GEZ: Sparen am falschen Ende

Die Erhöhung der GEZ-Beiträge ist gescheitert. Daher meint der NDR nicht etwa die Luxusgehälter politisch affiner Spitzenverdiener einschränken zu müssen, sondern hat die Kommentar-Funktion für kritische Anmerkungen zu seinen Online-Beiträgen dauerhaft ausgeschaltet.

Von Ulrike Stockmann

Schon ein altes Sprichwort besagt, dass man sich gut überlegen sollte, was man sich wünscht, da es einem erfüllt werden könnte. Nun müssen wir Hochmütigen, die wir die Notwendigkeit einer GEZ-Erhöhung übersahen, erste schmerzliche Verluste beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verkraften.

Einer aufmerksamen Achgut.com-Leserin war aufgefallen, dass unter den Online-Beiträgen der NDR-Homepage plötzlich keine Kommentarfunktion mehr angeboten wird. Sie fragte also beim Sender nach. Die Antwort des NDR lautet:

 

„Sehr geehrte Frau ***,

vielen Dank für ihr Mail verbunden mit der Anfrage zur Kommentarfunktion.

Der Anstieg bei der Zahl der Kommentare und die wachsende Zahl von Kommentaren, die gegen die Richtlinien verstoßen, hat den Moderationsaufwand enorm gesteigert.

Die vorhandenen Moderationskapazitäten reichten dafür inzwischen nicht mehr aus.

Der dafür nötige Ausbau der Kommentarmoderation hätte im Kontext der Sparmaßnahmen von 300 Millionen Euro bedeutet, an anderer Stelle im Programm zu kürzen.

Der NDR hat sich dafür entschieden, die Kommentarmoderation nicht auszubauen, sondern dort die Mittel zu streichen und damit auf Kürzungen im Programm in dieser Höhe zu verzichten.

Insofern ist die zentrale Kommentarmoderation auf NDR.de einer von vielen Einschnitten, weil die für den NDR zu erwartenden Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag die allgemeinen Kostensteigerungen nicht auffangen können.

 

Mit freundlichen Grüßen“

 

Brigade von Kommentarmoderatoren

Ich bin entsetzt! Was muss das für eine unverschämte Leser-Meute sein, die den armen NDR unaufhörlich mit unangemessenen Kommentaren bombardiert? Dass die Leute nicht einfach mal mit ihrer eigenen Meinung hinterm Berg halten können! Wen interessiert das bitte?

Regelrecht erschrocken bin ich außerdem über den Umfang der Kommentare. Denn der NDR deutet schließlich an, dass er in der Vergangenheit eine regelrechte Brigade von Kommentarmoderatoren beschäftigen musste, um der Flut der geschmacklosen Pöbeleien Herr zu werden. Wie sonst ließe sich erklären, dass für den Ausbau der Kommentarmoderation „an anderer Stelle im Programm“ hätte gespart werden müssen und die Saläre der Kommentar-Verwalter bei den angekündigten Sparmaßnahmen von 300 Millionen Euro einen scheinbar entscheidenden Posten darstellen?

Kurzfristig fragte ich mich, warum überhaupt gespart werden muss, denn schließlich erhalten ja die Öffentlich-Rechtlichen nicht weniger Geld, sie wurden lediglich um eine erhoffte Erhöhung ihrer Mittel gebracht. Der letzte Satz des Schreibens bringt jedoch Klärung: Der NDR hat mit allgemeinen Kostensteigerungen zu kämpfen. In dieser Stellungnahme des Senders vom vergangenen Mai gibt es weitere Informationen über die Hintergründe der Sparmaßnahmen. Dort heißt es, dass wegen einer ausbleibenden Erhöhung der Rundfunkgebühren seit 2009 und einer Senkung im Jahre 2015 um 48 Cent gespart werden müsse. Der NDR habe auf Rücklagen zurückgegriffen, die künftig nicht mehr zur Verfügung stünden. Woher die „Kostensteigerungen“ jedoch kommen, wird auch hier nicht näher erklärt. Man erhält lediglich den Hinweis, dass ein „durch Asbestfunde in Hamburg notwendig gewordener Neubau“ das Budget zusätzlich belaste. Im NDR-Fernsehen sollen Programm-Einsparungen vor allem im Bereich Unterhaltung erfolgen.

Ich bin jedenfalls froh, dass sich der NDR an den Bedürfnissen seiner Zuschauer orientiert und auf weitere „Kürzungen im Programm“ zugunsten einer Kommentarfunktion verzichtet hat. Auch wenn ich keinen Fernseher besitze, laufen dort bestimmt tolle Sendungen. Glaube ich.

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