Islamistische Netzwerke in Deutschland und ihre linken israelfeindlichen Unterstützer
Staat und Justiz bekämpfen halbherzig salafistische Strukturen. Linke Anwälte missbrauchen währenddessen den Rechtsstaat, um radikalen Vertretern des Islam zur Seite zu stehen.
Bei Islam-Konvertit Pierre Vogel laufen viele Fäden der Szene zusammen.© WIKIPEDIA
Im Mai 2012 führte Omaima A. ein Spendenkonto zur Unterstützung von Murat K.. Der „Bruder“, so wurde er dort genannt, säße im Gefängnis, weil „die Tawaghit ein Exempel“ an ihm „statuieren wollen“. „Tawaghit“ sind die „Feinde Mohammeds“. Murat K. war wegen versuchten Polizistenmordes angeklagt, musste sich wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruchs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vor Gericht verantworten. Er wurde zu sechs Jahren verurteilt und, nachdem er diese verbüßt hatte, im Mai 2018 in die Türkei abgeschoben. In der salafistischen Szene wurde der „Bruder“ für seine Tat als „Löwe“ gefeiert. Murat K. hatte mit einem Messer zwei Polizeibeamtinnen in die Oberschenkel gestochen. Die Staatsanwaltschaft wertete das als Mordversuch.
Im Mai 2012 demonstrierte die rechtsextreme Partei „Pro NRW“ gegen die saudi-arabische „König-Fahd-Akademie“ in Bonn. Dagegen wiederum hatten Salafisten mobilisiert. Murat K. lebte damals im hessischen Sontra und konnte einen Lebenslauf vorweisen, der später immer wieder Beteiligte an Terroranschlägen beschreiben sollte: Laut „Spiegel“ geriet „der Sohn türkischer Einwanderer“ bereits als Teenager „auf die schiefe Bahn, brach ein, nahm Drogen, überfiel Kioske, prügelte sich in Straßenbahnen und klaute Handys“.
„Ich war kein guter Mensch“, zitiert ihn das Nachrichtenmagazin aus Hamburg, doch sei daran auch die Gesellschaft schuld gewesen: „Mir wurden Alkohol und Zigaretten gegeben. Die Sachen wurden mir so hingestellt.“
Dem Magazin zufolge änderte sich das, nachdem er den Salafisten-Prediger Pierre Vogel kennenlernte und in der Religion, der „wahren Religion“, Halt fand. „Mit großer Begeisterung lauschte K. den Vorträgen des charismatischen Salafisten-Predigers und Ex-Berufsboxers Pierre Vogel und versuchte, sich an der berüchtigten Islamschule in Braunschweig fortzubilden“, so der „Spiegel“.
Im Mai 2012 führten Murat K. seine frommen Wege nach Bonn, wo die „Ungläubigen“ nicht nur gegen die saudische Akademie protestierten, sondern dabei auch noch Mohammed-Karikaturen zeigten. Damit hatten die Polizeibeamtinnen, die Opfer seines Messerangriffs wurden, zwar nichts zu tun, aber, so argumentierte er dem „Spiegel“ zufolge vor Gericht:
Der Staat habe es erlaubt, dass die Mohammed-Karikaturen gezeigt würden und deshalb sei es die Pflicht jedes rechtgläubigen Muslims gewesen, dessen Repräsentanten anzugreifen. Die Polizistinnen hätten ihren Dienst „ja verweigern können“, rechtfertigte K. auf krude Weise seinen Angriff.
„König-Fahd-Akademie“ in Bonn als Zentrum der Bewegung
Die inzwischen geschlossene „König-Fahd-Akademie“ in Bonn war sozusagen der Außenposten des sunnitischen Königshauses von Saudi-Arabien. Eingeweiht wurde das knapp 30 Millionen DM teure Objekt am 15. September 1995; offiziell als Schule für Kinder aus saudischen Familien, die vorübergehend in Deutschland lebten. Entsprechend war der Lehrplan unabhängig von staatlicher Kontrolle. Das war jedoch nur ein Teil der Wahrheit, der Akademie war eine Moschee angeschlossen und sie wurde nicht nur von vorübergehend hier lebenden Kindern besucht.
Bereits Anfang dieses Jahrtausends deckte u.a. das Politmagazin „Panorama“ enge Verbindungen zu fundamental-islamischen Kreisen in Deutschland auf.
Nebulöse Umbenennungen
So war Ibrahim El-Zayat offiziell beim Bonner Amtsgericht als Begünstigter im Falle einer Vereinsauflösung eingetragen. El-Zayat galt in den 1990er Jahren als Vertreter der „World Assembly of Muslim Youth“ (WAMY) und bekleidete eine hohe Funktion im „Islamischen Konzil Deutschland“, das indes seit 2003 nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten ist.
El-Zayat war von 2002 bis 2010 Vorsitzender der „Islamischen Gemeinschaft Deutschland“ (IGD), die sich 2018 in „Deutsche Muslimische Gemeinschaft“ (DMG) umbenannte und zu den Gründungsmitgliedern des „Zentralrats der Muslime in Deutschland e. V.“ gehörte. Aktuell ruht die Mitgliedschaft, nachdem die IGD, jetzt DIG, von Sicherheitsbehörden als dem weltweiten Netzwerk der Muslimbruderschaft zugehörig bezeichnet wurde.
Über die Akademie in Bonn wurden Stipendien für Koranstudien in Mekka und in Pakistan vergeben. Beim Casting der Studenten war u.a. Naadem Elyas, der ehemalige Vorsitzende des „Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V.“ (ZMD), behilflich. Außerdem vermittelte Ahmad von Denffer vom „Islamischen Zentrum München“ (IZM) Stipendien für Koranschulen in Islamabad.
Einige der Stipendiaten, die von der „König-Fahd-Akademie“ an Koranschulen in Saudi-Arabien oder Pakistan vermittelt wurden, wurden später mit terroristischen Anschlägen in Verbindung gebracht.
Viele Gotteskrieger kommen aus dem kleinkriminellen Milieu
Auch Pierre Vogel ging 2004 mit einem Stipendium für drei Semester an das „Arabische Institut für Ausländer“ an der Umm-Al-Qura-Universität in Mekka.
Zusammen mit dem gebürtigen „Palästinenser“ Ibrahim Abou-Nagie versuchte Pierre Vogel gezielt, Kinder und Jugendliche zum salafistischen Islam zu bekehren. Ibrahim Abou-Nagie startete das deutschsprachige Internetportal „Die Wahre Religion“. Daraus entstand der Verein „Die Wahre Religion“ (DWR), bzw. die „Stiftung Lies“, die durch Koranverteilungen in deutschen Innenstädten von sich reden machte. DWR wurde 2016 verboten, obwohl der Berliner Menschenrechtsanwalt Eberhard Schultz versuchte, das zu verhindern.
Dieser ist auch Autor des im Hamburger VSA-Verlag erschienen Buches mit dem Titel: „Feindbild Islam und institutioneller Rassismus. Menschenrechtsarbeit in Zeiten von Migration und Anti-Terrorismus“. Als 2017 dem Al-Quds-Marsch in Berlin das Verbot drohte, war es Schultz, der den makabren Aufzug vor Gericht durchboxte.
Ende 2019 trat er als Redner auf bei der „13. Konferenz der Palästinenser in Europa“, redete sehr lang, offenbar so lange, dass es selbst den Veranstaltern zu viel wurde, die B.Z. schreibt: „Er redete lange und wurde von der Bühne geführt.“ Laut B.Z. rühmte er sich in seiner Rede damit, erreicht zu haben, „dass ein Palästinenser, der einen Davidstern mit einem Hakenkreuz verbunden habe, freigesprochen wurde, da dies durch die Meinungsfreiheit gedeckt sei. Er sagte, solange noch ein Palästinenser unterdrückt würde, könne kein Deutscher frei leben.“
Pierre Vogel hatte auch Kontakt zu Denis Cuspert alias Deso Dogg: In einem in der Neuköllner „Al-Nur-Moschee“ aufgenommenen Video sprach der Rapper der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge mit Pierre Vogel und erklärte seinen Ausstieg aus dem Rap-Geschäft. Auch Cuspert hatte eine „Karriere“ als Kleinkrimineller und Gewalttäter hinter sich und fand eigenen Angaben zufolge schließlich Halt im Glauben.
Gemeinsam mit Mohamed Mahmoud aus Österreich gründete er die „Millatu Ibrahim Moschee“ in Solingen. Auch „Millatu Ibrahim“ tingelte durch die Städte und versuchte junge Menschen zum Islam zu bekehren. Ende Mai 2012 wurde die Organisation verboten, Cuspert setzte sich zunächst nach Ägypten, später ins IS-Kalifat ab, wo er zu einer „der Hauptpersonen des Al Hayat Media Centers, der Medienorganisation der Terrormiliz Islamischer Staat“ aufstieg.
Später heiratete er Omaima A., nachdem deren Ehemann Nadir Hadra in Kobanê gefallen war. Nadir Hadra war auch in Sachen „Lies“ aktiv und Omaima A. hatte ebenfalls enge Kontakte zu Deso Doggs engem Weggefährten Mohamed Mahmoud. Das belegt das Bildmaterial in dem von Jenan Moussa gefundenen Handy.
Denis Cupsert war einer der Wortführer bei der Demonstration im Mai 2012 vor der „König-Fahd-Akademie“ in Bonn. So schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei seiner Witwe Omaima A. angelangt, der vermutlich ab Mai vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) der Prozess gemacht werden wird.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform
Werbung