„Nie wieder!“ – Jetzt aber wirklich!

Den inhaltsleeren Parolen müssen endlich konkrete Maßnahmen gegen die hauptsächlich Schuldigen folgen.

Bundeskanzlerin Merkel ging nicht auf das versuchte Messerattentat eines Syrers vor einer Berliner Synagoge ein.© Christof STACHE , AFP

Von Dr. Rafael Korenzecher

Dieser Tag sei ein Tag der Scham und der Schande, sagte nach der Tat von Halle unser Bundespräsident Steinmeier und rief zu Solidarität mit jüdischen Mitbürgern gegen rechte Gewalt auf. Solch ein Angriff auf eine vollbesetzte Synagoge sei in Deutschland nicht mehr vorstellbar gewesen. „Es muss klar sein, dass der Staat Verantwortung übernimmt für jüdisches Leben, für die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland“, setzte er mit situations-angemessen ernst-entschlossener Miene nach.

Das macht dankbar, hat beeindruckt und brachte Linderung nach dem schrecklichen Geschehen dieses Jom-Kippur-Tages 2019 in Halle. Der Bundespräsident ist solidarisch mit den Juden in Deutschland. Wer sagt’s denn: es geht doch. Schade, dass es dafür erst eines Mordanschlags durch einen Neonazi bedarf.

Der gescheiterte islamische Messeranschlag auf die Große Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin, die Allahu-Akbar- und F…ck-Israel-Rufe des vereitelten Juden- und Israelhassers kurz vor Jom Kippur müssen ihm wohl entgangen sein. Wären die Ordnungskräfte nicht eingeschritten, hätte es auch hier wie in Halle Tote und Verletzte geben können. Aber so gab es ja nicht einmal Haftgründe und der syrische Messermann ist immer noch unbehelligt auf freiem Fuß.

Leider lief der Terrorakt von Halle nicht genauso glimpflich ab: In niederträchtig kalkulierter Erwartung einer möglichst großen Zahl von G’ttesdienst-Teilnehmern wurde am Jom Kippur, dem höchsten Feiertag im jüdischen Jahreszyklus, ein brutaler Mordanschlag verübt auf die kurz nach dem Krieg zur Synagoge umgebaute und umgewidmete Trauerhalle am jüdischen Friedhof von Halle.

Die Umwidmung war erforderlich geworden, weil die ursprüngliche Synagoge der jüdischen Gemeinde schon einmal Opfer eines Anschlags geworden war, bei dem sie seinerzeit bis zur Nutzungsunmöglichkeit zerstört worden ist. Der damalige Anschlag war Teil der deutschlandweiten Judenpogrome vom November 1938.

Damals waren die Täter deutsche Nazis, ihr Motiv war entmenschter, sich jeder Rationalität entziehender mörderischer Judenhass. Vom 7. bis 13. November 1938 wurden in Deutschland etwa 800 Juden ermordet, allein 400 Menschen in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Eine sehr viel größere Zahl jüdischer Menschen wurde von Deutschen zusammengeschlagen und verletzt. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige jüdische Versammlungsräume sowie tausende jüdischer Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe wurden zerstört. Nach dem 10. November 1938 wurden ungefähr 30.000 Juden in deutsche Konzentrationslager verbracht, wo mindestens weitere 400 Menschen ermordet wurden oder an den Haftfolgen verstarben.

Auch in Halle hatte sich an dem Motiv nichts geändert. Zwei unschuldige Menschen sind schrecklicherweise ermordet worden. Sie sind beide unabhängig voneinander an verschiedenen Tatorten von dem frustrierten Täter hinterrücks erschossen worden. Jana L., eine junge, lebenslustige Autogrammsammlerin aus Halle durch eine Schusssalve auf der Straße vor der Synagoge und Kevin S., ein junger Fußballfan aus Merseburg bei einer Essenspause in einem nicht weit entfernten Döner-Imbiss. Ihnen und ihren Angehörigen gilt unsere tiefe und aufrichtige Anteilnahme.

Vorbilder aus Norwegen und Neuseeland

Der Täter, Stephan B., ist ein junger nativer Deutscher, der in seinem augenscheinlich deviant sinnentleerten Leben die einzige Geltung und den einzigen sichtbaren Inhalt in rechtsextremem Gedankengut und pathologisch-mörderischem Judenhass zu sehen scheint. Er ist nach gegenwärtiger Erkenntnis ein Einzelgänger, der in den Zeiten von Internet und globaler Kommunikation in Mord-Monstern wie Anders Breivik und Brenton Tarrant (Christchurch) seine ekelerregenden Role-Models sieht.

Bei jedem der zahlreichen hier verantwortungslos eingelassenen islamischen Messerstecher, Frauen-Vergewaltiger, Schwert-Mörder, Lastwagen-Killer in monotoner Wiederholung von traumatisierten, schuldlos kultur-spezifisch sozialisierten, durch schwere Erlebens-Empirik bis zur Schuldunfähigkeit psychisch geschädigten Einzelfällen zu sprechen, die so gar nichts aber auch gar nichts mit dem Islam zu tun haben (obwohl zahlreiche Muslime als Zeichen ihrer Sympathie bei fast jeder Schreckenstat ihrer Glaubensbrüder in großer Zahl Freudentänze und liebenswerte Flaggenverbrennungen vornehmlich jüdischer und amerikanischer Flaggen vornehmen), aber die abscheuliche Einzel-Tat dieses wahnsinnigen Mörders gegen einen Wahlgegner einzusetzen, der einem bereits Millionen von ursprünglich in den eigenen Reihen beheimateten Wählern abgenommen hat (das gilt sowohl für die sich noch in der Agonie befindliche Merkel-Partei als auch für die bereits klinisch tote Partei der Maase, Steinmeiers (ruhend) und Lauterbachs) klingt mehr nach politischer Exploitation dieser schrecklichen antisemitischen Tat, als nach ehrlicher Betroffenheit.

 

Die Tür hat die Beter gerettet

Dazu ist die eigentlich beabsichtigte, akribisch geplante und bis zum Waffen-Selbstbau detailliert vorbereitete Ermordung der jüdischen Beter missglückt, weil der Täter nicht in die Synagoge hineingelangt ist. Dass kein entsetzliches Blutbad unter den dort anwesenden etwa 70 jüdischen Betern angerichtet worden ist, ist fast ein Wunder und ausschließlich der stabilen Tür des Bethauses, dem Zufall und dem Dilettantismus des Täters, keinesfalls aber etwa der mit den Juden sympathisierenden Vorsorge unserer etablierten Politik geschuldet.

Shma Koleinu (Höre unsere Stimme) ist eine wichtige Gebetsbitte, die die Gläubigen am Jom Kippur an ihren Herrn richten. Es scheint ganz so, als seien sie dieses Mal unmittelbar erhört worden.

Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sich der Täter Zugang hätte verschaffen können. Die Synagoge war trotz der vor einigen Tagen vorgelaufenen islamischen Messerattacke auf die Oranienburger Straße in Berlin (wo der Täter ja bekanntlich wahrscheinlich zur Vorbereitung eines erfolgreicheren Anschlags sofort wieder freigelassen wurde) erstaunlicherweise nicht bewacht, und die vom Rabbiner angerufene Polizei wollte trotz des genannten Notstandes erst einmal Personalien und Umstände ganz minutiös geschildert wissen, bevor sie sich entschloss einzugreifen. Jedenfalls dauerte es schreckliche angstvolle 15 Minuten bis sie am Einsatzort erschien, von wo sie den Täter, statt ihn unmittelbar unschädlich zu machen, dann auch prompt zum Dönerladen entkommen ließ, wo er noch auf weitere Passanten schoss, bevor er sein zweites Opfer ermordete.

Gar nicht lange dauerte es dagegen bis zum Auftritt der gesamten bundesrepublikanischen Prominenz aus Politik und Medien. Keiner wollte fehlen und keiner fehlte. Und richtig so: Antisemitismus und Rassismus aus gleich welcher Richtung und in gleich welche Richtung sind vollkommen inakzeptabel. Zero Toleranz gegenüber jeder Form der Verachtung unseres Rechtsstaates und seiner gesellschaftlichen Toleranz-Maximen. Terror, Mord und Gewalt, aber nicht nur diese, sondern auch niederschwellige Vergehen müssen mit aller Härte unserer rechtstaatlichen Gesetze bekämpft werden – und wie ich schon oben für jeden, der es immer noch nicht begriffen hat, deutlichst darlegte: aus gleich welcher Richtung und in gleich welche Richtung!

Genau hier beginnt schon das Problem der Glaubwürdigkeit des plötzlich allzu plakativ um unser jüdisches Wohl besorgten Chors der gegenwärtigen hiesigen Funktionselite aus Politik und ihren nachgeschalteten Erziehungs- und Gesinnungsmedien.

 

Steinmeier ist unglaubwürdig

Wie sagte Herr Steinmeier doch gleich: Ein derartiger Angriff ist nicht mehr vorstellbar in unserer Republik. Er hätte viel an Kredibilität gewonnen, wenn er richtigerweise gesagt hätte, dass er in den 14 Jahren der Regierung dieser Kanzlerin und besonders der „Gar nicht mehr GroKo“ leider wieder nur allzu häufig vorstellbar geworden ist. Vergeht doch bei dem heutigen, von dem politischen Versagen geprägten erbärmlichen Zustand unserer vormals auch für Juden lebenswerten, wunderbaren Bundesrepublik Deutschland – denn darum handelt es sich auch im Fall Halle – kaum eine Woche, in der es nicht überwiegend Islam-bezogene Angriffe auf jüdische Menschen und Institutionen gibt, jüdische Schüler von Islam-dominierten deutschen Schulen gemobbt oder gar geprügelt werden und Juden nicht aus diesem Land abwandern.

Statt dieses Problem unseres Nachkriegsstaates wahrhaftig, beherzt und wirksam anzugehen, lenkt man uns ab mit sinnfreien Klima-Kabinetten, Klima-Humbug, Zeugen-Gretas und Extinction-Rebellions von der wirklichen, zum nicht geringen Teil geduldeten islamogenen Auslöschung unseres säkularen demokratischen Rechtstaates und schiebt alles, aber auch alles, was man selbst verursacht hat – so auch den reaktiv entstandenen Rechtsruck – den nach rechts verorteten Kritikern der gegenwärtigen suizidalen Politik in die Schuhe.

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier© ODD ANDERSEN, AFPr

 

Krokodilstränen

Was kann man aber auch von einem etabliert-politischen Betroffenheits-Aufgebot erwarten, das mit geheuchelten Krokodilstränen über die bedrohliche Verunmöglichung jüdischen Lebens in unserem Staat lamentiert, die es selbst, vor allem mit gelebter Anbiederung an islamische Judenfeinde geschaffen hat?

Israel-Dämonisierung – weltweit, in der UNO und hier, Iran-Unterstützung, Terror-Finanzierung, Kumpanei mit blutrünstigen islamischen Panislamisten à la Rohani und Erdogan, Hisbollah-Duldung, Staatsempfänge in Berlin für Israel- und Judenhasser, die Liste ist endlos.

Ebenso die der peinlich unglaubwürdigen plötzlichen Judenfreunde wie die Ikone der israel-feindlichen Doppelzüngigkeit Sawsan Chebli, die plötzlich und medienwirksam den Weg neben Frau Merkel in die Oranienburger Straße gefunden hat.

Es kann auch nicht hilfreich für einen wirklichen Change der prekären Bedrohungslage für die hiesigen Juden sein, wenn sich ihre hiesigen Vertreter nebst prominenten Medienleuten gegen jedes täglich Erleben der Juden in unserem Lande obsessiv und einseitig nur gegen rechts stellen und den Islam und den mit ihm – additiv zu dem tradierten gesellschaftlichen Antisemitismus – importierten gewalttätigen Judenhass mit keiner Silbe erwähnen. Allen sinnentleerten und kaum noch erträglichen x-fach replizierten jetzt aber wirklich „Nie-Wieder“-Floskeln zum Trotz, wird sich an der zusehends unhaltbarer werdenden Lage der Juden in Deutschland solange nichts positiv ändern, solange das Meinungs-Monopol über das, was antisemitisch relevant ist und was nicht mit Hilfe der von uns Zwangsgebühr-finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien und die Deutungshoheit über das, was jüdischem Leben hier zuträglich wäre, in den Händen der gegenwärtigen Machtinhaber verbleibt.

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