Ganz im Sinne des Islam: Die lange Sklavenhaltergeschichte des Irans bis ins 20. Jahrhundert

Als in Europa und den USA bereits das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, wurde im Iran noch unvermindert mit Sklaven gehandelt.

Iranerinnen beim Reisanbau nahe des Kaspischen Meeres.© ATTA KENARE , AFP

Von Anastasia Iosseliani

Despoten und Diktaturen wie das islamo-faschistische iranische Regime versuchen dieser Tage die Proteste und Ausschreitungen aufgrund des gewaltsamen Todes von George Floyd zu instrumentalisieren. Wäre die Situation nicht so tragisch – sie wäre zum Lachen: Denn ein Regime wie das von Teheran, in dem ein Jeder diskriminiert wird, der nicht männlich, persisch und schiitisch-islamisch ist, und in dem Menschen am helllichten Tage an Baukränen aufgehängt werden, versucht sich nun zu einem Hüter von Menschenrechten und des Anti-Rassismus zu stilisieren! Besonders bizarr wird das Ganze, wenn die Repräsentanten des Regimes wie Ali Larijani den ehemaligen, amerikanischen Präsidenten Barack Obama als «Kaka Siah» beschimpfen, persisch für «Nigger».

Aber damit nicht genug: Der Iran ist der Nachfolger der Perserreiche. Perserreiche? War da nicht was? Ja, nämlich eine blutige Kolonialgeschichte, über die ich in diesem Beitrag schreiben werde. Dabei werde ich mich auf die Geschichte der georgisch-kaukasischen Sklaven und den Reisanbau in den nördlichen Provinzen des heutigen Irans, nämlich Mazandaran und Gilan, konzentrieren, denn nach Ansicht von Wissenschaftlern wie der Historikerin Behnaz A. Mirzai kam die Mehrheit der Sklaven der Perserreiche aus dem Kaukasus.

Während Kolonialgeschichte und die damit oft einhergehende Sklaverei in zivilisierten und demokratischen Staaten gut erforscht sind und zum Lebensinhalt mancher «Social Justice Warrior» wurden, wird zum Beispiel die persische (und osmanische) Kolonialgeschichte im Kaukasus unter den (Perser-)Teppich gekehrt und entweder ignoriert oder relativiert.

Das Perserreich hatte bereits zu einem Zeitpunkt kaukasische Bevölkerungsgruppen, darunter abertausende Georgier, unterworfen und einen schwunghaften Menschenhandel betrieben, als die Niederländische Westindien-Kompanie (sie versklavte die Menschen aus Afrika und brachte sie in die Neue Welt) noch nicht einmal existierte. Nicht nur begannen die Perserreiche viel früher mit dem Sklavenhandel als die Niederländer, Briten und Amerikaner – sie handelten auch über einen viel längeren Zeitraum mit Sklaven. Denn die Sklaverei wurde im Iran erst nach der Konstitutionellen-Revolution im Jahr 1929 abgeschafft! Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Zu einem Zeitpunkt, als die ersten zivilisierten Staaten Frauen das Stimm- und Wahlrecht gaben, wurde im Iran noch mit Sklaven gehandelt.

Durch diese Sklaven wurde in den Perserreichen eine Delikatesse zu einem Grundnahrungsmittel. Die Rede ist vom Reis. Vor nicht allzu langer Zeit war Reis in den Perserreichen noch ein Luxusgut, erst die ethnischen Säuberungen der Safawiden (persische Herrscher-Familie) im Kaukasus und die Deportation der georgischen Sklaven nach Gilan und Mazandaran, den Hauptanbaugebieten von Reis der Perserreiche und des Iran, führten dazu, dass der Preis von Reis kontinuierlich sank und Reis schließlich zu einem Grundnahrungsmittel werden konnte. Davor wurden Kochtechniken wie «Tah Dig» verwendet, um ja kein Reiskorn beim Kochen zu verbrennen. Bei dieser Technik wurde der «Tah» (dt. Boden) des «Dig» (dt: Topf) mit einer Schicht aus Brotresten bedeckt. Einerseits sorgte diese Schicht für eine knusprige Kruste, die sich am Topfboden bildete, andererseits verhinderte diese Schicht, dass der kostbare Reis anbrennen konnte.

 

Rassismus der niedrigen Erwartungen

Reisanbau im Iran hat eine ähnlich schmutzige und blutige Geschichte wie die Baumwollindustrie in den Südstaaten der USA. Nur das im Falle des Irans diese blutige Geschichte bis heute nicht aufgearbeitet wurde. Stattdessen wird der Iran immer noch als Teil der Elenden des «globalen Südens» angesehen und somit werden sowohl die heutigen wie auch die historischen Missetaten dieses unmenschlichen Regimes und dessen Vorgänger immer wieder relativiert und ignoriert. Dies verhindert echten Fortschritt und sorgt dafür, dass ein Regime, das mehr als 1001 historische Leichen im Keller hat, gestärkt wird und somit auch weiterhin seine Ideologie der «Islamischen Revolution» und damit den schiitischen Terrorisismus verbreiten wird.

Währenddessen wird das Leid und das Blut jener kaukasisch-georgischen Sklaven ignoriert, die von den persischen Schahs ins iranische Kernland verschleppt wurden.

Die moderne Unsitte, dass man pauschal alle nicht-westlichen Staaten zu Opfern des Kolonialismus und des westlichen Imperialismus erklärt, wird den Fakten nicht gerecht, weil die Kolonialgeschichte von Staaten wie dem Iran und der Türkei so nicht richtig wiedergegeben wird, und damit die Opfer dieser Kolonialgeschichte ihrer Stimme beraubt werden. Durch diesen «Rassismus der niedrigen Erwartungen» gegenüber unmenschlichen Regimen, die eine Geschichte als Kolonisatoren haben, machen sich zivilisierte Staaten zu Tanzbären eben dieser Regime und geben sich so nicht nur der Lächerlichkeit preis, sondern opfern auch zivilisatorische Errrungenschaften wie Menschen- und Bürgerrechte.

Karl Marx sagte einst, dass die Geschichte sich wiederholen würde, zuerst als Tragödie und dann als Farce. Heute versuchen ausgerechnet die Nachfahren jener, die den Kaukasus unterjocht und die dortigen Völker versklavt haben, sich als Kämpfer gegen Rassismus und Ungerechtigkeit zu stilisieren.

 

Iran finanziell austrocknen

Deshalb braucht es in meinen Augen nicht nur Irankritik, sondern dem Iran müssen Grenzen aufgezeigt werden wie damals im «Vertrag von Golestan» (1813). Denn solange man in Teheran noch genug Geld und Ressourcen hat, um Terroristen wie den «Islamischen Dschihad», die Hamas und die Hisbollah zu unterstützen und sich in inneramerikanische Angelegenheiten einzumischen, sind Sanktionen die einzige Sprache, die man in Teheran versteht.

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