Abschiebungen könnten Leben retten: Der kaum geahndete Überfall der iranischen Revolutionswächter auf ein deutsches Studentenwohnheim in Mainz im Jahr 1982
Die Aktivitäten des iranischen Terrorregimes auf deutschem Boden sind bei der Bevölkerung nahezu unbekannt oder häufig vergessen. Einer der Täter von 1982 bekam eine Duldung und beteiligte sich 1992 am tödlichen Mykonos-Attentat in Berlin.
Kazem Darabi wurde am 12. Dezember 1982 wegen Landfriedensbruch zu acht Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.© WIKIPEDIA
Das islamo-faschistische Regime von Teheran und sein Anhänger spionieren in Deutschland Exil-Iraner, mit Israel assoziierte Menschen und Juden aus, um diese am «Tag X» zu meucheln. Der bekannteste Fall dürfte hier Reinhold Robbe, der SPD-Politiker und ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestags, sein, der im Auftrag der Al-Kuds-Einheit aufgrund seiner Funktion als Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft von einem pakistanischen Staatsbürger namens Syed Mustafa H. ausspioniert wurde. Reinhold Robbe ist beileibe nicht der einzige. Wie der Blog «Die Ruhrbarone» berichtete, stellte der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen im «Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2018» folgendes fest:
„Im Berichtsjahr wurden wieder Aktivitäten der sogenannten „Quds Force Brigade“ (QF) festgestellt. Bei den QF handelt es sich um eine Spezialeinheit der Revolutionsgarden, die über eine eigene nachrichtendienstliche Abteilung, einen Sicherheitsdienst und eine Spionageabwehr verfügt. Die QF betreibt unter anderem Informationsbeschaffung im Ausland. Ein Hauptaugenmerk liegt in der Ausspähung von israelischen und pro-israelischen Institutionen sowie von hier lebenden Staatsangehörigen des Staates Israel und von Personen jüdischen Glaubens. Dem Verfassungsschutz liegen Erkenntnisse vor, dass es im Berichtsjahr Ausforschungsaktivitäten der QF in Nordrhein-Westfalen gegeben hat.“
Es ist nicht davon auszugehen, dass das verbrecherische und menschenverachtende Regime seine terroristischen Aktivitäten eingestellt hat, stattdessen ist es wahrscheinlich, dass das Regime sie intensiviert hat.
Aber die Aktivitäten des Regimes haben sich auf deutschem Boden nicht immer nur auf Spionage und die Planung von Terroranschlägen und Mord beschränkt. Denn am 24. April 1982 überfielen ungefähr 200 bewaffnete Anhänger der Pasdaran (dt. Revolutionsgarden) das Studentenheim «Inter 1» der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, um dort antiklerikale Exil-Iraner zu terrorisieren. Wie die damalige Chemiestudentin Marion Hamm sich erinnert, war der Aufmarsch der Regime-Anhänger straff militärisch organisiert:
„Da kamen achtzig bis hundert Leute im Gleichschritt und im Gänsemarsch, schwer bewaffnet mit Stöcken, Messern, Kabeln und Ketten und riefen im Chor: Allahu Akbar!“
Bei diesem Angriff wurden nicht nur antiklerikale Exil-Iraner von Pasdaran zum Teil schwer verletzt und deren Pässe geraubt, sondern es starb auch eine deutsche Studentin aus Worms am darauffolgenden Tag an den Folgen dieser Aktion. Dieser Angriff hatte eine Vorgeschichte: Am 21. März 1982 verprügelten die Regimeanhänger Daniel Rousha-Nafas und Muhammed Ali Kavian-Talouri einen exil-iranischen Oppositionellen im Studentenwohnheim «Inter 1». Als die Polizei die beiden verhaftete, fand sie in deren Behausung im Studentenwohnheim Elektrokabel und andere Schlagwerkzeuge. Nach Angaben ihrer anti-klerikalen Kommilitonen haben Daniel Rousha-Nafas und Muhammed Ali Kavian-Talouri die Botschaft informiert und verraten in welchen Räumen die anti-klerikalen Exil-Iraner gelebt hätten, damit die Botschaft für den nachfolgenden Angriff wusste, wer wo zu finden war.
Die Angreifer waren aus Aachen, Hannover, Hamburg, Kassel, Dortmund und Köln angereist
Der Angriff der islamo-faschistischen Regimeanhänger hatte aber auch ein Nachspiel. Die Angreifer, die zum Teil aus Aachen, Hannover, Hamburg, Kassel, Darmstadt, Dortmund und Köln angereist waren, hatten nicht nur Waffen wie Kabelstränge, Holzlatten mit Nägeln, Würgehölzer, Metallrohre, Messer und ein Zimmermannsbeil dabei, sondern vorsorglich auch Verbandszeug mitgenommen. Von den 86 Angreifern waren 83 iranische Staatsbürger, dazu zwei türkische und ein afghanischer Staatsbürger. Sie wurden am Folgetag in rheinland-pfälzische Untersuchungshaft genommen, weil sie „in Mainz – Universitätsbereich – als Chomeini-Anhänger sich mit einer Vielzahl Gleichgesinnter“ zusammengefunden haben sollen, „um politisch andersdenkende Iraner tätlich anzugreifen“, wie es im Haftbefehl stand. Bei der anschließenden Personenerfassung gaben alle Angreifer einstimmig an „Mohammed Musliman“ zu heißen.
Genscher und der Drogenhändler
Zwar wollte der damalige Mainzer Oberstaatsanwalt Werner Hempler ein starkes Zeichen setzen, wurde aber von Männern wie dem damaligen Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz, Bernhard Vogel, und dem damaligen Aussenminister, Hans-Dietrich Genscher, zurückgepfiffen. So wurden die 86 Angreifer schließlich von der Untersuchungs- in die Abschiebehaft verlegt.
Hans-Dietrich Genscher, der für seine Verdienste in Bezug auf DDR-Bürger zu Recht gewürdigt wurde, spielte im Fall der Islamischen Republik Iran eine gar unrühmliche Rolle. Im Jahr 1980 traf sich Hans-Dietrich Genscher mit dem Gesandten des Regimes der Islamischen Republik Iran, Sadegh Tabatabai, um mit diesem über die Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft und deren Ende zu beraten. Dieser Sadegh Tabatabai war nicht irgendwer, sondern gehörte jahrelang zum obersten Machtzirkel der Islamischen Republik. Tabatabais Schwester hat Khomeinis Sohn Ahmad geheiratet und somit ist Tabatabai der Schwager von Khomeinis Sohn. Tabatabai selber begleitete Khomeini zurück aus seinem französischen Exil in den Iran. Nach der «Islamischen Revolution» arbeitete er unter anderem als Gesandter für das neue Regime. Dabei war Tabatabai sich nicht zu schade, Drogen zu schmuggeln. Im Jahr 1983 wurde er am Flughafen Düsseldorf mit 1,65 kg Rohopium im Gepäck erwischt, verhaftet und dann auf Kaution freigelassen. Nach diesem Zwischenfall bestätigte das Regime seinen Status als diplomatischen Gesandten. Für diese und andere Dienste wurde Sadegh Tabatabai nach seinem Tod im Khomeini-Mausoleum öffentlich und mit allen Ehren bestattet.
Sanfte Strafen fordern weitere Opfer: Das Mykonos-Attentat
Aber zurück zu Hans-Dietrich Genscher und der Bundesrepublik Deutschland nach dem Angriff auf das Studentenwohnheim «Inter 1». Die lasche und kurzsichtige Haltung der deutschen Behörden gegenüber den Angreifern und Drahtziehern wie z.B. dem Revolutionsgardisten Kazem Darabi, rächte sich massiv, als Kazem Darabi aufgrund von Druck aus Teheran aus der Abschiebehaft entlassen wurde und eine Duldung bekam. Darabi zog nach Berlin und war dann am Mykonos-Attentat (17. September 1992) beteiligt, bei dem der Generalsekretär der «Demokratischen Partei des Iranischen Kurdistans» (DPK-I), Sadegh Scharafkandi, der Repräsentant der Partei in Frankreich, Fattah Abdoli, der Repräsentant der Partei in Deutschland, Homayoun Ardalan, der Dolmetscher Nouri Dehkordi erschossen und der Wirt des Lokals sowie ein unbeteiligter Gast schwer verletzt wurden.
Für diese Tat wurde Kazem Darabi von einem Berliner Kammergericht wegen Mordes mit besonderer Schwere der Schuld zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Allerdings musste er nicht die ganze Strafe absitzen, und wurde nach 15 Jahren freigelassen. Dies geschah vermutlich aufgrund der von Teheran praktizierten Geiseldiplomatie und in der Hoffnung den in iranischen Kerkern inhaftierten Donald Klein freizubekommen. Am 10. Dezember 2007 wurde Kazem Darabi in den Iran abgeschoben und dort dem verurteilten Mörder ein heldenhafter Empfang mit Blumenkränzen zuteil. Dies zeigt, wie durch die Nachlässigkeit der deutschen Bundesbehörden barbarisches und terroristisches Verhalten von Seiten Teherans toleriert wurde und wird.
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