Vom Hisbollah-Agenten zum israelischen Rabbiner: Avraham Sinai alias Ibrahim Jassin
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Muslim zum Judentum konvertiert und Rabbiner wird. In diesem Fall stammt der Israeli auch noch aus dem Libanon, und spionierte einst für die Hisbollah – bis die Araber seine Kinder töteten.
Avraham Sinai hat eine dramatische Lebensgeschichte.© WIKIPEDIA
(Israelnetz) Seit 23 Jahren lebt Rabbi Avraham Sinai in Israel, seine Söhne dienten in Eliteeinheiten des Militärs – doch ursprünglich stammt er aus dem Libanon. Dort war er Spion der Hisbollah, die sich die Vernichtung des jüdischen Staates auf die Fahnen geschrieben hat.
Als Ibrahim Jassin wurde der heute 57-Jährige im Libanon geboren, seine Eltern waren Schiiten. Der Bürgerkrieg, der 1975 begann, entfremdete ihn von der Heimat. „Hier ist das Paradies und dort die Hölle“, sagt der Rabbi gegenüber „n-tv“ über Israel und den Libanon. „Wo der einzelne Mensch nicht mehr zählt und seine Würde antastbar ist, ist die Hölle.“ Die Brutalität der syrischen Armee und der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO) war aus seiner Sicht „erbarmungsloser als der Krieg in Syrien“. So hätten PLO-Kämpfer seine kleine Tochter an zwei Autos gebunden, die voneinander wegfuhren – und sie auf diese Weise getötet. 1982 begrüßte er, wie viele andere Libanesen, die israelischen Besatzer als Befreier.
Auch die Hisbollah empfand er als brutal. Dennoch spionierte er für die schiitische Miliz. 1985 wurde er von Hisbollah-Kämpfern entführt und monatelang in einem Bunker gefoltert. Grund war der damals noch nicht gerechtfertigte Verdacht, er arbeite mit Israel zusammen. Imad Mughnija habe vor Sinais Augen dessen kleinen Sohn lebendig verbrannt. Der Hisbollah-Führer kam 2008 bei einer Explosion in der syrischen Hauptstadt Damaskus ums Leben, die Hisbollah macht Israel für seinen Tod verantwortlich.
Israels Hilfe zahlt sich aus
Auch nach der Ermordung seines Babys arbeitete der Libanese weiter für die Hisbollah, denn er sann auf Rache. Später kam er in Kontakt mit dem israelischen Kommandeur Zachi Bareket. Dieser sorgte nämlich dafür, dass Sinais Frau bei der Geburt einer Tochter Hilfe von israelischen Ärzten bekam. Sie wurde nach Haifa ausgeflogen und dort versorgt.
Der israelische Kommandeur hatte den Hintergedanken, durch solche Aktionen das Vertrauen von Libanesen zu gewinnen. In diesem Fall war er erfolgreich. Bis heute verbindet Sinai und Bareket eine Freundschaft. Der Agent spionierte gleichzeitig für die Hisbollah und für Israel. Der israelischen Zeitung „Yediot Aharonot“ sagte er im vergangenen Jahr: „Wenn ich Zachi anrief, um ihm von Terroristen zu erzählen, wusste ich, dass sie aus meinem Dorf gejagt würden und das fand ich gut.“ Zudem bekam er Treibstoff und einen Passierschein für die Checkpoints, ebenso wie ein von „Palästinensern“ beschlagnahmtes Gewehr.
Doch wurde er 1989 gefangengenommen und verbrachte ein Jahr in einem syrischen Gefängnis. Nach seiner Freilassung setzte er die gefährliche Agententätigkeit fort, bis er 1997 nach Israel gebracht wurde. Mittlerweile lebt er im galiläischen Zefat, das auch als Safed bekannt ist. „Gott wollte, dass ich weiterlebe“, sagte er gegenüber „n-tv“. Ausgerechnet durch den Koran kam er dazu, die Thora zu studieren. Denn dieser lehre, dass darin die Wahrheit liege.
Der Koran weckte das Interesse am Judentum
Mit seiner Familie trat er zum Judentum über. Nach eigenen Angaben hatte er bereits in der Haftzeit davon geträumt, als Jude in Safed zu leben. Er wurde orthodoxer Rabbiner. Heute führen nur der älteste Sohn und die jüngste Tochter ein religiöses Leben. Die restlichen fünf Kinder sind säkular eingestellt. „Sie sind dankbar, ein freies Leben in Israel zu genießen und sprechen kein Arabisch“, erzählte er.
Bareket merkte in einem Gespräch mit „Yediot Aharonot“ an: „Wir sind nicht Freunde, sondern Brüder. Wenn er überall im Land Vorträge hält, komme ich für eine kurze Einführung. Erst dann kommt er mit seinem ultra-orthodoxen Gewand herein, und jeder ist schockiert.“ Sinai bezeichnet den Libanon als wunderschön – doch Israel sei seine neue Heimat.
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