1921: Die Pogrome in Yaffo

Vor 100 Jahren verübten die Araber das blutigste Massaker an den Juden seit der Entstehung des neuen Jischuv in Eretz Israel

Massengrab für jüdische Opfer der Unruhen von Jaffa auf dem Trumpeldor-Friedhof Tel-Aviv (2011)© WIKIPEDIA

Von Avshalom Kalu

Noch lange bevor man mit „Palästinenser“ Araber bezeichnete (statt wie vorher Juden), ereignete sich ein Massaker, mit dem eine lange blutige Reihe des arabischen Terrors gegen die jüdische Bevölkerung von Eretz Israel einsetzte. Es hatte bereits früher Angriffe gegeben, aber dies war das erste Mal, dass die Juden einer solch breit angelegten und mörderischen „Aktion“ ausgesetzt waren.

Es geschah am 4. April 1920 in Jerusalem und ist unter dem Begriff „Nabi-Musa-Unruhen“ in die Geschichte eingegangen. Während der moslemischen Feierlichkeiten zu Ehren des Propheten Musa drang in das jüdische Viertel von Jerusalem der Mob ein, angestiftet durch den künftigen Mitstreiter Hitlers und späteren Großmufti, Amin al-Hussejni; es kam zum Pogrom.

Britische Truppen zogen es zunächst vor, sich nicht einzumischen. So mussten jüdische Selbstverteidigungskräfte eingreifen; dennoch gab es auf jüdischer Seite vier Tote, und fast 200 Juden wurden verwundet. Es gab Plünderungen von Privathäusern, mehrere Synagogen gingen in Flammen auf. Bis zum 7. April folgten Pogrome gegen Juden in Metula und in den Kibbutzim Degania Bet, Menahemjia und Ajelet-a-Schahar.

Interessanterweise verurteilten die britischen Behörden den Zionisten Zeev Jabotinsky – wie es hieß, für die Aufwiegelung – zu einer Gefängnisstrafe (al-Hussejni konnte noch vor der Verhandlung aus dem Land fliehen und so seiner Strafe entkommen; als er später nach Jerusalem zurückkam, wurde er begnadigt, - Anm. d. Übers.)

Dieser Artikel hat jedoch zum Ziel, nicht über den ersten großen Pogrom zu berichten, vielmehr ist er dem 100. Jahrestag des zweiten Pogroms vom 1. Mai 1921 gewidmet, der noch blutiger und brutaler verlief.

 

Tote im Wohnheim für Neueinwanderer

Ein Wohnheim für Olim, die Neueinwanderer, in Yaffo, das im Besitz der zionistischen Organisation war, wurde vom aufgebrachten arabischen Mob angegriffen. Zu dieser Zeit befanden sich in dem Heim um die hundert Menschen. Vergeblich versuchten sie das Tor zu verbarrikadieren; sie wurden jedoch überwältigt, es flogen Steine, folgten Explosionen, fielen Schüsse. Die Angreifer waren mit Knüppeln, Messern und Schwertern bewaffnet. Jüdische Bewohner versteckten sich in mehreren Zimmern. Mit Ankunft der Polizei beruhigte sich die Lage jedoch nicht, im Gegenteil. Anstatt sich gegen die Angreifer zu wenden, verschafften die Polizisten sich Zutritt zum Gebäude und attackierten dort die Bewohner: Ein Repatriant wurde von der Polizei im Innenhof aus nächster Nähe erschossen, viele andere wurden erstochen und mit Knüppeln der arabischen Angreifern erschlagen. Fünf Frauen versuchten sich vor den Schüssen eines der Polizisten zu retten; drei konnten fliehen, die übrigen zwei wurden in eine Ecke gedrängt und beinahe vergewaltigt, konnten jedoch entkommen. Einigen Männern und einem 14-jährigen Mädchen gelang es zunächst, das Gebäude zu verlassen; jedoch holte man sie ein und erschlug sie mit Eisenstangen. Bei diesem Angriff auf das Wohnheim wurden insgesamt 14 Menschen ermordet.

Bald erreichte die Gewalt den Ort Abu-Kabir. Die jüdische Familie Jizker besaß dort eine Milchfarm, wo sie Zimmer vermietete. Einer der Gäste war der Dichter Josef Chaim Brenner, der zu den Pionieren der modernen jüdischen Literatur gehört. Während der Unruhen wurden er und die Yizkers gewarnt. Am 2. Mai 1921 weigerten sie sich dennoch die Farm zu verlassen und wurden ermordet, und mit ihnen alle Bewohner der Farm, die sich zu der Zeit dort aufhielten.

Wie auch bei den Nabi-Musa-Unruhen ein Jahr zuvor zerstörte und plünderte die Meute alles auf ihrem Weg; es kam zu Vergewaltigungen, mehrere Zeugen erkannten in den Mördern ihre Nachbarn. Später erinnerten sich alle Zeugen, dass viele arabische Polizisten an den Pogromen teilnahmen.

Es gab aber auch Fälle, wo Araber Juden schützten und sie bei sich versteckten.

Der Hohe Kommissar des britischen Mandats für Palästina, Herbert Samuel, rief den Ausnahmezustand aus, führte Zensur ein und bat außerdem Ägypten um Unterstützung. General Allenby schickte zwei Zerstörer nach Yaffo und einen weiteren nach Haifa. Samuel initiierte ein Treffen mit den arabischen Vertretern und versuchte, die erregten Gemüter zu beruhigen. Der Bürgermeister von Jerusalem, Musa Kazim al-Hussejni, musste seinen Posten wegen seiner Beteiligung an den Unruhen von 1920 räumen. Gleichzeitig forderte er, die Alija (Hebr. עֲלִיָּה , zu deutsch „Aufstieg“. Der Begriff stammt aus der Bibel und steht seit der Zeit des babylonischen Exils für die Rückkehr der Juden ins Land Israel, - Anm. d. Übers.) zu unterbrechen und erhielt dazu die Zusage Samuels. Zwei oder drei Boote mit etwa 300 jüdischen Flüchtlingen bekamen demzufolge keine Erlaubnis, anzulanden, und wurden gezwungen, nach Istanbul zurückzukehren.

Britische Bomben gegen Araber

Herbert Samuel ernannte außerdem Amin al-Hussejni, den Neffen von Musa Kazim al-Hussejni, zum Großmufti von Jerusalem. Diese Maßnahme wurde später vielfach kritisiert.

Die Unruhen dauerten an und erreichten nach wenigen Tagen die Städte Rechowot, Kfar-Saba, Petah-Tikwa und Chadera. Britische Behörden, endlich entschlossen, die Pogrome zu stoppen, schickten ein Flugzeug, das Bomben abwarf, um so die jüdischen Siedlungen vor den arabischen Krawallmachern zu schützen.

Dieser Aufstand führte zum Tod von 47 Juden und 48 Arabern; 146 Juden und 73 Araber waren verwundet. Die meisten arabischen Opfer gab es bei den Zusammenstößen mit britischen Truppen bei deren Versuchen, die Ordnung wiederherzustellen. Tausende jüdischer Bewohner Yaffos flohen nach Tel Aviv und wurden am Meeresufer in Zelten untergebracht.

el Aviv strebte bereits vorher nach einem unabhängigen Status und konnte ihn zum Teil dank dieser Unruhen erlangen. Allerdings war die Stadt immer noch von den Lebensmittel-Lieferungen aus Yaffo abhängig, auch existierten enge Verbindungen im Bereich der Dienstleistungen, und eine Vielzahl der Bewohner der neuen Stadt arbeitete in Yaffo.

Die Opfer wurden auf dem Trumpeldor-Friedhof in Tel Aviv beigesetzt. Die Zeitung HaZfira berichtete, dass alle Feierlichkeiten anlässlich des 1. Mai verschoben und die Schulen für vier Tage geschlossen wurden. Am 3. Mai kamen die Zeitungen mit einem schwarzen Rahmen heraus.

Als drei Juden (einer davon Polizist) für ihre Beteiligung an dem Mord an Arabern verurteilt wurden, folgte internationaler Protest. Obwohl das Höchste Gericht ihre Taten als Notwehr einstufte, zeigte dieser Vorfall doch, dass zwischen der jüdischen Gemeinde und den britischen Behörden eine Vertrauenskrise herrschte.

Wegen der Ermordung von Josef Chaim Brenner kamen drei Araber vor Gericht; sie wurden freigesprochen, da man die Indizien nicht ausreichend fand.

Wenn heute von Arabern und ihren Fürsprechern behauptet wird, der Terror gegen die Juden sei die Antwort auf die Besetzung „palästinensischer“ Gebiete, ist dies eine doppelte, ja dreifache Lüge. Zum einen, weil Juden schon lange bevor der Staat Israel existierte und die IDF ihre Siege feierte, mit Terror „begrüßt“ worden waren. Zum anderen ist es nicht möglich, Land einzunehmen, das keinem anderen Staat gehört, und außerdem ist es absurd, Juden „die Besatzer“ von Judäa zu nennen… Und last but not least: Bekannterweise kam der Begriff des sogenannten „palästinensischen Volkes“ im heutigen allgemeinen Verständnis erst seit den 1960er Jahren auf, während man zu den Zeiten der türkischen und britischen Herrschaft eher die Juden als „Palästinenser“ bezeichnete.

 

Übersetzung aus dem Russischen von Irina Korotkina

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