Kein Platz für Ronald Reagan im roten Berlin

Der US-amerikanische Präsident der 80er trug wesentlich zum Fall des Eisernen Vorhangs und damit zur Wiedervereinigung Berlins bei – doch die in „Die Linke“ umbenannte SED, die Grünen und die SPD wollen von ihren alten Feindbildern nicht lassen.

Botschafter Grenell und Außenminister Pompeo auf dem Dach der amerikanischen Botschaft in Berlin© AFP

Von Michail Goldberg

Im November feierte ganz Deutschland 30 Jahre Mauerfall. Es wurden Reden gehalten, Politiker gaben sich den Erinnerungen an die damalige Zeit hin und beschworen die Treue zur Demokratie. Viele glaubten es ihnen. Allerdings wussten die ehemaligen sowjetischen Staatsbürger, die hinter dem selben Eisernen Vorhang wie die DDR-Bürger lebten: Das Wichtigste wird nicht in einer Lobrede ausgesprochen, denn über das Wichtigste wird gerne geschwiegen.

Wir erinnern uns an die Feierlichkeiten im Mai 2019: 70 Jahre Berliner Luftbrücke. Mehr als ein Dutzend historischer Maschinen vom Typ Douglas DC-3 – die berühmten Rosinenbomber, welche damals, während der sowjetischen Blockade, die Berliner vor dem Hungertod bewahrt hatten –, flogen über Berlin. Sie durften allerdings nicht wie geplant auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof landen oder das Brandenburger Tor überfliegen. Diese Erlaubnis wurde vom Berliner Senat nicht erteilt.

Vom 1981 bis 1989 war Ronald Reagan amerikanischer Präsident. Sein politisches Credo war so einfach wie resolut: Er befürwortete freie Marktwirtschaft, bekannte sich zu christlich-konservativen Werten und hielt den Kommunismus für eine tödliche Gefahr für die freie Welt, eine Gefahr, welche es zu bekämpfen galt, und zwar tatkräftig. Als im „Reich des Bösen“ Michail Gorbatschow an die Macht kam und aus dem Kreml andere Worte als zuvor zu vernehmen waren, forderte Reagan, dass Moskau diesen Worten auch Taten folgen lässt: Am 12. Juni 1987 forderte Reagan in West-Berlin Gorbatschow am Brandenburger Tor auf: „Mr. Gorbachev, open this gate, Mr. Gorbachev, tear down this wall!“. Nach zweieinhalb Jahren gab es diese Mauer nicht mehr, nicht zuletzt dank der konsequenten Politik Reagans.

Bereits damals wirkte er wie ein rotes Tuch auf die deutschen Linken, der Medien inklusive. Es gab Demonstrationen gegen seinen Besuch; hier sei gesagt – dies ist wohl das Schicksal eines jeden Republikaners, ob Reagan, Bush oder Trump.

Auch Reagans Tod 2004 versöhnte das linke Berlin nicht mit ihm. Jahrelang versuchten amerikanische Diplomaten, in der Hauptstadt des vereinten Deutschlands die Erinnerung an diesen herausragenden Präsidenten, dessen Politik eine entscheidende Rolle beim Mauerfall gespielt hatte, zu bewahren.

 

Fadenscheinige Gründe

Obwohl nach 1989 auf der ganzen Welt Reagan-Denkmäler aufgestellt wurden, blieben die Berliner Politiker erstaunlich standhaft. Erst 1992 ließen sie sich dazu hinreißen, Reagan zusammen mit Gorbatschow und Kohl den Titel „Ehrenbürger Berlins“ zu verleihen. Das wurde dann später als Ausrede genutzt, wenn erneut die Frage über Reagans Andenken gestellt wurde: Man verwies auf die Verleihung des Titels – das würde genügen, hieß es. Und es gab ja recht viele große Staatsmänner und man könne nicht allen Denkmäler aufstellen oder einen Platz zu ihren Ehren umbenennen! Dies war natürlich nur ein Vorwand: Im Falle des Präsidenten John F. Kennedy wurde der Platz vor dem Rathaus in Berlin Schöneberg, wo er vom Balkon aus seine berühmte Rede hielt, ganz schnell umbenannt; später kam noch ein Museum neben dem Brandenburger Tor hinzu.

Mit Präsident Reagan war es da ganz anders. 2004 schlugen die liberalen Kräfte Berlins vor, den Washingtonplatz zu seinen Ehren umzubenennen, dies lehnten die Sozialdemokraten des Berliner Senats jedoch ab, mit dem Argument, dass eine Änderung der Toponyme frühestens fünf Jahre nach dem Tod der betreffenden Person zulässig sei. 2007 kam der Vorschlag erneut, diesmal von der CDU. Daraufhin wurden vom Berliner Senat an alle Stadtbezirke Anfragen geschickt. Als vier Jahre später, 2011, aus einem der Bezirke die entsprechende Antwort – mit einem Angebot – kam, wurde dieses von den Grünen und Sozialdemokraten als ein „Wahltrick der Konservativen“ abgetan und abgelehnt. Im Juni 2017 schlug die AfD-Fraktion vor, zu Ehren Reagans die Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte umzubenennen („Ronald Reagan hat mit seiner unnachgiebigen Haltung gegenüber den kommunistischen Diktatoren in aller Welt ein klares Zeichen für Demokratie und Freiheit gesetzt“, begründete die AfD ihren Umbenennungsantrag, „Berliner Morgenpost“, 08. Juni 2017, - Anm. d. Übers.). Dem Antrag wurde nicht entsprochen.

Inzwischen hat Donald Trump im Weißen Haus das Sagen. Von ihm nominiert und vom US-Senat bestätigt, beschäftigte sich als US-Botschafter in Deutschland Richard Grenell mit der Frage der Erinnerung an Ronald Reagan. Am 8. November 2019 fand in Anwesenheit des US-Außenministers Mike Pompeo die feierliche Enthüllung der überlebensgroßen Reagan-Statue auf der Dachterrasse der US-Botschaft statt – einige Meter von dem Ort, wo der 40. Präsident der Vereinigten Staaten seine historische Rede hielt. Sogar der verstorbene Reagan erwies sich als stärker als seine linken Opponenten.

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