Die Geringschätzung und die politisch gewollte Ausblendung des jüdischen Beitrags zum sowjetischen Sieg 1945

Die Sowjetunion zahlte den höchsten Blutzoll des Zweiten Weltkriegs – nach neuen Schätzungen sogar mit weit mehr als 20 Millionen Opfern. Der jüdische Anteil an den sowjetischen Kriegsanstrengungen und Kriegsopfern wurde jedoch damals wie heute bewusst kleingeredet.

Der Vertreter der Luftwaffe, Generaloberst Stumpf, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, und Admiral von Friedeburg für die Kriegsmarine unterzeichnen die Kapitulationserklärung. © AFP

Von David Szymanowski

Am frühen Morgen des 9. Mai 1945 wachte ich von Freudenschreien auf: „Der Krieg ist vorbei! Deutsche – kaputt!“ Im Innenhof umarmten sich alle Nachbarn, die sonst so zurückhaltenden Sibirier, lachend und weinend. Schließlich kämpften in fast jeder Familie Väter und Kinder, und viele von ihnen starben. Ich rannte zur Schule, wo man uns sagte, dass es keinen Unterricht geben wird. Und wir, die Achtklässler, gingen zusammen mit den Menschenmassen auf die Hauptstraße von Krasnojarsk. Vor uns, taumelnd, ein Soldat mit verbundenem Kopf und „Katjuscha“ schreiend. Wir umarmten ihn und gingen weiter, militärisch-patriotische Lieder singend, bewegten wir uns dem ersten friedlichen Tag zu ...

Etappenweise Kapitulation

Später erfuhr ich, dass die Wehrmacht bereits schon früher begonnen hatte, sich teilweise der Gnade der Sieger zu unterwerfen. Am 29. April 1945 wurde die Kapitulation durch Generaloberst Heinrich von Vietinghoff-Scheel, Kommandeur der Heeresgruppe in Italien und Österreich, unterzeichnet. Am 2. Mai kapituliert die Berliner Garnison unter dem Kommando von General Weidling vor der Roten Armee. Am 4. Mai nahm der britische Generalfeldmarschall Bernard Montgomery in Lüneburg die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Holland, Dänemark, Schleswig-Holstein und Nordwestdeutschland vom Kommandeur der deutschen Marine, Admiral Friedeburg, entgegen. Und am 5. Mai akzeptierte der amerikanische General Devers die Kapitulation des Kommandanten Schultz der deutschen Truppen in Bayern und Tirol.

Hitlers Testament gemäß wurde in Flensburg eine Übergangsregierung unter Großadmiral Dönitz gebildet. Sie schätzte die militärische Lage als aussichtslos ein und war bestrebt, durch einen separaten Waffenstillstand im Westen und die Fortsetzung des Krieges gegen die UdSSR zusammen mit den Armeen der Alliierten so viele Deutsche wie möglich zu retten. Der Versuch, ein solches Abkommen abzuschließen, wurde von Admiral Friedeburg und General Jodl unternommen, der am 5. und 6. Mai nach Reims in Nordfrankreich, dem Hauptquartier des alliierten Befehlshabers General Eisenhower, flog, um eine einseitige Kapitulation aller deutschen Truppen an der Westfront vorzuschlagen.

Eisenhower forderte allerdings, dass die Deutschen alle Bedingungen der alliierten Streitkräfte akzeptieren, entsprechend der Entscheidung von Roosevelt, Churchill und General de Gaulle auf der Konferenz in Casablanca (Januar 1943) über die vollständige und bedingungslose Kapitulation der „Achsenmächte“. Als Ergebnis der Verhandlungen wurde in der Nacht vom 7. Mai in Reims von den Generalstabschefs der Wehrmacht und der Westalliierten unter Beteiligung des Chefs der sowjetischen Militärmission, Generalmajor Susloparow, ein vorläufiger Akt der allgemeinen Kapitulation unterzeichnet. Er schickte den vorgeschlagenen Text sofort nach Moskau, aber die Antwort kam nicht rechtzeitig, weshalb Susloparow beschloss, das Gesetz im Namen der UdSSR zu unterzeichnen. Demnach sollten die deutschen Truppen die Militäroperationen am 8. Mai um 23.01 Uhr beenden.

Berlin-Karlshorst statt Reims

Doch Stalin erklärte erst mit Verspätung seine kategorische Ablehnung der Annahme dieses Dokuments: Die Kapitulation sollte als wichtigster historischer Akt vollzogen und nicht auf dem Territorium der Sieger, sondern dort angenommen werden, wo die Nazi-Aggression herkam – in Berlin, und zwar nicht einseitig, sondern notwendigerweise vom Oberkommando aller Länder der Anti-Hitler-Koalition.

Die feierliche Unterzeichnung der Akte über die vollständige und bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte fand am 8. Mai um 22.43 Uhr (23.43 Moskauer Zeit) im Berliner Stadtteil Karlshorst statt, in dem Gebäude, in welchem sich früher der Offiziersclub der Wehrtechnischen Schule befand. Auf deutscher Seite wurde das Abkommen unterzeichnet von: Dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Keitel, und den Vertretern der Luftwaffe und der Marine, Generaloberst Stumpf und Admiral von Friedeburg. Die Kapitulation wurde angenommen von Marschall Schukow von sowjetischer Seite – Marschall Tedder (Großbritannien), General Spaatz (USA) und General de Latre de Tassigny (Frankreich) setzten ihre Unterschriften als Zeugen. Um die Kapitulation im Namen des alliierten Kommandos entgegenzunehmen, sollte Eisenhower einfliegen, allerdings wurde er von Churchill und einer Gruppe von Offizieren, die mit der Zweitunterschrift unzufrieden waren, aufgehalten. Dieses Abkommen schuf einen Waffenstillstand an allen Fronten des Zweiten Weltkriegs und verpflichtete die deutsche Wehrmacht zur Einstellung der Feindseligkeiten und zur vollständigen Abrüstung.

Der englische Premierminister Churchill und der US-Präsident Truman beglückwünschten am 8. Mai ihre Mitbürger zu diesem Sieg. Und in der Sowjetunion erfuhren die Menschen von der Kapitulation der Deutschen durch die Botschaft des Sovinformburo am 9. Mai 1945 um 2.10 Uhr morgens. Lewitan verlas den Akt der Kapitulation des faschistischen Deutschlands und das Dekret des Präsidiums des Obersten Rats der UdSSR anlässlich der Verkündung des 9. Mai als „Tag des Sieges“. Am Abend wandte sich Stalin an das Volk, es wurde der Befehl zu einem Artilleriesalut mit 30 Salven von 1000 Geschützen verlesen. Am 5. Juni 1945 wurde die Niederlageerklärung über Deutschland unterzeichnet, mit der alle Macht auf die Sieger übertragen wurde. Die letzte Feier des Sieges über Deutschland war eine triumphale Militärparade in Moskau am 24. Juni 1945.

Der Beitrag der Westalliierten zum Sieg wird im heutigen Russland kleingeredet

Doch seit 1948 war der 9. Mai kein Feiertag mehr, und 17 Jahre lang beschränkten sich die Feierlichkeiten auf das Feuerwerk. Im Jahr 1965 wurde der „Tag des Sieges“ wieder zu einem offiziellen Feiertag erklärt, der den „Stolz auf die sozialistische Heimat“ wiederbeleben sollte.

In Putins Russland wird der Mythos vom außergewöhnlichen Sieg der Sowjetunion kultiviert, die Rolle der westlichen Länder bei der Niederschlagung des Hitlerismus deutlich kleingeredet und die objektive Analyse des Zweiten Weltkriegs durch das Strafgesetzbuch der Russischen Föderation unter Strafe gestellt. Verschwiegen werden die Kämpfe der Alliierten im Pazifischen Ozean, wodurch die Bedrohung der Sowjetunion durch den japanischen Militarismus beseitigt wurde, ebenso sowie die Kämpfe in Afrika, im Mittelmeerraum und in Westeuropa, durch die bedeutende Streitkräfte der Wehrmacht von der Verlegung an die Ostfront abgelenkt wurden. Ebenso wird die enorme materielle Unterstützung der Sowjetunion bei der Kreditvergabe verschwiegen. Der Tag des Sieges in Russland wird mit Pomp und Demonstration furchteinflößender Waffen durchgeführt.

Das erinnerungswürdige Datum, das zu einem Tag der Trauer, der Scham und der Schuld werden sollte, ist im Wesentlichen zu einer ungezügelten Manifestation der Größe des Staates geworden. Zum Symbol des Feiertages wurden die „Bänder des heiligen Georg“, die an die militärischen Auszeichnungen der Stalinzeit angelehnt wurden, und diese wiederum an die königlichen Orden und Kreuze des Zarenreichs zu Ehren des heiligen Georg. Die Aufregung um dieses Attribut drückt den Geist des großrussischen Chauvinismus, Militarismus und Obskurantismus aus. Der Dichter und Publizist Lev Rubinstein sieht darin einen „Versuch, das menschliche Gedächtnis zu bürokratisieren“, Agitationsrausch und einen Indikator für die Loyalität des Kremls. In einigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion ist seine Verwendung gesetzlich verboten.

Stalin machte anfänglich mit Hitler gemeinsame Sache

Die sowjetische Propaganda nannte den Krieg von 1941-1945 „groß“ und „heilig“. Putins Regime, das auf die patriotischen Gefühle der Bevölkerung spekuliert, heroisiert und romantisiert diese Tragödie der Völker der UdSSR, bläht die Rolle Stalins als „Organisator und Inspirator des Sieges über Hitlerdeutschland“ auf. Ignoriert wird die Tatsache, dass dieser Krieg ursprünglich Teil eines blutigen Weltmassakers war, zu dessen Hauptinitiatoren und Anstiftern die Sowjetunion gehörte. Hätte Stalin in den 1930er Jahren, in den Wahn geraten, Russlands einstige Größe wiederzubeleben, sich gegen den Einfluss der Kommunisten auf andere Länder gewehrt und sich den westlichen Demokratien angenähert, hätte die Realität eine völlig andere historische Alternative geboten: ein militärisches und politisches Bündnis gegen Nazideutschland hätte dessen aggressiven Pläne rechtzeitig eingedämmt.

Einen gravierenden Fehler begingen damals die Regierungen Englands und Frankreichs, besorgt durch die expansionistischen Pläne der Nazis und Kommunisten. Mit dem Abschluss eines gesonderten Abkommens in München, um Hitler auf Kosten der Tschechoslowakei zu „besänftigen“, förderten sie dessen Aggressionen nur, und steigerten das Misstrauen von Stalin gegenüber dem Westen, der begann, nach „profitableren“ Wegen zur Verwirklichung seiner bösen Absichten zu suchen. Er ging eine direkte Verschwörung mit Hitler ein, die in Form des Molotow-Ribbentrop-Pakts (August 1939) formalisiert wurde, welcher den Verzicht des Dritten Reichs und der Sowjetunion auf gegenseitige Angriffe und Militärbündnisse gegeneinander, sowie ein geheimes Protokoll über die Aufteilung der Einflussgebiete in Osteuropa zwischen diesen Mächten vorsah.

Das Bündnis mit der Sowjetunion hielt Hitler bei der Besetzung Frankreichs den Rücken frei

Bereits am nächsten Tag nach der Ratifizierung dieser Dokumente griff Nazi-Deutschland Polen heimtückisch an, was einen neuen Weltkrieg auslöste. Die Sowjetunion nutzte die Situation aus, um die westlichen Regionen der Ukraine und Weißrusslands, die baltischen Staaten, Bessarabien, die Nordbukowina und einen Teil Finnlands zu annektieren. Tatsächlich sind diese aggressiven Aktionen zu Schlüsselereignissen des Zweiten Weltkriegs geworden. Andererseits garantierte der Vertrag mit der UdSSR Deutschland eine wohlwollende Rückendeckung im Osten und großzügige Hilfe durch sowjetische strategische Güter, was zur Konzentration seiner Streitkräfte im Westen, zur raschen Niederlage der alliierten Armeen und zur Einnahme fast ganz Kontinentaleuropas beitrug, dessen Ressourcen später von den Deutschen im Krieg gegen die Sowjetunion in großem Umfang genutzt wurden.

Eine Reihe russischer Quellen sind der Meinung, dass der „Erfolg“ der sowjetischen Diplomatie ein enormer geostrategischer Fehler war, da dieser dem Land einen katastrophalen Schaden zufügte. Stalin hoffte, den langfristigen, gegenseitig erträglichen Kampf Deutschlands und der westlichen Länder zur Stärkung der militärischen Macht der UdSSR nutzen zu können, um einen präventiven Offensivschlag gegen die Deutschen zu führen und das durch den Krieg geschwächte Europa zu erobern. In Wirklichkeit griff die Wehrmacht, nachdem sie im Westen gemeinsam mit den Verbündeten Blitzsiege errungen hatte, am 22. Juni 1941 an der gestreckten und schwach befestigten sowjetischen Grenze an und führte rasch eine breite Offensive im Landesinneren durch. Und die Rote Armee, welchem dem Feind personell und militärisch überlegen war, erlitt in den ersten anderthalb Jahren des Krieges eine vernichtende Niederlage.

29.574.900 Wehrpflichtige und 1.200.000 Kollaborateure

Der patriotische Aufschwung, der vor allem einen Teil der Stadtbewohner und Jugendlichen betraf, die für die sowjetische Propaganda am empfänglichsten waren, ging mit dem Rückzug der Roten Armee zurück. Am Anfang gab es viele Freiwillige, vor allem unter den Kommunisten und dem Komsomol, aus denen sich unter der Kontrolle des Parteiorganismus und des NKWD Milizgruppen und Kämpferbataillone bildeten, die oft nicht einmal mit Gewehren ausgerüstet waren. Die Hauptquelle für die Auffüllung der Armee war die allgemeine Mobilisierung, die in allen Kriegsjahren 29.574.900 Wehrpflichtige zur Verfügung stellte. Aber es gab viele Deserteure, die sich mit verschiedenen Mitteln der Wehrpflicht entzogen haben und brutal verfolgt, in Strafbataillone geschickt, bis hin zur Hinrichtung mit Beschlagnahme von Eigentum bestraft wurden. Ihre Komplizen und sachkundigen Verwandten wurden bis zu 10 Jahre inhaftiert, alle anderen wurden in entlegene Gebiete Sibiriens verbannt. Während der gesamten Kriegszeit waren es 2,5 Millionen Menschen, einschließlich der Überläufer zum Feind, die vor der Roten Armee flohen. Von ihnen wurde fast 1 Million verurteilt und 150.000 erschossen.

Unter denen, die nicht an der Front für die Sowjetmacht und die sozialistische Ordnung kämpfen und sterben wollten, waren mit der Kollektivierung und Verschleppung unzufriedene Bauern, oppositionelle Intellektuelle und Arbeiter, Mitglieder der unterdrückten und deportierten Familien, Kämpfer für die nationale Freiheit ihrer ethnischen Gruppen. Besonders viele von ihnen tauchten unter der Bevölkerung der kürzlich annektierten Regionen auf. Sie wurden zu Kollaborateuren – Komplizen der Besatzer, gingen zur örtlichen Polizei und zu antisowjetischen Abteilungen der ukrainischen Rebellenarmee und den baltischen „Waldbrüdern“. In den Reihen der Wehrmacht gab es Militäreinheiten verschiedener Völker der UdSSR: „Ost-Legionen“ mit bis zu 213.000 Menschen, die „Russische Befreiungsarmee“ von Wlassow mit 130.000, die Kosakendivisionen mit 70.000 Menschen. Insgesamt schlossen sich etwa 1,2 Millionen ehemalige Sowjetbürger der Wehrmacht, der SS und verschiedenen Kollaborateurs-Einheiten an.

Stalins Misstrauen gegenüber der eigenen Bevölkerung

Im Gespräch mit dem amerikanischen Diplomaten W. Harriman im Herbst 1941 gab Stalin zu: „Wir wissen, dass unser Volk nicht für eine Weltrevolution kämpfen will, er wird nicht für die Sowjetmacht kämpfen. Vielleicht wird es für Russland kämpfen“. Die Unwilligkeit, „für das Vaterland, für Stalin“ zu sterben, wird auch durch die riesige Masse der sowjetischen Soldaten belegt, die sich ergeben hatten. Verschiedenen Daten zufolge betrug die Gesamtzahl der Gefangenen während des Krieges bis zu 5,2 Millionen Menschen. Der Kampfgeist der Roten Armee wurde durch Politstellvertreter, Sonderlinge und Smersch-Angehörige erhöht. Seit Juni 1941 wurden in der Roten Armee Absperrkommandos für den „rücksichtslosen Kampf gegen Spione, Verräter, Saboteure, Deserteure und alle Arten von Panik und Desorganisatoren“ geschaffen. Und im Sommer 1942 wurde ein Befehl des Verteidigungskommissars erlassen, № 227, der den Titel „Keinen Schritt zurück!“ trug. Auf die zurückweichenden sowjetischen Soldaten eröffneten Barrikadentruppen gezielt das Feuer aus Maschinengewehren.

Selbstverständlich gab es viele Heldentaten, wahre Manifestationen von Mut und Tapferkeit an der Front. Als Soldaten und Offiziere Kampferfahrung und militärisches Geschick gesammelt hatten, wuchs die Disziplin der Armee, der Wille und die Fähigkeit, den Feind zu besiegen. Der historischen Wahrheit folgend macht es jedoch wenig Sinn, über den universellen „feurigen Patriotismus“ und „Massenheroismus“ während des Krieges, über die „führende Rolle“ der Kommunistischen Partei, die „moralische und politische Einheit“ der sowjetischen Gesellschaft und die „brüderliche Freundschaft der Völker“ zu sprechen. Nach Ansicht des Philosophen Grigory Pomerants „wissen wir immer noch nicht, wie wir die anonymen Heldentaten tausender Kämpfer vom Schatten eines blutigen Despoten trennen können.“

Der Krieg in Zahlen – die Sowjetunion hatte sogar mehr Panzer und Flugzeuge als die Deutschen

Wir haben aus den Militärberichten über die von unseren Truppen zurückgelassenen Städte bittere Lehren gezogen, konnten uns aber nicht vorstellen, welch schreckliche Katastrophe ihre Niederlagen bei Minsk, Witebsk, Kiew, Wjasma, Charkow und auf der Krim, wo ganze Armeen umzingelt wurden, bedeuten würden. Zum Ende des Jahres 1942 hielten die Deutschen 1.926.000 Quadratkilometer des Territoriums der UdSSR besetzt – mit einer Bevölkerung von 70 Millionen Menschen. Sie zerstörten 1.780 Städte, Ortschaften und Dörfer, zerstörten 32.000 Industriebetriebe, 4.100 Bahnhöfe, 36.000 Kommunikationsunternehmen, plünderten 103.000 kollektive und staatliche Bauernhöfe, zerstörten 40.000 medizinische Einrichtungen, 84.000 Bildungseinrichtungen. Der Schaden für unsere Wirtschaft belief sich auf 2,6 Billionen Rubel. Das Land hat ein Drittel seines nationalen Reichtums verloren.

Was sind die Gründe für das niederschmetternde Versagen der sowjetischen Militärführung? Stalinisten führen dies auf den plötzlichen Angriff der Wehrmacht auf die UdSSR und die Überlegenheit des Feindes in Bezug auf Personal, Technologie, militärische Ausbildung und Kampferfahrung in großem Maßstab zurück. Dies ignoriert die Beweise dafür, dass Stalin sich der bevorstehenden Invasion der deutschen Truppen hinreichend bewusst war. Er unterschätzte diese Daten deutlich, überschätzte die Rote Armee und ergriff nicht rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen zur Stärkung der Verteidigung. Die Fakten zeigen, dass die Zahl unserer Divisionen, Panzer, Geschütze und Flugzeuge zu Beginn des Krieges die Zahlen der Deutschen und ihrer Verbündeten überstieg. Aber die Armee wurde nicht rechtzeitig mobilisiert und entlang der westlichen Grenzen eingesetzt. Die Erfahrungen aus den militärischen Operationen auf Chalkhin-Gol und in Finnland wurden nicht vollständig berücksichtigt. Es herrschte ein akuter Mangel an qualifizierten Militärfachkräften, von denen viele während der stalinistischen Repressionen gestorben sind. Ein Großteil der militärischen Ausrüstung war veraltet oder bedurfte größerer Reparaturen.

Im Gegensatz zu den prahlerischen öffentlichen Behauptungen, dass wir bereit seien, gegen jeden Aggressor vorzugehen, waren die Behörden und das Kommando angesichts einer tödlichen Bedrohung inkompetent. In der Folgezeit lernten die sowjetischen Kommandeure, wie sie den Feind besiegen konnten, aber die Ergebnisse wurden oft auf Kosten unangemessen hoher Verluste erzielt, ohne die Suworow-Forderung zu berücksichtigen: „Gewinne nicht durch Zahl, sondern durch Geschicklichkeit.“ Der Erfolg vieler offensiver Operationen wurde mit exorbitanten Opferzahlen bezahlt, nach dem zynischen Prinzip „das Ziel heiligt die Mittel“. A. Galich schrieb später mit Schmerz darüber:

„Und es war den Soldaten bekannt,

die durch den Krieg aus dem Haus gerissen,

die die Städte zu gesetzten Daten einnahmen.

Und deshalb, um jeden Preis...

Daher, wir wussten es.

Und dennoch, ohne Gnade zu sich selbst oder anderen gegenüber,

kämpften, legten uns ins Zeug,

um den Arsch des Anführers zu retten.“

29 statt 20 Millionen tote Sowjetbürger?

Stalin hat die menschlichen Verluste des sowjetischen Volkes im Krieg deutlich unterschätzt, als er die Zahl von 7 Millionen Menschen nannte. Breschnew sprach bereits von mehr als 20 Millionen Toten, und die vollständigen Daten zeigen, dass es 29 Millionen waren. 11.944.100 von ihnen waren Soldaten, die im Kampf starben, an Wunden und Krankheiten, oder nicht aus der Gefangenschaft zurückkehrten. Darüber hinaus wurden 15.205.592 sowjetische Soldaten verwundet, erlitten Verletzungen, Erfrierungen und Verbrennungen unterschiedlicher Schweregrade, und 2.576.000 von ihnen wurden lebenslang behindert. Schließlich war ein erheblicher Teil der Kriegsopfer Zivilisten: Über 7,4 Millionen Menschen starben infolge der Unterdrückung durch die Nazis in den besetzten Gebieten, durch Epidemien und Hungersnöte sowie durch feindliche Luftangriffe. Von den 5,3 Millionen Menschen, die nach Deutschland gebracht wurden, starben mehr als 2,1 Millionen in Gefangenschaft. Mehr als eine weitere Million starb bei der Evakuierung vor Hunger, Kälte und an Krankheiten. Demographen glauben, dass unter Berücksichtigung der ungeborenen Generation als Folge dieser Verluste die Gesamteinbuße des Landes 54-56 Millionen Menschen betrug. Dies war der wahre Preis des Sieges.

Die sowjetische Führung evakuierte 1,4 Millionen Juden, 2 Millionen blieben zurück

Unter den friedlichen Sowjetbürgern waren die Opfer des Krieges mit dem Faschismus in erster Linie die Juden. Die Evakuierung in den Osten erfolgte rechtzeitig für 1,4 Millionen der jüdischen Bevölkerung, wobei es aus den westlichen Regionen nur 100.000 waren. Aufgrund des raschen Ansturms der Deutschen und der Verantwortungslosigkeit der sowjetischen Behörden blieben etwa 2 Millionen Juden in den besetzten Gebieten. Fast alle von ihnen wurden von Hitlers Anhängern mit der Komplizenschaft von Kollaborateuren vernichtet. Während der Errichtung von Denkmälern für die ermordeten Juden sprechen die Behörden allerdings nur über die „Opfer unter der Zivilbevölkerung“.

Entgegen der Unterstellungen von Antisemiten kämpften 501.000 Juden in der sowjetischen Armee, 27 % von ihnen waren Freiwillige (der höchste Anteil unter allen Völkern der UdSSR). Und überall auf der Welt beteiligten sich etwa 1,5 Millionen Juden am Anti-Nazi-Kampf. Nur in der UdSSR erhielten mehr als 120.000 jüdische Soldaten Kampfpreise, darunter 157 den Titel „Held der Sowjetunion“ (45 davon posthum). Der Prozentsatz der ausgezeichneten Juden war mindestens ebenso hoch wie der der Russen. Und dies trotz der Richtlinie der Beschränkung der Zahl der ausgezeichneten Personen jüdischer Nationalität. Abram Levin hat ein Jahr früher als A. Matrosova mit seiner Brust die Scharte des feindlichen Zot, gefolgt von vier weiteren Juden verdeckt. Noch vor N. Gastello schickte Isaac Preisaizen ein brennendes Flugzeug in das Dickicht der feindlichen Truppen, sein Kunststück wurde von 11 Stammesangehörigen wiederholt. Der Gefreite Efim Dyskin, dreimal verwundet, zerstör

In den besetzten Gebieten beteiligten sich Juden aktiv an Guerilla- und Untergrundbewegungen. In den 20 Ghettos sabotierten sie, und zettelten bewaffnete Aufstände an. In 70 jüdischen Partisanenkommandos kämpften etwa 4.000 Menschen, und insgesamt waren es bis zu 49.000 Juden. Und 1.500 von ihnen kämpften in der Ukraine unter dem Kommando von 26 jüdischen Kommandeuren. Das größte Partisanenkommando, das ausschließlich aus Juden bestand, wurde in Weißrussland von den Brüdern Bielski gegründet. Der Minsker Untergrund wurde von Isa Kazinets geleitet, der 1942 von den Besatzern hingerichtet wurde. In Litauen kämpfte nach der Zerstörung des Ghettos von Vilnius die Abteilung „Nekama“ („Rache“) unter dem Kommando von Abba Kovner heldenhaft.

Die Legende vom passiven Juden ist falsch

Während des Krieges starben 198.000 Juden im Kampf, an Wunden, Krankheiten oder gingen verschollen, dies waren Soldaten und Partisanen (39,6 % der Gesamtzahl). Fast alle gefangenen Juden wurden getötet. Von den überlebenden Soldaten jüdischer Herkunft waren 180.000 (60 %) verwundet. Ein wichtiger Beitrag zum Sieg über den Faschismus war die Anstrengung der sowjetischen Juden hinter der Front. Unter ihnen waren die berühmten Schöpfer neuer Flugzeuge, Mörser, Munition, Panzerkonstrukteure, Wissenschaftler und führende Vertreter der Militärindustrie. Mehr als 180.000 jüdische Wissenschaftler, Ingenieure, Direktoren und Arbeiter wurden mit Orden und Medaillen der UdSSR ausgezeichnet, fast 300 erhielten den Titel des Preisträgers des Staatspreises für Wissenschaft und Technologie. Aber selbst darüber schwiegen die sowjetischen Medien ebenso absichtlich, wie heute die russischen.

Die Niederlage des Nationalsozialismus brachte der Menschheit den langersehnten Frieden, und bewahrte die Juden vor der totalen Vernichtung. Die Sowjetunion zwang den Ländern Osteuropas jedoch lange Zeit totalitäre Regime auf. Sowjetische Soldaten, die im Westen einen hohen Lebensstandard sahen, kehrten in die alte Verwahrlosung und Machtlosigkeit zurück. Als Folge des Kalten Krieges waren die Menschen vom Rest der Welt abgeschnitten. Stalin, seine Schergen und Gefolgsleute, die die demokratischen Freiheiten unterdrückten, schürten in jeder Hinsicht judenfeindliche Gefühle in der Bevölkerung, verdrängten jüdische Führer und Intellektuelle, verfolgten Anhänger des Zionismus und des Staates Israel, des Judentums und der jüdischen Kultur, diskriminierten Bürger aufgrund ihrer Nationalität. Dies ist die „Belohnung“ für all das Leid, das den Überlebenden des Holocaust und des Weltkriegs widerfahren ist.

Dies war ein Tribut an die Juden für ihren heldenhaften Beitrag zum Gesamtsieg über den Faschismus.

Übersetzung aus dem Russischen: Sofia Ahatyeva

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