Israel von oben

Der jüdische Staat hat eine lebendige Sportflieger-Szene – ein Erlebnisbericht mit beeindruckenden Luftbildern israelischer Landschaften.

Der ehemalige Stadtflughafen von Tel Aviv

Von Rainer Brorsen

In Israel gibt es allen – gerade auch militärisch bedingten Beschränkungen zum Trotz – eine lebendige Szene der fliegerischen Grundlagenschulung sowie von Hobbypiloten, die sich in gemieteten oder in einigen Fällen auch eigenen, meist einmotorigen Propellerflugzeugen über Israels außerordentlich abwechslungsreicher Landschaft vergnügen. Diese „Kleinfliegerei“ hat ihre Heimatbasis natürlich nicht am großen internationalen Flughafen Ben Gurion (fliegerisch: ICAO LLBG), sondern geht im Wesentlichen von dem überschaubaren kleinen Landeplatz in Herzliya (ICAO LLHZ) aus. Der Autor, früher selber recht erfahrener Privatpilot, hat mehrere schöne Flugzeugausflüge über Israel „auf dem Beifahrersitz“ mitgemacht und auch photographisch dokumentiert.

Der Herzliya-Flugplatz liegt nördlich von Tel Aviv und ist gut erreichbar; direkt am besten mit dem eigenen Wagen oder per Pickup. Am Eingang erwartet den vorab angemeldeten Fliegergast eine Ausweiskontrolle von gut bewaffneten, wachsamen, aber freundlichen Sicherheits-Mitarbeitern. Dies ist unkompliziert, nach kurzen Rückfragen und wenigen Minuten erledigt und die Zufahrt zu dem im Wesentlichen von Kleinflugzeugen (1- bis 2-motorige Flugzeuge und einige wenige Hubschrauber) vorwiegend für Schulungen genutzten Flugplatz frei.

Die dortigen Flugschulen werben natürlich, wie überall auf der Welt, mit der ganz großen Karriere als Verkehrsflugzeugführer. Denn schließlich: sie alle haben einmal klein angefangen. Der Pilot unserer einmotorigen Cessna 172 ist bereits recht erfahren und auf dem Wege zum Verkehrsflugzeugführer. Er freut sich, mit uns zusammen ein weiteres Mal wichtige Flugstunden für den nächsten Ausbildungsschritt günstig sammeln zu können.

Nach allen notwendigen Flugvorbereitungen, Flugzeug-Checks, Briefings und Freigaben (fliegerisch: LLHZ ist eine Kontrollzone CTR) befinden wir uns bereits auf dem Rollweg vom Herzliya Airfield und freuen uns auf einen schönen Flug Richtung Negev bei ziemlich gutem Wetter über Israel.

Nach dem Start drehen wir in eine Linkskurve, melden uns beim Tower von Herzliya ab und kontaktieren den nördlichen militärischen Radar Controller mit dem passenden Rufzeichen „Pluto“: sämtliche Flüge über Israel sind nämlich Radar-kontrolliert (fliegerisch: ähnlich CVFR). Nun fliegen wir entspannt an der Küste Tel Avivs entlang und kommen als erstes an dem kürzlich, nach langen politischen Kämpfen dichtgemachten dortigen Stadtflughafen Sde Dov (ICAO ehemals: LLSD) vorbei, dessen Landebahn direkt am ersten Tage nach der Rechtsgültigkeit des Schließungsbeschlusses wegplaniert und damit „vorsichtshalber“ endgültig unbrauchbar gemacht wurde.

Wir fliegen weiter an der Küste entlang an den Badeorten Bat Yam sowie der Hafenstadt Ashdod und der Einwandererstadt Ashkelon vorbei in Richtung Gaza.

Bevor wir allerdings an der arabischen Terror-Enklave ankommen, drehen wir weiter nach Süden ab in Richtung der Wüstenstadt Beerscheva, wo wir vor der Skyline der Stadt im Hintergrund einen tiefen Überflug über die Landebahn des dortigen kleinen Flugplatzes (ICAO LLBS) machen (fliegerisch: low pass).

Weiter geht es nach Ashalim mitten in der Negev-Wüste, wo ein hochmodernes Solarkraftwerk mit 121 Megawatt Leistung in einem 240 Meter hohen Turm Wasser mit der Sonnenreflektion aus mehr als 3 Quadratkilometern Spiegeln aufheizt. Es ist eines der größten Solarkraftwerke der Welt.

Das Solarturmkraftwerk nahe dem Kibbuz Aschalim südlich von Beerscheba in der Negev-Wüste

Unsere letzte Ausflugsstation ist nun Mitzpe Ramon mit seinem legendären Erosionskrater in der Wüste Negev. In der größten Ausdehnung misst er fast 40 km, er ist zwischen zwei und zehn Kilometern breit und 500 Meter tief. Direkt am Kraterrand hat in Mitzpe Ramon vor einigen Jahren ein Luxushotel aufgemacht, welches praktisch nur von dem gigantischen Ausblick lebt. Auch aus der Luft ist der Riesenkrater für uns ein großartiger Anblick.

Nun heißt es langsam umkehren, denn als Privatflieger (fliegerisch: VFR) müssen wir kurz nach Sonnenuntergang gelandet sein und das muss für uns natürlich an der Heimatbasis unserer Flugschule in Herzliya sein.

Weiter unter der Aufsicht des südisraelischen Militärkontrolleurs (Rufzeichen hier: Hagav = Heuschrecke) bewegen wir uns zügig auf die Küste zu und fliegen nordwärts an Jaffa und Tel Avivs Strandpromenade entlang.

Rechtzeitig setzen wir noch in der Spätnachmittagssonne Israels zur Landung auf unserer Homebase an – nach einem weiteren herrlichen „Israel von oben“-Ausflug.

 

Fotos sämtlich vom Autor. Er ist seit Jahrzehnten ein regelmäßiger Israel-Besucher. Freunde bezeichnen ihn auch als „Zionisten im Herzen“. Kontakt: dr.brorsen@gmx.de

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