Deutschland bei einer offiziellen Veranstaltung sogar die öffentliche Beschimpfung seines Ministerpräsidenten unwidersprochen zugelassen. Darüber hinaus versuchte er den israelischen Journalisten Eldad Beck, der dieses Verhalten anprangerte, zu desavouieren. Der angegriffene Journalist hat den Botschafter nun wegen Rufschädigung verklagt.
Das Phänomen „kontroverser israelischer Botschafter“ ist nicht ganz neu und zumindest denjenigen, die sich eingehender mit der Materie beschäftigen, inzwischen gut bekannt.
In der Vergangenheit kritisierten israelische Botschafter während ihrer Amtszeit immer wieder die israelische Politik und die amtierende israelische Regierung.
Wenngleich es für Israels Demokratie und die dort gelebte Meinungsfreiheit spricht, dass einzelne Botschafter dies immer wieder tun konnten – man stelle sich nur vor, was etwa mit einem türkischen Botschafter geschehen würde, der Erdogan öffentlich kritisierte –, muss die Frage erlaubt sein, ob diese Botschafter mit ihren Handlungen den Interessen Israels nicht massiv schaden.
Israelische Ex-Diplomaten kooperieren mit BDS
Noch destruktiver sind einige israelische Ex-Botschafter, die nach ihrer Amtszeit weltweit Hetz- und Dämonisierungskampagnen gegen Israel unterstützen – es wäre nicht verwunderlich, wenn sie hierfür auf die eine oder andere Weise großzügig entschädigt werden. Unter anderem haben sich beispielsweise Alon Liel (ehemaliger geschäftsführender Direktor des Außenministeriums), Ilan Baruch (ehemaliger Botschafter auf den Philippinen und in Südafrika) sowie Eli Barnavi (ehemaliger israelische Botschafter in Frankreich) mit antisemitischen Politikern und BDS-Aktivisten zusammengeschlossen, um von außen die israelische Innen-, Sicherheits- und Außenpolitik zu beeinflussen.
Auch in Deutschland werden die deutsch-israelischen Beziehungen und der Ruf Israels durch regelmäßige Auftritte ehemaliger israelischer Botschafter in den Medien erheblich beschädigt. So verteufeln und dämonisieren Shimon Stein und Avi Primor Israel in Artikeln und Interviews – zur großen Freude vieler deutscher Medien.
Es ist für Außenstehende auf den ersten Blick kaum nachvollziehbar, dass Diplomaten, die ihr ganzes Leben dem israelischen Außenministerium gewidmet haben, nach einiger Zeit im Ruhestand beschließen, eine Kampagne zur Delegitimierung Israels zu führen.
Betrachtet man allerdings die Umtriebe aktuell amtierender, israelischer Diplomaten, erscheinen die Ausfälle einiger Ex-Diplomaten nur die logische Fortsetzung einer sehr beunruhigenden Entwicklung zu sein.
Es lohnt sich daher im Folgenden, die Aktivitäten von Jeremy Issacharoff, dem seit 2017 amtierenden, israelischen Botschafter in Deutschland, ausführlicher zu beleuchten. Insbesondere geht es hierbei um die verbale Attacke Issacharoffs gegen den Journalisten Eldad Beck, in deren Folge Issacharoff von Beck vor einem israelischen Gericht wegen Verleumdung und übler Nachrede auf die Zahlung einer Entschädigung in Höhe von 150.000 israelischer Schekel verklagt worden ist.
Beck ist seit über 30 Jahren Journalist und arbeitet für die größte Zeitung Israels, „Israel Hayom“, als Europa-Korrespondent. Seit fast 20 Jahren lebt er in Deutschland. Seine Berichterstattung ist nicht selten kritisch, vor allem aber realitätsnah. Beck beherrscht – im Gegensatz zu Issacharoff – die deutsche Sprache sehr gut. Darüber hinaus ermöglicht ihm sein österreichischer Pass Vor-Ort-Berichterstattungen aus Staaten wie dem Iran, Irak, Syrien und Libanon, die „gewöhnliche“ Israelis nicht bereisen können. Beck versteckt seine zionistische und pro-israelische Gesinnung nicht und es gibt offensichtlich Menschen, die das sowohl im deutschen als auch im israelischen Establishment nicht mögen.
Botschafter beleidigt den Journalisten
In den letzten Jahren hat er die israelische Botschaft in Berlin mehrmals gelobt, allerdings auch einige Male kritisiert. Als Reaktion auf eine dieser kritischen Berichterstattungen twitterte Issacharoff im September 2020 auf Hebräisch – Deutsch beherrscht er ja nicht – folgenden Text, der hier – wortwörtlich – ins Deutsche übersetzt wurde:
„Eldad Beck ist seit einer langen Zeit ein lächerlicher, marginaler und unglaubwürdig politischer Aktivist geworden. Sicher kein Journalist. Es ist ein Ehrenzeugnis, dass er mich angreift und es zeigt seine mangelhafte Ehrlichkeit, wenn er meine Familienmitglieder angreift. Seine Aussagen zeigen, dass er sich auf tendenziöse Fake-News spezialisiert, die seine radikale Weltanschauung reflektieren. Es ist fraglich, warum er die Arbeit der Botschaft für die Verbesserung des Images von Israel in Deutschland in Frage stellt.“
Ein persönlich angreifender und beleidigender Tweet als Reaktion auf eine sachlich vorgetragene Kritik ist ganz grundsätzlich nicht die feine Art. Untragbar und allen diplomatischen Regeln und Anstandsregeln zuwiderlaufend ist es jedoch, wenn dieser Tweet von einem hochrangigen Diplomaten stammt.
Becks Anwälte tragen vor, dass dieser Tweet nicht der Wahrheit entspreche sowie entwürdigend und beleidigend sei. Vor allem aber besitze er das Potenzial, Beck die Ausübung seines Berufes als Journalist erheblich zu erschweren.
Doch nicht nur deswegen wird der bald in Haifa beginnende Gerichtsprozess interessant. Schließlich steht er sinnbildlich für das Phänomen, dass mächtige linke Beamte in Israels Außenministerium weiterhin großen Einfluss haben, und dies, obwohl Israel eindeutig von einer rechten Regierung geführt wird.
Hetze gegen Netanjahu statt Ehre für Peres
Der Großteil der Kritik Becks an Issacharoff bezog sich darauf, dass die israelische Botschaft ein unpolitisches Event gesponsert hatte, namentlich die „Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum“, das im September 2019 in Berlin stattfand. Dort hatte die Enkelin von Schimon Peres, Mika Almog, ihren Auftritt und die Bühne dazu genutzt, um Premierminister Benjamin Netanjahu schlechtzumachen sowie gegen ihn mit extremen und beleidigenden Worten zu hetzen. Dies geschah ausgerechnet zwei Tage vor den Wahlen in Israel. Premier Netanjahu wurden unter anderem Rassismus, Hetze, Korruption und Tyrannei vorgeworfen. Bemerkenswert ist dabei weiterhin, dass bei der unter der Schirmherrschaft der israelischen Botschaft in Berlin stehenden Veranstaltung im Publikum hochrangige Persönlichkeiten wie z. B. Bundesaußenminister Heiko Maas saßen. Beck kritisierte, dass Issacharoff nicht protestiert oder zumindest die Veranstaltung verlassen hatte. Es ging schließlich nicht um eine „Anti-Netanjahu-Veranstaltung“, sondern darum, den neunten Präsidenten Israels, Schimon Peres, zu würdigen und vor allem die deutsch-israelischen Beziehungen durch die Finanzierung gemeinsamer zivilgesellschaftlicher Projekte zu stärken.
Sohn bei „Breaking the Silence“
Die Handlungen Issacharoffs lassen sich womöglich besser erklären, wenn man sich die Tätigkeiten seines Sohnes, Dean Issacharoff, anschaut. Dieser war in der Vergangenheit der Sprecher der antiisraelischen Organisation „Breaking the Silence“ und war bis vor kurzem Sprecher des Knesset-Abgeordneten Aymen Odeh, Vorsitzender der Vereinigten Arabischen Liste. Diese Partei unterstützt ungeniert islamistischen Terror gegen Juden sowie den weltweiten ökonomischen Boykott Israels. Sie strebt eine Eliminierung der zionistisch-jüdischen Natur des Staates Israel an.
Unerklärlich bleibt hingegen die Reaktion des israelischen Außenministeriums auf einen offiziellen Beschwerdebrief der Anwälte von Eldad Beck. So wurde in einer kurzen Stellungnahme geäußert: „Der israelische Botschafter in Deutschland ist ein überragender und prominenter Diplomat, der nur seine persönliche Meinung geäußert hat.“ Diese Rückmeldung kam ohne jeden sachlichen Bezug auf den umstrittenen Tweet Issacharoffs.
In einem Interview mit dem konservative Online-Magazin „Mida“ in Israel hat sich Beck wie folgt zu dieser Affäre geäußert:
„Die Tatsache, dass das Außenministerium auf der Seite von Issacharoff steht und ihn unterstützt, sollte jeden Journalisten und Mensch in Israel entsetzten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu bemerken, dass es im Außenministerium linke Faktoren/Figuren gibt, die es bevorzugen, die problematischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu ignorieren, und daher gefällt ihnen meine kritische Berichterstattung über Deutschland nicht. Weder in meinen Zeitungsberichten noch in meinen Büchern. Seit einiger Zeit führen sie gegen mich auch eine Verunglimpfungskampagne.“
Nicht nur Beck war über das Verhalten Issacharoffs entsetzt. So haben sich auch andere Journalisten und Politiker, beispielsweise der Knesset-Abgeordnete Ariel Kallner (Likud), schockiert gezeigt.
Issacharoff rechtfertigte seinen Ausfall als Reaktion auf eine seit Langem andauernde „Schmierkampagne“ seitens Beck. Tatsächlich ist es richtig, dass Beck mehrmals und aufgrund verschiedener Sachverhalte Kritik an Issacharoff geäußert hatte.
„Spiegel“-Redakteur, der Juden aus Judäa boykottieren will
So hatte Issacharoff u. a. dem Journalisten Christoph Schult vom deutschen Magazin „Spiegel“ ein exklusives Interview gegeben. Dies hört sich zunächst einmal unverfänglich an, ist allerdings durchaus erstaunlich. Schließlich hatte Schult im Jahre 2015 in einem Brief an große Handelsketten gefordert, israelische Produkte, die aus den von ihm als „besetzt“ bezeichneten Gebieten Judäa, Samaria und den Golanhöhen stammen, aus den Sortimenten zu verbannen. Infolgedessen hatte die israelische Botschaft in Berlin beschlossen, Schult und seine Zeitung zu boykottieren. Issacharoff hat diese, in den Augen des Autors folgerichtige und konsequente Entscheidung seines Vorgängers damit aus nicht ersichtlichen Gründen revidiert.
Der Aufruf zum Judenboykott von Christoph Schult aus dem Jahr 2015 war kein einmaliger Ausrutscher. Zuletzt und noch einmal besonders deutlich blitzte seine äußerst dubiose Haltung in Bezug auf Israel und Juden im Sommer 2019 auf: In einem Artikel im „Spiegel“ beschuldigte er eine jüdische und israelische Lobby, die Nahostpolitik des Bundestages mithilfe eines „Netzwerkes“ und „fragwürdiger Methoden“ zu beeinflussen. Diese Lobby hätte Verbindungen zu Israels Regierung und dem Mossad, und schrecke auch vor dem Einsatz finanzieller Zuwendungen nicht zurück.
Die in diesem Artikel verwendeten, antisemitischen Topoi waren derart augenfällig und offenkundig, dass selbst Personen, die sich sonst selten zu Israel äußern, entsetzt waren. So attestierte der Vorsitzende des Bundesgerichtshofes a. D., Thomas Fischer, dass dem Artikel ein „Sound rassistischer Stereotype“ innewohne. Auch der emeritierte Professor für Geschichte, Michael Wolffsohn, bescheinigte, dass die Unterstellungen „antisemitische Züge“ tragen. Der Kritik, dass der „Spiegel“ antisemitische Stereotypen bediene, schlossen sich auch große Tageszeitungen wie die „Bild“, die „Welt“, aber auch die „Neue Zürcher Zeitung“ an.
Koscher-Stempel
Es ist nicht nachvollziehbar, wieso Christoph Schult nach diesen Ausfällen von Issacharoff noch mit einem exklusiven Interview belohnt wurde und hierdurch in gewisser Weise einen „Koscher-Stempel“ erlangte.
Bei der Betrachtung weiterer Interviewpartner Issacharoffs hebt sich die Laune des Lesers leider nur unwesentlich, wenn überhaupt.
So gab Issacharoff auch dem antizionistischen, in hebräischer Sprache gehaltenen „Spitz Magazin“ zwei Interviews. Dieses Magazin bot diversen BDS-nahen Figuren und Einrichtungen eine Bühne, leugnete den muslimischen Antisemitismus in Berlin und verbreitete antisemitische Propaganda. Es ist bereits bekannt, dass in der Vergangenheit einige offizielle israelische Vertreter und israelsolidarische Aktivisten in Deutschland dem Botschafter von einer Kooperation mit diesem Magazin abgeraten haben. Zu ihnen gehörte auch der Autor (als Gesandter der Jewish Agency for Israel) dieses Artikels, allerdings stieß sein diesbezüglicher, im Jahr 2018 verfasster Brief an die israelische Botschaft auf taube Ohren. Beck kritisierte, dass Issacharoff mit solchen israelfeindlichen Medien zusammenarbeitete und ihnen somit Legitimität verschaffte.
Problematisch sind außerdem Issacharoffs Äußerungen in diesen Interviews. So behauptete er, dass Aymen Odeh, der ehemalige Arbeitgeber seines Sohnes, sich politisch im israelischen Mainstream befände. Begründet wurde dies damit, dass Odeh schließlich in der Knesset säße.
Eine gewagte Argumentation, da in der Knesset immer wieder politische Extremisten und Randgruppen jeglicher Couleur vertreten waren. So saß auch Meir Kahane, ein rechtsextremer Politiker, der Israels liberale Demokratie in eine jüdische Theokratie verwandeln wollte, in der Knesset. Niemand käme jedoch auf die Idee, Kahane als politischen Mainstream zu bezeichnen. Auch Odeh stellt diesen Mainstream nicht dar, da die allermeisten Israelis eben nicht nur in einem demokratischen, sondern auch in einem jüdischen Staat leben möchten.
Einmischung in innere Angelegenheiten
Ebenfalls kritisierte Beck die ständige Einmischung Issacharoffs in die deutsche Innenpolitik. So hat sich Issacharoff immer wieder für einen Boykott der rechtspopulistischen Partei AfD ausgesprochen.
Man mag von dieser Partei halten, was man möchte, allerdings gehört sich die Einmischung eines ausländischen Diplomaten in die deutsche Innenpolitik insbesondere vor dem Hintergrund nicht, dass die israelische Regierung ausländische Einmischungen in die inneren Angelegenheiten ihres Staates immer wieder kritisiert. Dabei spielen linksradikale, israelfeindliche NGOs eine unrühmliche Rolle, die von der Europäischen Union und der deutschen Regierung mit hohen Summen finanziert werden und von fremden Regierungen als Instrument zur Beeinflussung innerisraelischer Diskussionen genutzt werden. Issacharoff macht also genau das, was die israelische Regierung bei anderen Staaten immer wieder kritisiert. Dadurch schadet er der Glaubwürdigkeit der richtigen und konsequenten Kritik der israelischen Regierung.
Dass Issacharoff diese Kritiken nicht ernst nimmt, sondern als persönlichen Angriff ansieht, zeigt, dass er nicht aufgrund seiner ungenügenden Deutschkenntnisse, sondern auch wegen seiner politischen Verirrungen eine Fehlbesetzung auf dem Posten des israelischen Botschafters in Deutschland ist. Dabei ist zu beachten, dass diese beiden Defizite durchaus einander bedingen. Seine ungenügenden Deutschkenntnisse lassen Issacharoff womöglich überhaupt nicht in vollem Umfang erkennen, welchen israelfeindlichen Medien er immer wieder zu Legitimität und einem „Koscher-Stempel“ verhilft.
Der deutsche Wind dreht sich gegen Israel
Zwar gab es mit Yoram Ben-Zeev auch bereits vor Issacharoff einen israelischen Botschafter, der kein Deutsch sprach. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass während seiner Amtszeit von 2007 bis 2012 die deutsch-israelischen Beziehungen bei Weitem nicht derart volatil waren, wie sie es heute sind.
So war zu dieser Zeit Bundeskanzlerin Merkel ausgesprochen israelfreundlich und Deutschland beteiligte sich nicht am antiisraelischen Abstimmungsverhalten in der UN, betrieb kein Iran-Appeasement und hielt sich generell mit Kritik am jüdischen Staat zurück.
Davon kann heute sicherlich keine Rede mehr sein. Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel haben sich aufgrund des Bedeutungszuwachses antiisraelischer Positionen in der deutschen Außenpolitik erheblich verschlechtert. Umso wichtiger wäre ein israelischer Botschafter in Berlin, der in der Lage wäre, diese Missstände in gutem Deutsch zu adressieren.
Dies sahen auch mehrere prominente Diplomaten in Israels Außenministerium so, als sie Issacharoffs Ernennung zum Botschafter aufgrund seiner mangelnden Deutschkenntnisse heftig kritisierten. Insbesondere missfiel ihnen, dass Issacharoff von der Sonderauswahlkommission, die über die Ernennung des Botschafters entschied, trotz der Tatsache, dass fast alle anderen Kandidaten fließend Deutsch sprachen, gegenüber selbigen den Vorzug erhielt. Die Diplomaten teilten nicht die Ansicht, dass Issacharoff seine fehlenden Deutschkenntnisse durch seine vermeintlich hohe Expertise und langjährige Erfahrung wettmachen könnte. Diese würden ihm nämlich nicht helfen, wenn er erst einmal den Mund aufmacht, die Zeitungen liest oder die Fernsehnachrichten verfolgt. All diese Warnungen schlug das Außenministerium jedoch in den Wind. Dieses Verhalten erinnerte ein wenig an das alte Sprichwort: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter“.
Schließlich haben sich die Befürchtungen der Diplomaten, die Issacharoffs Ernennung sehr kritisch sahen, zumindest teilweise bestätigt. So hat die israelische Botschaft in Berlin einen Reputationsverlust aufgrund der Inkompetenz des Botschafters erleiden müssen.
Es bleibt zu hoffen, dass das israelische Außenministerium womöglich nach dem Gerichtsprozess ebenfalls zu diesen Einsichten gelangen wird.
Dem Autor ist es wichtig zu erwähnen, dass er mit diesem Text keinesfalls die vielen israelischen Diplomaten, die ihr Land mit Leidenschaft, Ehrlichkeit und Intelligenz vertreten, kritisieren möchte. Besonders herausheben möchte er dabei die arabisch-israelischen Diplomaten, etwa George Deek, den israelischen Botschafter in Aserbaidschan.
Linke Diplomaten gegen Juden aus Samaria
Allerdings gehört es ebenfalls zur Wahrheit, dass es mächtige, linke Kräfte und Personen im israelischen Außenministerium gibt, die über großen Einfluss verfügen.
In seiner Zeit und Funktion als Gesandter der Jewish Agency for Israel in München wollte der Autor des Artikels eine Veranstaltung mit dem Titel „Jüdisches Leben in Israels biblischen Regionen Judäa und Samaria“ organisieren. Der eingeladene Referent war Nati Rom, ein bekannter Siedler aus Samaria und der Gründer der israelischen Organisation Lev Haolam. Nati Rom setzt sich allerdings nicht nur für jüdische Israelis, sondern auch für palästinensische Araber ein. Als Rechtsanwalt verteidigt er etwa palästinensische Araber, die durch die palästinensische Autonomiebehörde Repressalien ausgesetzt sind.
Die israelischen Diplomaten im israelischen Generalkonsulat in München beschwerten sich beim Vorgesetzten des Autors darüber, dass dieser einem extremistischen Referenten eine Bühne böte, wodurch der Ruf Israels in Deutschland beschädigt werden würde. Beweise für ihre Behauptung konnten die Diplomaten jedoch nicht vorweisen und die Veranstaltung fand mit großem Erfolg statt.
Diese Anekdote belegt einmal mehr die Macht linker Kräfte und Personen im israelischen Außenministerium. Dies zu leugnen macht keinen Sinn. Nach der Lektüre dieses Artikels möge sich der geneigte Leser die Frage stellen, ob Issacharoff bei einem Vortrag Bezalel Smotrichs (religiös-zionistische Partei), oder auch eines Vertreters der konservativ-zionistischen Bewegung „Im Tirtzu“ ebenfalls so ruhig und entspannt sitzengeblieben wäre, wie er es bei den Tiraden Mika Almogs gegen Benjamin Netanjahu getan hat.
Es ist auch mehr als fraglich, ob Issacharoff auf Twitter ebenfalls ausfällig und beleidigend geworden wäre, wenn es sich bei dem ihn kritisierenden Journalisten nicht um Eldad Beck, sondern um einen „Haaretz“-Redakteur oder auch um den oben genannten Christoph Schult gehandelt hätte.
Hätte er diesen ebenfalls öffentlich auf Twitter verbal angegriffen? Oder wäre für einen Journalisten aus dem linken Spektrum die Konsequenz ein weiteres, exklusives Interview mit Issacharoff gewesen?
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