Warum die JÜDISCHE RUNDSCHAU mit ihrem Einsatz für Israel und die Juden heute mehr gebraucht wird denn je (Teil 1)

Die Arbeit und Alleinstellungsmerkmale der einzigen unabhängigen jüdischen Zeitung Deutschlands aus einer israelischen Perspektive betrachtet

Auch der Pianist David Serebrjanik (hier bei einer Gala-Veranstaltung der JÜDISCHEN RUNDSCHAU) ist Teil der vielfältigen Autorenschaft von Deutschlands einziger unabhängiger jüdischer Zeitung.

Von Yonatan Shay

 

Nach fünf Jahren in Deutschland habe ich viel über das Leben gelernt. Vor allem lernte ich, dass zwischen Deutschland und Israel ein gewaltiger Unterschied hinsichtlich der Mentalität und der Medienkultur besteht.

Ich habe zwei Jahre lang als Masterstudent in Düsseldorf gelebt, ein Jahr als Praktikant in Berlin gearbeitet und war weitere zwei Jahre als offizieller Vertreter des Staates Israel in Form einer Gesandtschaft der Jewish Agency for Israel in München tätig. Bereits als Student habe ich mitbekommen, dass etwas in der deutschen Gesellschaft nicht stimmt. Als ich mich mir unbekannten Menschen gegenüber vorgestellt habe, sagte ich natürlich auch, dass ich aus Israel komme. Häufig schaute mich mein Gegenüber daraufhin komisch an.

Entweder wurde nichts gesagt und geschwiegen oder aber direkt nach dem Nahostkonflikt gefragt. Als ich dies meinen Kommilitonen und Kollegen erzählte, antworteten sie, dass das Schweigen aus den Schuldgefühlen resultiere. Anscheinend kannten sie das Ausmaß der Verbrechen ihrer Nazi-Großeltern und trauten sich aufgrund dieser Schande daher als Enkelkinder dieser Kriegsverbrecher nicht, einem Juden in die Augen zu schauen.

Damals war ich so naiv und dachte, dass dies wohl so stimmen möge.

 

Die „Tagesschau“ hat bei den Deutschen ganze Arbeit geleistet: Israel gilt als Hauptgefahr für den Weltfrieden

Einige Jahre später habe ich realisiert, wie falsch ich lag. Ich habe mich in die deutsche Gesellschaft gut integriert, fleißig Deutsch gelernt und kannte die „Grenzen des Sagbaren“. Vor allem erfuhr ich mit Schrecken, wie sehr der Antisemitismus in Deutschland noch immer gesund und munter existiert, ja sogar wächst und gedeiht, und mein Heimatstaat Israel – dank dem ein erneuter Holocaust nicht möglich ist – in Deutschland Umfragen zufolge eines der meistgehassten Länder ist.

Ich habe erfahren, dass für manche Menschen der Staat Israel nicht nur im Nahen Osten, sondern gleich für die ganze Welt, das Wurzel allen Übels darstellt. Und wir Israelis sind ohnehin die neuen Nazis.

Meine Beobachtungen werden in akademischen Untersuchungen bestätigt. Eine Umfrage der Europäischen Union aus dem Jahr 2003 zeigt auf, dass 65 % aller Deutschen den Staat Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden ansehen. 2003, also nicht einmal 60 Jahre nach dem Holocaust, wird der Judenstaat derart be- und verurteilt.

Daraufhin legte ich meine Naivität ab.

Ich habe häufig die Überschriften unterschiedlicher Zeitungen gelesen, habe viele Gespräche mit verschiedenen Menschen während unterschiedlichster Veranstaltungen geführt und als Praktikant im Deutschen Bundestag ebenfalls mit einigen Politikern und Akademikern gesprochen.

 

Der Nazi-Vorwurf macht nicht einmal vor Juden Halt

Schritt für Schritt wurde mir klar, dass ein demütiger und fügsamer Jude in Deutschland aus seiner Jiddischkeit viel Kapitel schlagen kann. Im Gegensatz dazu wird ein stolzer, zionistischer Jude, der sich für die historischen und biblischen Rechte der Juden auf das Heilige Land einsetzt, und sich weigert, sein Heimatland Israel als fremde, koloniale Besatzungsmacht zu betrachten, schnell mit dem Etikett eines „Braunen“ versehen. Dass der „Braune“ jüdisch ist, scheint für die Diffamierung kein Hindernis zu sein.

So begann ich im Laufe der Zeit das Problem in der Gesellschaft zu verstehen, welches verbreiteter und verwurzelter war als ich zunächst dachte. Der Antisemitismus ist nur ein Teil des Problems. Auch viele Wahrheiten und Selbstverständlichkeiten dürfen in Deutschland nicht laut ausgesprochen werden. Zum Beispiel darf man andere Religionen nicht kritisieren, auch wenn sie in ihrem Kern viele Elemente des Hasses und der Gewalt beinhalten.

Auch das strukturelle Versagen der jüdischen Gemeinschaft darf nicht öffentlich kritisiert werden, genauso wenig wie der unproportional hohe Geldfluss, den die jüdischen Gemeinden (ebenso wie die evangelischen und katholischen) von deutschen Behörden erhalten.

Leider darf man auch nicht sagen, dass bestimmte, von breiten Teilen der Bevölkerung gelesene Zeitungen, aber auch etablierte politische Parteien eine Obsession mit den Juden und Israel haben, die an Antisemitismus grenzt. Daran ist am traurigsten, dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland bei diesem widerwärtigen „Spiel“ mitmacht und in die Hände der Israelhasser spielt, die sie durch die Überfinanzierung erpressen. Der deutsche Politikwissenschaftler syrischer Herkunft, Bassam Tibi, hat einmal gesagt: „Es gibt eine Atmosphäre der Selbstzensur in Deutschland.“

Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen. Aus meinem israelischen Blickwinkel denke ich mir, dass diese Selbstzensur auf einem ausgeklügelten Mechanismus basiert, der tief in der deutschen Kultur wurzelt. Jeder weiß das und trotzdem macht niemand seinen Mund auf. Wie frustrierend ist das denn? Zwar haben wir in Israel andere große Probleme, allerdings gehört die Selbstzensur nicht dazu.

 

Ein Funken Hoffnung

Doch eines Tages erlebte ich plötzlich auf meinen Computerbildschirm einen Funken Hoffnung. Denn ich stieß in einer, mir bis dato unbekannten, jüdischen Zeitung auf eine unzensierte und auf den Punkt gebrachte Überschrift eines Artikels, der einfach nur die Realität widerspiegelte. Es handelte sich um einen Artikel von Ulrich Jakov Becker, der in der Jüdischen Rundschau Ende 2016 veröffentlich worden ist. Er trug den Titel: „Im 21. Jahrhundert wurden alle antisemitischen Morde in Europa von Moslems begangen“.

Dieser Artikel hat einfach und verständlich analysiert und schließlich bestätigt, was mir bereits zuvor klar war, aber in Deutschland nicht frei ausgesprochen werden darf: Die größte Gefahr für Juden in Westeuropa ist heutzutage der muslimische Antisemitismus.

Diese Zeitung, die Jüdische Rundschau, ist die vernünftige jüdische Stimme, bei der noch nach der Wahrheit gesucht und diese auch benannt wird.

Ich erinnerte mich, dass ich ein paar Wochen zuvor ein Interview eines Bekannten von mir, namentlich des Hasbara-Machers Sacha Stawski, mit dem Titel „Der deutsch-jüdische Tausendsassa“ gelesen hatte. In diesem Interview hat Sacha in alle Richtungen geschossen und dabei die Namen vieler deutscher Journalisten erwähnt, die den Ruf Israels in Deutschland beschädigen und mit ihren Reportagen ein verzerrtes Israel-Bild zeichnen und dadurch den Antisemitismus in Deutschland befördern.

Dann erinnerte ich mich noch, dass es eine jüdische Zeitung gewesen ist, die dieses Interview veröffentlicht hatte, und nach einer kurzen Recherche sah ich, dass es wieder die Jüdische Rundschau war. Daraufhin wurde die Jüdische Rundschau zu meiner favorisierten Zeitung.

Welche andere Zeitung würde einem zionistischen, jüdischen Freund Israels eine Bühne bieten? Einem Journalisten, der gegen die antisemitischen Mächte der Finsternis in den deutschen Medien kämpft, durch die das „Israel-Bashing“ eine blühende Industrie geworden ist?

So etwas ist nur bei der Jüdischen Rundschau möglich, der einzigen vernünftigen, jüdischen Stimme, auf die ich in Deutschland gestoßen bin. Sie ist eine einzigartige „Voice of the Voiceless“! Diese schuldet niemanden etwas, ist unabhängig und strahlt wie ein Leuchtturm in einer feindlichen Umgebung voller Fake-News und Zensur – genauso wie der Staat Israel ein Leuchtturm der Demokratie im Nahen Osten darstellt.

 

Keine Angst vor der Wahrheit

Diese Zeitung fürchtet sich nicht davor, die Wahrheit zu erzählen und die Vielfalt der Autoren, die für die Zeitung schreiben, ist enorm. Der Staat Israel, der in der Jüdischen Rundschau präsentiert wird, ist die Lösung – und nicht das Problem. Die Zeitung zeigt sowohl die Komplexität als auch die Herzlichkeit dieses Staates. Sie berichtet so, wie ich es von einer jüdischen Zeitung in Deutschland erwarten würde.

Im Laufe der Zeit habe ich erfahren, dass einige Autoren, die auch für diese Zeitung schreiben, Ansichten und Meinungen vertreten, die nicht mit der Meinen übereinstimmen. Sie befinden sich, milde ausgedrückt, auch nicht auf meiner Freundesliste.

Nichtsdestotrotz stellt dies eine Stärke dieser Zeitung dar, und keine Schwäche. Es zeigt vielmehr, dass die Zeitung pluralistisch und unabhängig ist und ein breites Meinungsspektrum abbildet.

Damals wusste ich es noch nicht, doch wie das Schicksal es wollte, begann ich zwei Jahre, nachdem ich die Jüdische Rundschau kennengelernt habe, selbst für die Zeitung zu schreiben. Dabei fand ich heraus, dass diese Zeitung auch als eine fantastische Plattform für die Bekämpfung von Antisemitismus dienen kann.

Ich bin mir sicher, dass sich der linksradikale Israelhasser und Journalist Andreas Zumach bis heute noch nicht von meinem Debütartikel für die Jüdische Rundschau erholt hat. In diesem Artikel habe ich sein wahres Gesicht gezeigt und seine „intellektuellen Verbrechen“ und Lügen gegen das jüdische Volk und den Staat Israel aufgedeckt und entkräftet. Er hat das Erinnern anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht durch seinen antisemitischen Vortrag an der LMU München geschändet.

Und welche bessere Bühne gibt es, um auf die Umtriebe von Andreas Zumach hinzuweisen, als die Jüdische Rundschau? Die Jüdische Rundschau verkörpert für mich die wichtige Mitzwa „Zedek Zedek tirdof“ aus der Thora, was auf Deutsch „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit jage nach“ bedeutet (5. Buch Moses 16, 20).

 

Deutsche Kultur der Selbstzensur

Es ist schwierig den Israelis die Kultur der Selbstzensur, die in Deutschland herrscht, zu erklären. Man muss es hautnah erleben, um es zu verstehen.

Allerdings kann ich dennoch mit großem Stolz sagen, dass es in Deutschland auch eine mediale jüdische Stimme gibt, die nicht zum Schweigen gebracht werden kann.

Diese Zeitung nimmt sich die Freiheit und findet den Mut, um sich mit politisch unkorrekten Themen zu beschäftigen, die vielleicht nicht so attraktiv für das breite Publikum sind, aber doch dafür sorgen, dass die Wahrheit immer ans Licht kommen wird. Egal ob es sich um die widerliche Heuchlerei von deutschen Politikern hinsichtlich ihres „Fake-Kriegs“ gegen Antisemitismus und die BDS-Bewegung geht, um die Finanzierung linksradikaler, dschihadistischer und BDS-naher Organisationen in Israel mit deutschen Steuergeldern oder sogar um den Filz in jüdischen Einrichtungen und Institutionen, die sehr großzügig durch deutsche Behörden finanziert werden, damit diese sie kontrollieren können – die Jüdische Rundschau ist immer da, um die Themen zu beleuchten, die vom Großteil der deutschen Medien unter den Teppich gekehrt werden.  

Auch das pikante Thema „Juden in der AfD“ ist dank der tollen Reportage der amerikanisch-jüdischen Journalistin Orit Afra aus dem Jahr 2018 nicht aus dem Blickfeld der Jüdischen Rundschau verschwunden.

Die Zeitung hat keine Angst davor, die Heiligen Kühe der Deutschen zu schlachten, solange die Schlachtung koscher ist. Das heißt, eine sachliche, professionelle, anständige und fundierte Schreibweise ohne Schleimerei bei mächtigen und einflussreichen politischen und/oder jüdischen Figuren. Damit stellt sie einen Gegensatz zu anderen jüdischen Zeitungen in Deutschland dar.

 

Die „Süddeutsche“ interessierte sich nicht für die Gegendemonstranten

Zum Schluss möchte ich noch eine Anekdote erzählen: Vor acht Monaten habe ich der Jüdischen Rundschau ein Interview gegeben.

Die Zeitung wollte über den Protest der „Im Tirtzu“-Bewegung in Jerusalem angesichts des Besuchs von Bundesaußenminister Heiko Maas berichten, der die Ausweitung der israelischen Souveränität auf Teile Judäas und Samarias verhindern wollte. Während die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrem Bericht über diesen Besuch mich und andere Demonstranten als „Meschugge-Juden“ mit Megafonen dargestellt hat, die nur den Besuch stören und provozieren wollten, strebte die Jüdische Rundschau danach, der Sache auf den Grund gehen. Sie wollte durch das Interview die Hintergründe des Protestes nachvollziehen und vorstellen. Heraus kam ein tolles Interview, das die deutsch-jüdische Autorin Michal Kornblum geführt hat („Ist die israelische Sicherheit wirklich noch deutsche Staatsräson?“).

Das ist für mich die Jüdische Rundschau „in a Nutshell“: Eine Zeitung, die immer nach der Wahrheit strebt, die den Dingen auf den Grund geht und das „große Ganze“ präsentiert, das von den Mainstream-Medien in Deutschland gerne ignoriert oder übersehen wird.

Wie bereits oben erwähnt ist ein unabhängiger, zionistischer und starker Jude nicht unbedingt der Liebling der deutschen Medien. Ich bin froh, dass es die Jüdische Rundschau gibt, die solchen Menschen, Menschen wie mir, eine Stimme verleiht. Dafür trage ich sie in meinem Herzen.

Mazal Tov zu sechs erfolgreichen Jahren nach der Neugründung!

 

 

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